www.wikidata.de-de.nina.az
Die Geschichte der Besiedlung der Marschen der nordwestdeutschen Kusten zu erforschen wird durch die ausgezeichneten Erhaltungsbedingungen fur organische Materialien erleichtert Sie schaffen die Moglichkeit die Auseinandersetzung der Bewohner der norddeutschen Marsch mit den Naturgewalten uber Jahrtausende zu verfolgen Nationalpark Niedersachsisches Wattenmeer Seestermuher MarschInhaltsverzeichnis 1 Voraussetzungen 2 Siedlungszeitraum 3 Nutzungsmoglichkeiten 4 Verkehr 5 Ernahrungsbasis 6 Hausbau 7 Wasserversorgung 8 Verbreitung 9 Veranderungen 10 Siehe auch 11 Literatur 12 WeblinksVoraussetzungen BearbeitenDie Bedeckung der pleistozanen Oberflache mit Meeressedimenten erfolgte ab dem Atlantikum als die Nordsee durch den etwa bis zur Zeitenwende anhaltenden Meeresspiegelanstieg etwa bis zum heutigen Geestrand vorgedrungen war Bedingt durch die Art der Ablagerung liegt die Oberflache der Marschen nur wenige Dezimeter uber dem Spiegel des mittleren Hochwassers Ungeschutzt war dieses erdgeschichtlich junge Land dem Einfluss des Meeres unterworfen Heute haben Deichschutz und kunstliche Entwasserung die Marschen in eine Kulturlandschaft verwandelt in der die Krafte des Meeres ausgeschaltet sind Siedlungszeitraum BearbeitenIn vor und fruhgeschichtlicher Zeit bestand kein Deichschutz Eine Besiedlung der Marschen war wegen der Uberflutungsgefahr ein Wagnis Trotzdem reichen die Zeugnisse der Anwesenheit des Menschen auf den Marschen bis in die Jungsteinzeit 4000 1500 v Chr zuruck Belege fur eine intensivere bauerliche Nutzung liegen in Schleswig Holstein aber erst fur das 1 nachchristliche Jahrtausend vor Die Untersuchung von Siedlungen die zwischen der romischen Kaiserzeit 0 450 n Chr und der Wikingerzeit 800 1050 n Chr bestanden konnte das Landschafts und Siedlungsbild und die Form der Anpassung der Bewohner an ihre Umwelt aufzeigen Nutzungsmoglichkeiten BearbeitenDie durch menschliche Eingriffe nicht veranderte Marsch war von einem Netz steilwandiger Gezeitenrinnen durchzogen in denen das Wasser meer oder landwarts stromte Die Oberflache des aus tonig sandigen Ablagerungen aufgebauten Landes war dort wo Uberflutungen haufig vorkamen mit Salzwiesen z B Salzbinse Juncetum gerardi bedeckt die sich jedoch fur eine Beweidung eignen In schlecht entwasserten Bereichen wurde diese Vegetation von Schilfsumpfen abgelost die in Niederungs und Hochmoore ubergehen konnten Baumbewuchs konnte hingegen nur in kustenfernen Regionen aufkommen Auf den erhohten Uferwallen der Priele fanden sich Reste fruhgeschichtlicher Siedlungen Die hier groberen Sedimente des oberflachennahen Untergrundes waren im Gegensatz zu den feinkornigen des Hinterlandes bei normaler Witterung verhaltnismassig gut entwassert so dass sie eine geeignete Basis boten Verkehr BearbeitenDer Anreiz fur eine Ansiedlung scheint die Lage an schiffbaren Gewassern gewesen zu sein Wahrend die Marschflachen bei ungunstiger Witterung schwer passierbar waren boten die Priele die einmundenden Flusse und die Nordsee gunstige Moglichkeiten fur die Nutzung von Wasserfahrzeugen Die fruhgeschichtliche Marschenbesiedlung war daher dem Meer zugewandt Auf jeder untersuchten Marschensiedlung der romischen Kaiserzeit fand man Scherben von Terra Sigillata ein Anzeichen fur Beziehungen mit dem Rheinmundungsgebiet Auf den gleichzeitigen kustenfernen Geestsiedlungen in Schleswig Holstein und Jutland wurde keine Scherbe dieser Keramik gefunden Auch die fruhen rotierenden Handmuhlen durch die die auf der Kimbrischen Halbinsel bis dahin gebrauchlichen Mahlsteine abgelost wurden finden sich in allen Marschensiedlungen der alteren romischen Kaiserzeit Sie bestehen aus Lavabasalt und sind Importe aus der Eifel Ernahrungsbasis BearbeitenViehhaltung bildete bereits in fruhgeschichtlicher Zeit die wirtschaftliche Grundlage der auf Selbstversorgung ausgerichteten Marschenbewohner Rinder und Schafe uberwogen Das Pferd trat demgegenuber zuruck da es nur bedingt einsetzbar war Schweine waren nicht so stark vertreten wie auf zeitgleichen Geestsiedlungen Hier machte sich das Fehlen der Eichelmast in der Seemarsch als Faktor bemerkbar Trotz der Uberflutungsgefahr wurde in der Nahe der Siedlungen an den gunstigsten Stellen auch Ackerbau getrieben Auf den Ackern scheint die Saubohne neben der Gerste die Hauptfrucht gewesen zu sein daneben konnte der Anbau von Flachs und der Verzehr von Rispenhirse und Roggen und nachgewiesen werden Hausbau BearbeitenDie fruhgeschichtlichen Marschensiedler lebten in Wohnstallhausern die sich im Prinzip nicht von jenen unterscheiden die heute im nordfriesischen Utland anzutreffen sind Von der romischen Kaiserzeit bis zur Neuzeit blieben Wohn und Stallteil durch einen Quergang getrennt Im Stallteil verlief ein Gang auf der Mittelachse des Hauses Das Vieh stand beiderseits des Ganges in Boxen Die Wande waren aus Flechtwerk teilweise auch aus Kleisoden hergestellt Kleisoden uberwogen auf den am weitesten westlich liegenden Wohnplatzen Wasserversorgung BearbeitenDa bei Uberflutungen alle Vertiefungen der Marschen mit Salzwasser angefullt wurden war die Versorgung mit Susswasser fur die Existenz der Siedlungen entscheidend Daher findet man in ihnen sowohl Zisternen fur Regenwasser als auch Brunnen die den oberflachennahen Horizont mit brackigem Grundwasser erschlossen Im Bereich der Flussmundungen scheint diese Art der Wasserversorgung vernachlassigt worden zu sein In Schleswig Holstein konnen die Schwierigkeiten der Bewirtschaftung von Marschland noch heute studiert werden Die Bewohner der Halligen befinden sich bei Sturmfluten in der gleichen Lage wie die fruhgeschichtlichen Marschensiedler Nach der Sturmflut von 1962 stellte die Beschaffung von Susswasser fur die Halligen ein Problem dar das nur mit staatlicher Hilfe gelost werden konnte Verbreitung BearbeitenEine Anhaufung vor und fruhgeschichtlicher Marschensiedlungen findet sich im Elbmundungsraum im Elbe Weser Dreieck Feddersen Wierde in Dithmarschen und in Eiderstedt Sie treten als Flachsiedlungen aber auch als Warften auf Fur Warft sind in Friesland auch Begriffe wie Warf Wurt Werft und Wierde gelaufig Diese wurden als Flachsiedlung gegrundet und haben ihre Aufhohung der Anhaufung organischer und anorganischer Stoffe zu verdanken An der nordfriesischen Kuste waren die Siedlungsmoglichkeiten auf wenige kustennahe Flachen beschrankt Dahinter lag im 1 Jahrtausend n Chr ein ausgedehntes mit Mooren und Sumpfen bedecktes Alluvialland das fur die bauerliche Nutzung schlecht geeignet war Veranderungen BearbeitenDie Erschliessung dieses Landes erfolgte im Zusammenhang mit grossraumigen Bedeichungen und kunstlicher Entwasserung vom Beginn des 2 Jahrtausends an Im Hochmittelalter entstand aus den unwegsamen Sumpfen und Mooren eine Kulturlandschaft die aber infolge einer Reihe von Sturmflutkatastrophen der Gewalt des Meeres zum Opfer fiel Auf dem Boden des nordfriesischen Wattenmeeres blieben Teile der Oberflache des alten Kulturlandes erhalten An gunstigen Stellen kommen sie bei Ebbe ans Tageslicht Die Halligen auf denen charakteristische Zuge der altertumlichen Wirtschaftsweise hervortreten sind dagegen erdgeschichtlich jung und teilweise uber den versunkenen Kulturflachen des Mittelalters aufgewachsen Eine bis in die fruhgeschichtliche Zeit zuruckgehende Tradition der Halligwirtschaft ist an diesen Stellen nicht nachzuweisen Es konnte aber nachgewiesen werden dass der Schritt von einer intensiven zu einer extensiveren Wirtschaftsweise unter dem Druck des starker werdenden Einflusses des Meeres erfolgte Siehe auch BearbeitenMarschlandLiteratur BearbeitenAlbert Bantelmann Die Landschaftsentwicklung an der schleswig holsteinischen Westkuste Dargestellt am Beispiel Nordfriesland Eine Funktionschronik durch funf Jahrtausende Wachholtz Neumunster 1967 Offa Bucher NF 21 ISSN 0581 9741 Weblinks BearbeitenAusgrabung von Haferwisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Besiedlung der Marschen amp oldid 213286012