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Der Grosse Pampashase oder die Grosse Mara Dolichotis patagonum ist eine in Argentinien lebende Nagetierart aus der Familie der Meerschweinchen Caviidae Zusammen mit dem Kleinen Pampashasen bildet er die Gattung der Pampashasen Grosser PampashaseGrosser PampashaseSystematikTeilordnung Hystricognathiohne Rang Meerschweinchenverwandte Caviomorpha Familie Meerschweinchen Caviidae Unterfamilie Pampashasen Dolichotinae Gattung Pampashasen Dolichotis Art Grosser PampashaseWissenschaftlicher NameDolichotis patagonum Zimmermann 1780 Grosser Pampashase Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Allgemein 1 2 Kopf und Zahne 1 3 Innere Anatomie 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 3 1 Aktivitatszeiten und Fortbewegung 3 2 Sozial und Territorialverhalten 3 3 Naturliche Feinde und Bedrohungen 4 Nahrung 5 Fortpflanzung 5 1 Paarung und Trachtigkeit 5 2 Jungenaufzucht 6 Mensch und Grosser Pampashase 7 Systematik 8 Literatur 9 WeblinksMerkmale BearbeitenAllgemein Bearbeiten Der Grosse Pampashase ist nach dem Capybara dem grossten lebenden Nagetier der grosste Vertreter der Meerschweinchen Er erreicht eine Kopfrumpflange von 61 bis 81 Zentimeter durchschnittlich 71 Zentimeter der Schwanz ist ein Stummel von maximal 5 Zentimetern Lange er ist flachgedruckt und fast haarlos Mannchen erreichen ein durchschnittliches Gewicht von 7 7 Kilogramm Weibchen sind mit 8 3 Kilogramm etwas schwerer das Hochstgewicht betragt 16 Kilogramm Ihr Fell ist an der Oberseite graubraun aguti gefarbt der Bauch ist weiss Die ruckwartigen Teile der Oberschenkel sind ebenfalls weiss dort befindet sich auch ein auffallender schwarzer Streifen oberhalb Die Flanken und das Kinn manchmal auch die Seiten des Kopfes sind orange bis rostfarben Das Fell dieser Tiere ist dicht und kurz erweckt aber einen borstigen Eindruck Der Korperbau der Pampashasen wird als hasenahnlich beschrieben was vor allem an den langen Beinen und den grossen Ohren liegt Bis auf diese beiden Merkmale ahneln sie den Meerschweinchen Wie bei allen Vertretern dieser Familie enden die Vorderfusse in vier und die Hinterfusse in drei Zehen Die Hinterfusse tragen hufartige Klauen Vorderfusse scharfe Krallen die zum Graben geeignet sind Die Hinterbeine sind langer als die Vorderbeine wobei wie bei vielen schnell laufenden Tiere das Stylopodium Oberarm bzw Oberschenkel kurzer als das Zygopodium Unterarm bzw Unterschenkel ist Mit der Entwicklung langer Gliedmassen als Anpassung an eine Lebensweise in Grasland und Steppe nehmen Pampashasen die okologische Nischen ein die anderenorts von Huftieren eingenommen werden Dies zeigt sich in einer Reihe konvergenter Entwicklung etwa in der Reduktion der Schlusselbeine Kopf und Zahne Bearbeiten nbsp Kopf eines Grossen PampashasenDer grosse schmale Kopf wird vor allem durch die langen 9 bis 10 Zentimeter langen Ohren charakterisiert Damit einhergehend ist ein guter Gehorsinn was fur die Wahrnehmung in offenen Habitaten wichtig ist Die Augen sind gross und seitlich am Kopf angebracht Die Nase ist stumpf die Vibrissen sind gut ausgebildet Im Bau des Schadels ist das Nasenbein auffallend das gross und nach vorne zugespitzt ist allerdings nicht so weit vorne wie der Maxilla Das Stirnbein ist sehr breit und das Tranenbein sehr gross Die Zahnformel lautet wie bei allen Meerschweinchenverwandten 1 1 0 0 1 1 3 3 20 das heisst pro Kieferhalfte haben sie einen als Nagezahn ausgepragten Schneidezahn keinen Eckzahn einen Pramolar Vorbackenzahn und drei Molaren Backenzahne Die Nagezahne sind wie die fast aller Nagetiere wurzellos und wachsen ein Leben lang nach Eckzahne fehlen wie bei allen Nagetieren zwischen Schneide und Backenzahnen klafft eine als Diastema bezeichnete Lucke Die Backenzahne sind wie bei allen Meerschweinchen ebenfalls wurzellos und dauerwachsend Innere Anatomie Bearbeiten Der Verdauungstrakt gleicht dem der ubrigen Meerschweinchen Der Magen ist einfach gebaut sie sind Enddarmfermentierer Das heisst sie konnen in ihrem Blinddarm Caecum mittels symbiotischer Bakterien auch Zellulose aufschliessen Der Grimmdarm Colon ist zu diesem Zweck modifiziert und weist oft komplexe Falten auf Diese Anpassungen geht mit der Caecotrophie dem nochmaligen Aufnehmen des Kotes zur besseren Verwertung der Nahrung einher Eine Besonderheit der Pampashasen ist dass sich die Analdruse zwischen Anus und Schwanzwurzel befindet bei den anderen Meerschweinchen ist sie vor dem Anus gelegen Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten nbsp Heutiges Verbreitungsgebiet des Grossen PampashasenGrosse Pampashasen sind in Argentinien endemisch Ihr Verbreitungsgebiet reicht ungefahr vom 28 bis zum 50 Breitengrad das heisst von den Provinzen Catamarca und Cordoba im Norden bis Santa Cruz im Suden Ihr Lebensraum sind offene tiefer gelegene Habitate Vorwiegend bewohnen sie Grassteppen Pampa bis zur Verdrangung durch die Landwirtschaft Dornstrauchsavanne Espinal und Monte aber auch lichte Walder und trockene Regionen etwa die Halbinsel Valdes Sie bevorzugen dabei Gebiete die mit Buschen oder Baumen als Sichtschutz und Deckung bestanden sind Lebensweise BearbeitenAktivitatszeiten und Fortbewegung Bearbeiten Grosse Pampashasen sind tagaktiv Rund die Halfte des Tages 46 verbringen sie fressend sind aber auch oft beim Sonnenbaden zu beobachten Zur Nachtruhe graben sie keine eigenen Baue ausser zur Jungenaufzucht sie schlafen in dichter Vegetation verborgen oder ubernehmen die Baue von anderen Tieren etwa Viscachas Je nach Bedarf praktizieren sie unterschiedliche Fortbewegungsarten ein langsames Gehen ein hasenahnliches Hoppeln oder auch das Hupfen mit allen vier Beinen Dabei konnen sie uber 1 Kilometer Geschwindigkeiten von bis zu 45 km h erreichen Die Ruhepositionen sind entweder ein Sitzen auf dem Gesass mit ausgestreckten Vorderbeinen oder ein Liegen mit katzenartig unter der Brust verschrankten Vorderbeinen beides fur Nager untypische Haltungen Es entspricht eher der Ruhestellung von Hasenartigen Sozial und Territorialverhalten Bearbeiten nbsp Grosse Pampashasen leben in Paaren Im Sozialverhalten zeigen Pampashasen die unter Saugetieren einmalige Kombination aus Monogamie und gemeinsamer Jungenaufzucht Diese Tiere leben streng monogam das heisst die Paare bleiben uber Jahre beisammen und ublicherweise kommt es nur beim Tod eines Partners zum Partnerwechsel Der Grund dafur durfte vorrangig in der extremen Kurze der Empfangnisbereitschaft liegen Die Paarbindung wird vorrangig vom Mannchen aufrechterhalten es folgt dem Weibchen wo immer es hingeht Auch bespruht das Mannchen das Weibchen mit Urin und den Boden rund um das Weibchen mit Analdrusensekret und Kot dieses Bespruhen dient dem Zuruckdrangen mannlicher Nebenbuhler Aber auch Weibchen bespruhen manchmal das Gesicht des Mannchens mit Urin vermutlich um ihm zu zeigen dass es nicht empfangnisbereit ist Vor allem wahrend der Trachtigkeit und Saugezeit muss das Weibchen weit mehr fressen als Mannchen die Mannchen verbringen diese Zeit neben dem Weibchen sitzend und Wache haltend sowohl vor Fressfeinden als auch vor Nebenbuhlern Mehrere Paare bilden zusammen lose Verbande die bis zu 70 Tiere umfassen konnen Die Mannchen errichten untereinander eine Rangordnung die dabei verwendeten Verhaltensweisen beinhalten ebenfalls das Bespruhen mit Urin daneben auch das Prasentieren des Gesasses sowie Verfolgungsjagden und Bisse in den Rumpf Jedes Paar bewohnt ein Exklusivrevier von rund 10 Hektar Grosse Durch dauernde Wanderungen verschieben sich allerdings die Reviergrenzen andauernd uber das Jahr gerechnet ergibt sich somit eine Reviergrosse von 33 bis 200 Durchschnitt 100 Hektar Im Lauf der Zeit kommt es somit zu starken Uberlappungen der Territorien der einzelnen Paare Grosse Pampashasen kommunizieren mit Quietschlauten die der Kontaktaufnahme dienen und stossen im Bedrohungsfall Grunzlaute aus Der visuellen Kommunikationen dient auch das Strauben der Haare und das Klappern mit den Zahnen Wie oben erwahnt spielt die olfaktorische Kommunikation eine entscheidende Rolle Naturliche Feinde und Bedrohungen Bearbeiten Zu den naturlichen Feinden der Pampashasen zahlen Raubtiere wie Pampaskatzen Kleinfleckkatzen Pumas Grisons und Kampfuchse fur Jungtiere konnen auch Greifvogel wie Magellanuhus und Blaubussarde gefahrlich werden An Parasiten ist der Fadenwurm Wellcomia dolichotis bekannt der auf Pampashasen spezialisiert ist Nahrung Bearbeiten nbsp Diese Tiere sind opportunistische Pflanzenfresser die unter anderem Graser Krauter aber auch Busche zum Beispiel Mesquite Straucher verzehren Zur besseren Verwertung der Nahrung praktizieren sie die Caecotrophie das nochmalige Verzehren des Kotes Der Blinddarmkot eine weiche klebrige Form des Kotes dessen Material mit Hilfe spezieller Bakterien im Blinddarm fermentiert wird wird unmittelbar nach dem Ausscheiden erneut verzehrt Auf diese Weise konnen die Tiere die schwer verdauliche zellulosehaltige Nahrung auf bestmogliche Weise verwerten Der nach der erneuten Verdauung entstehende Kot ist trocken er wird nicht wieder aufgenommen Generell sind Pampashasen sehr effiziente Nahrungsverwerter So brauchen sie weniger Nahrung pro Kilogramm Korpergewicht als etwa Schafe oder Rinder Fortpflanzung BearbeitenPaarung und Trachtigkeit Bearbeiten nbsp JungtierWeiblichen Pampashasen haben einen ausserst kurzen Ostrus sie sind nur alle 3 bis 4 Monate fur eine halbe Stunde empfangnisbereit Das durfte auch der Grund fur die strikte Monogamie dieser Tiere sein Die Paarung erfolgt saisonal die meisten Geburten fallen in die Monate August bis November der Hohepunkt liegt zwischen Ende September und Anfang Oktober In dieser Zeit herrscht in ihrem Lebensraum der Fruhling vor der Sommerdurre Wahrend die Tiere in freier Wildbahn nur einen Wurf jahrlich austragen konnen es in menschlicher Obhut drei bis vier Wurfe im Jahr sein Die Tragzeit betragt 91 bis 110 durchschnittlich 100 Tage Die Wurfgrosse betragt durchschnittlich zwei Jungtiere kann aber auch eins oder drei betragen Jungenaufzucht Bearbeiten nbsp Weibchen beim SaugenNeugeborene Grosse Pampashasen wiegen 480 bis 730 Gramm sie sind Nestfluchter und konnen gleich nach der Geburt laufen Zur Jungenaufzucht errichten bis zu 29 Paare ein gemeinsames Lager das einen Komplex aus mehreren Erdbauen darstellt und in dem bis zu 33 Jungtiere leben Das Weibchen kommt einmal pro Tag fur rund 1 Stunde in den Bau um ihre Jungen zu saugen andere Tiere umkreisen derweilen das Lager Wahrend dieser Lagerzeit entfernt sich ein Paar niemals weiter als 2 5 Kilometer vom Lager Trotz des gemeinsamen Baus findet keine Kooperation der Mutter statt Jedes Weibchen versucht nach Moglichkeit nur die eigenen Jungtiere zu saugen die sie am Geruch und an der Stimme erkennt Trotzdem gelingt es einigen Jungtieren immer wieder bei fremden Weibchen zu trinken Ob dadurch verwaisten Jungtieren das Aufwachsen ermoglicht werden kann ist umstritten Die Sterblichkeit der Jungtiere ist hoch was neben den Fressfeinden auch an Krankheiten und Unterkuhlung liegt Je grosser das Jungtierlager desto hoher sind die Uberlebenschancen Diese erste Phase der Zeit im Lager dauert rund 3 Wochen Die Jungtiere bleiben im oder nahe beim Lager sie halten engen Korperkontakt was fur die Erwarmung wichtig ist sie kuscheln sich aneinander und spielen Die zweite Phase liegt in der 4 bis 13 Lebenswoche Zu dieser Zeit folgen die Jungen den Eltern bei Nahrungssuche werden aber immer noch gesaugt Die endgultige Entwohnung erfolgt mit 75 bis 80 Tagen was fur Nagetierestandards sehr lang ist Die Geschlechtsreife tritt zumindest bei Weibchen mit rund 8 Monaten ein Die Lebenserwartung in freier Natur liegt wohl nicht uber 10 Jahren in menschlicher Obhut konnen diese Tiere bis zu 14 Jahre alt werden Mensch und Grosser Pampashase Bearbeiten nbsp Grosse Pampashasen werden haufig in Zoos gehalten und sind leicht zu zuchten Ein wichtiger Faktor der Bedrohung ist Nahrungskonkurrenz mit eingeschleppten Tieren vor allem Hasen die im sudlichen Sudamerika ursprunglich nicht heimisch waren auch die Umwandlung ihres Lebensraums in Viehweiden fur Rinder und Ackerland stellen zu einem gewissen Grad eine Gefahrdung dar Die Bejagung spielt eine geringe Rolle manchmal werden sie wegen ihres Fleisches verfolgt oder um Decken aus ihrem Fell zu machen Gebietsweise sind Grosse Pampashasen selten geworden so sind sie zum Beispiel in der Provinz Buenos Aires ausgestorben Insgesamt ist die Art aber noch nicht bedroht von der IUCN wird sie als potenziell gefahrdet eingestuft Grosse Pampashasen sind haufig in Zoos zu sehen und leicht zu zuchten Systematik BearbeitenDer Grosse Pampashase bildet zusammen mit dem Kleinen Pampashasen die Gattung der Pampashasen Dolichotis die eine eigene Unterfamilie Dolichotinae innerhalb der Meerschweinchen Caviidae bilden Fossil ist diese Gruppe seit dem spaten Miozan belegt Fossilfunde aus Provinzen Buenos Aires und Cordoba Es werden zwei Unterarten unterschieden D p centricola im mittleren und D p patagonum im sudlichen Argentinien die Unterschiede liegen vorwiegend in der Fellfarbe Literatur BearbeitenClaudia M Campos Marcelo F Tognelli Ricardo A Ojeda Dolichotis patagonum In Mammalian Species Nr 652 2001 S 1 5 online PDF 217 45 kB Memento vom 25 Marz 2016 im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dolichotis patagonum Album mit Bildern Videos und Audiodateien Dolichotis patagonum in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2022 Eingestellt von N Roach 2016 Abgerufen am 7 September 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grosser Pampashase amp oldid 227860820