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Gunnera tinctoria ist eine krautige Pflanzenart aus der Gattung Gunnera der einzigen Gattung der Pflanzenfamilie der Gunneraceae in der kleinen Ordnung der Gunnerales Die ursprunglich in Sudamerika heimische Art wurde fast weltweit als Zierpflanze angepflanzt und ist heute in zahlreichen Regionen als Gartenfluchtling verwildert und eingeburgert Die Art findet sich selten auch in Mitteleuropa meist in grosseren Parks und Garten sie ist hier nur eingeschrankt winterhart Aufgrund der verwilderten Vorkommen gilt sie in vielen Regionen als invasive Art sie wurde in die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung der Europaischen Union aufgenommen Gunnera tinctoriaGunnera tinctoriaSystematikEudikotyledonenKerneudikotyledonenOrdnung GunneralesFamilie GunneraceaeGattung GunneraArt Gunnera tinctoriaWissenschaftlicher NameGunnera tinctoria Molina Mirb Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verbreitung 3 Okologie und Standort 4 Management 5 Taxonomie und Systematik 6 Einzelnachweise 7 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Blutenstand nbsp Spitze des kriechenden Sprosses mit Blattstielen der Laubblatter und Niederblattern nbsp Junge Blattstiele als Gemuse nbsp Gunnera tinctoria in NeuseelandWie alle Arten der Gattung ist Gunnera tinctoria 1 2 3 eine ausdauernde krautige Pflanze Der ausdauernde Spross ist oberirdisch kriechend er wird oft als Rhizom bezeichnet Das Rhizom erreicht bei der Art bis zu 3 5 Meter Lange bei einem Durchmesser von 6 bis 25 Zentimeter Es ist dicht bedeckt von schuppenformigen abgestumpften Niederblattern von bis zu 20 Zentimeter Lange dazwischen sitzen grun gefarbte becherartige Aufwolbungen gefarbt durch symbiontische Cyanobakterien der Gattung Nostoc Durch die gigantischen aufrechten sommergrunen Laubblatter erreicht die Pflanze eine Hohe von bis zu zwei Metern Die Blatter sind wechselstandig an den Triebenden gehauft Sie sind lang gestielt bis zu 100 Zentimeter der Blattstiel ist meist rot gefarbt und stechend borstig behaart Er ist anatomisch bemerkenswert durch die polystelische Anordnung der Leitbundel Die Blattspreite erreicht 30 bis 150 selten 200 in ihrer sudamerikanischen Heimat bis 300 Zentimeter Durchmesser Sie ist rundlich mit handformiger Nervatur die Spreitenbasis herzformig der Blattrand funf bis siebenlappig die Lappen in ein bis drei zugespitzte Teillappen gegliedert deren Rand oft grob gezahnt Die Blattspreite ist zu einem Viertel bis zur Halfte ihrer Lange eingeschnitten Die Blatter sind auf der Oberseite unauffallig weich drusenhaarig die Unterseite ist besonders auf den Nerven wie der Stiel stechend behaart Die Pflanze bildet zur Blutezeit jeweils drei bis vier robuste aufrechte Blutenstande aus Der Blutenstand ist sitzend oder kurz gestielt und gestreckt rispig verzweigt mit Hunderten bis Tausenden kleinen Einzelbluten Der Blutenstand erreicht etwa 45 Zentimeter die Seitenaste des Blutenstands erreichen etwa 5 bis 7 10 Zentimeter Lange sie sind gerade oder gewunden horizontal abstehend die kleinen Bluten darauf gleichmassig verteilt Meist sitzen zur Basis hin rein weibliche zur Spitze hin zweigeschlechtliche Bluten Die Einzelbluten sind sitzend oder sehr kurz gestielt Die Blutenhulle besteht aus zwei etwa einen Millimeter langen dreieckigen Kelchblattern und zwei jeweils etwa 2 5 Millimeter langen Kronblattern diese sind eiformig verkehrteiformig oder elliptisch oft mit einer kleinen Stachelspitze und kahnformig zusammengezogen an den rein weiblichen Bluten oft reduziert Sie sind grunlich im Alter meist rotbraun verfarbt Es sind zwei Staubblatter und ein kugeliger Fruchtknoten mit zwei Griffeln ausgebildet Die Frucht ist eine gelblichweisse oder manchmal rote fleischige raue Steinfrucht von etwa zwei Millimeter Lange sie ist im Umriss eiformig und linsenartig abgeflacht Jede Frucht enthalt einen einzigen Samen Von der in Europa haufiger als Zierpflanze verwendeten Gunnera manicata unterscheidet sich Gunnera tinctoria 4 an dem geschlosseneren Blutenstand mit kurzeren Seitenasten Die Blatter von Gunnera manicata sind ausserdem noch grosser bis zu drei Meter lang bei Gunnera tinctoria in Europa nicht uber zwei Meter Blattstiel und Spreite sind stacheliger mit zahlreichen rotbraun gefarbten Stachelborsten Verbreitung BearbeitenDas naturliche Verbreitungsgebiet von Gunnera tinctoria liegt in Sudamerika Das Verbreitungszentrum liegt in den sudlichen Anden in Chile und Argentinien sudlich bis nach Patagonien in die Region Magallanes in Chile und Provinz Chubut in Argentinien 2 Sie erreicht dort Hohen bis zu etwa 1500 oder sogar 2000 Meter kommt aber bis Meereshohe etwa in Kustendunen vor Nach Norden gibt es schlecht dokumentierte weitere Angaben fur die gesamte Andenregion nordlich bis Venezuela 1 Die Art wachst in Waldlichtungen und an Waldrandern oft angrenzend an Feuchtgebiete auch im Unterwuchs der Yungas genannten Gebirgsregenwalder Sie kommt oft gemeinsam mit Coihue Sudbuche Nothofagus dombeyi und Scharlach Fuchsie Fuchsia magellanica vor 1 Die Art ist in vielen Regionen als Neophyt verwildert und eingeburgert Als invasive Art verdrangt sie teilweise die naturliche Vegetation und gilt daher lokal als Bedrohung der Biodiversitat So ist sie eingeburgert auf Sao Miguel der Hauptinsel der Azoren vor allem in der Region Furnas wo sie auch in Naturschutzgebieten grosse Bestande bildet 5 In Neuseeland kommt es in kustennahen Lebensraumen auf der Nord wie der Sudinsel vor mit grossen Vorkommen etwa im Egmont Nationalpark auf der Nordinsel mit Hohenverbreitung bis 380 m am Mount Taranaki Durch die ausgedehnten Vorkommen auf unzuganglichen Kustenklippen sind endemische Pflanzenarten die hier Ruckzugsraume haben vom Aussterben bedroht 6 In Europa sind invasive Vorkommen in England und Irland besonders problematisch Sie kommt hier vor in den westlichen Kustenregionen der Inseln Irland und Grossbritannien meist unterhalb von 100 Metern Meereshohe mit Schwerpunkt in den Counties Galway und Mayo ganz im Westen von Irland 1 Vereinzelte verwilderte Vorkommen in Nordwest Frankreich in Kalifornien und in Sud Australien 7 sowie auf der Insel Tasmanien gelten als unproblematisch Okologie und Standort BearbeitenGunnera tinctoria kommt uberwiegend in humiden Regionen in der Regel mit Jahresniederschlagen von mehr als 1100 Millimetern in ihrer sudamerikanischen Heimat teilweise uber 2000 Millimeter vor In trockeneren Gebieten kann sie sich nur in Feuchtgebieten halten Sie bevorzugt moderate Temperaturen in Grossbritannien Wintertemperaturen zwischen 3 und 6 C und Sommertemperaturen zwischen 12 und 15 C sie kommt aber in Sudamerika bis in tropische Breiten vor Ihr Vorkommen wird vor allem durch ihre hohe Frostempfindlichkeit begrenzt Sie wachst auf bodenfeuchten Standorten oft auf Vulkanasche oder auf Sand meidet aber permanent wassergesattigte staunasse Standorte Sie bevorzugt schwach saure Boden 1 Die Art kommt haufig auf Rohboden mit geringem Stickstoffgehalt vor Moglich ist dies durch die Symbiose mit einem Luftstickstoff fixierenden Cyanobakterium Nostoc punctiforme Nostoc wird uber spezielle rot gefarbte Drusen als vom Wind verbreitete Dauerzelle Akinete 8 schon von der Keimpflanze aufgenommen Sie besiedeln das Rhizom wo sie angereichert in becherformigen Fortsatzen mit besonders viel Stomata vorkommen Die Symbiose von Gunnera und Nostoc ist die einzige eines Cyanobakteriums mit einem Bedecktsamer 9 Management BearbeitenIn Irland wurde zur Bekampfung der Art ein Programm aufgestellt 10 Die weitere Verbreitung soll durch Aufklarung von Gartnern und Restriktionen fur den Handel eingeschrankt werden Eine direkte Bekampfung wird erwogen aber bisher nicht durchgefuhrt Probleme sind bei einer mechanischen Bekampfung die mogliche unbeabsichtigte Verbreitung durch keimfahige Rhizom Fragmente und bei einer chemischen Bekampfung mogliche okologische Kollateralschaden Ahnliche Programme werden regional in Neuseeland durchgefuhrt 6 In Deutschland war die Art bisher als Gartenpflanze verbreitet 11 12 aber weitaus weniger angepflanzt als Gunnera manicata mit noch spektakularerem Blattwerk Durch die Aufnahme in die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung ist die Zucht und der Handel in der Europaischen Union seit 2017 verboten Aufgrund der Frostempfindlichkeit verwildert die Art in Mitteleuropa nicht Taxonomie und Systematik BearbeitenDie Art wurde von dem chilenischen Naturforscher und Jesuiten Juan Ignacio Molina in seinem Werk Saggio sulla storia naturale del Chili 1782 als Panke tinctoria erstbeschrieben Die ehemalige Gattung Panke wird heute als Untergattung von Gunnera aufgefasst Synonyme sind Gunnera chilensis Lam Panke caulescens J F Gmel Gunnera scabra Ruiz amp Pavon Panke chilensis Oerst Die Untergattung Panke umfasst etwa zwanzig Arten mit Verbreitung in Sudamerika mit einigen vorgelagerten Inseln und Hawaii Sie ist morphologisch gut charakterisiert und die genetischen Daten widersprechen ihrer Monophylie zumindest nicht 13 Die Autoren der Flora Neotropica 2 unterscheiden drei Varietaten die aber nicht von allen Botanikern anerkannt werden Gunnera tinctoria var tinctoria Tiefe der Einschnitte der Blattspreite bis zu einem Viertel der Blattspreite Lappen stumpf Blattadern hervortretend unterseits bedornt Tragblatt des Blutenstands ganzrandig 20 bis 25 Millimeter lang In den sudlichen Anden in Hohen um 1400 m Gunnera tinctoria var meyeri L E Mora L E Mora Pabon Mora amp F Gonzalez Wie var tinctoria aber Blattadern nicht hervortretend unbedornt Tragblatt des Blutenstands geschlitzt In tieferen Lagen der Anden von etwa 100 bis 1500 Meter an den Ufern von Flussen oder an schattigen feuchten Orten in Waldern Gunnera tinctoria var valdiviensis Pabon Mora amp F Gonzalez Tiefe der Einschnitte der Blattspreite bis zur Halfte der Blattspreite Lappen spitz In Chile in Kustendunen oder an Flussufern auf Sand bis ca 600 Meter Hohe Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Margherita Gioria Bruce A Osborne Biological Flora of the British Isles Gunnera tinctoria In Journal of Ecology 101 2013 243 264 doi 10 1111 1365 2745 12022 a b c Luis Eduardo Mora Osejo Natalia Pabon Mora Favio Gonzalez Gunneraceae In Flora neotropica Monograph 109 New York Botanical Garden Press 2011 ISBN 978 0 89327 508 2 Ana Maria Molina El genero Gunnera en la Argentina y el Uruguay Gunneraceae In Darwiniana 21 2 4 1978 473 489 JSTOR 23215604 Clive Stace New Flora of the British Isles Cambridge University Press 3rd Edition 2011 ISBN 978 0 521 70772 5 S 123 L Silva J Talvares A Pena Ecological basis for the control of Gunnera tinctoria in Sao Miguel Island In Proccedings of the Second International Weed Control Congress Copenhagen 1996 233 239 a b Peter A Williams Colin C Ogle Susan M Timmins Graeme D La Cock Jim Clarkson Chilean rhubarb Gunnera tinctoria biology ecology and conservation impacts in New Zealand New Zealand Department of Conservation DOC Research amp Development Series 210 ISBN 0 478 22698 5 Jurgen Kellermann Gunneraceae In Flora of South Australia 5th Edition Government of South Australia Department for Environment and Water 2019 PDF Akineten Lexikon der Biologie spektrum de Bruce Osborne Fiona Doris Ann Cullen Rosa McDonald Garret Campbell Martin Steer Gunnera tinctoria An Unusual Nitrogen fixing Invader In BioScience 41 4 1991 224 234 C Armstrong B Osborne J Kelly C M Maguire Giant Rhubarb Gunnera tinctoria Invasive Species Action Plan Prepared for NIEA Northern Ireland Environmental Agency and NPWS National Parks amp Wildlife Service as part of Invasive Species Ireland 2009 Kirsten Unshelm Drohen Verbote beliebter Gartenpflanzen In Gartenpraxis 10 2020 Andreas Honegger Grosse dank Grossblattrigen In Neue Zurcher Zeitung 29 Juni 2004 Livia Wanntorp Hans Erik Wanntorp Mari Kallersjo Phylogenetic Relationships of Gunnera Based on Nuclear Ribosomal DNA ITS Region rbcLand rps16 Intron Sequences In Systematic Botany 27 3 2002 512 521 JSTOR 3093959 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gunnera tinctoria Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gunnera tinctoria bei Useful Temperate Plants Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gunnera tinctoria amp oldid 239149563