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Ein Fundamentalstern ist ein Fixstern dessen Himmelskoordinaten und ihre zeitlichen Anderungen Eigenbewegung mit hochstmoglicher Genauigkeit bekannt sind und in einem absoluten System vorliegen Durch eine grossere Zahl von Fundamentalsternen wurde fruher auf der Himmelskugel das Fundamentalsystem der Astronomie definiert das auch den Rahmen fur raumfeste Koordinatensysteme der Geowissenschaften darstellte Die Fundamentalsterne dienten als Anschlusssterne bei der Bestimmung der Orter aller anderen Himmelskorper Daher musste die Bestimmung ihrer Koordinaten unabhangig von anderen Gestirnen erfolgen also mit einer absoluten Methode Heutzutage wird das Koordinatensystem ublicherweise basierend auf den Positionen von Quasaren festgelegt da diese durch ihre extrem grosse Entfernung eine ausserst geringere Eigenbewegung aufweisen und deshalb fur diesen Zweck besser geeignet sind Beispiele fur basierend auf Quasaren waren der ICRF oder der GCRF3 Inhaltsverzeichnis 1 Zwei und dreidimensional 2 Fundamentalkataloge heute als Datenbank 3 Absolute Deklinationsbestimmung 3 1 Absolute Rektaszensionsbestimmung 3 2 Einfluss der veranderlichen Erdachse 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseZwei und dreidimensional BearbeitenPrinzipiell werden Sternpositionen in zwei Koordinatenwinkeln a d auf der Himmelssphare angegeben die Rektaszension und Deklination heissen Sie beziehen sich auf den Himmelsaquator Verlangerung des Erdaquators und den Fruhlingspunkt wobei die Deklination analog zur geografischen Breite ist Durch die langsame Kegelbewegung der Erdachse der 26 000 jahrigen Prazession und andere Effekte ist dieses Koordinatensystem zeitlich veranderlich kann aber mit sehr hoher Genauigkeit besser als 0 01 modelliert werden Eine wichtige Rolle spielt dabei die Radioastronomie in Form eines prazisen Netzes von Quasaren das mit dem Netz der Fundamentalsterne verbunden wurde Die Messungen der Sterne erfolgen optisch visuell fotografisch oder mit optoelektronischen Sensoren Vom zwei zum dreidimensionalen Sternort wird a d durch eine Entfernungsmessung Das einzige prazise Mittel dafur ist die Parallaxe eine durch die Erdbahn verursachte scheinbare Ortsverschiebung naher Sterne am Himmel Erst im Jahre 1838 gelang Friedrich Wilhelm Bessel eine solche Messung an 61 Cygni einem sog Schnelllaufer dessen rasche Bewegung eine geringe Entfernung zur Erde nahelegte an dem Bessel aber trotzdem nur eine Parallaxe von 0 31 fand 1 tatsachlicher Wert 0 286 2 An sich konnte sich ein Fundamentalsystem mit 2D Koordinaten begnugen wenn es sich auf ferne Sterne beschrankt Doch sind auch helle Sterne vonnoten die statistisch betrachtet eher nahe sind etwa 10 Fundamentalsterne bis 50 Lichtjahre Entfernung wo die Parallaxe noch fast 0 1 betragt Doch hat ein 3D System den Vorteil auch die Dynamik der Milchstrasse modellieren zu konnen und mit dem Astrometrie Satelliten Hipparcos gelangen seither gute Messungen von uber 100 000 Sternen Fundamentalkataloge heute als Datenbank BearbeitenDie Fundamentalsterne werden zu eigenen Sternkatalogen zusammengefasst und bilden einen Koordinatenrahmen in dem die Bewegungen des Kreisels Erde genau modellierbar sind Die ersten vier Fundamentalkataloge entstanden unter deutscher Leitung weshalb sie bis heute FK abgekurzt werden Den ersten gab 1879 Arthur Auwers heraus er enthielt 539 Sterne des Nordhimmels d bis 10 Jener von 1907 Berliner Astronomisches Jahrbuch hatte bereits 925 Sterne und konnte auf uber 150 Jahre Prazisionsbeobachtungen zuruckgreifen Solche langen Zeitreihen sind bis heute fur die genaue Erfassung der Eigenbewegungen entscheidend da ja die Sternorter mittels dieser individuellen Geschwindigkeiten in die Gegenwart und Zukunft vorauszuberechnen sind Kennwerte des FK6 seiner Vorganger FK3 FK4 und FK5 sowie des satellitengestutzten relativen Hipparcos Katalogs Kurzname Stern anzahl Titel Publi ziert Messung Orter Messung Eigen bewegungen UberdeckungAuwers A 1879 539 Fundamentalkatalog fur Zonenbeobachtungen am Nordl Himmel 1879 O 1860 1850 1870 bis Dekl 10 Anm 1Peters J 1907 925 Neuer FK Berliner Astr Jahrbuch nach den Grundlagen von Auwers 1907 O 1880 1745 1900 bis Dekl 89 FK3 873 Dritter Fundamentalkatalog des Berliner Astronomischen Jahrbuchs 1937 1912 1915 ab hier uber ganzen Himmel mit Epochen 1900 1950 2000FK3sup 662 Zusatzsterne Band II 1938 O 1913 1845 1930FK4 1 535 Fourth Fundamental Catalogue 1963 O 1950FK4sup 1 111 Supplement Stars FK4 5 1965FK5 1 535 Fifth Fundamental Catalogue 1988 O 1975FK5sup 3 117 Supplement Stars of FK5 1991Hipp Anm 2 118 000 Hipparcos Katalog 1998 1989 1993 1989 1993FK6 4 150 Sixth Catalogue of Fundamental Stars 1999 2000 O 1992Anm 1 Der erste FK Auwers 1879 uberdeckte nur 60 des Sternhimmels bis Deklination 10 Anm 2 Hipparcos ist kein FK im strengen Sinn sondern wurde nur dem FK5 System genau angepasst und hat es versteift Das neue System FK6 hat durch die Messungen des Astrometriesatelliten Hipparcos 1989 1993 aber wesentlich an Genauigkeit gewonnen Absolute Deklinationsbestimmung BearbeitenDie Deklination d eines Sterns wird am besten bei seiner Kulmination im Nord bzw Sudzweig des Meridians gemessen Einerseits steht er in diesem Moment am hochsten und wandert horizontal durch das Gesichtsfeld des Fernrohrs bzw Sensors was die Messgenauigkeit erhoht Anderseits entfallen im Azimut 0 bzw 180 verschiedene Fehlereinflusse Mit z als gemessene und wegen der Refraktion korrigierte Zenitdistanz und f als geografische Breite ergibt sich im Meridian der Minimalwert von z z1 d f und daher d f z1 Die Formel gilt fur die Obere Kulmination jedes Sterns Findet diese sudlich des Zenits statt ist z1 negativ zu nehmen nordlich hingegen positiv Fur die Untere Kulmination wo der Stern 12 Stunden spater unterhalb des Himmelspols durch den Meridian geht gilt z2 180 f d und daher d 180 f z2 Weil aber die Breite f erst genau bestimmt werden muss und ausserdem durch die Polbewegung leicht variiert hat man Zirkumpolarsterne ursprunglich in oberer und unterer Kulmination beobachtet wodurch sich f eliminierten lasst d 90 z1 z2 2 f 90 z1 z2 2 Absolute Rektaszensionsbestimmung Bearbeiten Die absolute Ermittlung von Rektaszensionen ist komplizierter weil sie sich auf den Fruhlingspunkt beziehen und daher Sonnenbeobachtungen erfordern Doch kann die Bestimmung der Sonnenrektaszension auch zu anderen Zeitpunkten erfolgen etwa aus absoluten Deklinationsmessungen der Sonne Die Rektaszension eines Sterns folgt dann aus der Sternzeit Differenz zwischen dem Meridiandurchgang der Sonne und des Sterns plus der Sonnenrektaszension Um die gemessene Zeitdifferenz und damit die Messunsicherheit klein zu halten sind Tagbeobachtungen von Sternen notwendig was die absolute Rektaszensionsbestimmung auf helle Sterne bis maximal 3 Grosse beschrankt Einfluss der veranderlichen Erdachse Bearbeiten Nun sind aber die Sternorter wegen der im Inertialraum etwas veranderlichen Erdachse nicht konstant Dies bedeutet einerseits dass ihr zeitlicher Verlauf genau erfasst und berechnet werden muss andererseits eine Moglichkeit die zugrundeliegenden Krafte auf die Erde und ihre jahrliche Bahn um die Sonne zu erforschen Die Bezugsebenen der Astronomie unterliegen wie oben erwahnt langsamen Verschiebungen durch die gravitative Einflusse des Sonnensystems auf die Erde So wie jeder Spielzeugkreisel ein wenig taumelt ist es auch bei der Erde nur viel langsamer und regelmassiger Man nennt diesen Effekt Prazession und seine Dauer von etwa 25 800 Jahren ein Platonisches Jahr Die Erdachse beschreibt in dieser Zeit einen klar definierbaren Kegel mit einem Winkel von 22 24 Schiefe der Ekliptik was man inzwischen auf 0 01 0 000005 genau vorausrechnen kann Dazu gehort auch ein zweiter Effekt namens Nutation ein vom Mond verursachtes monatliches Zittern das ebenso genau modelliert ist Gemessen werden diese Effekte durch spezielle Instrumente und Methoden der Astrometrie und der Geodasie die wichtigsten sind die Weltraumverfahren VLBI Richtungsmessung nach Quasaren Weltraumlaser und GPS sowie erdgebunden der Meridiankreis und Astrolab bzw PZT die beiden letztgenannten haben im letzten Jahrzehnt an Bedeutung verloren Erganzend kam vor einigen Jahren noch eine Art Weltraumscanner dazu der Satellit Hipparcos Das hier beschriebene durch Fundamentalsterne verankerte astronomisch geodatische Modell der Erdbewegung stellt als Fundamentalsystem der Astronomie die derzeit beste Realisierung eines Inertialsystems dar Analog werden auch terrestrische Fundamentalsysteme realisiert durch Herunterholen auf die sich drehende Erde Man nennt sie ITRS International Terrestrial Reference System und den alle 2 bis 3 Jahre wiederholten bzw verfeinerten Modellen eine Jahreszahl Sie werden aber nicht durch Sterne sondern durch besonders gut und global bestimmte Vermessungspunkte reprasentiert siehe Fundamentalstationen in Europa etwa 20 Durch zahlreiche GPS Messstationen wird dieses globale Vermessungsnetz verdichtet und dauerhaft vermarkt Weblinks BearbeitenNeues Fundamentalsystem FK6 Astron Recheninstitut Heidelberg 2000 Fundamentalsystem des FK5 ARI Heidelberg 1988 Description of important Fundamental CataloguesEinzelnachweise Bearbeiten Bessel F W Bestimmung der Entfernung des 61sten Sterns des Schwans Astronomische Nachrichten Band 16 S 65 online laut HIPPARCOS Katalog siehe auch SIMBAD Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fundamentalstern amp oldid 220492923