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Das Ghetto Drohobytsch bzw Ghetto Drohobycz war wahrend der Zeit des Nationalsozialismus ein Sammellager fur die judischen Einwohner der damals polnischen Stadt Drohobycz heute Ukraine und ihrer Umgebung Es bestand von Oktober 1942 bis Juni 1943 und diente als eines von uber 500 sogenannten Ghettos wahrend der Zeit des Nationalsozialismus der Internierung von rund 10 000 Juden In der Folge wurden diese fast ausnahmslos von der SS ermordet entweder durch Deportation ins Vernichtungslager Belzec oder vor Ort 1 Inhaltsverzeichnis 1 Errichtung und Aktionen 2 Auflosung 3 Prominente Insassen 4 Gedenken 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseErrichtung und Aktionen BearbeitenVor dem Zweiten Weltkrieg waren uber vierzig Prozent der Stadtbevolkerung Juden das heisst rund 15 000 Bewohner wobei nach der Besetzung Polens zusatzliche polnisch judische Fluchtlinge in die Stadt kamen Ab der Besetzung Drohobytschs durch die Wehrmacht am 30 Juni 1941 im Rahmen des Unternehmens Barbarossa kam es zu Pogromen und verschiedenen diskriminierenden Massnahmen gegenuber den in der Stadt lebenden Juden Funf Zwangsarbeiterlager wurden eingerichtet 2 etwa in der Olindustrie der Stadt Im Marz 1942 deportierten die SS und ihre Ukrainische Hilfspolizei nach dessen Errichtung im Rahmen der Endlosung mindestens 2 000 Juden aus der Stadt ins Vernichtungslager Belzec Weitere 2 500 Menschen wurden von 8 bis 17 August mit Guterzugen zur Vergasung ins Vernichtungslager Belzec gebracht weitere 600 Menschen wurden vor Ort beim Versuch ermordet sich zu verstecken oder zu fliehen 1 3 Anfang Oktober 1942 wurde schliesslich das Ghetto fur die rund 10 000 verbleibenden Juden eingerichtet In Aktionen im Oktober und November 1942 wurden ca 5 800 Juden ins Vernichtungslager Belzec abtransportiert und weitere 1 200 beim Fluchtversuch auf der Strasse von der SS und der Ukrainischen Hilfspolizei ermordet 3 Der 19 November 1942 ist als Blutiger Donnerstag von Drohobytsch bekannt an diesem Tag durften Deutsche Juden auf offener Strasse ermorden unter dem Anlass dass einige Tage zuvor ein judischer Insasse aus dem Ghetto geflohen war und auf einen Deutschen geschossen hatte 4 SS Hauptscharfuhrer Felix Landau berichtete in seinen Tagebuchaufzeichnungen ausfuhrlich uber seine Beteiligung an den Morden 5 Auflosung BearbeitenVon 21 Mai 1943 bis 10 Juni losten die Sicherheitspolizei und die SS das Ghetto auf Dabei wurden die Gebaude des Ghettos angezundet die Insassen von drei Zwangsarbeiterlagern aus der Stadt in den Wald von Broniza getrieben und ermordet Die verbleibenden Zwangsarbeiterlager waren die Keramische Werkstatte und die Karpatenerdolaktiengesellschaft wobei zuletzt nur noch letztere betrieben wurde 2 Aufgrund des Heranruckens der Roten Armee wurden am 13 April 1944 die verbleibenden Zwangsarbeiter in das KZ Plaszow evakuiert Bei der Befreiung der Stadt durch die Rote Armee gab es nur noch 400 uberlebende Juden in der Stadt 1 6 Prominente Insassen Bearbeiten nbsp Gedenktafel am ehemaligen Ghetto Haus in dem Bruno Schulz interniert warDer Schriftsteller und Maler Bruno Schulz 1892 1942 war wohl der bekannteste Insasse des Lagers Er wurde gezwungen ein Kinderzimmer in der Villa des SS Hauptscharfuhrers Felix Landau mit Fresken zu bemalen und wurde am 19 November 1942 dem Blutigen Donnerstag von Drohobytsch dem Tag seiner geplanten Flucht vermutlich aus Unmut gegenuber Landau auf offener Strasse von einem anderen SS Mitglied erschossen Alfred Schreyer 1922 2015 Sanger und Geiger kehrte nach Kriegsende nach Drohobytsch zuruck und war dort kurz vor seinem Tod der letzte judische Einwohner der vor dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde Der Dokumentarfilm Der letzte Jude von Drohobycz 2011 schildert unter anderem seine Erlebnisse im Ghetto Drohobytsch Gedenken Bearbeiten nbsp Gedenkmauer Ghetto DrohobytschAn einer Erschiessungsmauer im Zentrum Drohobytschs wurde eine Denkmalanlage errichtet Skulpturen in der Mauer zeigen nach oben gestreckte Hande und verschiedene Gesichter vor der Mauer steht eine Frauenfigur im Gedenken an die Opfer Gedenkplatten wurden auch im Wald von Bronitza errichtet Die ehemalige Grosse Synagoge wurde ab 2014 restauriert und es soll ein judisches Kulturzentrum in den Raumlichkeiten entstehen 1 2 Siehe auch BearbeitenListe der Ghettos in der Zeit des NationalsozialismusLiteratur BearbeitenLG Bremen 6 Mai 1953 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd X bearbeitet von Adelheid L Ruter Ehlermann H H Fuchs C F Ruter Amsterdam University Press 1973 Nr 355 S 661 703 Massen und Einzelerschiessungen von Juden in Ostgalizien Erschiessung von etwa 700 Juden des Restghettos und Arbeitslagers Tarnopol Mai 1943 von etwa 170 judischen Frauen Madchen und Kindern eines Arbeitskommandos des Lagers Drohobycz Juni 1943 von etwa 550 judischen Arbeitern aus zwei Arbeitskommandos des Lagers Drohobycz August 1943 von etwa 300 Juden die im Lager Boryslaw untergetaucht waren um sich den Umsiedlungsaktionen zu entziehen Februar 1943 und von 80 judischen Kleinkindern aus Boryslaw Fruhjahr 1944 Einzelerschiessung eines Rabbiners sowie von vier Juden die nach einem Fluchtversuch aus dem KL Boryslaw zum Teil in Schusswaffenbesitz wieder aufgegriffen worden waren und eines judischen Ehepaars das dem Angeklagten vorgeworfen hatte uber das Los der Juden zu lugen Weblinks BearbeitenZeitleiste uber Ereignisse im Ghetto Drohobytsch Drohobycz Administrative District englisch Drohobycz Encyclopedia of Jewish Communities in Poland Volume II Yad Vashem englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Denkmalanlage Drohobytsch In Gedenkstattenportal zu Orten der Erinnerung in Europa Abgerufen am 7 Mai 2016 a b c Der letzte Jude von Drohobytsch Ein Film von Paul Rosdy Abgerufen am 7 Mai 2016 a b Yitzhak Arad The Holocaust in the Soviet Union U of Nebraska Press 2009 ISBN 0 8032 2270 X S 277 282 237 Martin Sander Zwischen den Kulturen In Deutschlandfunk Abgerufen am 7 Mai 2016 Ernst Klee Willi Dressen Volker Riess Schone Zeiten Judenmord aus der Sicht der Tater und Gaffer Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 10 039304 X S 87 104 Teilabdruck als Dok VEJ 7 18 und VEJ 7 21 Israel Gutman u a Hrsg Enzyklopadie des Holocaust Munchen und Zurich 1995 ISBN 3 492 22700 7 Bd 1 S 371 Ghettos in der Zeit des NationalsozialismusDeutsch besetzte Gebiete Heutiges Polen Bialystok Debica Izbica Kielce Krakau Leslau Litzmannstadt Lomscha Lublin Meseritz Neu Sandez Otwock Piotrkow Trybunalski Przemysl Plohnen Radom Radomsko Reichshof Rejowiec Siedlce Sosnowiec Tarnow Tomaszow Mazowiecki Tschenstochau Warschau Zamosc Zwolen 410 weitere GhettosWeitere Staaten Belarus Brest Litowsk Grodno Minsk Slonim Griechenland Thessaloniki Lettland Dunaburg Riga Litauen Kauen Vilnius Russische Gebiete Ukraine Brody Charkow Djurin Drohobytsch Lemberg Stanislau Tarnopol Tschechien Theresienstadt 800 weitere GhettosVerbundete Nazi Deutschlands Bulgarien Sofia Moldawien Chișinău 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