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Das Ghetto Lublin war ein wahrend der deutschen Besetzung Polens eingerichtetes judisches Ghetto in Lublin 1 2 der Distrikthauptstadt des damaligen Distrikts Lublin im Generalgouvernement Es bestand von Marz 1941 bis April 1942 und war eines der ersten Ghettos im besetzten Polen dessen Bewohner im Zuge der Aktion Reinhardt in Vernichtungslagern systematisch ermordet wurden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Polizeieinsatz im Lubliner Ghetto Dezember 1940Zum Zeitpunkt der deutschen Besetzung im Jahr 1939 betrug der judische Bevolkerungsanteil Lublins etwa ein Drittel der Gesamtbevolkerung von rund 120 000 Am 18 September 1939 wurde die Stadt wahrend des Uberfalls auf Polen von der deutschen Wehrmacht besetzt Am 14 Oktober erhielt die judische Bevolkerung die Aufforderung 300 000 Zloty als Kontribution an die Besatzer zu bezahlen Deutsche Soldaten zwangen Juden zum Strassenreinigen und raubten judische Geschafte und Wohnhauser aus Am 25 Oktober wurde die judische Bevolkerung registriert die Zahlung ergab 37 054 Juden in Lublin Vor allem viele jungere oder politisch aktive Juden hatten zu diesem Zeitpunkt bereits die Stadt verlassen und versucht sich uber die Demarkationslinie in den sowjetisch besetzten Teil Polens zu fluchten Nach der Bildung des Generalgouvernements am 26 Oktober wurde am 1 November in Lublin eine Zivilverwaltung eingerichtet Am 9 November folgte die Ernennung Odilo Globocniks zum SS und Polizeifuhrer im Distrikt Lublin Am selben Tag begannen SS Manner Juden aus ihren Wohnungen im Stadtzentrum zu vertreiben Per Erlass des Generalgouverneurs Hans Frank vom 23 November 1939 wurden alle Juden uber 10 Jahren gezwungen den Judenstern als Erkennungszeichen zu tragen ebenso wurden alle judischen Geschafte und Betriebe gekennzeichnet Gegen Ende 1939 mussten die Lubliner Juden einen ersten sogenannten Judenrat wahlen der vorgeblich fur die Vertretung der judischen Interessen gegenuber der Besatzungsmacht verantwortlich war In der Lipowa Strasse wurde im Dezember ein Zwangsarbeitslager fur ausgesonderte judische Kriegsgefangene der polnischen Armee eingerichtet das dem Lubliner Judenrat unterstellt wurde Im November 1939 hatte die SS Fuhrung beschlossen im Distrikt Lublin ein sogenanntes Judenreservat fur Juden aus dem Reich einzurichten Nisko Plan Von Dezember 1939 bis Februar 1940 wurden zehntausende Juden aus dem Deutschen Reich und den neugeschaffenen Reichsgauen in die Umgebung von Lublin deportiert Nach dem Stopp der Deportationen wurden einige Deportierte nach Lublin verbracht andere in kleinere Ghettos in Piaski Glusk und Belzyce 1940 fanden in Lublin und Umgebung zahlreiche Razzien durch SS und Polizeieinheiten statt die dabei ergriffenen Juden wurden zur Zwangsarbeit in Arbeitslager in der Gegend um Belzec verbracht und dort zum Bau von Grenzbefestigungen eingesetzt Viele von ihnen starben unter den dort herrschenden Bedingungen Auf Anweisung Globocniks wurden die Lubliner Juden 1940 zwangsweise im judischen Viertel konzentriert Kurz bevor das eigentliche Ghetto im Marz 1941 eingerichtet wurde wurden rund 14 000 Lubliner Juden in die landliche Umgebung Lublins umgesiedelt Am 24 Marz 1941 wurde auf Befehl des Distriktgouverneurs Ernst Emil Zorner der judische Wohnbezirk zum Ghetto erklart Diese mit der Umsiedlung der restlichen Juden verbundene Massnahme geschah vor allem um Unterbringungsmoglichkeiten fur die deutsche Armee zu schaffen die zu dieser Zeit an der Grenze zur Sowjetunion fur den geplanten Angriff aufmarschierte Den Juden wurde es verboten fur Arier reservierte Strassen zu benutzen Eine strikte Uberwachung des Ghettos fand bis Marz 1942 nicht statt viele judische Spezialisten und ihre Familien lebten weiterhin ausserhalb des Ghettos und arbeiteten fur die Besatzungsmacht Viele Juden aus dem Warschauer Ghetto fluchteten nach Lublin da sie sich dort bessere Lebensbedingungen insbesondere im Bereich der Lebensmittelversorgung erwarteten Problematisch waren vor allem die beengten Wohnverhaltnisse die den Ausbruch von Epidemien wie Fleckfieber begunstigten Im Oktober 1941 begannen die Vorbereitungen fur die geplante Auflosung des Ghettos Im Dezember wurden Arbeitskrafte fur die Errichtung des KZ Majdanek in einem Vorort von Lublin ausgesondert Anfang 1942 wurde das Ghetto in zwei Teile geteilt im Ghetto A lebten vor allem arbeitslose Juden wahrend im Ghetto B solche lebten die in irgendeiner Form fur die Deutschen arbeiteten Wenige Tage vor der Auflosung des Ghettos wurden die arbeitenden Juden von der SS registriert und erhielten eine Eintragung in ihrem Ausweis die sie vor der Deportation bewahrte Am 16 Marz 1942 informierte Globocniks Judenreferent Hermann Hofle verschiedene in Lublin angesiedelte Institutionen von der geplanten Auflosung des Ghettos und der Deportation der Juden in das Vernichtungslager Belzec die arbeitenden Juden sollten in das noch im Bau befindliche Lager Majdanek gebracht werden Damit begann die Aktion Reinhardt die Ermordung der im Generalgouvernement lebenden Juden Die Deportationen nach Belzec begannen am fruhen Morgen des 17 Marz Bis zum 14 April wurden etwa 26 000 Ghettobewohner in Viehwaggons der Ostbahn nach Belzec deportiert und dort nach ihrer Ankunft in Gaskammern mit Motorabgasen umgebracht Offiziell sollten nach Ende der Aktion nur 2 500 Arbeitsjuden in Lublin bleiben jedoch schatzte die SS dass sich noch etwa 7 000 bis 8 000 Juden im Ghetto versteckt hielten Die verbleibenden Juden wurden nun in das Ghetto Majdan Tatarski bei Lublin gebracht Dort wurden am 22 April etwa 2 000 bis 2 500 von ihnen meist Frauen und Kinder die uber keinen Judenausweis verfugten ausgesondert und in einem Wald erschossen Nach diesen Selektionen verblieben noch etwa 4 000 Juden Von September bis November 1942 wurde auch das Ghetto Majdan Tatarski aufgelost die meisten Juden kamen in das nahegelegene KZ Majdanek oder von dort in kleinere Aussenlager Die meisten Uberlebenden wurden im November 1943 wahrend der Aktion Erntefest ermordet Von den einstmals 42 000 in Lublin lebenden Juden uberlebten nur etwa 200 bis 300 den Holocaust Zu den wenigen Uberlebenden gehort der US amerikanische Psychoanalytiker Zvi Lothane 1934 Siehe auch BearbeitenParczew Partisanen Liste der Ghettos in der Zeit des NationalsozialismusLiteratur BearbeitenGeoffrey P Megargee Christopher Browning Martin Dean The United States Holocaust Memorial Museum Encyclopedia of Camps and Ghettos 1933 1945 Vol 2 Ghettos in German Occupied Eastern Europe Indiana University Press 2012 ISBN 0 253 35599 0 S 675 678 Tadeusz Radzik Zaglada lubelskiego getta The extermination of the Lublin Ghetto Uniwersytet Marii Curie Sklodowskiej 2007 Wolfgang U Eckart Medizin in der NS Diktatur Ideologie Praxis Folgen Bohlau Verlag Wien Koln Weimar 2012 Kapitel 3 Biodiktatorische Praxis nach 1933 hier 3 3 6 Die Aktion Reinhardt S 145 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ghetto Lublin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bearbeiteter Stadtplan mit Darstellung des Lubliner Ghettos im Jahr 1942 Einzelnachweise Bearbeiten Lublin Ghetto deathcamps org Lublin Majdanek Concentration Camp United States Holocaust Memorial MuseumGhettos in der Zeit des NationalsozialismusDeutsch besetzte Gebiete Heutiges Polen Bialystok Debica Izbica Kielce Krakau Leslau Litzmannstadt Lomscha Lublin Meseritz Neu Sandez Otwock Piotrkow Trybunalski Przemysl Plohnen Radom Radomsko Reichshof Rejowiec Siedlce Sosnowiec Tarnow Tomaszow Mazowiecki Tschenstochau Warschau Zamosc Zwolen 410 weitere GhettosWeitere Staaten Belarus Brest Litowsk Grodno Minsk Slonim Griechenland Thessaloniki Lettland Dunaburg Riga Litauen Kauen Vilnius Russische Gebiete Ukraine Brody Charkow Djurin Drohobytsch Lemberg Stanislau Tarnopol Tschechien Theresienstadt 800 weitere GhettosVerbundete Nazi Deutschlands Bulgarien Sofia Moldawien Chișinău Rumanien Secureni Gouvernement Transnistrien Moghilev Podolsk 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