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Friedrich Wilhelm Hinkel 1 28 Dezember 1925 in Berlin Deutsches Reich 12 Juni 2007 in Berlin Deutschland war ein deutscher Architekt und Archaologe Mit seiner archaologischen Arbeit im Sudan legte er die Grundlagen fur die Archaologische Karte von Sudan eine Bestandsaufnahme aller antiken Denkmaler und Fundstatten im Sudan Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Familie 3 Auszeichnungen 4 Artikel Werke Auswahl 5 Trivia 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseWerdegang BearbeitenFriedrich Wilhelm Hinkel wurde 1925 als einziger Sohn einer Stenotypistin und eines Kaufmanns in Berlin geboren und wuchs dort auf Seine Jugendjahre waren von der Weltwirtschaftskrise und dem Ende der Weimarer Republik uberschattet Sein Vater verliess die Familie als Hinkel 14 Jahre alt war Hinkel besuchte die Oberrealschule als der Zweite Weltkrieg ausbrach Mit 17 Jahren diente er dann als Kanonier in der Wehrmacht an der Ostfront Hinkel geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft und wurde nach Sibirien geschickt Trotz der kargen Verhaltnisse vor Ort in dem Kriegsgefangenenlager behielt er seine strenge vegetarische Lebensweise bei Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft kehrte er heim nach Berlin und machte dort von 1945 bis 1947 eine Lehre zum Maurer und Zimmermann nbsp Lowentempel in al Musawwarat as sufra 2006 Danach studierte er von 1947 bis 1950 an der Ingenieurschule fur Bauwesen Magdeburg und graduierte als Hochbau Ingenieur Hinkel war als Bauleiter und Statiker tatig 1952 arbeitete er als Architekt fur den Bundesvorstand des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes FDGB und anschliessend bis 1959 fur die Deutsche Bauakademie DBA Wahrend seiner Tatigkeit fur die DBA wirkte er am Wiederaufbau der Staatsoper Unter den Linden mit und an der Entwicklung der Grossplattenbauweise in Hoyerswerda Hinkel war weltweit unterwegs Er errichtete Pavillons fur internationale Messen und DDR Industrieausstellungen Daruber hinaus begleitete er Grabungsteams fur die er die Aufmasse und Zeichnungen anfertigte Bei einer Ausgrabung fertigte er Plane fur den Wiederaufbau des sudanesischen Lowentempels in al Musawwarat as sufra an der schliesslich von 1969 bis 1970 unter der Leitung von Fritz Hintze und Karl Heinz Priese rekonstruiert wurde Im Jahr 1959 schloss Agypten mit dem Sudan ein Abkommen zwecks Bau des Assuan Staudamms da der geplante Stausee siehe Nassersee nicht nur grosse Teile des Niltales in Agypten sondern auch grosse Teile sudlich der Landesgrenze uberschwemmen wurde Auf dem Gebiet standen zu dem Zeitpunkt alte Pyramiden und Tempel aus der nubischen Zeit welchen durch die Wassermassen die Zerstorung drohte Hinkel nun wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut fur Alte Geschichte und Archaologie ZIAGA hielt sich 1960 beruflich im Sudan auf Er nahm an einer Ausgrabung teil und machte durch die Sicherung der Bauwerke auf sich aufmerksam Der damalige Direktor der sudanesischen Altertumsverwaltung bat ihn daher die Rettung der Bauwerke zu ubernehmen die aus brockligem Sandstein bestanden Diese sollten abgebaut und 1 500 km nach Khartum transportiert werden um in einem geplanten Pyramidenpark wieder errichtet zu werden Hinkel verfugte zu jener Zeit weder uber genugend finanzielle Mittel noch konnte er mit neuester Technik dienen Trotzdem nahm Hinkel die Herausforderung an Die Ausgangslage war schwierig Seitens der DDR und des Sudans gab es kaum finanzielle und personelle Unterstutzung fur das Projekt Es standen ihm lediglich 50 Mann zur Verfugung Dabei handelte es sich nur um Dorfbewohner und Nomaden Etwas finanzielle Entlastung erhielt er durch die UNESCO die einen Teil der Mittel fur Lohne und Material bereitstellte Daher musste Hinkel den Grossteil der Zeit improvisieren Hinkel nahm zwischen 1960 und 1962 an zwei Grabungskampagnen im Sudan teil Von 1962 bis 1964 leitete er im Auftrag der sudanesischen Altertumsverwaltung den Abbau von vier agyptischen Tempeln und den Transport nach Khartum Um die Tempelblocke zu der nachsten Bahnstation zu bringen liess er aus 50 Benzinfassern eine Fahre uber den Nil bauen und brachte dann die Tempelblocke auf der anderen Uferseite mit Mahagoni Schlitten dorthin Ein Kollege aus Frankfurt am Main spottete damals Sie sind also der der die Tempel in Guterwagen laden und als Sand wieder heraus schippen will In Wirklichkeit riss nur ein einziger von den etwa 12 000 transportierten Tempelblocken in der Mitte durch Beim Wiederaufbau der Tempel benutzte Hinkel dieselben Techniken wie die ursprunglichen Erbauer der Tempel Von 1965 bis 1973 war er als Architekt fur den Sudan Antiquities Service tatig Wahrend dieser Zeit leitete er den Bau des Nationalmuseums in Khartum und des Ali Dinar Museums in der Hauptstadt al Faschir des sudanesischen Bundesstaates Schamal Darfur Von 1973 bis 1975 war er wieder in Berlin Wahrend dieser Zeit ging er der Auswertung seines mitgebrachten Materials nach und publizierte Artikel und Bucher Im Laufe der Zeit entwickelte sich Hinkel zum wichtigsten Sudan Experten der DDR nbsp Luftbild der Pyramiden von Meroe 2001 Hinkel war von 1976 bis 1985 fur die Generaldirektion der Altertumer und Museen DGAM im Sudan tatig Wahrend dieser Zeit fuhrte er Restaurations und Rekonstruktionsarbeiten in der Hafenstadt Sawakin am Roten Meer und bei mehr als 100 Grabstatten im Pyramidenfeld von Meroe durch In diesem Zusammenhang entdeckte Hinkel 1979 die erste und bisher einzige Bauzeichnung einer Pyramide Zu der Entdeckung sagte er folgendes Das war an der Wand der Opferkapelle von Pyramide 8 gegen Mittag Ich bewegte einen Wandblock Sonne fiel drauf und da war sie die Zeichnung des Kollegen geritzt in Stein 1985 leitete er die Ausgrabungen und Dokumentation eines Sonnentempels und eines Priesterhauses in Meroe Bei seiner Arbeit ging er stets umsichtig vor anders als der Italiener Giuseppe Ferlini im Jahr 1834 Wahrend seines Aufenthalts zerstorte dieser damals unter anderem die Pyramide N6 fast vollstandig Hinkel sagte einmal folgendes uber ihn Wenn Ferlini sofort begriffen hatte dass die Konige von Merowe ihre Grabkammern unterirdisch bauten und nicht wie die Agypter in der Pyramide selbst hatte er vielleicht nicht so viel Unheil angerichtet 1980 promovierte er an der Akademie der Wissenschaften Hinkel war 1981 als Berater fur die UNESCO am Museum in Tripolis Libyen tatig Von 1985 bis 1988 fungierte er als Berater der Generaldirektion der Altertumer und Museen im Sudan Hinkel wurde 1986 zum Vorsitzenden der International Society for Nubian Studies gewahlt Mit der Deutschen Wiedervereinigung ging er in den Ruhestand und konnte ohne Reiseeinschrankungen in den Sudan reisen Das Deutsche Archaologische Institut DAI unterstutzte ihn ab 1996 bei seinen Reisen Er war dort korrespondierendes Mitglied Wahrenddessen wurden die Mittel von der UNESCO fur den Erhalt der Tempel gestrichen Daraufhin versuchte Hinkel Touristen als Sponsoren zu gewinnen was ihm auch gelang Mit der Spende 9 000 Dollar einer Englanderin konnte das Grabmal des Prinzen Taktidamani 1998 in dreieinhalb Wochen abgebaut werden und auf einem Fundament aus Stahlbeton wieder errichtet werden Bei dem Unternehmen wurden 650 Sandsteinblocke in 23 Schichten 8 Meter bewegt In diesem Zusammenhang sagte Hinkel in einem Interview Ende 1998 weiter Die restlichen 2 Meter machen wir neu da die Originalblocke nicht mehr da sind Hinkel verstarb 2007 im Alter von 82 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung Hinkels wissenschaftlichen Nachlass verwaltet das Deutsche Archaologische Institut Er bildet eines der wichtigsten Archive zum antiken Sudan Von 2017 bis 2020 wurde sein Archiv vom Deutschen Archaologischen Institut digitalisiert und uber die iDAI welt offentlich zuganglich gemacht zugleich Grundlage fur ein erstes nationales Denkmalregister des Sudan 2 Familie BearbeitenMit seiner Ehefrau Anneliese hatte er zwei Tochter Die jungste Tochter Mariam war ebenfalls Architektin und sollte seine Nachfolgerin werden Sie starb 1989 bei einem Autounfall wahrend einer Ausgrabung in Damaskus Syrien Zu diesem Zeitpunkt arbeitete sie an ihrer Doktorarbeit uber Sudan Archaologie Wahrend seiner Forschungsjahre sah Hinkel seine Familie nur selten Nach den damaligen Reisebestimmungen der DDR konnten ihn seine Ehefrau und nur eine Tochter maximal einen Monat im Jahr besuchen Die andere Tochter musste in der DDR zuruckbleiben Auszeichnungen BearbeitenStern der Volkerfreundschaft 1992 Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland 1 Klasse 1998 Order of the Two Niles hochste Auszeichnung der Republik Sudan Artikel Werke Auswahl BearbeitenAuszug aus Nubien Akademie Verlag 1978 The Archaeological Map of the Sudan Teil 1 Akademie Verlag 1979 DNB 800347870 The Archaeological Map of the Sudan The Area of the South Libyan Desert Teil 2 Akademie Verlag 1979 DNB 800208897 Pyramide oder Pyramidenstumpf Ein Beitrag zu Fragen der Planung konstruktiven Baudurchfuhrung und Architektur der Pyramiden von Meroe Teil A In Zeitschrift fur Agyptische Sprache Band 108 Heft 1 Dezember 1981 ISSN 2196 713X S 109 128 Trivia BearbeitenDas Motto von Friedrich Hinkel lautete Carpe diem eine Sentenz aus der um 23 v Chr entstandenen Ode An Leukonoe des romischen Dichters Horaz Es geht darum die knappe Lebenszeit heute zu geniessen und das nicht auf den nachsten Tag zu verschieben Literatur BearbeitenMichael Brettin Retter der schwarzen Pharaonen In Berliner Kurier 20 Dezember 1998 Ursula Engel Friedrich W Hinkel forschte jahrzehntelang im Sudan Der Schatz sucht einen Erben In Berliner Zeitung 8 Januar 2000 Anne Jelena Schulte Nachrufe Friedrich Hinkel Geb 1925 In Der Tagesspiegel 7 September 2007 Souleimman Wenk geb Semo Radflimmern Mit dem Fahrrad unterwegs in Afrika Engelsdorfer Verlag 2013 ISBN 978 3 86901 273 5 S 90f Weblinks BearbeitenBiographische Datenbanken Friedrich W Hinkel Bundesunmittelbare Stiftung des offentlichen Rechts Juni 2007 Menschen Nachruf Friedrich Hinkel Verein zur Forderung des Agyptischen Museums Berlin e V Digiporta Friedrich Hinkel mit Foto Archiv von Friedrich W Hinkel im Deutschen Archaologischen Institut in Berlin Das Archiv von Friedrich W Hinkel in digitaler FormEinzelnachweise Bearbeiten Sudan amp Nubia In The Sudan Archaeological Research Society Bulletin Nr 11 2007 S 3 Deutsches Archaologisches Institut Pressemitteilung vom 1 Marz 2020 Weltweit grosstes digitales Forschungsarchiv zum antiken Sudan im Beisein von Bundesprasident Steinmeier in Khartoum ubergeben abgerufen am 28 April 2020Normdaten Person GND 109484975 lobid OGND AKS LCCN n84123936 VIAF 64479180 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hinkel FriedrichALTERNATIVNAMEN Hinkel Friedrich Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt und ArchaologeGEBURTSDATUM 28 Dezember 1925GEBURTSORT Berlin Deutsches ReichSTERBEDATUM 12 Juni 2007STERBEORT Berlin Deutschland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Hinkel amp oldid 236583597