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Friedrich Hussong 15 Mai 1878 in Webenheim 29 Marz 1943 in Berlin war ein deutscher Journalist und Schriftsteller Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Hussongs Rolle in der Presse der Weimarer Republik 2 1 Stimme seines Herrn 2 2 Rechthaber im Ruhestand 3 Stilbluten 3 1 Kostproben 3 2 Buchveroffentlichungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAls Friedrich Hussong 1878 geboren wurde war Webenheim heute ein Stadtteil von Blieskastel in der Rheinpfalz noch Teil des Konigreichs Bayern Hussong entstammte einer Bauern und Bergmannsfamilie Sein Vater Jakob Hussong 1839 1901 war Lehrer und Gemeindeschreiber seine Mutter starb als er 15 Jahre alt war Er war fruhzeitig ein Anhanger Alfred Hugenbergs und dessen Alldeutschen Verbandes Sein Heimatort Webenheim wurde 1920 dem Saargebiet zugeteilt das zum Ausgleich der franzosischen Kriegsschaden auf funfzehn Jahre vom Deutschen Reich abgetrennt wurde 1898 legte Hussong als Externer Privatstudierender am Maximiliansgymnasium Munchen die Abiturprufung ab 1 Im Jahr 1900 wurde der 22 jahrige Redakteur der nationalliberalen Taglichen Rundschau in Berlin deren Innenressort er ab 1910 leitete Zum 1 Januar 1919 wechselte er zu Alfred Hugenbergs Scherl Verlag dem er durch Arbeiten fur Die Gartenlaube bereits verbunden war Bei seinem neuen Arbeitgeber wirkte er als Leitartikler fur den Tag und den Berliner Lokal Anzeiger Am 3 November 1921 kehrte er als Chefredakteur zur Taglichen Rundschau zuruck die er vergeblich versuchte ins deutschnationale Lager zu ziehen Diese Episode endete mit dem Kauf der Taglichen Rundschau durch Hugo Stinnes Ab Oktober 1922 war Hussong wieder im Hugenberg Imperium tatig und zwar als Chefredakteur im Scherl Verlag Nach der nationalsozialistischen Machtubernahme blieb er zwar im Scherl Verlag war ab 1934 aber weniger tagesaktuell tatig Er veroffentlichte z B Sammelbande mit seinen Leitartikeln aus den Weimarer Jahren aber 1940 auch eine Art Kampfschrift gegen England Er war verheiratet mit Edith Haver und hatte mit ihr einen Sohn Friedrich Hussong starb am 29 Marz 1943 in Berlin Zehlendorf an einem Herzleiden Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof Zehlendorf Das Grab ist nicht erhalten 2 Hussongs Rolle in der Presse der Weimarer Republik BearbeitenFriedrich Hussong ist im Nachkriegsdeutschland schnell in Vergessenheit geraten Das verwundert nicht denn seine antidemokratische Hetze gegen die Weimarer Republik diskreditierte ihn im Vergleich zu seinem demokratischen Gegenspieler Theodor Wolff vom Berliner Tageblatt als Vorbild Literarisch konnte er seinen linken Antipoden Kurt Tucholsky und Carl von Ossietzky nicht das Wasser reichen Dennoch ist es wichtig an sein journalistisches Wirken zu erinnern weil er der NS Presse den Boden bereitete Peter de Mendelssohn bezeichnete ihn in seinem bekannten Ruckblick auf die Zeitungsstadt Berlin als den rabiatesten journalistischen Demagogen den die Zeitungsstadt Berlin je erlebt hat Und weiter Er entwickelte eine publizistische Manier und Technik die in allem Wesentlichen den spater von Joseph Goebbels im Angriff zur Hochblute emporgezuchteten Stil vorwegnahm Stimme seines Herrn Bearbeiten Obwohl Hussong weder im Impressum der Scherl Blatter noch in den einschlagigen Nachschlagewerken Jahrbuch der Tagespresse Handbuch der Tagespresse aufgefuhrt wurde nahm er im Presseimperium Alfred Hugenbergs eine zentrale Rolle ein Im Pressearchiv des einflussreichen konservativen Reichslandbundes finden sich uber 500 Zeitungsausschnitte vornehmlich aus den Jahren der Weimarer Republik Seine Leitartikel erschienen vor allem in Berlins auflagenstarkster Tageszeitung dem Berliner Lokal Anzeiger BLA sowie im Tag und dem Montag Montagsausgabe des BLA Daruber hinaus lassen sich zahlreiche Leitartikel in den Provinzzeitungen des Scherl Verlags nachweisen so dass er als einer der am weitesten verbreiteten Leitartikler seiner Zeit gelten muss Seine Bedeutung als Leitartikler macht auch ein Abdruck einer Rede deutlich die er vor Nachwuchsjournalisten gehalten hatte und die im Marz 1932 im Verbandsorgan Deutsche Presse erschien In dieser Rolle wurde er von namhaften Kollegen in den anderen politischen Lagern wahr und ernst genommen Wahrend Theodor Wolff eher zuruckhaltend auf ihn einging obwohl gerade die liberalen Hauptstadt Blatter zu seinen bevorzugten Angriffszielen gehorten verpasste ihm Kurt Tucholsky unter seinem Pseudonym Ignaz Wrobel am 16 Februar 1932 eine schallende intellektuelle Ohrfeige in der Weltbuhne Auch der Vorwarts hatte Hussong am 4 November 1929 ironisch blossgestellt weil es diesem Apologeten deutschen Soldatentums gelungen war sich wahrend des ganzen Ersten Weltkrieges freistellen zu lassen Eine treffende Charakterisierung der Rolle Hussongs gelang Georg Honigmann der aus marxistischer Sicht 1976 uber den Hugenberg Konzern veroffentlichte und Hussong als Stimme seines Herrn bezeichnete Hussong verlieh dem wenig charismatischen DNVP Fuhrer Alfred Hugenberg zumindest gedruckt Eloquenz Wahrend in den 1920er Jahren seine politischen Angriffe vor allem den Parteien der so genannten Weimarer Koalition und ihnen nahestehenden Zeitungen galten kam es spater zu scharfen publizistischen Gefechten mit den erstarkenden Nationalsozialisten die der DNVP die Wahler abspenstig machten Diese Auseinandersetzung gipfelte am 29 September 1932 in dem Sonderdruck des Scherl Verlags unter dem Titel Der Nationalsozialismus und wir Weg und Kampf des Scherl Verlags Der direkte Vergleich dieser Schrift mit Hussongs Leitartikeln verrat ihn schnell als Autor dieses Pamphlets 3 Dabei ging es vor allem darum nachzuweisen wer das Urheberrecht halte der fruheste und scharfste Kritiker der Weimarer Republik zu sein Diesen Stellvertreterkrieg fur DNVP und NSDAP fuhrten Hussong im BLA und Joseph Goebbels in der Berliner NS Gauzeitung Der Angriff Rechthaber im Ruhestand Bearbeiten Mit der Gleichschaltung der Presse im NS Staat und dem Ausscheiden seines Chefs Hugenberg aus dem ersten Kabinett Hitler verlor auch Hussong seine Bedeutung Als Ende 1933 deutlich wurde dass es Hitler gelang seine deutschnationalen Bundesgenossen endgultig auszubooten behauptete Hussong in einem Ruckblick auf den fehlgeschlagenen Putsch von 1923 den Fuhrer bereits damals als politisches Genie erkannt zu haben Tatsachlich hatte er ihn jedoch als Wildwestpolitiker 4 bezeichnet Die Angste des Burgertums formulierte er wenig spater nach Ernennung von Rudolf Hess und Ernst Rohm zu Ministern indem er davor warnte das rechte Deutschtum am richtigen Parteiabzeichen ablesen zu wollen und nahm dafur Hess selbst als Kronzeugen in Anspruch Mit dieser Episode endet Hussongs Rolle als tagespolitischer Journalist Danach trat er vor allem publizistisch in Erscheinung zum Beispiel mit einer Sammlung seiner Artikel 5 in der er die Bucherverbrennung als einen Akt symbolischer Befreiung vom Ungeist der Zersetzung lobte Bei seinem Tod gab es ein relativ grosses offizielles Echo fur ihn obwohl er nie einer NS Organisation angehort hatte Sowohl seine alten Zeitungen als auch der Volkische Beobachter und der Rundfunk berichteten uber Hussong Bei der Trauerfeier sprach der stellvertretende NS Pressechef Helmut Sundermann und legte einen Kranz des Fuhrers nieder In der Deutschen Presse war der Nachruf mit dem Kranz bebildert anstatt mit einem Portrat des Verstorbenen Stilbluten BearbeitenInhaltlich war Hussongs Publizistik vom Kampf gegen den Friedensvertrag von Versailles und die Weimarer Republik mit ihren demokratischen Institutionen gepragt Zu seinen beliebtesten Mitteln als journalistischer Erklarer der Zeitlaufte hatte es stets gehort sich bzw seine journalistischen Gegner durch geschicktes Zitieren ins rechte Licht bzw ins Unrecht zu setzen Mit Akribie verfolgte er die liberale sozialdemokratische und unabhangige linke Presse und argumentierte mit einer Montagetechnik mit der er versuchte den Gegner durch seine eigenen Aussagen zu diskreditieren Den Hohepunkt bildete dabei eine zwolfteilige Serie die 1931 unter dem Titel Deutsche Passion im Berliner Lokal Anzeiger erschien Sie stellte alles in den Schatten was die Weimarer Republik bis dahin an Hame erlebt hatte und soll Joseph Goebbels zur Schulung gedient haben Auffallig ist dass Hussong uber Jahrzehnte eloquente Kritik anzubringen wusste eigene positive Losungsvorschlage fur die vermeintlichen oder tatsachlichen Probleme sucht man hingegen vergeblich Nicht selbstverstandlich fur einen Leitartikler seiner Zeit ist dass er seine Artikel stets mit Namen zeichnete und sich nicht hinter der von Emil Dovifat behaupteten Zeitung als Personlichkeit versteckte Kostproben Bearbeiten Zum polemischen Repertoire Hussongs zahlten wie bei anderen rechtsgerichteten Kollegen Begriffe wie Novemberverrat Schandvertrag oder Dolchstoss Bei Bekanntwerden der Friedensbedingungen sprach Hussong 1918 von volksmordenden Bedingungen Notzuchtigung der Nation und unertraglicher planmassiger Erwurgung 6 Demokratische Politiker beschimpfte er als Speichellecker von Feindesstiefeln 7 Seine Abneigung gegen die demokratischen Spielregeln machte er deutlich indem er vom Gewirre und Getriebe der parlamentarischen Schiebungen 8 schrieb uberall parlamentarische Wandelganggeruchte 9 horte oder parteipolitische Geschaftemacher 10 in parlamentarische Klungelbildung 11 verstrickt sah Wie sehr Hussong allen burgerlichen Anstand vergessen konnte veranschaulichen Satze mit denen er eine Sammelaktion der Internationalen Frauenliga fur Frieden und Freiheit zum 60 Geburtstag des franzosischen Literaturnobelpreistragers und Pazifisten Romain Rolland bedachte Politische Perversion Verluderte Sentimentalitat Instinktlose Verwaschtheit und widernaturliche Verkehrtheit der einfachsten und naturlichsten Gefuhle 12 Manche politische Entwicklung wusste Hussong sofort richtig einzuordnen Die Notverordnung von Reichskanzler Heinrich Bruning vom Sommer 1930 mit der dieser de facto die Weimarer Republik verfassungsmassig beerdigte kommentierte Hussong atzend unter der Uberschrift Sterbendes Schweinchen Dieser Parlamentarismus ist nicht einmal mehr einer Katastrophe fahig Zu einem Abgang und Untergang mit irgendwelchem Aplomb fehlt ihm alles Er rutscht und sinkt leise greinend in sich zusammen wie das Kinderspielzeug das sterbende Schweinchen wenn es komisch seufzend die eingepustete Luft ausstromt und lacherlich verrochelt 13 Buchveroffentlichungen Bearbeiten Mathias Erzbergers Wege und Wandlungen Berlin 1918 Zum Tode verurteilt Neues vom Fremdenlegionar Kirsch Ihm nacherzahlt Berlin 1920 Die Lulsbrucher Wirren Roman 1921 Das russische Ei Eine Auslese Berlin 1924 Hirsewenzel Eine neue Auslese Berlin 1925 Kurfurstendamm Zur Kulturgeschichte des Zwischenreichs Berlin 1934 Der Tisch des Jahrhunderts Berlin 1937 Liebesschicksale deutscher Menschen Berlin 1939 Englands politische Moral in Selbstzeugnissen Berlin 1940 Kriegsreise in die Heimat in Ein saarpfalzisches Lesebuch hrsg von R Schneider Baumbauer 1940 S 38 40 als HG Kamerad Petrenz Ausgewahlte Blatter von Adolf Petrenz Berlin 1918 Literatur BearbeitenGeorg Honigmann Kapitalverbrechen oder der Fall des Geheimrats Hugenberg Berlin DDR 1976 Kurt Koszyk Publizistik und politisches Engagement Lebensbilder publizistischer Personlichkeiten hrsg und eingeleitet von Walter Homberg Arnulf Kutsch und Horst Pottker Munster 1999 Lit Verlag ISBN 3 8258 4276 2 Peter de Mendelssohn Zeitungsstadt Berlin Menschen und Machte in der Geschichte der deutschen Presse Frankfurt M 1982 erstmals 1958 Joachim Pohls Hussong Friedrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 90 f Digitalisat Andre Zwiers Friedrich Hussong Die dunkle Seite des Weimarer Journalismus in Ulrich P Schafer Thomas Schiller Georg Schutte Hg Journalismus in Theorie und Praxis Beitrage zur universitaren Journalistenausbildung Konstanz 1999 UVK Medien ISBN 3 89669 268 2 Andre Zwiers Konservativer Journalismus in der Weimarer Republik am Beispiel Friedrich Hussongs Unveroffentlichte Diplomarbeit Institut fur Journalistik Universitat Dortmund 1990 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Friedrich Hussong im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Hussong Friedrich in der Datenbank Saarland BiografienEinzelnachweise Bearbeiten Matrikel 1897 98 Maximiliansgymnasium Munchen Archiv Hans Jurgen Mende Lexikon Berliner Begrabnisstatten Pharus Plan Berlin 2018 ISBN 978 3 86514 206 1 S 675 Andre Zwiers Friedrich Hussong Die dunkle Seite des Weimarer Journalismus in Ulrich P Schafer Thomas Schiller Georg Schutte Hg Journalismus in Theorie und Praxis Beitrage zur universitaren Journalistenausbildung Konstanz 1999 UVK Medien ISBN 3 89669 268 2 S 57f Berliner Lokal Anzeiger 10 November 1923 Nr 506 Kurfurstendamm Zur Kulturgeschichte des Zwischenreichs Berlin 1934 Tagliche Rundschau 12 November 1918 Nr 580 Der Montag 20 April 1925 Nr 15 Berliner Lokal Anzeiger 3 Oktober 1929 Nr 476 Berliner Lokal Anzeiger 30 Marz 1930 Nr 152 Der Montag 2 Marz 1925 Nr 9 Berliner Lokal Anzeiger 30 Oktober 1932 Nr 516 Der Montag 18 Januar 1926 Nr 3 Berliner Lokal Anzeiger 17 Juli 1930 Nr 332 48 Jg Normdaten Person GND 117072559 lobid OGND AKS VIAF 45071061 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hussong FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist und SchriftstellerGEBURTSDATUM 15 Mai 1878GEBURTSORT WebenheimSTERBEDATUM 29 Marz 1943STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Hussong amp oldid 217272972