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Hans Eberhard Maikowski 23 Februar 1908 in Charlottenburg 1 31 Januar 1933 Berlin 2 war ein deutscher SA Mann Staatsbegrabnis fur Hans Maikowski am 5 Februar 1933 in BerlinMaikowski kam in der Nacht nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler bei einem Zwischenfall in Berlin Charlottenburg zu Tode und wurde anschliessend durch die NS Propaganda systematisch zum Blutopfer und Martyrer des neuen Systems stilisiert Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhes Leben und Werdegang in der SA bis 1933 1 2 Ermordung 2 Neuere Forschung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhes Leben und Werdegang in der SA bis 1933 Bearbeiten Der Kaufmannssohn Hans Maikowski wurde in der elterlichen Wohnung in der Guerickestrasse in Charlottenburg geboren 1 Er zog 1923 nach Stuttgart wo er erste Kontakte zur NSDAP hatte Er besuchte dort die Waldorfschule die ihn u a wegen seiner antisemitischen Haltung relegierte Ab 1924 zuruck in Berlin schloss er sich dem als Sportverein getarnten Wehrverband Olympia und dem Frontbann Nord an Von 1924 bis 1925 war er Soldat der Reichswehr Von 1926 bis 1928 absolvierte er eine Lehre als Gartner Maikowski war 1926 erster Fahnentrager der Berliner SA und grundete 1929 die Arbeiterjugend Charlottenburg 3 Vom 20 Februar 1931 bis zu seinem Tod war er Fuhrer des SA Sturms 33 in Berlin Charlottenburg Auf das Konto des Mordersturm s 33 4 gingen zahlreiche Morde an politischen Gegnern in den fruhen 30er Jahren Maikowski selbst fluchtete kurzzeitig ins Ausland nachdem er sich uber einen Anwalt schuldig bekannt hatte den Arbeiter Walter Lange am 9 Dezember 1931 im Verlauf einer Strassenschlacht in der heutigen Otto Suhr Allee erschossen zu haben 5 Zuruckgekehrt wurde er im Oktober 1932 verhaftet aber am 23 Dezember 1932 im Zuge der Amnestie die der Reichstag in diesem Monat erliess vorzeitig auf freien Fuss gesetzt 6 Danach war er beim Volkischen Beobachter beschaftigt 3 Ermordung Bearbeiten Am 30 Januar 1933 nahm Maikowski am Fackelzug zur Feier der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler teil Auf dem Ruckmarsch machte der von Maikowski angefuhrte Sturm 33 in provokatorischer Absicht einen Umweg durch die vorwiegend von KPD Anhangern bewohnte Wallstrasse in Charlottenburg Dort kam es zu einem Schusswechsel mit Anwohnern bei dem der Polizist Josef Zauritz erschossen und Maikowski so schwer verletzt wurde dass er im Krankenhaus Westend starb 7 Die Umstande der Tat blieben ungeklart Die nationalsozialistische Propaganda schrieb die Taten den Kommunisten zu Diese beharrten darauf keinen Schuss abgegeben zu haben und benannten einen Zeugen der einen SA Mann bezichtigte der Schutze gewesen zu sein Ein grosser Schauprozess gegen 56 Angeklagte fast alle Mitglieder der KPD endete mit Verurteilungen zu insgesamt 39 Jahren Zuchthaus und 95 Jahren Gefangnis ohne dass einem die direkte Tatbeteiligung nachgewiesen werden konnte und mit einem Freispruch Aussagen von SA Kameraden Maikowskis gegenuber dem Geheimen Staatspolizeiamt aus dem Juni 1933 die den SA Mann Alfred Buske 26 Oktober 1912 18 Januar 1934 als Tater bezeichneten blieben geheim und wurden 1943 vernichtet Ein Aktenvermerk vom Februar 1943 uber diesen Vorgang der die Taterschaft Buskes ausdrucklich vermerkt ist jedoch erhalten geblieben Auch weitere Indizien stutzen die Taterschaft Buskes Seine Kameraden tilgten in spateren Auflagen ihres Gedenkbuchs Sturm 33 Hans Maikowski jeden Verweis auf ihn aus und ersetzten ihn auf einem Gruppenfoto des Sturms mittels Retusche durch den SA Mann Paul Foyer einen der Hauptangeklagten im Prozess zum Mord an Otto Gruneberg 8 Die nationalsozialistische Propaganda stellte Maikowski als Martyrer heraus Am 5 Februar 1933 inszenierte der Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels eine Grossveranstaltung in Form eines Staatsbegrabnisses fur beide Opfer in Berlin Es bestand aus einem Trauergottesdienst des DC Pfarrers Joachim Hossenfelder im Berliner Dom und einem feierlichen Trauerzug zum Invalidenfriedhof wo Maikowskis Beisetzung nach Trauerreden von Hermann Goring und Goebbels sowie Fritz Otto Busch erfolgte 9 Die Veranstaltung an der 600 000 Menschen teilgenommen haben sollen 10 ubertrugen reichsweit alle Rundfunksender 11 und sie wurde auszugsweise in den NS Propagandafilm Deutschland erwacht 1933 einmontiert Die SA Standarte 1 trug spater den Namen Hans Maikowski 12 In vielen deutschen Stadten und Gemeinden erhielten Strassen seinen Namen 13 Am Ort seines Todes Wallstrasse 52 nun Maikowskistrasse erinnerte eine Gedenktafel an ihn wie auch ab 1937 ein Gedenkbrunnen in der nahen Richard Wagner Strasse 8 Die Anlage direkt hinter dem Deutschen Opernhaus bestand aus einem Brunnen aus dem eine Saule mit bronzener Siegfried Gestalt ragte Etwas davon entfernt zur Maikowski Strasse prangte eine etwa zwei Meter hohe Steinplatte aus Muschelkalk die mit dem Namen und einem Relief von Maikowski versehen war 14 Keine der zahlreichen offentlichen Ehrungen Maikowskis uberstand die Hitlerzeit 15 Neuere Forschung BearbeitenNeuere Forschungen zu dem Vorgang haben herausgebracht dass die Erschiessung von Maikowski durch Buske wahrscheinlich in letzter Instanz auf einen Auftrag des Berliner Gauleiters Joseph Goebbels zuruckging In einem 2019 offentlich gewordenen Gutachten verweisen Wolfram Pyta und Rainer Orth auf eine von ihnen eruierte Zeugenaussage des ehemaligen SA Angehorigen Karl Deh der Augenzeuge der Erschiessung von Maikowski gewesen war gegenuber der Berliner Polizei im Jahr 1967 In dieser berichtete Deh von einer Versammlung der hoheren SA Fuhrer des Bezirkes Berlin Charlottenburg am 27 Dezember 1932 an der er selbst Deh teilgenommen habe Wahrend dieser Versammlung hatten einige Teilnehmer ihre Befurchtung zum Ausdruck gebracht dass die Politische Organisation PO des Parteiapparates der NSDAP im Falle einer Ubernahme der Macht im Staat durch die NSDAP versuchen konnte die SA die dann aus Sicht der PO ihre Schuldigkeit getan hatte und nicht mehr gebraucht werden wurde auszubooten um die Fruchte des Sieges nicht mit der SA teilen zu mussen sondern diese fur sich allein zu haben Insbesondere dem Berliner Gauleiter Goebbels der in SA Kreisen als tuckisch und intrigant galt wurden derartige Absichten zugetraut Aus diesem Grunde sei in der SA Fuhrerversammlung vom 27 Dezember der Gedanke ausgesprochen worden dass Goebbels vorher noch also bevor man an die Macht gelangt sei verschwinden musste um eine derartige Entwicklung zu verhindern Hans Maikowski der zu den Teilnehmern der Versammlung gehorte habe daraufhin so Deh selbstbewusst erklart dass wenn es erforderlich sein wurde er Maikowski es personlich ubernehmen wurde Goebbels zu erschiessen Deh erklarte dass nach seiner Uberzeugung die private Drohung Maikowskis vom 27 Dezember 1932 in den folgenden Tagen von einem anderen Versammlungsteilnehmer Deh verdachtigte den Standartenfuhrer Berthold Hell Goebbels hintertragen worden sei und dass Goebbels daraufhin die Liquidierung Maikowskis durch Buske veranlasst hatte um einen Mann der ihm potentiell einmal gefahrlich werden konnte aus der Welt zu schaffen In dem ihm eigenen Zynismus habe Goebbels die Beseitigung seines personlichen Feindes Maikowski anschliessend fur seine Propaganda instrumentalisiert indem er Maikowski nach seiner Ermordung durch Presse und Rundfunk zu einem Martyrer fur das Dritte Reich verklaren habe lassen um so einen weiteren Mythos zu schaffen der geeignet war zur ideologischen Festigung des neuen Regimes beizutragen Als Beleg fur seine Vermutung dass Buske den Mord an Maikowski in hoherem Auftrag ausgefuhrt habe verwies Deh gegenuber den Ermittlern von 1967 darauf dass Buske nach dem Tod von Maikowski bis zu seinem eigenen Tod im Jahr 1934 immer Geld gehabt habe obwohl er nie gearbeitet habe und dass Deh zudem wahrend des Jahres 1933 in kurzester Zeit vom SA Truppfuhrer bis zum SA Sturmhauptfuhrer das heisst um drei Range befordert worden sei Den Polizisten Zauritz habe Buske so Dehs Auffassung damals wohl notgedrungen spontan mit erschossen um einerseits den Anschlag auf Maikowski mit dem er beauftragt war ungehindert durchfuhren zu konnen und um sich durch Zauritzs Erschiessung zugleich eines unliebsamen amtlichen Zeugens zu entledigen 16 Literatur BearbeitenPeter Longerich Geschichte der SA Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 49482 X S 138 f Sven Reichardt Faschistische Kampfbunde Gewalt und Gemeinschaft im italienischen Squadrismus und in der deutschen SA Industrielle Welt Bd 63 Bohlau Koln 2002 ISBN 3 412 13101 6 S 494 496 Bernhard Sauer Goebbels Rabauken Zur Geschichte der SA in Berlin Brandenburg In Berlin in Geschichte und Gegenwart Jahrbuch des Landesarchivs Berlin Berlin 2006 S 107 164 online Weblinks BearbeitenMaikowski Hans Eberhard in Marcus Weidner Die Strassenbenennungspraxis in Westfalen und Lippe im Nationalsozialismus Datenbank der Strassenbenennungen 1933 1945 Munster 2013 ff LWL Institut fur westfalische RegionalgeschichteEinzelnachweise Bearbeiten a b Geburtsurkunde Nr 395 1908 StA Charlottenburg II Totenschein im Landesarchiv Berlin A Rep 358 01 Nr 7086 a b Maikowski Hans Eberhard in Marcus Weidner Die Strassenbenennungspraxis in Westfalen und Lippe wahrend des Nationalsozialismus Datenbank der Strassenbenennungen 1933 1945 Munster 2013 ff auf dem Internet Portal Westfalische Geschichte Stand 12 Dezember 2013 Sven Reichardt Der Charlottenburger SA Mordersturm 33 1928 1932 in Knoch Habbo Hrsg Taterinnen und Tater Hamburg 2002 Sozialdemokratischer Pressedienst vom 4 Februar 1933 PDF 2 7 MB bei der Friedrich Ebert Stiftung Stephan Brandt Die Charlottenburger Altstadt Sutton Verlag Erfurt 2011 ISBN 978 3 86680 861 4 S 45 Bernhard Sauer Goebbels Rabauken PDF 1 7 MB In Landesarchiv Berlin Berlin in Geschichte und Gegenwart 2006 S 107 164 hier S 139 a b Stephan Brandt Die Charlottenburger Altstadt Sutton Verlag Erfurt 2011 ISBN 978 3 86680 861 4 S 100 Archivierte Kopie Memento vom 18 Juli 2013 im Internet Archive S 35 Die Tagebucher von Joseph Goebbels hrsg von Elke Frohlich Teil 1 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1945 S 77 Normdaten Person GND 124752233 lobid OGND AKS LCCN no2002102106 VIAF 47702706 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Maikowski HansALTERNATIVNAMEN Maikowski Hans Eberhard Maikowsky Hans EberhardKURZBESCHREIBUNG deutscher Gartner Mitglied der SAGEBURTSDATUM 23 Februar 1908GEBURTSORT Berlin CharlottenburgSTERBEDATUM 31 Januar 1933STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Maikowski SA Mitglied amp oldid 230306985