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Heinrich Wilhelm von Gerstenberg 3 Januar 1737 in Tondern Schleswig 1 November 1823 in Altona Pseudonyme Ohle Madsen Zacharias Jernstrup Irmenfried Wetstein war ein deutscher Dichter und Kritiker der lange in danischen Diensten stand Heinrich W von GerstenbergGeburtshaus H W von Gerstenberg in Tonder Foto 2015 Wandtafel am Geburtshaus in Tonder Foto 2015 Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 1 1 Jugend Studium in Jena Militarzeit 1737 1765 1 2 Danemark 1765 1775 1 3 Danischer Konsul in Lubeck Justizdirektor der Lotterie in Altona letzte Jahre 1775 1823 2 Werke 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksBiographie BearbeitenJugend Studium in Jena Militarzeit 1737 1765 Bearbeiten Gerstenberg wurde als Sohn eines Rittmeisters in danischen Diensten geboren Seinen ersten Schulbesuch absolvierte er in Husum von da konnte er Anfang 1751 an das Christianeum in Altona wechseln das damals ebenso danisch war Seine ersten literarischen Versuche datieren von hier Der Theologe und Rektor des Padagogiums in Altona Gottfried Schutze begeisterte ihn fur die altnordischen Mythen davon zeugt Gerstenbergs Ode von der Freudigkeit der alten Celten zu sterben die er 1754 im Padagogium offentlich rezitierte 1 Er studierte ausserdem intensiv Fremdsprachen und deren Literatur Lateinisch Franzosisch Danisch und Englisch zahlten zu den Sprachen deren Werke er im Original las Auch Spanisch lernte er Von den deutschen Dichtern verehrte er vor allem Friedrich von Hagedorn 2 Ab 1757 folgte ein Studium der Rechte an der Universitat Jena welches er aber zwei Jahre spater abbrach In Jena wurde er noch im ersten Studienjahr Mitglied der Deutschen Gesellschaft wo er bedeutende literarische Kontakte knupfte Matthias Claudius der zu dieser Zeit ebenfalls in Jena studierte bewunderte ihn und wurde durch ihn ermutigt selbst als Schriftsteller und Dichter tatig zu werden 1760 trat Gerstenberg als Kornett in die danische Armee ein und diente als Adjutant fur zwei Jahre im Stab von Generalmajor Peter Elias von Gahler Wahrend dieser Zeit verfasste er unter dem Pseudonym Ohle Madsen ein Reiterhandbuch und ubersetzte von Jean Baptiste d Espagnac Versuch uber den grossen Krieg Gerstenberg debutierte mit seinen Tandeleyen 1759 im Stil der hallischen Anakreontik Seine Kriegslieder 1762 brachten ihm bei Erscheinen von der Kritik grosses Lob ein sind allerdings heute nahezu vergessen Zusammen mit seinem Studienkollegen Jacob Friedrich Schmidt gab Gerstenberg ab 2 Januar 1762 nach dem Muster des englischen Tatler die holsteinische Wochenschrift Der Hypochondrist heraus Als Gemeinschaftspseudonym wahlten sie Zacharias Jernstrup und wurden bei ihrer Arbeit durch Kleen Loppnau und Oertling unterstutzt Nach nur 25 Nummern ging die Zeitschrift am 19 Juni 1762 in Konkurs Gerstenberg versuchte 1771 erneut sie ins Leben zu rufen doch wiederum vergebens Danemark 1765 1775 Bearbeiten Im September 1763 verlobte sich Gerstenberg in Schleswig mit Margrethe Sophie Trochmann 1744 Schleswig Eutin 1785 die er dann am 12 Juli 1765 auch heiratete Mit ihr hatte er sieben Kinder Bedingt durch den Tod von Konig Friedrich V wurde die Armee umstrukturiert und Gerstenberg auf weniger als ein Viertel seines fruheren Solds gesetzt Mit seiner Familie liess sich Gerstenberg 1765 in Kopenhagen nieder Dort wurde er schon bald im Salon des deutschen Diplomaten Johann Hartwig Ernst von Bernstorff ein gern gesehener Gast Auch der Literatenkreis um Friedrich Gottlieb Klopstock nahm ihn freundlich auf Gerstenbergs wichtigste Bekannte und Freunde aus diesen Jahren waren neben den bereits erwahnten Johann Andreas Cramer Gottfried Benedict Funk Balthasar Munter Friedrich Gabriel Resewitz Johann Heinrich Schlegel und Helfrich Peter Sturz Mit Friedrich Gottlieb Klopstock war er ebenfalls befreundet 3 Mit der Zeit bildete sich auch um Gerstenberg der im Dorf Lyngby wohnte ein kleiner Zirkel welcher neben der Literatur auch der Hausmusik fronte Dieses musikalische Interesse fand auch pragenden Eingang in sein theoretisches und schriftstellerisches Werk 4 Durch seine hochmusikalische Ehefrau tatkraftig unterstutzt konnte Gerstenberg 1767 seine Kantate Ariadne auf Naxos veroffentlichen Seine Abhandlung uber die Einrichtung des Italienischen Singgedichts zeugt von tiefem semiotischem Verstandnis und kann als Erganzung zu Lessings Laokoon gelesen werden 5 Wahrend seiner Kopenhagener Zeit pflegte Gerstenberg einen ausgedehnten Briefwechsel u a mit Johann Gottfried Herder Friedrich Nicolai und einigen Mitgliedern des Gottinger Hainbunds Zusammen mit Christian Fleischer und Peter Kleen gab er die sogenannte soroske samling 1765 eine das entstehende danische Nationalgefuhl ansprechende Sammlung von kritischen Schriften heraus In dieser fur Gerstenberg glucklichsten Zeit seines Lebens entstanden auch seine wichtigsten Werke zuerst das Gedicht eines Skalden 1766 sodann die Schleswiger Literaturbriefe 1766 67 70 in denen er unter anderem die altnordischen Dichtungen und die Dramen Shakespeares behandelte Er entwickelte den Genie Begriff und argumentierte gegen eine rationalistische an Regeln orientierte Literaturkritik fur eine solche die das Verstandnis eines Werks aus diesem selbst zu gewinnen sucht Mit seinen Literaturbriefen und der Tragodie Ugolino die 1768 erschien und als sein dramatisches Hauptwerk gilt bereitete Gerstenberg dem Sturm und Drang den Boden Die Handlung des Dramas basiert auf der Leidensgeschichte des Ugolino della Gherardesca der mit seinen Sohnen in einem Turm eingekerkert wurde und verhungerte Den Stoff hatte Dante im XXXII und XXXIII Gesang des Inferno behandelt Wahrend des Feldzugs gegen die Russen 1763 wurde er zum Rittmeister befordert und kam als solcher im Oktober 1767 zu Eickstedts Dragonerregiment und schied dort im Januar 1771 aus der Armee aus Durch die Verwaltung der Minister Johann Friedrich Struensee vorstand bekam Gerstenberg 1768 eine Anstellung als Abgeordneter bei der Deutschen Kammer und wurde als Beisitzer in die Commerzdeputation aufgenommen Danischer Konsul in Lubeck Justizdirektor der Lotterie in Altona letzte Jahre 1775 1823 Bearbeiten Bereits seit langem hoch verschuldet konnte Gerstenberg auch durch seine letzten Anstellungen dieses nicht andern Erschwerend war dabei auch die Tatsache dass ihn der Diplomat Bernsdorff und der Minister Ernst Heinrich von Schimmelmann fur unzuverlassig in Geldsachen und arbeitsscheu hielten Trotzdem berief man Gerstenberg 1775 zum danischen Konsul in Lubeck 1783 quittierte er diesen Dienst und zog sich mit seiner Familie nach Eutin zuruck wo zwei Jahre spater seine Ehefrau nach langerer Krankheit starb Anfang 1786 liess sich Gerstenberg in Altona nieder und wurde dort 1789 mit Hilfe von Freunden wie Caspar Siegfried Gahler zum Justizdirektor des koniglichen Lottos berufen und hatte dieses Amt bis zu seiner Pensionierung 1812 inne 1796 verheiratete er sich wieder mit Sophie Ophelia Ofelia Ottilie Sofie v Stemann 1761 1852 der Tochter eines deutschen Kaufmann in London und Kastellchef in Altona Henrik v Stemann und einer Englanderin Sarah Hodgeson Wahrend dieser Zeit beschaftigte er sich vermehrt mit der Philosophie Immanuel Kants und fuhrte dazu einen regen Briefwechsel mit Friedrich Heinrich Jacobi Charles de Villers und den Brudern Christian und Friedrich Leopold zu Stolberg Stolberg Er veroffentlichte auch philosophische Schriften so Zwei Kammern im Staat oder Eine 1792 und Die Kategorien entwickelt und erlautert 1795 Eine Vielzahl seiner philosophischen Arbeiten vernichtete er jedoch Gerstenberg lebte spater sehr zuruckgezogen und wurde beinahe vergessen Eine gewisse offentliche Anerkennung die ihm in den letzten Jahren noch zuteilwurde 1808 auf Vermittlung Jacobis auswartiges Mitglied der bayerischen Akademie der Wissenschaften 1815 Ehrendoktor der Universitat Kiel konnte nicht daruber hinwegtauschen dass man ihn literarisch wenn uberhaupt nur noch als Relikt einer vergangenen Zeit wahrnahm Auch die 1815 16 erschienene von ihm selbst unternommene Ausgabe seiner vermischten Schriften fand kaum Beachtung Gerstenberg starb am 1 November 1823 im Alter von 86 Jahren in Altona Werke BearbeitenTandeleyen Leipzig 1759 Prosaische Gedichte Altona 1759 Kriegslieder eines danischen Grenadiers Altona 1762 Handbuch fur einen Reuter Altona 1763 Samling af adskillige Skrifter til de skionne Videnskabers og det danske Sprogs Opkomst og Fremtarv Soro Kopenhagen 1765 Gedichte eines Skalden Kopenhagen 1766 Ariadne auf Naxos Kantate Kopenhagen 1767 Briefe uber Merkwurdigkeiten der Litteratur Schleswig 1766 70 4 Bde Ugolino Ein Trauerspiel in funf Aufzugen Hamburg 1768 anonym Urauffuhrung am 22 Juni 1769 in Berlin Digitalisat Minona Hamburg 1785 Vermischte Schriften Altona 1815 3 Bde Clarissa im Sarge Kantate unvollendet Peleus Oper unvollendet Literatur BearbeitenAnne Bitt Gerecke Gerstenberg Ugolino In Heide Hollmer Albert Meier Hrsg Dramenlexikon des 18 Jahrhunderts C H Beck Munchen 2001 S 70 ff dies Transkulturalitat als literarisches Programm Heinrich Wilhelm von Gerstenbergs Poetik und Poesie Palaestra 317 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2002 Volltext Heinrich Wilhelm von Gerstenberg In Neuer Nekrolog der Deutschen 1 Jahrgang 1823 Band 2 Ilmenau 1824 S 698 722 Ursula Kummer Un Bestimmte Zeichen Literarisch musikalische Medienkombinationen bei Heinrich Wilhelm von Gerstenberg Baden Baden 2021 Volltext Albert Malte Wagner Gerstenberg In Die Heimat Bd 34 1924 Nr 2 Februar 1924 S 33 37 Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Richard Batka Altnordische Stoffe und Studien in Deutschland 1 Von Gottfried Schutze bis Klopstock in Euphorion Band 3 1896 Erganzungsband S 37 71 Internet Archive und Anne Bitt Gerecke Transkulturalitat als literarisches Programm Heinrich Wilhelm von Gerstenbergs Poetik und Poesie Gottingen 2002 S 136ff MDZ Albert Malte Wagner Heinrich Wilhelm von Gerstenberg und der Sturm und Drang 1 Band Gerstenbergs Leben Schriften und Personlichkeit Heidelberg Carl Winter 1920 S 28f Internet Archive Heinrich Ludtke Klopstock und unsere niederelbische Heimat Zum 125 Todestage des Messias Sangers Altona 1928 Seite 109 f Ursula Kummer Un Bestimmte Zeichen literarisch musikalische Medienkombinationen bei Heinrich Wilhelm von Gerstenberg 1 Auflage Baden Baden 2021 nomos elibrary de Ursula Kummer Un Bestimmte Zeichen Literarisch musikalische Medienkombinationen bei Heinrich Wilhelm von Gerstenberg 1 Auflage Baden Baden 2021 S 169 188 nomos elibrary de Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Heinrich Wilhelm von Gerstenberg Quellen und Volltexte Literatur von und uber Heinrich Wilhelm von Gerstenberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kate Lorenzen Gerstenberg Heinrich Wilhelm von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 325 f Digitalisat Werke von Heinrich Wilhelm von Gerstenberg bei Zeno org Biographie im Dansk biografisk leksikon auf Danisch Der Nachlass befindet sich in der Bayerischen StaatsbibliothekNormdaten Person GND 118690949 lobid OGND AKS LCCN n86085410 VIAF 59168738 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gerstenberg Heinrich Wilhelm vonALTERNATIVNAMEN Madsen Ohle Pseudonym Jernstrup Zacharias Pseudonym Wetstein Irmenfried Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutscher DramatikerGEBURTSDATUM 3 Januar 1737GEBURTSORT Tondern SchleswigSTERBEDATUM 1 November 1823STERBEORT Altona Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Wilhelm von Gerstenberg amp oldid 237341586