www.wikidata.de-de.nina.az
Heinz Pose 10 April 1905 in Konigsberg i Pr 13 November 1975 in Dresden war ein deutscher Kernphysiker Er spielte in der Nachkriegszeit eine Rolle im Sowjetischen Atombombenprojekt Inhaltsverzeichnis 1 Studium und fruher Werdegang 2 Professur und Uranverein 3 Forschung in der Sowjetunion 4 Professur in Dresden 5 Ausgewahlte Veroffentlichungen 5 1 Erste Arbeiten 5 2 Weitere kernphysikalische Arbeiten und geheime Forschungsberichte 5 3 Redaktion und Bearbeitung von Lehrbuchern 5 4 Werke 6 Bibliographie 7 EinzelnachweiseStudium und fruher Werdegang BearbeitenPose studierte Mathematik Physik und Chemie in Konigsberg Munchen Gottingen und Halle 1928 promovierte er beim Nobelpreistrager Gustav Hertz in Halle Im gleichen Jahr nahm er eine Stelle als Volontarassistent bei Gerhard Hoffmann an und experimentierte mit dessen elektronischer Messtechnik In einer ersten in der Zeitschrift fur Physik veroffentlichten Arbeit bestatigte Pose eine Idee von Hertz dass man die Bewegung von Elektronen durch den bekannten Mechanismus der Diffusion beschreiben kann Bereits im Jahr 1929 gelang Pose eine grundlegende kernphysikalische Entdeckung Er hatte eine Aluminiumfolie mit Alphateilchen unterschiedlicher Energie bestrahlt und die Ausbeute der durch die Kernreaktion freigesetzten Protonen die Pose H Teilchen nannte gemessen Dabei beobachtete er eine ausgepragte Linienstruktur in der Energieabhangigkeit Diese liess sich nur durch die Existenz von angeregten Zustanden aus heutiger Sicht des Zwischenkerns erklaren Damit wies er zum ersten Mal experimentell nach dass Atomkerne Energieniveaus besitzen was ja fur Atome schon langere Zeit bekannt war Seine Entdeckung war vom Standpunkt der Quantentheorie zwar nicht uberraschend aber die Moglichkeit der Beobachtung war damals von Theoretikern bezweifelt worden Mit diesen Experimenten ist Pose als Entdecker von Resonanzprozessen bei Kernreaktionen und der Energieniveaus von Kernen in die Geschichte der Kernphysik eingegangen 1 Daran anknupfend veroffentlichte er bis 1938 weitere grundlegende Arbeiten zu diskreten Energiezustanden anderer leichter Atomkerne Pose trat November 1933 in die SA und am 1 Mai 1937 in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 4 340 498 2 Nach seiner Habilitation erhielt er 1934 einen Lehrauftrag fur Atomphysik in Halle 3 Professur und Uranverein Bearbeiten1939 wurde Pose zum ausserplanmassigen Professor an der Universitat Halle berufen 1940 wurde er an das Kaiser Wilhelm Institut in Berlin Dahlem beordert um dort Forschungsauftrage zur Atomforschung durchzufuhren Dort gelang ihm der Nachweis der spontanen Neutronenemission der Elemente Uran und Thorium als Folge spontaner Kernspaltung In der Folge wechselte er an die Physikalisch Technische Reichsanstalt und arbeitete dort und an der Versuchsstelle des Heereswaffenamts in Gottow am G1 Experiment einer Uranmaschine 1944 wechselte er an das Physikalische Institut der Universitat Leipzig um an der Entwicklung eines Zyklotrons zur Isotopentrennung mitzuwirken 3 Forschung in der Sowjetunion BearbeitenZum Ende des Zweiten Weltkriegs bemuhte sich die Sowjetunion die Forschungsergebnisse und die Wissenschaftler des Uranvereins fur das Sowjetische Atombombenprojekt zu sichern 1946 wurde er Leiter eines der drei fur deutsche Kernphysiker in der Sowjetunion eingerichteten Forschungslabors die zum Ziel hatten innerhalb von funf Jahren eine sowjetische Atombombe zu entwickeln Im Herbst 1945 fur die Mitarbeit gewonnen leitete Pose ab Februar 1946 bis 1955 das Labor W in Obninsk Das Labor arbeitete an der Messung von Kernkonstanten und erforschte einen Kernreaktor mit Beryllium als Moderator auch wurde ein gasgekuhlter mit angereichertem Uran betriebener Reaktor untersucht Spatere Arbeiten zielten auf die Trennung von Isotopen ab Danach arbeitete Pose bis 1959 am Vereinigten Institut fur Kernforschung in Dubna und erforschte insbesondere die Proton Proton Wechselwirkung bei hohen Energien In diesem Zeitraum wurde Pose bei Deutschlandbesuchen wiederholt von westlichen Geheimdiensten wie der Organisation Gehlen observiert 1958 versuchte ihn sein Bruder Werner Pose im Auftrag der CIA zum Ubersiedeln in die USA zu uberreden worauf Heinz Pose allerdings nicht einging 4 Professur in Dresden Bearbeiten nbsp Grab von Heinz Pose auf dem Alten AnnenfriedhofIm Jahr 1959 ging Pose als Direktor des Instituts fur Allgemeine Kerntechnik an die Technische Hochschule Dresden und ubernahm den Lehrstuhl fur Neutronenphysik der Reaktoren Der Lehrstuhl wurde in den folgenden Jahren zuerst in Lehrstuhl fur experimentelle Kernphysik und spater in Lehrstuhl fur Experimentalphysik Kernphysik umbenannt Im Jahr 1968 wurde das Institut in den Wissenschaftsbereich Kernphysik umgewandelt Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1970 forschte Professor Pose dort vor allem an der unelastischen Streuung und Polarisation von Neutronen 3 Er erhielt zahlreiche staatliche Auszeichnungen unter anderen 1961 den Vaterlandischen Verdienstorden in Silber und 1975 in Gold 5 6 Pose verstarb 1975 in Dresden Sein Grab befindet sich auf dem dortigen Alten Annenfriedhof Ausgewahlte Veroffentlichungen BearbeitenErste Arbeiten Bearbeiten Heinz Pose Experimentelle Untersuchungen uber die Diffusion langsamer Elektronen in Edelgasen Zeitschrift fur Physik Band 52 Nummer 5 6 Seiten 428 447 1929 bibcode 1929ZPhy 52 428P Gerhard Hoffmann Heinz Pose Nachweis von Atomtrummern durch Messung der Ionisation eines einzelnen H Strahls Zeitschrift fur Physik Band 56 Nummer 5 6 Seiten 405 415 1929 bibcode 1929ZPhy 56 405H Heinz Pose Nachweis von Atomtrummern aus Aluminium mit dem Hoffmannschen Elektrometer Die Naturwissenschaften Band 17 Nummer 31 Seiten 624 624 1929 bibcode 1929NW 17 624P Heinz Pose Messungen von Atomtrummern aus Aluminium Beryllium Eisen und Kohlenstoff nach der Ruckwartsmethode Zeitschrift fur Physik Band 60 Nummer 3 4 Seiten 156 167 1930 bibcode 1930ZPhy 60 156P Heinz Pose Uber die diskreten Reichweitengruppen der H Teilchen aus Aluminium Zeitschrift fur Physik Band 64 Nummer 1 2 Seiten 1 21 1930 bibcode 1930ZPhy 64 1P Heinz Pose Uber neue diskrete Reichweitengruppen der H Teilchen aus Aluminium Die Naturwissenschaften Band 18 Nummer 29 Seiten 666 667 1930 bibcode 1930NW 18 666PPose veroffentlichte danach bis 1937 noch ca 15 weitere Arbeiten zum Themenkreis Kernreaktionen darunter Heinz Pose Messung einzelner Korpuskularstrahlen bei Anwesenheit intensiver Gamma Strahlen Zeitschrift fur Physik Band 102 Nummer 5 6 Seiten 379 407 1936 bibcode 1936ZPhy 102 379PEinige Arbeiten sind in den Verhandlungen der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin erschienen Weitere kernphysikalische Arbeiten und geheime Forschungsberichte Bearbeiten W Maurer Heinz Pose Neutronenemission des Urankerns als Folge seiner spontanen Spaltung Zeitschrift fur Physik Band 121 Nummer 3 4 Seiten 285 292 bibcode 1943ZPhy 121 285M Heinz Pose Spontane Neutronenemission von Uran und Thorium Zeitschrift fur Physik Band 121 Nummer 3 4 Seiten 293 297 bibcode 1943ZPhy 121 293PSeine Forschungsergebnisse fur den Uranverein veroffentlichte Pose in den streng geheimen Kernphysikalischen Forschungsberichten F Berkei W Borrmann Werner Czulius Kurt Diebner Georg Hartwig Karl Heinz Hocker W Herrmann Heinz Pose und Ernst Rexer Bericht uber einen Wurfelversuch mit Uranoxyd und Paraffin 26 November 1942 G 125 Heinz Pose und Ernst Rexer Versuche mit verschiedenen geometrischen Anordnungen von Uranoxyd und Paraffin 12 October 1943 G 240 Redaktion und Bearbeitung von Lehrbuchern Bearbeiten Heinz Pose oblag die Bearbeitung und Redaktion der 3 Auflage der deutschen Ubersetzung des vielfach aufgelegten Lehrbuchs Grundlagen der Quantenmechanik von Dmitri I Blochinzew im Jahr 1962 das sowohl im Deutschen Verlag der Wissenschaften als auch im Verlag Harri Deutsch erschienen ist 7 8 Als wissenschaftlicher Berater wirkte er auch bei der deutschen Ubersetzung der Monographie Theorie des Atomkerns von Alexander S Dawydow mit die von Karlheinz Muller und Gunter Flach aus dem Russischen ubertragen worden war 9 Werke Bearbeiten Einfuhrung in die Physik des Atomkerns Deutscher Verlag der Wissenschaften 1971 Bibliographie BearbeitenKlaus Hentschel und Ann M Hentschel Eds Physics and National Socialism An Anthology of Primary Sources Birkhauser 1996 ISBN 0 8176 5312 0 Oleynikov Pavel V German Scientists in the Soviet Atomic Project The Nonproliferation Review Volume 7 Number 2 1 30 2000 PDF 144 kB Mark Walker German National Socialism and the Quest for Nuclear Power 1939 1949 Cambridge 1993 ISBN 0 521 43804 7Einzelnachweise Bearbeiten Pieter Maarten Endt Marcel Demeur Hrsg Nuclear Reactions Volume 1 North Holland Publishing Company Amsterdam 1959 S 255 313 englisch 516 S archive org Heinz Pose catalogus professorum halensis de archiviert vom Original am 19 Oktober 2007 abgerufen am 16 Mai 2013 a b c Dieter Seeliger Der Schopfer des Labors W hatte Jubilaum PDF 1 4 MB Dresdner Universitatsjournal 5 April 2005 S 11 abgerufen am 5 Mai 2017 Maddrell Paul Spying on Science Western Intelligence in Divided Germany 1945 1961 S 199 200 Oxford 2006 ISBN 0 19 926750 2 Neues Deutschland 10 Oktober 1961 S 2 Neues Deutschland 21 August 1975 S 5 Dmitrij I Blochincev Grundlagen der Quantenmechanik 3 bearb Aufl Bearb Heinz Pose Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1962 XV 583 Dmitrij I Blochincev Grundlagen der Quantenmechanik 3 bearb Aufl Bearb Heinz Pose Harri Deutsch Frankfurt M 1962 XV 583 Aleksandr S Davydov Theorie des Atomkerns Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1963 XII 597 Normdaten Person GND 140519688 lobid OGND AKS LCCN no2013144071 VIAF 107208266 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pose HeinzKURZBESCHREIBUNG deutscher PhysikerGEBURTSDATUM 10 April 1905GEBURTSORT KonigsbergSTERBEDATUM 13 November 1975STERBEORT Dresden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinz Pose amp oldid 232528068