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Harfner und Harfnerinnen ubernahmen mit ihrem Harfenspiel im Alten Agypten eine wichtige religiose Funktion Im Alten Reich ist auf dem Annalenstein der 5 Dynastie fur Konig Snofru 4 Dynastie die Fertigung einer Harfe zum ersten Mal in der agyptischen Geschichte bezeugt Harfner werden in den Pyramidentexten in Verbindung zum Konigskult genannt Sie waren in losen Verbanden den Tempeln zugewiesen zumeist aber ohne eine feste Stellung innezuhaben Harfe in HieroglyphenAltes Reich benetbn tHarfeHarfenspieler Grab des Nacht 18 Dynastie Nach dem Zusammenbruch des Alten Reiches und der religiosen Neuorientierung des Totenkultes im Mittleren Reich treten berufsmassige Harfner vermehrt auf da erst unter Hinzufugung der Duat in das altagyptische Weltbild breitere Bevolkerungsschichten Zugang zum Jenseits erhielten Die Weiterentwicklung dokumentieren die neu auftauchenden Sargtexte Mit Beginn des Neuen Reiches und der Einfuhrung des Totenbuches erweiterte sich das Betatigungsfeld der Harfner in der 18 Dynastie Wahrend Echnatons Regierungsdauer und den damit verbundenen Schliessungen von Tempeln alter Gottheiten erfolgte durch den Einfluss des Atonkultes eine Neuorientierung der Harfnerlieder deren Textinhalte sich nun auf ein kritisches Hinterfragen nach dem Sinn des Lebens konzentrierten Die Offnung und Wiederherstellung der teilweise zerstorten Tempel nach Echnatons Tod vermochte jedoch nicht die alten Harfnerlieder nachhaltig neu zu beleben Der Glanz und die Sorglosigkeit der alten Texte blieben im Gedachtnis der Agypter nur als Schatten fruherer unbeschwerter Zeiten bestehen Inhaltsverzeichnis 1 Mythologischer Hintergrund 2 Darstellungsformen 3 Harfentypen 4 Harfnerlieder 5 Literatur 6 EinzelnachweiseMythologischer Hintergrund BearbeitenIm Totenkult ist das Harfenspiel eng mit den Gottheiten Hathor und Haroeris verbunden gilt doch Haroeris neben seiner Bezeichnung als Musikant und Vorsteher der Sangerinnen auch als augenloser Gott des Harfenspiels Gesang und Tanz zeigen seit dem Alten Reich eine enge Bindung zum Tempelkult 1 Hathors Name bedeutet Haus des Horus wobei sich der Namensbestandteil Haus von der Bedeutung Mutterschoss ableitet der Horus umgibt Als spatere Gemahlin des Re und Mutter des Horus bildete sie den umschliessenden Mutterleib aus welchem Horus als ihr Sohn entsprang 2 Sie fuhrte unter anderem auch die Beinamen Gebieterin der Musik fur die man spielt Herrin des Harfenspiels und Herrin des Tanzes Gesang und Tanz gelten bei Trunkenheitsfesten als unverzichtbare Rahmenhandlung und symbolisieren das Offnen des Himmels sowie Erscheinen der Gotter Die dabei vollzogene Trunkenheit beinhaltet das Gedenken an die Gotter Wie schon ist es sich an Amun zu erinnern Amun fur dich wurde der Himmel erhoben fur dich die Erde ausgebreitet Hathor gilt in diesem Zusammenhang als herrliche Gottin die nun zufrieden ist und als entwolktes Gesicht der Wahrheit kommt Darstellungsformen Bearbeiten nbsp Blinder Harfner Grab des Nacht 18 Dynastie Harfner und Harfnerin treten in der altagyptischen Geschichte zunachst immer in Verbindung mit anderen Musikanten und Gesangsgruppen auf Sie sind haufig blind abgebildet was auf ihre Verbindung zu den Himmelsgottern weist Entsprechend sind die Harfen meist mit Kopfen jener Himmelsgottheiten versehen beispielsweise der Falkenkopf des augenlosen Gottes des Harfenspiels dem mit Sonnenscheibe und Kuhgehorn geschmuckten Kopf der Hathor dem mit einer Feder versehenen Kopf der Maat oder einem Frauenkopf dem besondere Insignien beigefugt sind Da Harfen als gottliche Instrumente angesehen wurden waren sie als Weihegaben an den Tempel aus wertvollem Holz mit verarbeiteten Edelsteinen gefertigt Die Harfner sitzen bei ihrem Spiel hinter ihrer Harfe auf einer Matte wobei die Harfe kunstvoll auf einem Schuh abgestutzt sein kann Harfnerabbildungen sind oft zu sehen da man mit ihnen die Liebe der Himmelsgotter verband Ihre Hande ruhren dabei zumeist die Harfe Die Korperhaltung zeigt die Harfner zumeist mit leicht vornuber gebeugtem Kopf leeren Augen und leicht geoffnetem Mund als Ausdruck der Selbstvergessenheit Mit dem Harfner erscheinen taktschlagende Sanger und Sangerinnen als Chor die oft hinter ihm sitzend oder in der nachsten Bildreihe abgebildet sind Die Chore begleiten musikalisch das Spiel des Harfners um nach seinem Bericht uber alte Riten und dem Zitieren von Gotterspruchen den Refrain im Chor anzustimmen nbsp Statue nur mit Schurz gekleidet Luxor Tempel Sanger waren bis zu Thutmosis IV mit einem Schurz gekleidet der danach durch ein langes Gewand ersetzt wurde Harfner traten jedoch nach wie vor ebenfalls mit einem gefalteten Schurz auf Ohne Kenntnis dieses Hintergrunds ist der Betrachter versucht in den Harfnern vollwertige Sanger zu vermuten Jedoch tragen sie noch unter Amenophis III singend rezitierend die alten traditionellen Gotterhuldigungen vor In den Grabdarstellungen jener Zeit erscheinen die Harfner als eine Schar blinder in Lumpen gehullter Bettler Sie zogen zu den jeweiligen Festen von Tempel zu Tempel um mit ihrem Harfenspiel Almosen zu ihrem sonst kargen Einkommen hinzuzuverdienen Ein Jugendlicher ubernahm die Funktion des Almosensammlers der sich mit den Stocken der Harfner und dem zugehorigen Almosensack niedersetzte und von den Festteilnehmern Gaben empfing 3 Harfentypen BearbeitenUnter den Zupfinstrumenten nahm die knapp zwei Meter hohe Benetharfe als Bogenharfe ab der funften Dynastie die Hauptrolle ein und erfreute sich wahrend der gesamten altagyptischen Geschichte grosser Beliebtheit Dieser Typ Harfe bestand aus einem Hals und einem Schallkorper der mit einer Tierhaut als Resonanzdecke uberspannt war Zwischen den Enden der Bogenharfe waren drei bis 14 Saiten gespannt Auffallig ist der Bezug zum Musikbogen und Jagdbogen Im Mittleren Reich entwickelten die Harfner und Harfnerinnen die Kesselharfe die mit einem buckelig gekrummten und gedrungenen Aufbau den Spielgewohnheiten in hockender Form angepasst war nbsp Altagyptische Sangerharfe nbsp Altagyptische SchulterharfeMit Beginn des Neuen Reiches entstand in Fortfuhrung der Kesselharfe das neue Modell der Schwebeharfe die aufgrund einer geschwungenen Stutze einen besseren Klang hatte Ofter ist nun auch die sechs bis siebensaitige Winkelharfe zu sehen deren Hals und Schallkorper rechtwinkelig zueinander abgeknickt sind Mit Zunahme der Festanlasse trat bei den Harfnern vermehrt die leicht zu handhabende Schulterharfe mit nur drei bis vier Saiten in den Vordergrund die den grossen Vorteil besass auch im Schreiten gespielt werden zu konnen Im Zuge des Talfestes wurde die alte Standharfe als erganzend einzusetzendes Orchesterinstrument benutzt Alle Harfentypen wurden ohne Hilfsmittel mit den Fingern gespielt Daneben gab es noch weitere Harfenarten die im Verlauf der altagyptischen Geschichte wahrscheinlich aus den Nachbarlandern eingefuhrt wurden beispielsweise Nablium Trigonon Psalterium Sambyke und Magadis Nahere Angaben fehlen da diese Modelle nur in poetischen Werken bruchstuckhaft beschrieben werden Harfnerlieder BearbeitenAus der Regierungszeit von Thutmosis III und Hatschepsut sind Formen alterer Harfnerlieder belegt Die spateren Harfnerlieder unterscheiden sich durch den bewusst herbeigefuhrten Bruch mit alteren Harfnerliedervorlagen und damit verbunden mit traditionellen Inhalten die durch neue kritische Textkompositionen ersetzt werden Die fruhen Harfnerlieder beschranken sich auf die Form des singenden Rezitierens von alten Gotteraussagen beispielsweise der Singspruch einer Harfnerin aus dem thebanischen Grab 24 Du leuchtest es leuchten die Haupter des Amun Re oder aus gleichem Grab der weitere Text eines Harfners Du als Grabherr umarmst die Ewigkeit und geniesst die Zukunft Sie geben dir Leben an deine Nase und liebliche Luft deiner Kehle Die fruhen Texte der 18 Dynastie dokumentieren die Urform der gesungenen Gotterhuldigungen Heil dir der im Nun aufleuchtet Amun Starkster der Gotter Herr des Himmels Herr der Erde Herr des Wassers und Herr dessen was es gibt Der Amun alles was existiert erschaffen hat Er gibt dem der ihn und fordert den der ihm folgt Lied eines Harfners zur Zeit Hatschepsuts Grab 11 Halle Ostwand 4 Wie schon ist das Gotteshaus des Amun am Neujahr erneuert fur Amun Herr der Throne der beiden Lander dem Allherrn wenn er seine Schonheit des Tempels empfangt Geschlachtet sind seine Tempelochsen zu Hunderten sein Wild der Wuste zu Tausenden fur Amun als seine Opferstiftung an den Festen des Jahreslaufs Lied einer Harfnerin zur Zeit von Thutmosis III Grab 82 Halle Westwand 4 nbsp Frauenorchester mit Standharfe Grab des Nacht 18 Dynastie Mit Regierungsantritt von Thutmosis IV treten die Harfner auch mit anderen Lautenspielern auf spater auch alleinsitzend dargestellt Singform und Taktschlagen zeigen hierbei eine neue Form der Darbietung Daneben treten erganzend Orchester von tanzenden Frauen hinzu die mit einer grossen Standharfe die musikalische Leitung vom Harfner ubernehmen Durch Echnatons Erhebung der Gottheit Aton zur einzigen lebenspendenden Gottheit fanden die Vorstellungen eines Weiterlebens nach dem Tod in der Duat ein jahes Ende Echnaton konnte in seiner Theologie keine Antwort darauf geben was den Toten nach dem Ableben widerfahrt Dieser Bruch mit dem bisherigen Glauben stellte die Geburtsstunde der neuen Harfnerlieder dar die inhaltlich Ruckgriff auf das Mittlere Reich nahmen und damals vereinzelte Gedanken uber den Tod in einem neuen poetischen Rahmen ausschmuckten Das Harfnerlied des Antef gilt als klassisches Vorbild fur alle spateren Harfnerliedfassungen der neuen Form die als Variationen dieses Liedes zentralen Eingang in den Totenglauben fanden es stammt aus dem Amarnagrab des Pa Atonemheb und nimmt Bezug auf den Sinn des Lebens Im Grab des Neferhotep das einige Jahre nach Echnatons Tod zur Zeit Haremhabs angelegt wurde sind drei Harfnerlieder niedergeschrieben die dem Harfnerlied des Antef gleichen In einem davon heisst es Ich habe diese Lieder gehort die in den Grabern der Vorfahren stehen und was sie erzahlen zur Erhohung des Diesseits und zur Herabsetzung in der Duat Warum wird dergleichen angetan dem Lande Ta djeser Das Gerechte das keinen Schrecken kennt sein Abscheu ist der Streit Niemand terrorisiert dort den Anderen Dieses Land das keinen Widersacher hat unsere Leute ruhen in ihm seit der ersten Urzeit und die da sein werden in unendlichen Jahren sie gelangen alle dorthin Es gibt kein Verweilen in Agypten Keiner ist der dorthin gelangte Die Zeit die man auf Erden verbringt ist nur ein Traum Aber Willkommen wohlbehalten und heil sagt man zu dem der den Westen erreicht hat Harfnerlied Grab 50 Neferhotep 5 Literatur BearbeitenJan Assmann Tod und Jenseits im Alten Agypten Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 49707 1 Jan Assmann Harfnerlied und Horussohne In Journal of Egyptian Archeology Nr 65 London 1979 ISSN 0307 5133 S 54 77 online Hans Hickmann Miscellanea Musicologica Les harpes de la tombe de Ramses III In Annales du Service des Antiquites de l Egypte ASAE Nr 50 Kairo 1950 S 523 536 Christian Leitz u a Lexikon der agyptischen Gotter und Gotterbezeichnungen LGG Band 8 Peeters Leuven 2003 ISBN 90 429 1376 2 S 441 450 Siegfried Schott Altagyptische Liebeslieder Marchen und Liebesgeschichten Artemis Zurich 1952 Siegfried Schott Das schone Fest vom Wustentale Festbrauche einer Totenstadt Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz 1953 Siegfried Schott Gott des Harfenspiels In Memoires publies par les membres de l Institut francais d archeologie orientale du Caire Nr 66 1938 S 457 464 Einzelnachweise Bearbeiten Christian Leitz u a LGG Band 8 Leuven 2003 S 447 448 Kurt Sethe Beitrage zur altesten Geschichte Agyptens In Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Agyptens Band 3 Olms Hildesheim 1964 Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1905 145 Norman de Garis Davies The tomb of two sculptors at Thebes Metropolitan Museum of Art New York 1925 S 31 Anm 4 a b Siegfried Schott Das schone Fest vom Wustentale Festbrauche einer Totenstadt Mainz 1953 S 128 129 Jan Assmann Tod und Jenseits im Alten Agypten Munchen 2003 S 195 nbsp Dieser Artikel wurde am 19 Mai 2009 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Harfner Altes Agypten amp oldid 234278049 Harfnerlieder