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Die Geschichte Uruguays umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet der Republik Ostlich des Uruguay von der Urgeschichte bis zur Gegenwart Sie beginnt mit der Besiedlung der Region vor mindestens 9000 Jahren Als spanische Seefahrer ab 1516 an der Kuste landeten lebte dort das indigene Volk der Charrua als seminomadisch lebende Jager Fischer und Sammler Der erste Spanier der das Mundungsgebiet des Rio de la Plata erkundete war Juan Diaz de Solis Er traf auf den erbitterten Widerstand der Indianer die eine Ansiedlung der Spanier zunachst verhindern konnten Die Gegend nordlich des Rio de la Plata und ostlich des Flusses Uruguay wurde damals Banda Oriental de Uruguay Ostufer genannt Da Gold und Silber fehlten erschien das Gebiet zunachst wenig attraktiv Flagge UruguaysLage Uruguays in SudamerikaKarte UruguaysAb dem Beginn des 17 Jahrhunderts erfolgte die Besiedelung der Gebiete des heutigen Uruguay wobei sich die Spanier vor allem im Suden ausbreiteten die Portugiesen im Norden Binnen weniger Jahrzehnte wurde die indianische Urbevolkerung vertrieben bzw ausgerottet 1724 grundeten die Spanier die Stadt Montevideo die heutige Hauptstadt Uruguays als Festung Bis zur zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts blieb das Gebiet zwischen den beiden Kolonialmachten Spanien und Portugal aufgrund seiner strategisch wichtigen Lage umstritten bis Spanien 1777 die Vorherrschaft uber die Banda Oriental erlangte Im fruhen 19 Jahrhundert wurden die spanischen Kolonialherren schliesslich nach harten Kampfen vertrieben Die Unabhangigkeit Uruguays wurde jedoch von den beiden grossen Nachbarn den Vereinigten Provinzen des Rio de la Plata dem heutigen Argentinien und Brasilien nicht anerkannt und so versuchten diese Uruguay zu annektieren Auch England versuchte sich in der Region festzusetzen Mit der endgultigen Unabhangigkeit im Jahre 1830 begann eine Zeit der Burgerkriege zwischen den politischen Gruppierungen der Colorados und der Blancos Nachdem sich das Land gefestigt hatte ist es bis auf die Zeit der Prasidentschaft Gabriel Terras und der Militardiktatur von Juni 1973 bis Februar 1985 eine stabile Demokratie geblieben Uruguay blickt auf eine Geschichte zuruck die sowohl von den unterschiedlichen Interessen der Grossgrundbesitzer und der Stadtbevolkerung von dem wechselnden Einfluss des Militars aber auch von sich immer wieder durchsetzenden demokratischen Stromungen gepragt ist Inhaltsverzeichnis 1 Vor der Ankunft der Europaer 2 Kolonialzeit 2 1 Entdeckung und Besiedelung 2 2 Koloniale Verwaltungsgliederung 2 3 Grundung Montevideos 3 Unabhangigkeitskriege 3 1 Artigas und seine Revolution der Armseligen 3 2 Der Befreier Lavalleja und die 33 Orientalen 4 Burgerkriege 4 1 Beginn der Burgerkriege 4 2 Grosser Krieg 4 3 Nach dem Grossen Krieg 4 4 Dreibundkrieg 4 5 Entwicklung der Gesellschaft und der Wirtschaft bis 1880 5 Beginnende Konsolidierung 5 1 Machtubernahme der Militars 5 2 Ubergang zur Moderne 5 3 Uruguays Eintritt in die Moderne 6 Uruguay im 20 Jahrhundert 6 1 Uruguay zu Beginn des 20 Jahrhunderts 6 2 Fussball Weltmeisterschaft 1930 6 3 Terra Ara 1931 bis 1938 6 4 Baldomir und das Ende der Diktatur 6 5 Regierung von Juan Jose Amezaga 6 6 Nachkriegszeit 6 7 Verfall der Demokratie 6 8 Machtubernahme des Militars 6 9 Ruckkehr zur Demokratie 7 Uruguay im neuen Jahrtausend 7 1 Auswirkungen der Argentinien Krise 7 2 Wahlen 2004 7 3 Diplomatische Verwicklungen mit Argentinien 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseVor der Ankunft der Europaer Bearbeiten nbsp Indianer am Rio de la Plata von Hendrick Ottsen 1603 Vermutlich wurden die fruchtbaren Gebiete des heutigen Uruguay seit etwa 7000 v Chr von kleinen Gruppen von Nomaden besiedelt Die Besiedelung war jedoch aufgrund von Klimaanderungen sehr dunn Diese Ureinwohner begannen um etwa 2000 v Chr mit der Herstellung von einfachen Steinwerkzeugen Sie errichteten Hugelgraber mit einem Durchmesser von 40 Metern und einer Hohe von zwei bis sieben Metern und siedelten sich in Gruppen von etwa 20 Personen um diese Graber an Wie aus archaologischen Spuren hervorgeht bildete das Volk der Charrua eine fortgeschrittene Zivilisation die Fischerei und Landwirtschaft betrieb und Keramik kannte Da Schrift bei diesem Volk unbekannt war ist von ihm so gut wie nichts uberliefert Durch Genozid eingeschleppte Krankheiten und Mischehen waren die Charruas um 1850 praktisch ausgerottet Eines der schlimmsten Massaker an der indianischen Bevolkerung fand bei der Stadt Salsipuedes am 11 April 1831 unter dem Befehl des Prasidenten Jose Fructuoso Rivera statt Nach dem Massaker verstreuten sich die wenigen Uberlebenden und die Kultur der Charruas war damit praktisch ausgeloscht Vier Charruas der Hauptling Vaimaca Piru der Krieger Tacuabe seine Frau Guyunusa und Senaque wurden 1833 nach Paris gebracht und dort als Zirkusattraktionen ausgestellt Die Tupi Guarani waren das zweite bedeutende Indianer Volk auf dem Gebiet des heutigen Uruguays Sie lebten genau wie die Charruas als Jager und Sammler und sind heute die einzigen indigenen Bewohner des Landes Andere kleinere heute ebenfalls ausgestorbene Indianer Gruppen auf dem Gebiet des heutigen Uruguay waren die Guanaes Yaros Chanaes und Bohane Kolonialzeit BearbeitenEntdeckung und Besiedelung Bearbeiten nbsp Andre Thevet Karte Sudamerikas 1575 nbsp Sudamerika um 1650 nbsp Sudamerika um 1754Wann die Mundung des Rio de la Plata deutsch Silberfluss und damit das Gebiet des spateren Staates Uruguay von Europaern entdeckt wurde ist umstritten Nach der spanischen Version der Dinge war Juan Diaz de Solis im Jahr 1516 der erste Europaer der die Mundung des Flusses erreichte Von portugiesischer Seite wird dem unter Berufung auf Aufzeichnungen des Augsburger Handelshauses Fugger jedoch entgegengehalten dass dies zweien ihrer Landsleute Nuno Manoel und Cristobal de Haro bereits 1514 gelungen sei Damals war das alles andere als eine akademische Streitfrage galt doch das Motto Wer zuerst ankommt dem gehort das Land Die Banda Oriental wie das Gebiet ostlich des Flusses Uruguay der dem Land spater seinen Namen gab damals genannt wurde gehorte von ihrer geographischen Lage und den naturlichen Grenzverlaufen her eher zum im Vertrag von Tordesillas von 1494 definierten spanischen Herrschaftsbereich das in der Plata Region mit Buenos Aires am Sudufer des Rio de la Plata als Zentrum zu dieser Zeit im Norden von dem Fluss begrenzt wurde als zum portugiesischen Herrschaftsbereich dem heutigen Brasilien mit dem 1565 gegrundeten Rio de Janeiro als Zentrale Im Dezember 1520 erkundete der in spanischen Diensten stehende portugiesische Seefahrer Ferdinand Magellan den Rio de la Plata auf der Suche nach einer Westdurchfahrt zu den Gewurzinseln im Sudmeer Pazifik Bis zur Ankunft Magellans hielt man das Kap des heutigen Punta del Este fur die Sudspitze der Neuen Welt Im Jahr 1526 erkundete Sebastiano Caboto den Verlauf des Rio de la Plata und einen Teil seines insgesamt 3300 Kilometer langen Zuflusses Rio Parana Bei der Ankunft der Europaer waren die Charruas ein kleines von den Guarani bedrohtes Volk Im 16 Jahrhundert gab es einige Versuche das Gebiet zu besiedeln die jedoch alle am Widerstand der Indianer scheiterten so wurde zum Beispiel der Entdecker Solis und ein Teil seiner Mannschaft von den Ureinwohnern getotet Da es aber weder Silber noch Goldvorkommen gab und sich die einheimische Bevolkerung zudem gegen die Eindringlinge wehrte gab es bis ins 17 Jahrhundert keine nennenswerten Aktivitaten der Europaer mehr Im Jahre 1603 begannen die Spanier die Viehhaltung in Uruguay einzufuhren und damit die wirtschaftliche Entwicklung dieser Region voranzutreiben Die erste standige Ansiedlung auf dem Gebiet des heutigen Uruguay wurde 1624 von den Spaniern in Soriano am Rio Negro gegrundet Die erste militarische Festung Portugals in der Banda Oriental folgte wenig spater das Fort Nova Colonia do Sacramento erbaut zwischen 1669 und 1671 heute Colonia del Sacramento das im Verbund mit anderen Befestigungsanlagen dazu dienen sollte den portugiesischen Herrschaftsbereich nach Suden gegen die Spanier abzusichern Colonia lag direkt gegenuber Buenos Aires dem politischen und militarischen Zentrum der Grossen Provinz de las Indias die praktisch das ganze spanische Gebiet vom Amazonas bis Feuerland umfasste Die zweite Halfte des 18 Jahrhunderts war durch Kampfe zwischen den Briten Portugiesen und Spaniern gekennzeichnet die sich die Kontrolle uber die Zone zwischen dem heutigen Brasilien und dem heutigen Argentinien sichern wollten 1806 und 1807 versuchten die Englander innerhalb eines Konfliktes mit Spanien zweimal Buenos Aires zu besetzen In diesem Krieg wurde Anfang 1807 Montevideo von einer 10 000 Mann starken britischen Armee erobert und bis zur Mitte des Jahres besetzt gehalten Dann zog die Armee aus um Buenos Aires zu erobern wo sie aber von den spanisch argentinischen Truppen besiegt wurde 1808 wurde Spanien im Zuge der napoleonischen Kriege besetzt und Konig Ferdinand VII abgesetzt Der Cabildo von Montevideo bildete einen autonomen Rat der zu dem abgesetzten spanischen Konig stand Francisco Javier de Elio der Militarkommandant von Montevideo schaffte es schliesslich die Zentraljunta welche sich im September 1808 im spanischen Aranjuez gebildet hatte zu uberzeugen die Stadt unabhangig von Buenos Aires zu regieren Als im Mai 1810 Aufstandische in Buenos Aires den Vizekonig Baltasar de Cisneros absetzten wurde Montevideo unter dem neuen Vizekonig Elio zum Zentrum der spanischen Royalisten Koloniale Verwaltungsgliederung Bearbeiten Administrativ war das heutige Uruguay zunachst Teil des Vizekonigreichs Peru das Sudamerika mit Ausnahme der portugiesischen Einflusssphare umfasste Im Laufe des 18 Jahrhunderts wurde das spanische Sudamerika politisch neu gegliedert Nachdem schon 1717 das Vizekonigreich Neugranada im nordlichen Sudamerika vom Vizekonigreich Peru getrennt worden war wurde im Jahre 1776 auch das Vizekonigreich Rio de la Plata im sudlichen Sudamerika von diesem abgespalten Es umfasste neben Uruguay auch noch das heutige Argentinien Bolivien und Paraguay Mit dem Frieden von Ildefonso im Jahre 1777 kam auch die funf Jahrzehnte lang umkampfte Banda Oriental hinzu Hauptstadt des neuen Vizekonigreiches wurde Buenos Aires nbsp Historische Karte von Montevideo um 1888 Grundung Montevideos Bearbeiten Montevideo war die erste spanische Bastion nordlich des Rio de la Plata wie der Rio Uruguay nach seiner Vereinigung wenig oberhalb von Colonia del Sacramento mit dem aus Brasilien und Argentinien kommenden Rio Parana heisst Als 1723 die Portugiesen mit Aushebungsarbeiten fur die Errichtung einer Festung an der heutigen strategisch ausserst wichtigen Bucht von Montevideo begannen wurde dieses Vorhaben durch eine aus Buenos Aires ubergesetzte spanische Militarexpedition zunichtegemacht 1724 wurde an derselben Stelle eine spanische Festung erbaut bereits seit 1624 befand sich hier eine Franziskaner Mission Zwei Jahre spater 1726 liess der erste Gouverneur der Ansiedlung Bruno Mauricio de Zabala Familien aus Buenos Aires nach Montevideo ubersiedeln um dem Wachstum der jungen Stadt einen Auftrieb zu geben Die neue Ansiedlung mit ihrem naturlichen Hafen machte Buenos Aires bald Konkurrenz um die Handelsstrome in der La Plata Region Unabhangigkeitskriege BearbeitenMit dem Frieden von Ildefonso waren die kriegerischen Auseinandersetzungen um die Banda Oriental nur fur kurze Zeit beendet Mit dem Zerfall des spanischen Imperiums und den beginnenden Unabhangigkeitskriegen wurde das Gebiet des heutigen Uruguay erneut zum Gegenstand des Streits zwischen Buenos Aires und Rio de Janeiro die dieses Mal jedoch in eigener Regie operierten Zu dieser Zeit um die Jahrhundertwende zahlte Uruguay nur rund 60 000 Einwohner von denen ein Funftel in Montevideo lebte Die ubrigen waren Estancieros im Hinterland umherschweifende Gauchos und Charrua Indianer die im Verlauf des 19 Jahrhunderts vollstandig ausgerottet wurden Nachdem im Mai 1810 der spanische Vize Konig Baltasar de Cisneros aus Buenos Aires vertrieben worden war wurde Montevideo unter dem 1811 zum Vize Konig ernannten Francisco Javier de Elio zum Zentrum der spanischen Royalisten die 1811 die Stadt besetzten um von hier aus zu versuchen die Autoritat der spanischen Krone in den aufruhrerischen La Plata Provinzen wiederherzustellen Artigas und seine Revolution der Armseligen Bearbeiten nbsp Jose Gervasio Artigas Juan Manuel Blanes nbsp Schlacht von Las Piedras nbsp Flagge von Jose Gervasio ArtigasDagegen organisierte sich im Februar 1811 unter der Fuhrung des heutigen Nationalhelden Uruguays Jose Gervasio Artigas 1764 1850 im Landesinneren eine breite Aufstandsbewegung die von lokalen Grundbesitzern und dies vor allem von Viehhirten Landarbeitern und auch Indianern getragen wurde Den ersten militarischen Erfolg errangen die Truppen von Artigas am 18 Mai 1811 in der Schlacht bei Las Piedras nur wenige Kilometer von Montevideo entfernt Die anschliessend gemeinsam mit argentinischen Streitkraften unternommene Belagerung von Montevideo musste jedoch wegen der Intervention portugiesisch brasilianischer Truppen erfolglos abgebrochen werden Vor der spanisch portugiesischen Ubermacht wich Artigas in den Nordwesten des Landes aus Der Ruckzug seines Rebellen Heers das sich selbst Los Tupamaros nannte und aus rund 16 000 Menschen bestand kam einem Exodus der gesamten damaligen uruguayischen Landbevolkerung gleich Zu Fuss auf Pferden und in Planwagen flohen die Anhanger Artigas quer durch die Banda Oriental nach Argentinien Exodo de los Orientales Ein gutes Jahr spater im Oktober 1812 belagerten argentinische Truppen erneut Montevideo mit dem Ziel die Banda Oriental den Vereinigten Provinzen des Rio de la Plata wieder einzugliedern Artigas schloss sich zwar dieser Belagerung an jedoch formulierte ein von ihm organisierter Kongress im April 1813 an dem Vertreter aller Regionen des Landes teilnahmen seine Vorstellungen einer Konfoderation der La Plata Provinzen absolute Unabhangigkeit von Spanien republikanische Regierung Gewaltenteilung Garantie der burgerlichen Freiheitsrechte Respektierung der Autonomie der einzelnen Provinzen Abschaffung aller Handelsprivilegien fur Buenos Aires Die letzten beiden Punkte waren fur die Unitarier aus Buenos Aires inakzeptabel Daraufhin zogen sich Artigas und seine Anhanger von der Belagerung Montevideos zuruck die im Juni 1814 mit der Eroberung der Stadt durch die argentinischen Truppen endete Jetzt begann ein neues Kapitel der uruguayischen Geschichte der Kampf uruguayischer Rebellen nicht gegen eine koloniale sondern gegen eine lokale Macht Mit Erfolg Nur wenige Monate spater im Februar 1815 mussten sich die argentinischen Truppen aus Montevideo zuruckziehen da sie dem Druck der Artiguisten nicht standhalten konnten Artigas kontrollierte nun die gesamte Banda Oriental und begann umgehend sie nach seinen Vorstellungen umzugestalten Er vereinigte die argentinischen Provinzen Misiones Corrientes Entre Rios Santa Fe und Cordoba die traditionell unter dem Zentralismus von Buenos Aires zu leiden hatten mit der Banda Oriental zu einer Foderativen Liga Liga Federal Zum Schutz der Binnenproduktion der Liga wurde im selben Jahr eine Zollverordnung erlassen die den Import auslandischer Waren die mit der nationalen Produktion konkurrierten mit hohen Zollen belegte nbsp Flagge der Provinz Cisplatina Unter dem Motto Die Unglucklichsten sollen die Meistbegunstigten sein wurde in diesem Revolutionsjahr 1815 auch eine Agrarreform durchgefuhrt in der die Latifundien der spanischen Grossgrundbesitzer entschadigungslos enteignet und unter der mittellosen Landbevolkerung aufgeteilt wurden Die Banda Oriental die zuvor immer konservativer als ihre Umgebung gewesen war war unter Artigas zu einer revolutionaren Zelle geworden die eine Gefahr fur die Region darstellte 1816 marschierten deshalb brasilianisch portugiesische Truppen in die Banda Oriental ein Montevideo selbst fiel im Januar 1817 und die Banda Oriental wurde als Provinz Cisplatina Brasilien einverleibt Die Kampfe gegen die Revolution der Armseligen unter Artigas zogen sich jedoch trotz der Unterstutzung aus Buenos Aires fur die Brasilianer Portugiesen noch einige Jahre hin und konnten erst 1820 vollstandig niedergeschlagen werden Nach seiner Niederlage floh Artigas 1820 nach Paraguay wo er bis zu seinem Tode dreissig Jahre spater in Asuncion in volliger Zuruckgezogenheit lebte nbsp Der Schwur der Dreiunddreissig Orientalen von Juan Manuel BlanesDer Befreier Lavalleja und die 33 Orientalen Bearbeiten nbsp Juan Antonio Lavalleja nbsp Flagge der 33 Orientalen nbsp Flagge Uruguays von 1828 1830Nach der argentinischen Besatzung war Uruguay also unter brasilianische Herrschaft geraten Dies blieb so bis die 33 Orientalen auf den Plan traten das heisst der als Befreier Uruguays in die Annalen eingegangene Juan Antonio Lavalleja und seine Mitstreiter Am 19 April 1825 uberquerte diese kleine Schar den Rio Uruguay und vereinigte sich spater mit den Truppen unter der Fuhrung von Jose Fructuoso Rivera dem spateren Begrunder der Colorados Das 100 km nordlich von Montevideo gelegene Florida wurde zum Sitz einer provisorischen Regierung Am 25 August 1825 wurde schliesslich die Unabhangigkeit Uruguays ausgerufen nach mehreren Revolten in den Jahren 1821 1823 und 1825 Dieser Tag ist heute der Nationalfeiertag Uruguays Dennoch zogen sich die Kampfe entscheidungslos uber Jahre hin bis die Brasilianer den strategischen Fehler begingen eine Seeblockade uber die La Plata Hafen zu verhangen wodurch britische Handelsinteressen in der Region direkt tangiert wurden Seit der Seeschlacht bei Trafalgar in der die spanische Flotte von den Briten unter der Fuhrung von Admiral Nelson am 21 Oktober 1805 besiegt worden war war Grossbritannien die starkste Grossmacht und verteidigte als solche seine Interessen in der Region So wurde auf britischen Druck hin am 27 August 1828 der Frieden von Rio de Janeiro unterzeichnet eine Interessensregelung zwischen Argentinien und Brasilien unter Londoner Regie in der auch de facto ohne uruguayische Beteiligung die Unabhangigkeit Uruguays anerkannt wurde denn dieser Vertrag sah die Grundung eines unabhangigen und souveranen Uruguay vor Die wahren Befreier Uruguays waren also nicht aus Argentinien uber den Rio Uruguay ins Land gekommen sondern aus Grossbritannien uber den Atlantik Grossbritannien wollte einen Puffer zwischen Argentinien und Brasilien und fand ihn in Uruguay Am 18 Juli 1830 wurde die erste Verfassung Uruguays verabschiedet heute nationaler Feiertag die jedoch von einer modernen Staatsverfassung noch weit entfernt war Die kommenden Jahrzehnte waren von kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Nachbarlandern und Burgerkriegen zwischen den Colorados und den Blancos gekennzeichnet Burgerkriege BearbeitenBeginn der Burgerkriege Bearbeiten nbsp Jose Fructuoso Rivera nbsp Manuel OribeDie beiden ersten Kontrahenten waren die beiden ersten Prasidenten des jungen Staatswesens Jose Fructuoso Rivera der die in Montevideo konzentrierten Handelskreise reprasentierte und sein ehemaliger Mitstreiter in der Truppe der 33 Orientalen Manuel Oribe die Speerspitze der Interessen des Agrarsektors Grund fur die Burgerkriege waren Interessenskonflikte zwischen den beiden oligarchischen Hauptstromungen dem Handelssektor und dem Agrarsektor Dem Handelssektor war auf Grund seiner Geschaftsinteressen mehr an offenen Grenzen gelegen der Agrarsektor neigte eher zu Protektionismus Diese Gegensatze fuhrten bereits 1836 zu einem Burgerkrieg zwischen den Blancos unter Prasident Manuel Oribe und den Colorados unter Oribes Vorganger Fructuoso Rivera Der Ausloser fur diesen Konflikt war jedoch die Anschuldigungen Oribes die besagten dass Rivera Geld unterschlagen und auch andere schwerere Amtsverstosse begangen hatte Daraufhin zog Rivera gegen Oribe zu Felde Rivera initiierte eine revolutionare Bewegung um den Prasidenten zu sturzen aber Oribe besiegte dank argentinischer Unterstutzung die Colorados in der Schlacht von Carpinteria am 19 September 1836 Im Juni 1838 jedoch besiegte Rivera Oribes Truppen der nach der Niederlage ins Exil ging Bei dieser Gelegenheit wurden auch die durchaus offiziellen Parteinamen dieser beiden Gruppierungen geboren Damit seine Truppen von denen Riveras zu unterscheiden waren bestuckte Oribe seine Mannen mit weissen Armbinden daher der Name Blancos die Weissen die zudem die Aufschrift Verteidiger der Gesetze Defensores de las Leyes zierte Rivera seinerseits versah seine Leute zunachst mit in einem hellen Blau gehaltenen Armbinden entsprechend der Nationalfarbe Uruguays die jedoch in der Sonne ausbleichten und von den weissen seines Kontrahenten kaum noch unterscheidbar waren Pragmatisch wurden die untauglichen Binden gegen rote ausgetauscht und die Colorados die Roten waren geboren Grosser Krieg Bearbeiten nbsp Juan Manuel de RosasOribe ging 1838 nach Buenos Aires ins Exil wo er Verbundete fur seinen Kampf suchte und in dem Diktator von Buenos Aires Juan Manuel de Rosas auch fand der Uruguay nach wie vor der Argentinischen Foderation einverleiben wollte 1843 kehrte Oribe mit argentinischen Truppen zuruck Es begann der Guerra Grande der Grosse Krieg eine neun Jahre dauernde Belagerung Montevideos 1843 1852 in die sich auch Brasilien einschaltete auf Seiten Riveras das sich gerne die Latifundien von Oribe und seinen Getreuen im Norden des Landes einverleibt hatte Die argentinische Intervention loste eine franzosisch britische diplomatische Mission aus da Frankreich und das Vereinigte Konigreich von Grossbritannien und Irland ihre eigenen Interessen dadurch beeintrachtigt sahen Der franzosische Diplomat Baron Antoine Louis Deffaudis 1786 1869 und der britische Botschafter in Buenos Aires William Gore Ouseley 1797 1866 verlangten in einer Demarche von Argentinien die Anerkennung der uruguayischen Unabhangigkeit den Ruckzug der argentinischen Truppen und die Aufhebung der Belagerung Montevideos 1 Am Schluss musste die Belagerung abgebrochen werden Ausschlaggebend dafur war wiederum das Verhalten der Grossmachte England und in diesem Fall auch Frankreich gewesen die mit ihren Kriegsschiffen sekundiert von dem italienischen Condottiere Giuseppe Garibaldi die Zufahrt zum Hafen von Montevideo offen hielten und somit die Versorgung der Stadt und die Aufrechterhaltung des Handels gewahrleisteten wahrend sie uber Argentinien eine Seeblockade verhangten Im Jahr 1851 musste deswegen de Rosas innenpolitisch unter Druck geraten seine Truppen vor Montevideo zuruckrufen Oribe konnte sich alleine nicht lange halten und musste aufgeben Am Ende des Guerra Grande lebten nur noch 130 000 Menschen in Uruguay Der Invasionsversuch war zwar abgeschlagen worden Rivera und mit ihm Montevideo waren siegreich geblieben doch hatte die Stadt durch die neunjahrige Belagerung erheblich gelitten In Europa hatte dieser Krieg grosses Aufsehen erregt mit starken Sympathien auf Seiten Montevideos und der Colorados Die Presse hatte in romantischer Verklarung das Schlagwort von einem neuen Troja gepragt Nach dem Grossen Krieg Bearbeiten Auch nach dem Grossen Krieg blieb die politische Situation in dem jungen Staat instabil Im Marz 1852 setzte sich bei der Prasidentschaftswahl der Kandidat der Blancos durch Juan Francisco Giro Dieser wurde jedoch schon im September 1853 gesturzt und ein Triumvirat gebildet aus Jose Fructuoso Rivera Juan Antonio Lavalleja und Venancio Flores ubernahm die Macht Als am 22 Oktober 1853 Lavalleja starb wurde Venancio Flores am 12 Marz des darauffolgenden Jahres zum Prasidenten gewahlt Unterdessen hatten sich die Colorados in zwei Gruppierungen gespalten und Manuel Oribe erschien wieder auf der Bildflache Unter der Vermittlung von Grossbritannien Frankreich und Spanien konnte ein drohender Burgerkrieg nur dadurch verhindert werden dass Flores am 9 September 1855 zurucktrat und das Prasidentenamt Manuel Bustamante uberliess Auch nach diesem Kompromiss kam es zwischen den Gruppierungen immer wieder zu Auseinandersetzungen die mit kurzen Unterbrechungen bis nach 1865 andauerten und ihren Hohepunkt im Dreibund Krieg Guerra de la Triple Alianza fanden Dabei spielte in der Zeit zwischen Grossem Krieg und Dreibund Krieg auch eine Rolle dass es den Interessen der Brasilianer zuwiderlief dass die Colorados zwischenzeitlich ihre Machtbasis zu sehr ausgebaut hatten Daher unterstutzten diese nunmehr mit 4000 Soldaten die Blancos mit dem Ziel des Sturzes der Regierung was wiederum die Argentinier auf den Plan rief Diese liessen nunmehr den Colorados Unterstutzung zukommen damit ein Zugriff Brasiliens auf Uruguay verhindert wurde 2 Dreibundkrieg Bearbeiten nbsp Schlacht von CurupaitiIm Jahr 1863 rustete der Colorado General Venancio Flores gegen die nun amtierende Blanco Regierung Flores gewann erneut Brasilien und dieses Mal auch Argentinien als Bundesgenossen die Truppen und vor allem Waffen beisteuerten wahrend die amtierende Regierung Paraguay unter Prasident Francisco Solano Lopez auf seine Seite ziehen konnte Nachdem Brasilien 1864 zugunsten von Flores gegen Regierung der Partido Nacional unter Atanasio Cruz Aguirre mit Truppen intervenierte nahm Francisco Solano Lopez dies zum Anlass Brasilien den Krieg zu erklaren Das Ergebnis war der Dreibund Krieg Guerra de la Triple Alianza ein funf Jahre dauernder uruguayischer brasilianischer und argentinischer Feldzug gegen Paraguay den Flores schliesslich zwar gewann vor allem Dank der brasilianischen Waffenlieferungen aber zu einem hohen Preis denn 95 seiner eigenen Truppen kamen dabei ums Leben Flores konnte sich seines Pyrrhus Sieges nicht lange freuen 1868 wurde er ermordet am selben Tag wie sein Widersacher Berro Beide Parteien waren durch dieses ewige Chaos erschopft So kam es 1870 zu einer ersten Befriedung dieser zermurbenden Parteienfehden Blancos und Colorados schlossen einen Pakt in dem ihre jeweiligen Einflussspharen definiert wurden Montevideo und der Kustenstreifen fur die Colorados das Hinterland mit seinen Agrargebieten fur die Blancos die Polizeigewalt uber vier Departamentos mit eingeschlossen Diese Aufteilung entsprach auch den realen Einflussgebieten Den Blancos wurde ausserdem ihr Verzicht auf Montevideo durch die Beigabe von einer halben Million Dollar leichter gemacht Ausserdem wurde um die Spannungen mit der Oppositionspartei zu beenden die Partido Nacional durch ein Kollegialsystem an der Fuhrung des Landes beteiligt Jedoch war die Caudillo Mentalitat zu tief in den Kopfen vieler verankert Die Politik des Interessensausgleichs den die Regierungen zwischen 1868 und 1875 suchten wurde immer wieder dadurch torpediert dass verschiedene lokale Fuhrer ihre Parteien zur Austragung ihrer Privatfehden benutzten Entwicklung der Gesellschaft und der Wirtschaft bis 1880 Bearbeiten Nach dem Grossen Krieg wuchs die Zahl der Einwanderer stark an die vor allem aus Italien und Spanien stammten So wuchs der Anteil der Immigranten an der uruguayischen Bevolkerung von 48 im Jahre 1860 auf 68 im Jahre 1868 an In den 70er Jahren des 19 Jahrhunderts wanderten weitere 100 000 Europaer in das Land ein so dass 1879 in Uruguay ungefahr 438 000 Menschen lebten Montevideo in dem damals ein Viertel der Bevolkerung lebte wuchs und baute seine Infrastruktur aus 1857 wurde die erste Bank eroffnet drei Jahre spater wurde ein Kanalisationssystem eroffnet die erste Telegraphenlinie wurde 1866 eingerichtet und es wurden Eisenbahnverbindungen ins Hinterland der Stadt erbaut Im Jahr 1870 wurde die Gewerkschaft der Typographen gegrundet die erste ihrer Art in Uruguay der bald darauf andere Gewerkschaftsgrundungen folgten Nach dem Grossen Krieg erfuhr die Wirtschaft des Landes einen Aufschwung vor allem durch die Viehzucht und den Export von Lebendvieh Zwischen 1860 und 1868 wuchs der Schafbestand getragen durch die Nachfrage aus Europa von 3 Millionen auf 17 Millionen Schafe Der Grund fur diesen Anstieg liegt vor allem in den verbesserten Zuchtmethoden die von den Immigranten aus Europa eingefuhrt wurden Uruguay und vor allem Montevideo wurde in dieser Zeit zu einem wirtschaftlichen Zentrum der Region Dank seines naturlichen Hafens wurde es zu einem Umschlagplatz fur Waren nach und aus Argentinien Brasilien und Paraguay Die Stadte Paysandu und Salto beide am Rio Uruguay gelegen trugen ebenfalls zu dieser Entwicklung bei Die Federacion de los Trabajadores del Uruguay grundete sich 1885 Beginnende Konsolidierung BearbeitenMachtubernahme der Militars Bearbeiten nbsp Lorenzo Latorre 1875Um diesen die Ressourcen des Landes auszehrenden Parteienhader endlich zu stoppen kam es zur Errichtung einer fur das Land durchaus produktiven Diktatur 1876 1890 fortschrittsorientierter Militars Unter dem Colorado Oberst Lorenzo Latorre 1876 1880 wurde mit der Modernisierung der landlichen Produktionsstruktur begonnen wodurch die Agrarexporte kraftig gesteigert werden konnten Mit Hilfe europaischen Kapitals wurde die Infrastruktur des Landes verbessert Eisenbahn Banken Versicherungen etc Im Jahr 1880 verkundete Latorre jedoch seinen Rucktritt nachdem er erklart hatte dass die Uruguayer unregierbar seien und ging nach Argentinien 1882 wurde Oberst Maximo Santos zum Prasidenten gewahlt 1886 unterdruckte Santos einen von der Opposition gefuhrten Aufstand gegen seine Regierung trat aber nach einem gescheiterten Attentat auf ihn im selben Jahr zuruck und ging nach Europa Wahrend dieser Phase der autoritar gefuhrten Regierungen unternahm das Land Schritte in Richtung eines modernen Staatswesens indem man die Wirtschaft unterstutzte die Infrastruktur ausbaute das Bildungswesen reformierte und die Sakularisierung vorantrieb International konnte das Land seine Beziehungen zu Grossbritannien verbessern was dazu fuhrte dass britische Geschaftsleute Unternehmen in Uruguay erwarben So kauften sie 1876 die nationale Bahngesellschaft und beherrschten spater den Bau der Eisenbahnschienen Ausserdem erwarben sie Konzessionen an der Gas 1872 und Wasserversorgung 1879 des Landes Als Uruguay dann den Goldstandard ubernahm erleichterte dies den Handel zwischen den Landern erheblich Ubergang zur Moderne Bearbeiten Nach dieser Konsolidierung kehrte 1890 mit Prasident Julio Herrera y Obes von den Colorados das zivile Element in die Politik zuruck Der Prasident wollte die Stellung der Exekutive gegenuber der Legislative starken Diese Politik wurde von einem Teil der Colorados unter Fuhrung von Jose Batlle y Ordonez dem Sohn des fruheren Prasidenten Lorenzo Batlle y Grau abgelehnt Im Jahr 1897 kam es dann aus Unzufriedenheit mit der Regierung zu bewaffneten Putschversuchen unter der Fuhrung von Aparicio Saravia einem Blanco Caudillo dessen Familie ursprunglich aus Brasilien stammte Im selben Jahr wurde Prasident Juan Idiarte Borda ermordet Sein Nachfolger Juan Lindolfo Cuestas eigentlich Senatsprasident diente als provisorischer Prasident bis 1899 dann als gewahlter Prasident bis 1903 Um die Unruhen zu beenden schloss er schliesslich einen Friedensvertrag mit den Blancos 1904 folgten jedoch erneut bewaffnete Putschversuche unter der Fuhrung von Saravia die nach neun Monaten brutaler Kampfe in der Schlacht von Masoller und dem Tod von Saravia mit dem Vertrag von Acegua und einem Sieg der Colorados endeten Uruguays Eintritt in die Moderne Bearbeiten nbsp Jose Batlle y Ordonez 1900Zusammenfallend mit der Jahrhundertwende und flankiert von einer das Land begunstigenden internationalen Konjunktur trat Uruguay nun in eine lang andauernde Epoche der Demokratisierung und Prosperitat ein die stark mit dem Namen eines Mannes verbunden ist Jose Batlle y Ordonez Begrunder des so genannten Batllismo der auch heute noch in Uruguay dominierenden politischen Stromung und im ubrigen Grossonkel des am 28 November 1999 zum Prasidenten gewahlten Jorge Luis Batlle Ibanez Er war nach einer kurzen Interimsprasidentschaft anno 1899 zweimal uruguayischer Prasident 1903 1907 und 1911 1915 und schuf vor allem in seiner zweiten Amtsperiode den uruguayischen Sozialstaat Der Batllismo reflektierte den grundlegenden demographischen und soziookonomischen Wandel den Uruguay durchlaufen hatte Viele neue Einwanderer waren aus Europa ins Land gekommen die sich vorwiegend in den Stadten an erster Stelle Montevideo angesiedelt hatten und den traditionellen Parteifehden ablehnend gegenuberstanden Uruguay hatte 1908 1 042 688 Einwohner 30 davon in Montevideo Unter Batlles Fuhrung entstand die erste soziale Demokratie des Kontinents fruher noch als in vielen europaischen Landern eingebettet in eine expandierende Wirtschaft Sie neben den fur Uruguay ausserst wichtigen Banksektor brachte Uruguay den bis heute bestehenden Ruf der Schweiz Amerikas ein Seine Politik zielte auf eine Starkung des Agrarsektors der mit seinen Exporten die Haupteinnahmequelle des Landes darstellte sowie auf eine Starkung der Binnennachfrage durch eine Erhohung der Kaufkraft breiter Bevolkerungsschichten und den Ausbau der heimischen Industrialisierung Die Einfuhrung des Acht Stunden Tages eines Renten und Arbeitslosenversicherungssystems einer Unfallversicherung einer gesetzlichen Regelung der Frauenarbeit von Mindestlohnen bezahltem Urlaub sowie die Verabschiedung von Gesetzen zum Schutz der Familie waren ein Teil des unter Batlle auf den Weg gebrachten und von seinen Nachfolgern fortgefuhrten sozialen Reformwerks das auch mit politischen Strukturreformen einherging neue Verfassung von 1919 So wurde zum Beispiel die Umwandlung der traditionellen Caudillo Parteien in moderne Volksparteien und eine Reform des Regierungssystems vollzogen Die Macht des Staatsprasidenten wurde eingeschrankt zugunsten eines Mitspracherechts des Parlaments Kollegialsystem Trotz der politischen Instabilitat des spaten 19 Jahrhunderts blieb die Zahl der Immigranten weiterhin hoch So verdoppelte sich die Bevolkerung Uruguays von knapp 500 000 Einwohnern im Jahr 1880 auf uber 1 Million im Jahr 1910 von denen ungefahr 30 in Montevideo lebten Das Stadtbild wurde in dieser Zeit weiter modernisiert so wurde 1878 ein Telefonnetz errichtet und 1886 offentliche Strassenbeleuchtung eingefuhrt Uruguay im 20 Jahrhundert BearbeitenUruguay zu Beginn des 20 Jahrhunderts Bearbeiten Als 1905 die erste Schiffsladung gefrorenes Rindfleisch in einem Kuhlschiff Richtung London verliess markierte dies den Beginn eines wirtschaftlichen Wandels in Uruguay Die Moglichkeit Fleisch tiefgekuhlt zu verschiffen fuhrte zu einer Diversifizierung eines der Hauptwirtschaftszweige und offnete dem Land neue Markte Zusammen mit der Eroffnung des modernisierten Hafens von Montevideo konnte man die Bedeutung als regionales Handelszentrum weiter erhohen Uruguay war zu Beginn des 20 Jahrhunderts eine der fortschrittlichsten Nationen Sudamerikas wo Schulpflicht Versammlungs und Pressefreiheit herrschten und ab 1916 Kirche und Staat getrennt wurden Die Nachfolger von Jose Batlle y Ordonez fuhrten viele der Reformen in seinem Sinn weiter So wurde 1919 eine Sozialversicherung fur Angestellte des offentlichen Dienstes eingefuhrt 1928 wurde die Versicherung auch auf den privaten Sektor ausgeweitet und im darauf folgenden Jahr die 6 Tage Woche 1923 wurde ein Mindestlohn fur Landarbeiter eingefuhrt Wahrend des Ersten Weltkrieges brach Uruguay 1917 seine Verbindungen zu Deutschland ab und verpachtete im Hafen von Montevideo gekaperte deutsche Schiffe an die Vereinigten Staaten Im selben Jahr wurde eine neue Verfassung angenommen die die exekutive Macht zwischen dem Prasidenten und einem nationalen Verwaltungsrat aufteilte Im Jahre 1920 trat Uruguay dem Volkerbund bei Auf lokaler Ebene fand in Uruguay die erste Wahlausubung einer Frau in Sudamerika uberhaupt statt Die Volksabstimmung in der Stadt Cerro Chato 1927 3 Fussball Weltmeisterschaft 1930 Bearbeiten nbsp Das Centenario in Montevideo ca 1930 Hauptartikel Fussball Weltmeisterschaft 1930 Im Jahre 1930 war das Land der erste Gastgeber einer Fussball Weltmeisterschaft Dreizehn Fussballnationalteams trafen sich im Juli 1930 in Uruguay um erstmals die Weltmeisterschaft im Fussball auszuspielen Im neuerbauten damals 100 000 Zuschauer fassenden Stadion Estadio Centenario von Montevideo Baukosten rund 400 000 Golddollar endeten am 30 Juli die ersten Fussball Weltmeisterschaften mit einem 4 2 Sieg Uruguays gegen Argentinien Der Gastgeber wurde somit der erste Fussball Weltmeister der Sportgeschichte Der Sieg uber den Nachbarn im Finale starkte erheblich das nationale Selbstbewusstsein Terra Ara 1931 bis 1938 Bearbeiten Nach dem Tod von Batlle und der Wirtschaftskrise von 1929 welche Uruguay als exportorientiertes Land besonders hart traf wurde Gabriel Terra Prasident und erklarte sich nach einem gelungenen Putsch am 31 Marz 1933 zum Diktator Er loste den nationalen Verwaltungsrat und die legislativen Krafte die seine Macht beschrankten auf Nachdem Terra zum Diktator geworden war beging der fruhere Prasident Baltasar Brum Rodriguez Selbstmord ein anderer Anfuhrer der Battlisten Julio Cesar Grauert wurde ermordet Das Terra Regime liess zahlreiche Oppositionsfuhrer verhaften und fuhrte die Pressezensur ein Im Jahr 1934 wurde die neue Verfassung per Plebiszit angenommen und obgleich die Wiederwahl des Prasidenten verfassungswidrig war wurde Terra fur eine weitere Amtszeit gewahlt Die neue Verfassung schaffte den nationalen Verwaltungsrat ab und ubertrug seine Befugnisse auf den Prasidenten Ausserdem wurden bestimmte soziale Rechte jetzt durch die Verfassung garantiert z B das Recht auf eine Wohnung und das Recht zu arbeiten Im Zuge der Verfassungsanderung von 1932 verabschiedeten beide Parlamentskammern mit einer Zweidrittelmehrheit das aktive und passive Frauenwahlrecht 4 Die Debatte in der Abgeordnetenkammer im Oktober 1932 wurde zu einer Art Wettbewerb zwischen den politischen Fuhrern die einander und der Nation ihren langjahrigen Glauben an das Frauenwahlrecht demonstrierten 5 Der Senat nahm das Frauenwahlrecht ohne Debatte an 5 Es wurde am 16 Dezember 1932 eingefuhrt 6 In der Verfassung von 1934 ist das allgemeine Wahlrecht fur alle Uruguayaner und Uruguayanerinnen uber 18 Jahre verbrieft 4 Mitte der 30er Jahre versuchte sich die Opposition erfolglos zu organisieren um dem Regime trotz Verfolgung widerstehen zu konnen Aufstande wurden unterdruckt und 1935 schlug ein Attentat auf Terra fehl Im Jahr 1938 wurden allgemeine Wahlen abgehalten Bei diesen Wahlen also sechs Jahre nach dem Erhalt des allgemeinen Wahlrechts durften Frauen ihr Stimmrecht zum ersten Mal ausuben 7 Gewinner war Terras Schwager Alfredo Baldomir Baldomir und das Ende der Diktatur Bearbeiten Nach seiner Ernennung zum Prasidenten und der Unterdruckung eines Putsches versprach Baldomir die 1934 eingefuhrte Verfassung in entscheidenden Punkten zu verandern Als er dieses Vorhaben immer weiter hinauszogerte organisierte die Opposition eine der wichtigsten Demonstrationen in der Geschichte Uruguays verlangte eine neue Verfassung und die Ruckkehr zur Demokratie Unter dem Druck der organisierten Arbeiterschaft und der Partido Nacional trat Baldomir bald darauf fur freie Wahlen und die Freiheit der Presse ein und befurwortete die Einfuhrung einer neuen Verfassung Obwohl Baldomir 1939 die Neutralitat Uruguays erklarte fand im Dezember desselben Jahres die Schlacht des Rio de la Plata statt Wahrend des Zweiten Weltkrieges stand Uruguay auf der Seite der Alliierten Die Blancos kritisierten die Politik der Colorados verstarkt mit den USA zusammenzuarbeiten und forderten dass Uruguay neutral bleibt 1942 brach man schliesslich die diplomatischen Beziehungen zu den Achsenmachten ab Im Februar desselben Jahres loste Baldomir den Generalrat auf und ersetzte ihn durch den Consejo de Estado Im November 1942 wurden nationale Wahlen abgehalten Obwohl 1939 ein Wahlgesetz verabschiedet worden war um das Entstehen von Koalitionen zu vermeiden die das Zweiersystem Blancos und Colorados gefahrden konnten wurde es den unabhangigen Nationalisten eine Partei die aus einer Spaltung der Partido Nacional entstanden ist erlaubt als neue politische Partei anzutreten Die Spaltung der Partido Nacional blieb bis ins Jahr 1958 erhalten Die Arbeiterbewegung war ebenfalls in Sozialisten und Kommunisten geteilt eine Situation die bis 1971 anhielt in diesem Jahr wurde die Frente Amplio gegrundet Sieger der Wahl wurde der Kandidat der Colorados Juan Jose Amezaga 1943 1947 Regierung von Juan Jose Amezaga Bearbeiten Gleichzeitig war durch eine mit der Prasidentschaftswahl abgehaltene Volksabstimmung die Verfassung geandert worden damit waren demokratische Elemente die durch den Staatsstreich von 1933 abgeschafft worden waren wieder eingesetzt worden Die Regierung Amezaga mit Aussenminister Rodriguez Larreta fuhrte Uruguay weiter in Richtung Demokratie was auch in der Politik gegenuber den Weltkriegsmachten deutlich wurde Uruguay hatte 1939 seine Neutralitat erklart 1942 aber die Beziehungen mit den Achsenmachten abgebrochen und fortan die Alliierten unterstutzt Am 23 Februar 1945 wurde schliesslich dem Deutschen Reich und Japan der Krieg erklart 8 Wie schon im Ersten Weltkrieg entsandte Uruguay aber keine Soldaten Im selben Jahr war das Land Grundungsmitglied der Vereinten Nationen Die Regierung Amezaga reformierte die Sozialgesetze noch 1943 fuhrte sie den Consejo de Salarios ein einen Lohnrat zur Verhandlung und Festlegung der Arbeitslohne dem Vertreter von Staat Arbeitgebern und Arbeitnehmern angehorten und fuhrte ein Programm zur Forderung von Familien ein Gleichzeitig wurden die Arbeiter in der Landwirtschaft in das Rentensystem integriert 1945 verabschiedete das uruguayische Parlament ein Gesetz das allen Arbeitern bezahlte Urlaubstage sicherte 1946 verbesserte ein Gesetz die Situation der Landarbeiter der armsten Bevolkerungsschicht des Landes weiter ausserdem wurden in diesem Jahr Frauen dieselben Rechte zugestanden wie Mannern Nachkriegszeit Bearbeiten Erst nach der Reform des Zivilgesetzbuches von 1946 konnten Frauen in den Kongress gewahlt werden 9 Im Jahr 1946 wurde der Kandidat der Colorados Tomas Berreta zum Prasidenten gewahlt er verstarb bereits wenige Monate nach seinem Amtsantritt Die Regierungsperiode seines Nachfolgers Luis Batlle Berres 1947 bis 1951 brachte wirtschaftlichen Wohlstand der vor allem durch die uruguayischen Exporte wahrend des Koreakrieges 1950 1953 gestutzt wurde In den Prasidentschafts und Parlamentswahlen von 1950 konnte sich mit Andres Martinez Trueba erneut ein Mitglied der Colorados durchsetzen Er schaffte 1952 durch eine per Referendum bestatigte Verfassungsanderung das Prasidentenamt ab und ubertrug die Regierungsgewalt einem aus neun Mitgliedern bestehenden Nationalrat dem Consejo Nacional de Gobierno Britische Unternehmen wie die Eisenbahn wurden verstaatlicht wobei es sich hier effektiv um eine Abzahlung von Schulden aus dem Zweiten Weltkrieg handelte Wohlstand und eine Analphabetenquote von fast Null trugen Uruguay den Ruf ein eine der fortschrittlichsten Nationen Sudamerikas zu sein Am 16 Juli 1950 gewann die uruguayische Nationalmannschaft als Aussenseiter die vierte Fussball Weltmeisterschaft durch einen 2 1 Sieg gegen die vor heimischer Kulisse in Rio de Janeiro spielenden Brasilianer siehe auch Maracanaco Da Uruguay argentinischen Fluchtlingen Asyl gewahrt hatte verhangte der argentinische Prasident Juan Peron Reise und Handelsbeschrankungen uber Uruguay Die uruguayische Regierung brach daraufhin im Januar 1953 die diplomatischen Beziehungen mit Argentinien ab Verfall der Demokratie Bearbeiten 1958 wurden die Blancos nach 93 Jahren Colorado Regierung mit grosser Mehrheit gewahlt Die neue Regierung fuhrte wirtschaftliche Reformen durch und sah sich in der Folge mit schweren Arbeiterunruhen konfrontiert Ab 1959 bekam das Land grosse wirtschaftliche Probleme verursacht durch den Ruckgang der Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten Dies fuhrte zu Massenarbeitslosigkeit Inflation und zu einem Absinken des bisherigen Lebensstandards Es kam zu sozialen Unruhen und in Montevideo grundete sich eine Stadtguerillabewegung Diese Guerilleros Tupamaros genannt uberfielen zuerst Banken und verteilten das gestohlene Geld sowie Essen an die Armen Spater entfuhrten sie Politiker und griffen Sicherheitskrafte an Im Jahr 1966 unterstutzten Blancos und Colorados gemeinsam eine Initiative zur Wiederherstellung des Prasidialsystems der die Bevolkerung in einem Referendum zustimmte Die Colorados gingen mit dem ehemaligen General oscar Diego Gestido siegreich aus den Prasidentschaftswahlen hervor und losten die Blancos in der Regierungsverantwortung ab Die Verfassung wurde 1967 dahingehend abgeandert das nun Regierungen der Blancos und Colorados einander abwechselten Nach dem Tod Gestidos im Jahr 1967 ubernahm der Vizeprasident Jorge Pacheco Areco das Prasidentenamt Pacheco loste mit seiner Politik der restriktiven Massnahmen zur Bekampfung der Inflation grosse Unruhen aus und die Tupamaros verstarkten ihre terroristischen Aktionen gegen die Regierung 1968 erklarte Prasident Jorge Pacheco Areco den Notstand und vier Jahre spater wurden von seinem Nachfolger Juan Maria Bordaberry die Burgerrechte ausser Kraft gesetzt Bordaberry wurde am 28 November 1971 in einer ausserst umstrittenen Wahl zum Prasidenten gewahlt Bei diesen Wahlen trat auch das erste Mal die neu gebildete Frente Amplio an Im April 1972 erklarte der Kongress den Kriegszustand und hob die von der Verfassung festgelegten Grundrechte auf ungefahr 35 000 Polizisten und Soldaten suchten das Land nach Guerillaverstecken ab der Kriegszustand wurde am 11 Juli wieder aufgehoben die Verfassung trat erst 1973 wieder in Kraft Im Jahr 1972 wurde der Tupamaro Fuhrer Raul Sendic verhaftet Bordaberry wurde bald von den Blancos und von Kritikern in den eigenen Reihen unter Druck gesetzt Das gesamte Jahr 1972 wurde von Arbeiterstreiks gepragt die sich gegen die einschneidenden wirtschaftlichen und sozialen Massnahmen der Regierung wandten Machtubernahme des Militars Bearbeiten Hauptartikel Staatsstreich in Uruguay 1973 Am 27 Juni 1973 inmitten einer Wirtschaftskrise mit hoher Inflation entschloss sich das Militar zu einem Putsch mit Schliessung des Kongresses und Ubernahme der Macht Die Gewerkschaft CNT Convencion Nacional de Trabajadores Nationale Ubereinkunft der Arbeiter konterte mit einem landesweiten Streik der am 11 Juli von der Regierung gewaltsam niedergeschlagen wurde Am 11 August verloren die Gewerkschaften ihre Autonomie und die CNT wurde verboten ebenso die politischen Parteien Die Fuhrer der linksorientierten Gruppierungen wurden verfolgt und hingerichtet Aber auch der neuen Regierung die sich aus Zivilisten und Militars zusammensetzte gelang es nicht die anhaltend schlechte Wirtschaftslage des Landes zu verbessern Allein von 1973 bis 1975 verliessen fast 1 4 Millionen Uruguayer das Land In den folgenden Jahren weitete das Militar seine Machtposition auf den Grossteil der nationalen Institutionen aus und errichtete eine Militardiktatur Bordaberry setzte die fur 1976 geplanten Wahlen ab Im selben Jahr wurde Bordaberry vom Militar gesturzt Ein neuer Nationalrat mit 25 Zivilisten und 21 Offizieren wahlte schliesslich Aparicio Mendez zum Prasidenten Eine der ersten Amtshandlungen seiner Regierung war der Entzug der staatsburgerlichen Rechte aller Personen die an dem politischen Geschehen zwischen 1966 und 1973 beteiligt waren Die Zahl der politischen Gefangenen betrug 1976 etwa 6 000 Aus jener Zeit stammte auch das Gesetz Ley 14 373 das eine Kostentragungspflicht der Haftlinge oder ihrer Familien fur den Aufenthalt im staatlichen Gefangnis regelte 10 11 Eine Vorlage fur eine neue Verfassung wurde allerdings am 30 November 1980 von 57 2 der Wahlberechtigten abgelehnt Im September 1981 trat der als gemassigt geltende General Gregorio Alvarez Armelino das Prasidentenamt an Die im Zuge des Demokratisierungsprozesses vom Militar erneut zugelassenen Parteien hielten 1982 innerparteiliche Wahlen ab um sich auf die fur 1984 vorgesehenen Parlaments und Prasidentschaftswahlen vorzubereiten Im Jahr 1984 nahm der Protest gegen die Militarregierung massiv zu Nach einem 24 stundigen Generalstreik bereitete das Militar daraufhin ein Programm vor die Macht an eine Zivilregierung zuruckzugeben Ruckkehr zur Demokratie Bearbeiten Im Februar 1985 fanden Prasidentschaftswahlen statt der Wahlsieger war Julio Maria Sanguinetti von der sozialliberalen Colorado Partei PC einer der fuhrenden Widerstandler gegen die Militarregierung Mit ihm folgte nach zwolf Jahren wieder ein Zivilist als Prasident Trotz Auslandsschulden in Hohe von uber funf Milliarden US Dollar und einer Inflation von mehr als 70 gelang es innerhalb kurzester Zeit fur den wirtschaftlichen Aufschwung Uruguays zu sorgen indem er sich auf die Forderung des Aussenhandels konzentrierte und im Innern Reformen zur wirtschaftlichen Stabilisierung durchsetzt Dazu gehorten die Verringerung der Beschaftigten im offentlichen Dienst die Erhohung der Mineralolsteuer die Modernisierung von Staatsbetrieben eine Rentenreform und anderes Diese Massnahmen zeigten Erfolg und stabilisierten die Wirtschaft Um die Versohnung zwischen den ehemaligen militarischen Machthabern und den Verfolgten zu fordern und die Ruckkehr zur Demokratie zu erleichtern erliess Sanguinetti mit der Zustimmung der Bevolkerungsmehrheit eine umstrittene allgemeine Amnestie fur die ehemaligen militarischen Fuhrer und beschleunigte die Freigabe der ehemaligen Bandenkampfer Zwischen 1990 und 1995 war Luis Alberto Lacalle von der Nationalen Partei Partido Nacional Prasident Wahrend seines Mandates gehorte Uruguay 1991 zu den Mitbegrundern des Mercosurs Ausserdem vollzog Uruguay eine Wahrungsreform 1 uruguayischer Peso ersetzte 1000 Peso Nuevos die bis dahin gultige Wahrung Bereits Ende der 1980er Jahre erliess man ein Amnestiegesetz fur Folterungen der Militars wahrend der Diktatur Ley de Caducidad Trotz des Wirtschaftswachstums wahrend der Regierungszeit Lacalles erregten Privatisierungsbemuhungen die politische Opposition einige Verbesserungen wurden durch Referendum abgelehnt so zum Beispiel die Initiative der uruguayischen Regierung die defizitar arbeitenden Staatsbetriebe in der Energie und Transportwirtschaft sowie im Nachrichten und Versicherungswesen zu privatisieren 1995 wurde der 1991 begonnene Prozess einen Gemeinsamen Markt des sudlichen Teils Sudamerikas Mercosur zu schaffen als teilweise fur vollendet erklart Dennoch wird im Mercosur noch heute um die Zollfreiheit in bestimmten Bereichen gerungen Ein Thema was die Offentlichkeit immer noch beschaftigt ist das Verschwinden von Personen wahrend der Militardiktatur Prasident Batlle setzte am 9 August 2000 eine Kommission fur den Frieden unter der Fuhrung von Erzbischof Nicolas Cotugno zur Aufklarung der Verschwundenenschicksale ein deren Bemuhungen durch die Militars selbst unterstutzt werden Im Jahr 1995 ubernahm eine Koalition zwischen Colorado Partei und der Partido Nacional die Fuhrung des Landes und bis 2000 war Julio Maria Sanguinetti erneut Prasident Die Regierung Sanguinetti setzte Uruguays okonomische Verbesserungen und Integration im Mercosur fort Andere wichtige Verbesserungen waren in den Bereichen des Wahlsystems der Sozialversicherung der Ausbildung und der allgemeine Sicherheit Die Wirtschaft wuchs standig bis niedrige Rohstoffpreise und okonomische Schwierigkeiten zu einer Rezession fuhrten die sich bis 2002 fortgesetzt hat Allgemein war diese Legislaturperiode durch innenpolitische Stabilitat und Wirtschafts und Sozialreformen gekennzeichnet bei denen unter anderem Staatsbetriebe modernisiert die Mineralolsteuer erhoht und eine Rentenreform durchgefuhrt wurde Uruguay im neuen Jahrtausend BearbeitenIm Oktober 1999 wurde ein Bundnis aus linken Gruppierungen Encuentro Progresista Frente Amplio starkste Partei bei den Parlamentswahlen ihr Prasidentschaftskandidat Tabare Vazquez konnte sich aber bei Stichwahlen um das Amt des Staats und Regierungschefs nicht gegen den Vertreter der Colorado Partei Jorge Luis Batlle Ibanez durchsetzen der im Marz 2000 vereidigt wurde Dessen Regierungszeit war gekennzeichnet durch Rezession und Ungewissheit Zuerst durch die Abwertung des brasilianischen Real 1999 und durch den Ausbruch der Maul und Klauenseuche die einen der Hauptwirtschaftszweige Uruguays empfindlich traf und schliesslich durch den politischen und okonomischen Sturz Argentiniens im Jahr 2001 Im Jahr 2002 kam es im Zuge der Argentinien Krise zu einer Bankenkrise in Uruguay in deren Folge mehrere Banken umstrukturiert werden mussten und einige auch geschlossen wurden Auswirkungen der Argentinien Krise Bearbeiten Am 4 August 2002 gewahrten die USA Uruguay einen Sofortkredit von 1 5 Milliarden US Dollar der das Bankensystem bis zur Gewahrung neuer Kredite des IWF Internationaler Wahrungsfonds stabilisieren sollte Uruguay das viele Jahre als Schweiz Lateinamerikas galt hatte zu dieser Zeit mit grossen wirtschaftlichen und finanziellen Problemen zu kampfen Hauptschuld trug die von Argentinien uberschwappende Krise die die seit vier Jahren andauernde Rezession stark verscharft hatte Ende 2001 war der Export nach Argentinien das neben Brasilien der wichtigste Handelspartner Uruguays ist fast vollig zum Erliegen gekommen Zudem griffen viele Argentinier auf ihre Bankguthaben in Uruguay zuruck nachdem die argentinische Regierung die Sparkonten im Dezember hatte sperren lassen Rund 1 5 Milliarden US Dollar flossen im Januar und Februar 2002 aus dem uruguayischen Bankensystem ab Anfang Juni gingen Staatschef Jorge Luis Battle Ibanez die Nerven durch Er bezeichnete im Rahmen eines Interviews des nordamerikanischen Nachrichtensenders Bloomberg TV als er glaubte die Kameras seien ausgeschaltet die Argentinier alle vom ersten bis zum letzten als einen Haufen Gauner und sparte auch nicht an bosen Worten uber seinen argentinischen Amtskollegen Eduardo Duhalde Auf einer Art Canossa Gang nach Buenos Aires entschuldigte sich Battle am 4 Juni personlich bei Duhalde und dem argentinischen Volk Am 20 Juni sah sich Uruguay angesichts der in den Monaten zuvor um zwei Drittel gesunkenen staatlichen Devisenreserven gezwungen den Wechselkurs des Peso gegenuber dem US Dollar freizugeben Als die Wahrungsreserven im Juli um mehr als die Halfte gesunken waren nun hatten auch viele verunsicherte einheimische Bankkunden ihre Einlagen panikartig abgezogen ordnete die Regierung schliesslich am 30 Juli eine zunachst auf einen Tag beschrankte dann aber bis 2 August verlangerte Schliessung der Banken an Dies loste bei der Bevolkerung massive Proteste und Unruhen aus Am 1 August folgten Tausende einem Aufruf der Gewerkschaften zu einem vierstundigen Generalstreik der in den Armenvierteln Montevideos in schwere Ausschreitungen und Plunderungen von Geschaften ausuferte Die Regierung reagierte mit der Entsendung tausender Sicherheitskrafte die in den Strassen und Einkaufszentren wieder fur Ruhe sorgten Bereits am 16 April hatten sich in Montevideo rund 100 000 Menschen versammelt um gegen die neoliberale Politik der Regierung zu protestieren und am 12 Juni hatte ein 24 stundiger Generalstreik ganz Uruguay lahmgelegt Dabei hatten erstmals seit 1984 als die damalige Militarregierung vor dem Zusammenbruch stand Gewerkschaften und Unternehmer an einem Strang gezogen das heisst sie forderten dirigistische Massnahmen zum Schutz des sozialen Besitzstands der nationalen Industrie und Massnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur Zudem wehrten sie sich gegen weitere Steuererhohungen Wahlen 2004 Bearbeiten nbsp Der ehemalige Prasident der Republik Uruguay 2005 2010 Tabare Vazquez und sein Vizeprasident Rodolfo Nin NovoaBei den Wahlen am 31 Oktober 2004 erzielte die bisherige Opposition das Mitte Linksbundnis Encuentro Progresista Frente Amplio EP FA mit ihrem Spitzenkandidaten Tabare Vazquez als heterogener Zusammenschluss von Sozialdemokraten Christdemokraten Sozialisten Kommunisten und ehemaligen Tupamaros 50 4 der Stimmen Die Partido Nacional mit dem Kandidaten Jorge Larranaga konnten ihren Stimmenanteil von bisher 21 5 auf 34 3 steigern wahrend die Partido Colorado seit 2002 alleinige Regierungspartei mit ihrem Spitzenkandidaten Guillermo Stirling lediglich 10 4 der Stimmen verzeichnen konnten Die Partido Independiente mit ihrem Kandidaten Pablo Mieres erhielt 1 8 der Stimmen Somit ergab sich folgende Sitzverteilung im Parlament 99 Sitze und im Senat 31 Sitze Frente Amplio 52 Sitze im Parlament 17 Sitze im Senat Partido Nacional 35 Sitze im Parlament 11 Sitze im Senat Partido Colorado 10 Sitze im Parlament 3 Sitze im Senat Partido Independiente 2 Sitze im Parlament keinen im SenatSomit entschieden sich die Wahler erstmals in der Geschichte des Landes das seit der Unabhangigkeit im Jahr 1828 abwechselnd von den Colorados und den Blancos regiert wurde fur einen linksgerichteten Kandidaten den ehemaligen Oberburgermeister Montevideos Tabare Vazquez Am 1 Marz 2005 loste er Batlle als Prasident ab Mit Jose Mujica kam auch sein ab dem 1 Marz 2010 amtierender Nachfolger eine direkte Wiederwahl Vazquez war nach der Verfassung nicht erlaubt aus den Reihen der Frente Amplio Seit dem 1 Marz 2015 ist Vazquez wieder Prasident Diplomatische Verwicklungen mit Argentinien Bearbeiten nbsp Nestor Kirchner spricht vor Demonstranten gegen den geplanten Bau der Papierfabriken nbsp Evangelina Carrozzo protestiert gegen den Bau der Papierfabriken beim Wiener EULAC GipfelBesonders der Bau von zwei Zellulose und Papierfabriken am Lauf des Rio Uruguay fuhrte zu Demonstrationen und diplomatischen Verwicklungen mit Argentinien Anwohner und Umweltschutzer der Ortschaften auf der argentinischen Seite blockierten zwei der drei internationalen Brucken die beide Ufer verbinden Die Strassen gelten als die wichtigsten Verkehrsadern fur den internationalen Handelsaustausch der Region Die Fabriken der Konzerne Ence Spanien und Botnia Finnland die Ende 2007 bei Fray Bentos am uruguayischen Ufer des Flusses die Produktion aufnehmen sollten bilden den weltweit grossten Komplex dieser Art Die geplante Produktion von zunachst 1 5 Millionen Tonnen Zellstoff ist das Doppelte der Menge in den zehn veralteten Fabriken Argentiniens zusammen Die Investition von 1 8 Milliarden US Dollar ist die grosste in der Geschichte Uruguays die Weltbank will Kredite von 400 Millionen Dollar beisteuern 2006 erhob Argentinien beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag Klage gegen Uruguay und machte geltend die Bauvorhaben verletzten ein bilaterales Abkommen sowie weiteres internationales Recht Uruguays Prasident Tabare Vazquez drohte daraufhin aus dem Wirtschaftsbundnis Mercosur auszusteigen Im April 2010 bestatigte der Internationale Gerichtshof die Verletzung prozeduraler Regelungen des bilateralen Abkommens Argentiniens Eilantrag auf einen Baustopp hatte er 2006 abgelehnt ebenso Uruguays Eilantrag gegen die Sperrung der Grenzbrucken im Jahre 2007 2010 kamen mit dem ehemaligen General Miguel Dalmao und dem ehemaligen Oberst Jose Chialanza erstmals Mitglieder der Armee fur ihre Rolle in der Zeit der Militardiktatur in Haft 12 Siehe auch BearbeitenArgentinisch Brasilianischer Krieg Geschichte Sudamerikas Spanische KolonienLiteratur BearbeitenDeutschsprachig Alain Labrousse Die Tupamaros Stadtguerilla in Uruguay Hanser Verlag Munchen 1982 ISBN 3 446 11419 X Mauricio Rosencof Eleuterio Fernandez Huidobro Wie Efeu an der Mauer Erinnerungen aus den Kerkern der Diktatur Verlag Assoziation A Hamburg 1990 ISBN 3 922611 14 1 Christoph Wagner Politik in Uruguay 1984 1990 Lit Munster 1991 ISBN 3 89473 099 4 Hans Jurgen Puhle Uruguay In Walther L Bernecker u a Hrsg Handbuch der Geschichte Lateinamerikas Bd 3 Lateinamerika im 20 Jahrhundert Klett Cotta Stuttgart 1996 ISBN 3 608 91497 8 S 973 1015 Bernd Schroter Die Entstehung einer Grenzregion Wirtschaft Gesellschaft und Politik im kolonialen Uruguay 1725 1811 Bohlau Koln u a 1999 ISBN 3 412 07399 7 Thomas Fischer Die Tupamaros in Uruguay Das Modell der Stadtguerilla In Wolfgang Kraushaar Hrsg Die RAF und der linke Terrorismus Bd II Hamburger Edition Hamburg 2006 ISBN 3 936096 65 1 S 736 750 Veit Strassner Die offenen Wunden Lateinamerikas Vergangenheitspolitik im postautoritaren Argentinien Uruguay und Chile VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 531 15599 9 Englischsprachig John Street Artigas and the Emancipation of Uruguay Cambridge University Press Cambridge 1971 ISBN 0 521 06563 1 Jean L Willis Historical Dictionary of Uruguay Latin American Historical Dictionaries Series No 11 Scarecrow Press Metuchen NY 1974 ISBN 0 8108 0766 1 Milton I Vanger The Model Country Jose Batlle y Ordonez of Uruguay 1907 1915 University Press of New England Hanover N H 1980 ISBN 0 87451 184 4 Elizabeth Hampsten Uruguay Nunca Mas Human Rights Violations 1972 1985 Temple University Press Philadelphia 1992 ISBN 0 87722 953 8 Spanischsprachig Juan Jose Arteaga Breve historia contemporanea del Uruguay Fondo de Cultura Economica FCE Mexiko Stadt 2002 ISBN 968 16 6214 8 Mauricio Pacheco Schurmann Maria Luisa Sanguinetti Coolighan Historia del Uruguay desde la Epoca indigena hasta nuestros dias Palacio del Libro Montevideo 1957 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Geschichte Uruguays Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Handels und Schiffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Orientalischen Republik Uruguay Vom 20 Juni 1892 Quellen und Volltexte Chronik Uruguays Memento vom 18 November 2003 im Internet Archive Wirtschaftsgeschichte von Uruguay von EH NETs Encyclopedia englisch Ausfuhrliche Informationen uber die Geschichte des Landes englisch Geschichte Uruguays auf der Homepage der Universidad de la Republica spanisch Geschichte des Consejo de Salarios Memento vom 31 Marz 2009 im Internet Archive spanisch Einzelnachweise Bearbeiten Mission de M Ouseley et du baron Deffaudis a Rio de la Plata Plon Freres Paris 1846 S 18 19 Thomas Binder Sudamerika Band 2 Argentinien Chile Uruguay Paraguay DuMont Verlag Koln 1978 ISBN 3 7701 1044 7 S 175 El voto femenino cumple ochenta anos en Uruguay In lr21 com uy 3 Juli 2007 abgerufen am 26 August 2018 spanisch a b Dieter Nohlen Uruguay In Dieter Nohlen Hrsg Handbuch der Wahldaten Lateinamerikas und der Karibik Politische Organisation und Reprasentation in Amerika Band 1 Leske Budrich Opladen 1993 ISBN 3 8100 1028 6 S 731 777 S 734 a b Jad Adams Women and the Vote A World History Oxford University Press Oxford 2014 ISBN 978 0 19 870684 7 Seite 321 Mart Martin The Almanac of Women and Minorities in World Politics Westview Press Boulder Colorado 2000 S 411 June Hannam Mitzi Auchterlonie Katherine Holden International Encyclopedia of Women s Suffrage ABC Clio Santa Barbara Denver Oxford 2000 ISBN 1 57607 064 6 S 168 Claudia Hafner Heimischwerdung am La Plata von der Deutschen Evangelischen La Plata Synode S 74 June Hannam Mitzi Auchterlonie Katherine Holden International Encyclopedia of Women s Suffrage ABC Clio Santa Barbara Denver Oxford 2000 ISBN 1 57607 064 6 S 306 Thomas Binder 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