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53 661111111111 8 55 Koordinaten 53 39 40 N 8 33 0 O Feddersen Wierdep1Modell einer Hofwurt auf Feddersen Wierde mit langem Wohnstallhaus Speicher und ViehstallModell einer Hofwurt auf Feddersen Wierde mit langem Wohnstallhaus Speicher und ViehstallLage Niedersachsen DeutschlandFundort bei WremenFeddersen Wierde Niedersachsen Wann vom 1 Jahrhundert v Chr bis ins 5 Jahrhundert n Chr Wo bei Wremen Landkreis Cuxhaven NiedersachsenFeddersen WierdeDie Dorfwurt Feddersen Wierde war ein fruhgeschichtliches Wurtendorf in der Seemarsch des Landes Wursten im Landkreis Cuxhaven Der fruhere Siedlungsplatz liegt zwischen den heutigen Orten Wremen und Mulsum nahe der Wesermundung Er war vom 1 Jahrhundert v Chr bis ins 5 Jahrhundert von Altsachsen bewohnt die wahrscheinlich danach nach England auswanderten Eine umfassende archaologische Ausgrabung zwischen 1954 und 1963 erbrachte wertvolle Erkenntnisse uber vorgeschichtliche Siedlungen in Norddeutschland Inhaltsverzeichnis 1 Siedlungsentwicklung 2 Hausbau 3 Siedlungsform 4 Wirtschaftsweise 5 Archaologische Ausgrabung 5 1 Baubefunde 5 2 Heute 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseSiedlungsentwicklung BearbeitenDie Feddersen Wierde war bei Ankunft der ersten Siedler im fruhen 1 Jahrhundert v Chr ein Brandungswall in der Marsch Auf ihm errichteten sie ebenerdige Hofstellen die in einer Reihe standen Dies waren langgestreckte dreischiffige Wohnstallhauser von etwa 20 m Lange und 5 m Breite Zum Bau wurden Eichenpfosten als Pfeiler und lehmbeworfenes Flechtwerk als Wande verwendet Ab dem spateren 1 Jahrhundert begannen die Bewohner zum Schutz gegen Meeresuberflutungen mit dem Wurtenbau Sie schutteten fur jedes neue Haus aus Mist und Klei ringformige etwa 1 m hohe Hugel auf Durch die standige Erhohung entstanden Hof oder auch Kernwurten Aus ihrem Zusammenschluss zur Dorfwurt bildete sich im 3 Jahrhundert ein grosses Wurtendorf auf einer um 4 m erhohten Flache heraus Die Gesamtflache der langlich ovalen Flache betrug rund 4 ha In dieser Zeit hatte die Siedlung ihre grosste Ausdehnung mit 26 Wohnstallhausern und rund 300 Bewohnern Berechnungen zufolge haben vermutlich rund 450 Stuck Grossvieh Rinder Schafe Pferde Schweine auf der Wurt gelebt Den Bewohnern standen in der Umgebung etwa 300 ha Land zur Verfugung Es wurde grosstenteils als Weideland und nur zum geringeren Teil als Ackerland genutzt Neben der Feddersen Wierde bestanden parallel im Elbe Weser Dreieck weitere Wurten beispielsweise im Land Wursten die Wurten Alsum Barward Dingen Dorsum Fallward Im 5 Jahrhundert wurde die Feddersen Wierde aufgegeben Die Entwicklung brach abrupt ab ahnlich wie bei anderen Siedlungen im Elbe Weser Dreieck Es wird vermutet dass die Bewohner nach England auswanderten In dieser Zeit verliessen mehrere germanische Volksstamme ihre angestammten Siedlungsgebiete und segelten auf die britische Insel wo sie das Volk der Angelsachsen bildeten Im Laufe der rund 600 jahrigen Siedlungsgeschichte entstanden auf der Feddersen Wierde wahrend 8 Siedlungsphasen etwa 175 Wohngebaude und 144 Speicherbauten Hausbau Bearbeiten nbsp Schematische Skizze eines Wohnstallhauses nach den Befunden der AusgrabungBei den Hausern der Feddersen Wierde handelt es sich um den Typ des Wohnstallhauses Diese waren in einen grosseren Stall und einen kleineren Wohnbereich eingeteilt Dabei lagen die Eingange einmal an der Giebelseite des Stalles und jeweils an den beiden Seiten des Stalles unmittelbar vor dem Wohnbereich Diese Eingange wurden mit holzernen Schwellen verstarkt der Lehmboden davor mit Flechtmatten ausgelegt Die Wande wurden aus Pfostenreihen gebildet die die Dachlast trugen Die Hauptlast lag aber auf den in Langsrichtung stehenden Innenpfosten Alle Pfosten wurden durch Keile und Zapfen gegen ein Einsinken gesichert Zwischen den Aussenpfosten wurden Flechtwande angelegt die aber keine tragende Funktion hatten Siedlungsform BearbeitenDie Wohnstallhauser standen halbkreisformig um einen freien Platz herum Die Bebauung der Wurt bestand aus verschieden grossen Wohnstallhausern sowie einem Mehrbetriebsgehoft einem grossen Hof mit Nebengebauden der als Herrenhof gedeutet wurde Ein grosses Gebaude mit drei Flugeln ohne innere Unterteilungen wurde moglicherweise als Versammlungshaus genutzt Gefunden wurden zudem ein Dreschboden sowie metallurgische Werkstatten fur Bronze und Eisenverarbeitung Wirtschaftsweise BearbeitenDas Nutzungsspektrum der Haustiere umfasste neben der Arbeitsleistung Grundprodukte wie Fleisch Milch Leder Fell Wolle oder Borsten sowie Dung und Knochen als Rohstoffe wobei sich die Nutzung der einzelnen Haustierarten und die Qualitat der Produkte zum Teil erheblich unterschieden haben mussen Eine Arbeitsleistung durfte vorwiegend von Rindern und Pferden als Reit und Zugtieren erbracht worden sein 1 Dem Hund kam vermutlich die Aufgaben eines Wach und Hutehundes zu wobei das Leben der Hunde nicht selten durch zahlreiche Verletzungen und pathologische Veranderungen gepragt war Als Lieferanten von Leder dienten wohl vorzugsweise Rind Pferd Ziege und Schaf sowie Hund Das Fleisch zu Nahrungszwecken gewann man von allen Haustierarten auch dem Hund was Untersuchungen der Spuren an den Hundeknochen von der Feddersen Wierde eindeutig belegen Jagd und Fischfang scheinen auf der auf landwirtschaftliche Ertrage ausgerichteten Wurt nur geringes Interesse gefunden zu haben Es gibt bislang nur wenige archaozoologische Nachweise von Landwildtieren Meeressaugern und Fisch Besonders beim Fisch muss aber dahingestellt bleiben ob die Fundzahlen der tatsachlichen Bedeutung der Fischerei nahe kommen Denn die Chauken haben nach Plinius Naturalis historia XVI 1 2 4 von ihren Hutten aus nach der Flut Jagd auf zuruckgebliebene Fische gemacht Zudem bauten sie Gerste Hafer und Weizen aber auch Feldbohnen und Flachs an 2 Wahrend der letzten Siedlungsphase nahmen die Sturmfluten erheblich zu welche das Wirtschaftsland der Wurt haufiger uberfluteten Dies hing wohl mit einem Anstieg des Meeresspiegels zusammen An importierten Gegenstanden fanden sich romische Munzen Bronzeartefakte und Vasen Diese deuten an dass ein Teil der eigenen Erzeugnisse auch in den Fernhandel gelangte Archaologische Ausgrabung BearbeitenDie Siedlung Feddersen Wierde wurde zwischen 1954 und 1963 fast vollstandig durch das Niedersachsische Landesinstitut fur Marschen und Wurtenforschung das heutige Niedersachsisches Institut fur historische Kustenforschung in Wilhelmshaven ausgegraben Grabungsleiter war der damalige Direktor der Einrichtung Werner Haarnagel Die Fundstucke sind im Museum Burg Bederkesa in Bad Bederkesa ausgestellt 1958 fand eine Exkursion von 530 Archaologen aus 50 Staaten zur Grabungsstatte statt Sie waren Teilnehmer des V Internationalen Kongresses fur Vor und Fruhgeschichte in Hamburg Baubefunde Bearbeiten Die Siedlung wurde zum Schutz vor Sturmfluten auf einem kleinen Hugel einer Wurt errichtet der im Laufe der Zeit immer hoher aufgeworfen wurde Auf diese Weise entstand eine Abfolge von Siedlungsphasen die umfassend archaologisch und naturwissenschaftlich untersucht werden konnten Es blieben nicht nur die holzernen Fundamente der Hauser bestehen sondern auch die unteren Anfange der Wande aus Flechtwerk Da sich in der Geest die Siedlungen dieser Zeit aufgrund des schlechteren Bodens nicht erhalten haben nimmt die Feddersen Wierde neben der Fallward eine Sonderrolle unter den eisenzeitlichen Siedlungen Niedersachsens ein Als beispielhaft gilt bis heute die Anwendung naturwissenschaftlicher Methoden bei den Grabungen So konnten auch Aussagen uber die Entwicklung der Wurt ihrer Wirtschaftsweise und Sozialstruktur getroffen werden Eine vergleichbar gut dokumentierte Wurtensiedlung ist der Schleswig Holsteinische Fundplatz Elisenhof Heute Bearbeiten Die einstige Siedlung Feddersen Wierde wurde nach ihrem Verlassen im 5 Jahrhundert nicht mehr bewohnt Heute ist sie ein weidewirtschaftlich genutzter grasbewachsener Hugel Die fruhere Ausgrabungsstatte ist nicht durch Schilder kenntlich gemacht Sie befindet sich zwischen Mulsum und Wremen an einem Feldweg sudwestlich von Wierde Prasentationen zu dem Fundkomplex unter anderem durch Hofmodelle finden sich im Niedersachsischen Landesmuseum in Hannover im Kustenmuseum Wilhelmshaven und im Museum Burg Bederkesa in Bad Bederkesa hier werden auch zahlreiche der ausgegrabenen Funde ausgestellt 3 Literatur BearbeitenRalf Berhorst Das Dorf der Pioniere Artikel in GEO Epoche Heft Nr 34 Die Germanen S 102 115 Mit zahlreichen grafischen Darstellungen der Siedlung und archaologischer Funde Gruner amp Jahr Hamburg 2008 ISSN 1861 6097 Ernst Andreas Friedrich Die Feddersen Wierde In Wenn Steine reden konnten Band III Landbuch Verlag Hannover 1995 ISBN 3 7842 0515 1 S 35 37 Werner Haarnagel Die Grabung Feddersen Wierde Methode Hausbau Siedlungs und Wirtschaftsformen sowie Sozialstruktur Steiner Wiesbaden 1979 ISBN 3 515 02511 1 Udelgard Korber Grohne Geobotanische Untersuchungen auf der Feddersen Wierde Steiner Wiesbaden 1967 Martin Kuckenburg Vom Steinzeitlager zur Keltenstadt Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2000 Bestell Nr 14625 5 Germanische Siedlungen der romischen Kaiserzeit in Nordwestdeutschland Brandenburg und Thuringen Die Feddersen Wierde S 177 187 Matthias D Schon Feddersen Wierde Fallward Flogeln Archaologie im Museum Burg Bederkesa Landkreis Cuxhaven Landkreis Cuxhaven Hrsg 1999 Jorn Schuster Die Buntmetallfunde der Grabung Feddersen Wierde Chronologie Chorologie Technologie Feddersen Wierde Ergebnisse der Ausgrabungen Band 6 Isensee Oldenburg 2006 ISBN 978 3 89995 391 6 Online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Feddersen Wierde Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Wurt Feddersen Wierde im Land Wursten Ldkr Cuxhaven auf Niedersachsisches Institut fur historische KustenforschungEinzelnachweise Bearbeiten J Ewersen Hundehaltung auf der kaiserzeitlichen Wurt Feddersen Wierde ein Rekonstruktionsversuch Siedlungs und Kustenforschung im sudlichen Nordseegebiet 33 2010 53 75 Martin Kuckenburg Vom Steinzeitlager zur Keltenstadt Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2000 Bestell Nr 14625 5 S 185 Feddersen Wierde In Museum Burg Bederkesa Abgerufen am 21 Februar 2023 Normdaten Geografikum GND 4016581 4 lobid OGND AKS VIAF 236784598 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Feddersen Wierde amp oldid 239434702