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Friedrich Opitz 12 September oder 18 September 1894 in Dessau 12 Oktober 1937 in Wolfenbuttel war ein deutscher Schwerverbrecher dem 64 Eisenbahnattentate 54 Raububerfalle und drei Raubmorde in Braunschweig und im Braunschweiger Land zur Last gelegt wurden Wegen zweier nachgewiesener Raubmorde wurde er zum Tode verurteilt und hingerichtet Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Taten 3 Ermittlungen 4 Beurteilung der Person 5 Prozess 6 Spates Gestandnis 7 Rezeption 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFriedrich Opitz war der Sohn seines gleichnamigen Vaters 1865 1923 und dessen Ehefrau Agnes Opitz geb Meert 1869 1931 Er wuchs in Dessau und Braunschweig auf wo er das Wilhelm Gymnasium besuchte Sein Vater war Kaufmann und kam wegen Unterschlagung ins Gefangnis 1912 wurde Opitz Seemann und heuerte auf einem Passagierdampfer an auf dem er zunachst als Schiffsjunge und spater als Leichtmatrose fuhr In Riga geriet er 1914 bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs in russische Gefangenschaft die bis 1918 andauerte Anschliessend war er fur ein Jahr bei der Minensuchflotte der Reichsmarine 1919 und 1920 fuhr er auf einem Handelsschiff Danach kehrte er nach Braunschweig zuruck und war zunachst bei einer Brandkasse tatig 1928 heiratete Opitz und hatte mit seiner Ehefrau zwei Tochter Nach seiner Entlassung bei der Brandkasse war er 16 Jahre lang Angestellter bei der Offentlichen Versicherung Braunschweig wo er gut verdiente Im Kollegenkreis galt er als Sonderling und prahlte mit anruchigen Erzahlungen und Beobachtungen Er hatte mehrere Vorstrafen wegen Exhibitionismus und betrieb Voyeurismus bei Liebespaaren Wegen seiner Sensationslust bei Todesfallen und Unglucken fuhr er regelmassig mit dem Motorrad oder Fahrrad zu den jeweiligen Ereignisorten Dort sammelte er Fundstucke wie Leichenteile von Selbstmordern auf Bahnstrecken ein und prasentierte sie seinen Arbeitskollegen Unter anderem suchte er 1926 den Ort des Eisenbahn Attentats bei Leiferde auf Es wird vermutet dass ihn dieses Ereignis zu Eisenbahnattentaten anregte Taten BearbeitenSeine Taten beging Opitz von 1928 bis 1936 wobei es langere Pausen von uber einem Jahr gab Von 1928 bis 1931 waren es 64 Eisenbahnattentate an der Bahnstrecke Braunschweig Magdeburg im Braunschweiger Waldgebiet Buchhorst Dabei durchtrennte er Schrankenseile und Signaldrahte errichtete Hindernisse auf den Schienen und loste Schrauben an den Gleisen Auch griff er dreizehnmal die Fuhrerstande von Lokomotiven mit einem selbstgebauten Schussgerat mit Fernauslosung an und verletzte drei Eisenbahner Als er bei einem Anschlag von einem Beamten des Bahnschutzes uberrascht wurde schoss er ihn an 1931 verlegte sich Opitz auf nachtliche Raububerfalle an Liebespaaren und Autofahrern im landlichen Umfeld von Braunschweig Als Beute nahm er nur Bargeld Wertgegenstande lehnte er ab Durch eine an seiner Pistole montierte Taschenlampe sowie eine weitere Taschenlampe an der Mutze blendete er seine Opfer und tauschte dadurch einen Komplizen vor Bei Gegenwehr schoss er gezielt auf die Personen oder prugelte mit Schlaggegenstanden auf sie ein Ab 1932 uberfiel er nachts Handler mit ihren Fuhrwerken auf Landstrassen die ihre Waren nach Braunschweig brachten Bei Fluchtversuchen schoss er auf Fahrer und Pferde Dabei beging er am 28 Marz 1933 den ersten Raubmord bei dem er 30 Reichsmark erbeutete Er uberfiel auf der Landstrasse einen Backermeister der mit seinem Fuhrwerk auf dem Heimweg von Braunschweig nach Rothemuhle war Als sich das Opfer wehrte schlug er ihm mit einem Schlagwerkzeug auf den Kopf was kurz danach zum Tode fuhrte Am 6 Mai 1933 beging er den zweiten Raubmord im Elm Er beobachtete in den Nachtstunden die Waldgaststatte Tetzelstein und lauerte zwei Paaren auf die zu Fuss auf dem Heimweg nach Konigslutter waren Bewaffnet mit einer Schusswaffe forderte Opitz Geld Als die beiden Manner Widerstand leisteten und einer eine Schusswaffe zog schoss er sie nieder ein Opfer starb 1 Den dritten Raubmord beging er am 21 November 1933 an einem Liebespaar das mit seinem Fahrzeug zur Nachtzeit bei Wendhausen gehalten hatte Dabei erschoss er den Mann und nahm dessen Geld Ermittlungen BearbeitenDie Ermittlungs und Fahndungsmassnahmen zu den Eisenbahnattentaten in den Jahren von 1928 bis 1931 blieben erfolglos Als 1931 die Raububerfalle begannen fuhrte dies zu grosser Unruhe in der Bevolkerung Braunschweigs Nach dem 10 Raububerfall setzte eine umfassende Uberwachung des betroffenen Areals von etwa 15 km Grosse ein was zu einer einjahrigen Tatpause fuhrte 1932 kehrte der Tater in das Gebiet zuruck und verlagerte sich auch auf andere Stadtrandgebiete bis zum vollstandigen Tatabbruch bei Raububerfallen 1934 1936 fuhrten Gelddiebstahle aus Umkleidekabinen im Stadtbad Braunschweig auf die Spur von Opitz als er bei einem Diebstahl mittels Nachschlussel auf frischer Tat ertappt wurde Danach packte er seine Tatmittel darunter zwei Mauser Pistolen Kaliber 7 65 und einen Schussapparat in eine Aktentasche und entsorgte sie in der Wabe in Gliesmarode Wenige Tage danach entdeckten spielende Kinder die Gegenstande und ubergaben sie der Polizei Bei einer Absuche fand die Polizei weitere Teile wie Magazine und Munition sowie eine Wachsform fur Nachschlussel Die Ermittler des Braunschweiger Polizeiprasidiums unter Leitung von Kriminalrat Georg Schraepel glichen die gefundenen Gegenstande mit den fruheren Taten ab und identifizierten Friedrich Opitz als Tatverdachtigen Er kam in Haft im Untersuchungsgefangnis Rennelberg wo er mehrere Selbstmordversuche unternahm Bei einer Hausdurchsuchung wurden tatrelevante Gegenstande beschlagnahmt Gefunden wurde auch kriminalistische Fachliteratur Dadurch wusste Opitz offenbar um die Bedeutung von Patronenhulsen als Beweismittel Er hatte eine Pistole mit einer ledernen Hulsenfangvorrichtung versehen Den entscheidenden Sachbeweis lieferten die kriminaltechnischen Untersuchungen durch die Gerichtschemiker Paul Nehring 1865 1945 und August Bruning Dabei wurden die im Bach gefundenen Gegenstande mit den Sachen aus der Wohnung von Opitz abgeglichen Beurteilung der Person BearbeitenZur Beurteilung der Schuldfahigkeit wurde an Friedrich Opitz eine Begutachtung in der Heil und Pflegeanstalt Konigslutter vorgenommen Es wurde festgestellt dass in ihm zwei Naturen nebeneinander bestehen Er habe die aussere Fassade des burgerlichen Angestellten und Biedermanns getragen wahrend er andererseits heimlichen und verbotenen Vorlieben als Exhibitionist und Verbrecher fronte Hinter dem Gesicht des ordentlichen Burgers habe ein starker antisozialer Instinkt gesteckt Laut dem Untersuchungsergebnis lagen keine Schuldausschliessungsgrunde vor jedoch sei Opitz wegen seiner sexuellen Abartigkeiten als Psychopath zu bezeichnen Auch habe eine erbliche Belastung durch den Vater vorgelegen der sich ebenfalls als Exhibitionist betatigt und Eigentumsdelikte begangen habe Prozess BearbeitenIm Mai 1937 begann die Gerichtsverhandlung gegen Friedrich Opitz vor dem Landgericht Braunschweig Die Staatsanwaltschaft klagte ihn wegen 54 Uberfallen und drei Raubmorden an obwohl die Kriminalpolizei ihm uber 120 schwere Straftaten zurechnete Wie bereits in den polizeilichen Vernehmungen zuvor bestritt Opitz alle Vorwurfe und erklarte sich fur unschuldig In einem Indizienprozess wurde er am 11 Juni 1937 wegen Mordes in zwei Fallen zum Tode verurteilt Dies waren der zweite und der dritte Raubmord Daruber hinaus wurde er zu 15 Jahren Zuchthaus wegen mehrerer Mordversuche schweren Strassenraubs rauberischer Erpressung versuchten schweren Raubes und gefahrlicher Korperverletzung verurteilt Das Urteil erging zu insgesamt 15 Straftaten Zu 42 Taten erfolgte Freispruch aus Mangel an Beweisen Spates Gestandnis BearbeitenAls drei Wochen nach der Urteilsverkundung die Ehefrau von Friedrich Opitz wegen moglicher Mittaterschaft festgenommen wurde legte er ein schriftliches Gestandnis ab um sie zu entlasten Darin nannte er als Tatmotiv fur seine Verbrechen Abenteuerlust kriminalistisches Interesse und Waffenkenntnis Nur bei seinem ersten Uberfall sei Geldmangel das Motiv gewesen Die Eisenbahnattentate gab er zunachst nicht zu raumte sie aber gegenuber der Polizei in Gesprachen auf der Basis kriminalistischer Kollegialitat ein Nach dem Gestandnis zog Opitz die von seinem Rechtsanwalt gegen das Urteil eingereichte Revision zuruck Die Hinrichtung erfolgte im Strafgefangnis Wolfenbuttel mit dem Fallbeil Rezeption BearbeitenDie kriminologische Fachzeitschrift Archiv fur Kriminologie widmete Friedrich Opitz 1938 und 1939 einen mehrteiligen Bericht den der Braunschweiger Kripochef Georg Schraepel verfasst hatte In den 1940er Jahren wurden die Straftaten durch die Internationale Kriminalpolizeiliche Kommission IKPK den Vorlaufer von Interpol international bekannt Die IKPK veroffentlichte in ihrem dreisprachigen englisch franzosisch italienisch Organ Internationale Offentliche Sicherheit einen Beitrag von Georg Schraepel zu den Taten Im Vorwort schrieb der Kriminologe Robert Heindl dass in keinem Fall vorher die naturwissenschaftliche Kriminalistik in einem solchen Ausmass angewendet wurde und zur Aufklarung fuhrte 2 In der Fachwelt gelten die damaligen kriminaltechnischen Untersuchungen des Forensik Pioniers Paul Nehring als Meilenstein der Kriminaltechnik Wahrend der Fall des 1925 hingerichteten Serienmorders Fritz Haarmann aus Hannover bis heute im offentlichen Gedachtnis vorhanden ist geriet der Fall Opitz in Vergessenheit Nur im Braunschweiger Land spielten Kinder noch jahrelang Opitz 2 Heute 2023 erwahnt das Landgericht Braunschweig auf seiner Internetseite das Verfahren gegen Friedrich Opitz unter offentlichkeitswirksamen Prozessen 3 In Veroffentlichungen aus jungerer Zeit wird Friedrich Opitz als der Schrecken des Braunschweiger Landes bezeichnet 4 Literatur BearbeitenGeorg Schraepel Der Fall Opitz 3 Raubmorde 54 Raububerfalle und 64 Eisenbahnattentate ausschliesslich durch naturwissenschaftliche Beweismethode ermittelt in Archiv fur Kriminologie 1 2 Heft September 1938 S 1 18 I Die Straftaten in den Jahren 1928 1934 II Vergebliche Fahndung III Die Gelddiebstahle im Stadtbad 1936 IV Opitz gerat in den Verdacht die Raububerfalle begangen zu haben Georg Schraepel Der Fall Opitz 3 Raubmorde 54 Raububerfalle und 64 Eisenbahnattentate ausschliesslich durch naturwissenschaftliche Beweismethode ermittelt in Archiv fur Kriminologie 3 4 Heft Oktober 1938 S 124 163 V Der naturwissenschaftliche Indizienbeweis gegen Opitz VI Der Tatnachweis aus der Personlichkeit des Opitz Georg Schraepel Der Fall Opitz 3 Raubmorde 54 Raububerfalle und 64 Eisenbahnattentate ausschliesslich durch naturwissenschaftliche Beweismethode ermittelt in Archiv fur Kriminologie 5 6 Heft Dezember 1938 S 181 186 VII Vor dem Schwurgericht Georg Schraepel Der Fall Opitz 3 Raubmorde 54 Raububerfalle und 64 Eisenbahnattentate ausschliesslich durch naturwissenschaftliche Beweismethode ermittelt in Archiv fur Kriminologie 1 2 Heft Februar 1939 S 31 52 VIII Das nachtragliche Gestandnis IX Die Aufklarung der Eisenbahnanschlage Birgit Lautenbach Johann Ebend Friedrich Opitz Der Schrecken des Braunschweiger Landes Wolfenbuttel 2018 ISBN 978 1 0743 2438 4Weblinks BearbeitenDas Spiel ist aus Artur Nebe in Der Spiegel vom 9 November 1949 Hendrik Rasehorn Die Jagd nach dem Schrecken des Braunschweiger Landes in Goslarsche Zeitung vom 24 Juli 2023 Der Schrecken des Braunschweiger Landes Podcast 54 Minuten Einzelnachweise Bearbeiten Jurgen Mewes Es sollte ein schoner Abend werden in Der Tetzelstein vom Fruhjahr 2011 S 3 5 a b Das Spiel ist aus Artur Nebe Glanz und Elend der deutschen Kriminalpolizei in Der Spiegel vom 3 November 1949 Offentlichkeitswirksame Prozesse beim Landgericht bei Landgericht Braunschweig Hendrik Rasehorn Die Jagd nach dem Schrecken des Braunschweiger Landes in Braunschweiger Zeitung vom 10 Juli 2023Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 25 September 2023 PersonendatenNAME Opitz FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher SchwerverbrecherGEBURTSDATUM 12 September 1894GEBURTSORT DessauSTERBEDATUM 12 Oktober 1937STERBEORT Wolfenbuttel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Opitz Verbrecher amp oldid 237660933