www.wikidata.de-de.nina.az
Felix Richard Landau 21 Mai 1910 in Wien Osterreich Ungarn 20 April 1983 beerdigt auf dem Hernalser Friedhof Wien war ein osterreichischer SS Hauptscharfuhrer und als Mitglied eines SS Einsatzkommandos an der Ermordung der Juden in Galizien beteiligt Sein Tagebuch gilt als einzigartiges Zeugnis eines NS Verbrechers uber seine Beteiligung am Holocaust Zeitweilig beschutzte er den Kunstler Bruno Schulz Felix Landau Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Werdegang 2 Tatigkeit beim SS Einsatzkommando 3 Sein Bezug zu Bruno Schulz 4 Beteiligung von Gertrude Landau 5 Nach dem Krieg 6 Aussagen zu seiner Personlichkeit aus dem Stuttgarter Strafverfahren 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHerkunft und Werdegang BearbeitenAls aussereheliches Kind des Paul Stipkowich und der Maria Maier geboren erhielt Felix Richard Landau nachdem seine Mutter im Jahre 1911 den in Wien lebenden Privatmann Jakob Landau geheiratet hatte den Nachnamen seines judischen Stiefvaters Bereits 1925 trat er der Hitlerjugend bei und wurde wegen aktiver Mitgliederanwerbung von einem katholischen Lehrlingsinternat verwiesen Er machte eine Ausbildung zum Mobeltischler 1 Im Marz 1930 trat er dem Bundesheer bei aus dem er im Juni 1933 jedoch wieder ausgeschlossen wurde weil er am 27 Marz 1931 der NSDAP beigetreten war Mitgliedsnummer 442 571 2 Am 10 April 1934 trat er der SS bei SS Nummer 281 037 3 drei Monate spater nahm er an der Ermordung des Bundeskanzlers Engelbert Dollfuss Juliputsch der osterreichischen Nationalsozialisten teil und kam dafur bis 1937 ins Gefangnis Nach seiner Flucht vor einer weiteren Verhaftung wegen erneuter NS Aktivitaten ins Deutsche Reich wurde er fur seine Beteiligung mit dem Blutorden ausgezeichnet Nach dem Anschluss ging er nach Osterreich zuruck und war als Beamter der Gestapo in der Tschechoslowakei und ab Ende 1939 in Polen beim KdS in Radom tatig Dort traf er die Schreibkraft Gertrude die er spater heiratete Tatigkeit beim SS Einsatzkommando BearbeitenNach dem deutschen Uberfall auf die Sowjetunion am 22 Juni 1941 meldete er sich freiwillig zum SS Einsatzkommando das auf Befehl von SS Oberfuhrer Karl Eberhard Schongarth in der Nacht vom 3 auf den 4 Juli in Lemberg 22 Professoren mit ihren Familien verhaftete unter Leitung von Walter Kutschmann den Lemberger Professorenmord ausfuhrte und im Gebiet von Drohobycz tausende Juden bestialisch ermordete Bis Mai 1943 war er fur die Organisation von Judenarbeit verantwortlich Ab Juli 1941 fuhrte er ein Tagebuch in dem er seine eigenen Graueltaten im Holocaust detailliert dokumentierte eingestreut darin Liebesbriefe an seine Geliebte Das Tagebuch wurde in erster Linie fur eine spatere Vorlage an die Geliebte Gertrude S 4 geschrieben und sollte Aufschluss uber mehr oder weniger ruhmliche Tatigkeiten des Angeklagten wahrend seiner raumlichen Trennung von der Geliebten geben so urteilte das Schwurgericht Stuttgart 1962 5 Eine Abschrift des Tagebuches befindet sich im Bundesarchiv Bestand B 162 Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg Nr 21164 und im Staatsarchiv Ludwigsburg Signatur EL 317 III Bu 1089 1963 wurde es im Auftrag der Stadt Ramat Gan Israel von Tuviah Friedman unter dem Titel Tagebuch des SS Hauptscharfuhrers F Landau uber seine Tatigkeit in Drohobycz 1941 44 erstmals im deutschen Original und in hebraischer Ubersetzung publiziert 6 Im Tagebucheintrag vom 22 Juli 1941 in Drohobycz schrieb Landau Morgens kamen nicht meine bestellten Arbeiter Als ich nebenan zum Judenkommittee gehen wollte kam gerade ein Mitarbeiter von diesem und ersuchte mich um Unterstutzung da sich die Juden weigerten hier zu arbeiten Ich ging hinuber Als diese Arschlocher mich sahen rannten alle nach allen Himmelsrichtungen auseinander Schade ich hatte keine Pistole bei mir sonst hatte ich einige uber den Haufen geschossen Ich ging nun zum Judenrat und eroffnete ihm dass wenn nicht in einer Stunde 100 Juden antreten dann wurde ich mir 100 Juden aussuchen aber nicht zur Arbeit sondern zum Erschiessen Kaum 30 Minuten spater kamen 100 Juden an und ausserdem noch 17 Mann fur diejenigen die erst gefluchtet waren Ich meldete den Vorfall und verlangte gleichzeitig dass man die gefluchteten als Arbeitsverweigerer erschiessen musse das geschah auch genau 12 Stunden spater 20 Juden wurden umgelegt 7 Im Eintrag vom 2 August 1941 heisst es weiter Seitdem ich ihm dem Altestenrat die 20 Juden wegen Arbeitsverweigerung wegschiessen liess klappt der Laden 8 Dieser Mord war Gegenstand des Stuttgarter Verfahrens gegen Felix Landau Ende 1941 lebte Landau bereits zusammen mit Gertrude in einer furstlichen Villa und heiratete sie 1943 wieder geschieden 1946 nachdem im Jahr zuvor seine erste Ehe geschieden worden war 1943 kehrte er nach Wien zuruck und tat im Referat Vergehen gegen das Heimtuckegesetz bei der Gestapoleitstelle Wien Dienst Sein Bezug zu Bruno Schulz BearbeitenLandau schatzte den Kunstler Bruno Schulz schutzte ihn und versorgte ihn mit zusatzlichem Essen zumindest fur eine Zeit lang Als Gegenzug verlangte er von ihm Wandgemalde uber Marchen der Bruder Grimm im Kinderzimmer seines Sohnes zu malen Im November 1942 totete Landau den Leibzahnarzt seines Kollegen Karl Gunther Als Rache erschoss Gunther den Juden Schulz und sagte Du totetest meinen Juden ich totete deinen Beteiligung von Gertrude Landau BearbeitenGertrude Landau soll an manchen Morden welche in der Villa stattfanden beteiligt gewesen sein Gegen sie wurde nie ermittelt oder Anklage erhoben 9 Nach dem Krieg BearbeitenNach Kriegsende wurde Landau 1946 in Linz von einem ehemaligen Arbeiter wiedererkannt und von den Amerikanern inhaftiert Im August 1947 gelang es ihm jedoch aus dem Internierungslager Camp Marcus W Orr zu fliehen 10 Ab 1950 fasste er in Nordlingen unter dem falschen Namen Rudolf Jaschke als Innenarchitekt festen Fuss Um eine neue Ehe eingehen zu konnen teilte er Anfang 1958 der Kriminalpolizei in Stuttgart seine richtigen Personalien mit Daraufhin wurde von der Staatsanwaltschaft Stuttgart ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und Landau wurde am 15 August 1958 In Untersuchungshaft genommen Am 16 Marz 1962 wurde er vom Landgericht Stuttgart zu lebenslanger Haft verurteilt Die Revision in der Strafsache vor dem Bundesgerichtshof wurde mit Beschluss vom 11 Juni 1963 als unbegrundet zuruckgewiesen 1973 wurde er begnadigt 11 Aussagen zu seiner Personlichkeit aus dem Stuttgarter Strafverfahren BearbeitenIm Zusammenhang mit der Ermordung der 20 Juden Der Angeklagte wollte bei seinem ganzen Handeln nicht eine fremde Tat fordern sondern eigene Interessen namlich die Herausstellung seiner personlichen Macht und die masslose Einschuchterung der judischen Arbeiter verfolgen und erreichen 12 Der Zeuge B hat glaubhaft ausgesagt dass der Angeklagte fur die judische Bevolkerung ein Schrecken der Stadt gewesen war und zwar in besonderem Masse bis er reichlich von Luxus umgeben und gesattigt war Die Zeugen G M B und Z haben ubereinstimmend glaubhaft ausgesagt dass der Angeklagte aus nichtigen Grunden judische Arbeiter brutal niederschlug und mit den Stiefeln trat Dies schloss nicht aus dass der Angeklagte mit solchen Juden menschlichen Kontakt nahm von denen er personliche Vorteile empfing Tagebucheintrag vom 22 Juli 1941 Er schrieb hier uber die Vernehmung eines Ukrainers In einem Zimmer bekam er zur Einleitung von mir eine kleine Sonderbehandlung Nach dem ersten Schlag spritzte bereits das Blut Erst versuchte er es mit dem Leugnen nach dem 4 Schlag gab er das jedoch auf 13 Der Zeuge hat weiter glaubhaft ausgesagt dass der Angeklagte allgemein sehr uberheblich und geltungssuchtig war 14 Literatur BearbeitenWalter Kempowski Das Echolot Barbarossa 41 Ein kollektives Tagebuch btb Verlag 4 Auflage 2004 Die Eintrage sind augenscheinlich Tagebuchaufzeichnungen und oder Briefe an einen unbekannten Adressaten u a S 243 245 Thomas Sandkuhler Endlosung in Galizien Der Judenmord in Ostpolen und die Rettungsinitiativen von Berthold Beitz 1941 1944 Dietz Nachfolger Bonn 1996 ISBN 3 8012 5022 9 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Felix Landau im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Felix Landau beim Dokumentationsarchiv des osterreichischen WiderstandsEinzelnachweise Bearbeiten Ernst Klee Willi Dressen Volker Riess Once again I ve got to play general to the jews From the war diary of Blutordenstrager Felix Landau In Omer Bartov Hg The Holocaust Origins Implementation Aftermath Routledge London 2000 ISBN 0 415 15035 3 S 185 203 Darin die biographische Notiz S 202 203 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 24590524 Bundesarchiv R 9361 III 113384 Landaus Freundin Gertrude arbeitet als Schreibkraft beim Kommandeur der Sicherheitspolizei in Radom wo sie sich 1940 kennen lernten vgl Bert Hoppe Hildrun Glass Bearbeiter Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Bd 7 Sowjetunion mit annektierten Gebieten Teil 1 Besetzte sowjetische Gebiete unter deutscher Militarverwaltung Baltikum und Transnistrien Oldenbourg Verlag Munchen 2011 ISBN 978 3 486 58911 5 S 156 Fn 5 Christiaan F Ruter Bearb Justiz und NS Verbrechen Amsterdam 1978 ISBN 3 598 23790 1 Bd 18 Die vom 21 11 1961 bis zum 10 01 1963 ergangenen Strafurteile Verfahren Lfd Nr 531 S 32 22 Spatere Publikationen in Auszugen u a in Ernst Klee Willi Dressen Volker Riess Hg Schone Zeiten Judenmord aus der Sicht der Tater und Gaffer S Fischer Verlag Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 10 039304 X S 88 104 Bert Hoppe Hildrun Glass Bearbeiter Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Bd 7 Sowjetunion mit annektierten Gebieten Teil 1 Besetzte sowjetische Gebiete unter deutscher Militarverwaltung Baltikum und Transnistrien Oldenbourg Verlag Munchen 2011 ISBN 978 3 486 58911 5 S 155 157 und 161 Ernst Klee Willi Dressen Volker Riess Hg Schone Zeiten Judenmord aus der Sicht der Tater und Gaffer S Fischer Verlag Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 10 039304 X S 99 Ernst Klee Willi Dressen Volker Riess Hg Schone Zeiten Judenmord aus der Sicht der Tater und Gaffer S Fischer Verlag Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 10 039304 X S 103 Wendy Lower Hitlers Helferinnen Deutsche Frauen im Holocaust Carl Hanser Verlag GmbH amp Company KG 2014 ISBN 978 3 446 24717 8 google com abgerufen am 4 September 2021 Nach Kriegsende 1945 errichteten die Amerikaner in Salzburg ein Internierungslager fur ehemalige Funktionare des NS Regimes Im sog Lager Glasenbach wurden alle osterreichischen Mitarbeiter der Gestapo und der Geheimen Feldpolizei alle Angehorigen von SS Totenkopfverbanden Angehorige der Allgemeinen SS und der Waffen SS vom Unterscharfuhrer aufwarts Funktionare der Partei und der ihr angegliederten Organisationen vom Ortsgruppenleiter bzw einer vergleichbaren Position aufwarts Generalstabsoffiziere der Wehrmacht Spitzenbeamte vom Ministerialrat bzw Regierungsprasidenten aufwarts Gauhauptleute leitende Beamte der Reichsgaue Landrate Bezirkshauptleute und Burgermeister eingewiesen Das Lager wurde 1947 wieder aufgelost und die Haft blieb fur die rund 20 000 Insassen grosstenteils ohne weiteren Konsequenzen Ehemalige Insassen grundeten spater einen rechtsgerichteten Verband der uber den Verband der Unabhangigen und der spateren Freiheitliche Partei Osterreichs erheblichen Einfluss auf die Politik in Osterreich ausubte Bert Hoppe Hildrun Glass Bearbeiter Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Bd 7 Sowjetunion mit annektierten Gebieten Teil 1 Besetzte sowjetische Gebiete unter deutscher Militarverwaltung Baltikum und Transnistrien Oldenbourg Verlag Munchen 2011 ISBN 978 3 486 58911 5 S 155 Christiaan F Ruter Bearb Justiz und NS Verbrechen Amsterdam 1978 ISBN 3 598 23790 1 Bd 18 S 12 Christiaan F Ruter Bearb Justiz und NS Verbrechen Amsterdam 1978 ISBN 3 598 23790 1 Bd 18 S 18 Christiaan F Ruter Bearb Justiz und NS Verbrechen Amsterdam 1978 ISBN 3 598 23790 1 Bd 18 S 21 Normdaten Person GND 118920200 lobid OGND AKS LCCN no97060373 VIAF 122246361 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Landau FelixALTERNATIVNAMEN Landau Felix RichardKURZBESCHREIBUNG osterreichischer NationalsozialistGEBURTSDATUM 21 Mai 1910GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 20 April 1983 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Felix Landau SS Mitglied amp oldid 233600373