www.wikidata.de-de.nina.az
Das Freiwilligen Regiment Reinhard auch Freikorps Reinhard war ein nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gebildeter paramilitarischer deutscher Freikorps Verband der 1919 bei der Niederschlagung des Berliner Spartakusaufstands eine bedeutende Rolle spielte und kurz darauf auch an den Marzkampfen beteiligt war Mehrere ehemalige Angehorige dieser Einheit agierten nach 1919 an Knotenpunkten des organisierten Rechtsradikalismus Das Regiment fuhrte den Namen seines Kommandeurs des Obersten und spateren SS Obergruppenfuhrers Wilhelm Reinhard Es wurde inzwischen zur Brigade erweitert am 1 Mai 1919 als Reichswehr Brigade 15 in das Heer der Republik ubernommen Angehorige des Freikorps Reinhard in der Strasse Unter den Linden 1919 Wahrend der Marzkampfe vom 3 bis 12 Marz 1919 in Berlin unternimmt Oberst Wilhelm Reinhard der Kommandeur des in Lichtenberg eingesetzten Freikorps Regimentes vom Friedrichshain aus eine InspektionsfahrtEntwicklung BearbeitenDie Aufstellung des Regiments begann am 24 Dezember 1918 unmittelbar im Anschluss an die Berliner Weihnachtskampfe deren Verlauf bewiesen hatte dass die verbliebenen Frontverbande als Burgerkriegstruppe nicht verwendbar waren Reinhard griff zunachst auf das sogenannte Unteroffiziers Bataillon Suppe etwa 300 Mann Reste der preussischen Gardetruppen insbesondere des 4 Garde Regiments zu Fuss und einzelne Freiwillige zuruck 1 Unbekannt ist ob die Initiative hierzu von Reinhard selber oder von anderer Seite ausging Nach gleichlautenden Angaben Reinhards 2 und seines Fuhrergehilfen Hans von Kessel 3 wurde das Regiment vom Gross Berliner Burgerrat einem am 18 November 1918 gebildeten Zusammenschluss Berliner Industrieller Bankiers und Beamter finanziell und politisch unterstutzt 4 Der Vollzugsrat der Arbeiter und Soldatenrate wurde vom unvermittelten Auftreten dieser Truppe deren Formierung sich fast unbeachtet 5 vollzog uberrascht 6 Das Regiment wurde in der Kaserne an der Rathenower Strasse in Moabit untergebracht und war nach einigen Tagen etwa 2500 Mann stark es gliederte sich zunachst in zwei Bataillone und eine Offizierskompanie 7 Seine Angehorigen trugen anfanglich weisse Armbinden spater aufgenahte metallene Armelplaketten mit einem gepragten R und der Jahreszahl 1919 8 Anfang Januar 1919 wurden Reinhards Massnahmen vom kurz zuvor in den Rat der Volksbeauftragten aufgeruckten Gustav Noske durch eine offizielle Weisung gedeckt und gefordert 9 Schon unmittelbar im Anschluss an die Weihnachtskampfe hatten Noske und der preussische Kriegsminister Walther Reinhardt versucht Reinhard als Nachfolger des unhaltbar gewordenen Stadtkommandanten Otto Wels zu installieren 10 waren aber gescheitert weil der Oberst den selbst ein Noske nahestehender Sozialdemokrat wie Albert Grzesinski ruckblickend eine besonders unerfreuliche Erscheinung 11 nannte gegen den Widerstand der Berliner Soldatenrate nicht durchsetzbar war 12 Noske unterstellte das Regiment am 3 Januar der Garde Kavallerie Schutzen Division deren Uberreste sich nach den Weihnachtskampfen im Raum Teltow sammelten wo sie nunmehr als Freikorps neu aufgestellt wurden 13 Bereits zuvor hatte Reinhards Verband die Bewachung der Reichskanzlei in der Wilhelmstrasse ubernommen 14 nbsp Werbungsplakat der Brigade Reinhard 1919 Zu Beginn des Spartakusaufstands war Reinhards Regiment die einzige kampfkraftige Truppe uber die die Regierung im Zentrum der Stadt verfugte Der Rest der Berliner Garnison ging zwar nicht zu den Revolutionaren uber war aber auch nicht bereit sich fur die Ebert Regierung zu schlagen Die noch unter Wels aufgestellte Republikanische Soldatenwehr in die auch zahlreiche Anhanger der USPD eingetreten waren sah der zum Oberbefehlshaber der regierungstreuen Truppen in und bei Berlin ernannte Noske im Grunde als Gegner an 15 Die organisatorische Zusammenfassung bewaffneter SPD Anhanger unter dem Kommando ehemaliger Offiziere und Unteroffiziere in Gestalt der Regimenter Liebe und Reichstag begann erst nach dem 6 Januar 16 Sozialdemokraten wie Ernst Heilmann haben spater gelegentlich versucht unter Verweis auf diese Formationen von denen Noske allerdings nichts hielt 17 die Bedeutung von Reinhards Regiment zu relativieren 18 Das Regiment Reinhard sorgte bis zum Einmarsch der Noske Truppen in das Zentrum Berlins der am Abend des 10 Januar begann insbesondere dafur dass die Regierungsgebaude im Bereich der Wilhelmstrasse nicht an die Aufstandischen fielen die allerdings bis auf einen unorganisierten Vorstoss am 6 Januar der 25 Menschenleben kostete 19 keinen ernsthaften Versuch unternahmen sich derselben zu bemachtigen Auf dem Balkon des Prinz Friedrich Leopold Palais postierte Maschinengewehrschutzen des Regiments schossen am 6 Januar in die auf dem Wilhelmplatz versammelte Menge wodurch 60 Menschen ums Leben gekommen sein sollen 20 Nach dem 10 Januar beteiligte sich das Regiment am Angriff auf das Zeitungsviertel und unternahm Vorstosse in die Arbeiterbezirke im Norden und Osten Berlins Seit Februar 1919 firmierte das Regiment offiziell als 2 Garde Infanterie Brigade bzw als Brigade Reinhard Der Verband war im Marz an der erneuten militarischen Besetzung Berlins bzw Lichtenbergs und dem planmassigen terroristischen Vorgehen insbesondere gegen die KPD beteiligt Am 3 Marz besetzten und zerstorten Reinhard Soldaten Redaktion und Druckerei der Roten Fahne 21 eine von Oberleutnant Eugen von Kessel kommandierte Streifkompanie der Brigade ging gezielt gegen Kommunisten vor In dem von der Brigade Reinhard gefuhrten Zellengefangnis Moabit befanden sich zu diesem Zeitpunkt 4 500 politische Gefangene die sich nach Reinhards eigenem Zeugnis in den uberbelegten Zellen kaum bewegen konnten 22 Hier wurde fur einige Tage auch Wieland Herzfelde festgehalten uber dessen Eindrucke Harry Graf Kessler am 21 Marz 1919 notierte Fruh rief mich Wieland Herzfelde an und teilte mir mit dass er frei sei Seine Schilderungen aus den Gefangnissen sind so furchtbar dass mir schlecht wurde vor Ekel und Emporung Dostojewskis Totenhaus ist ubertroffen Die Misshandlungen der Gefangenen vom Ins Gesicht Spucken bis zum An die Wand Stellen und Totschlagen sind so allgemein die Qualerei in Gegenwart der Offiziere so selbstverstandlich dass Wielands Glaube an ein einstudiertes Lynchen mit Instruktionsstunde wo es gelehrt wird fast vernunftig scheint 23 Am 11 Marz ermordeten Soldaten der Brigade auf Anordnung des Oberleutnants Marloh der von Reinhard zuvor entsprechend orientiert worden war in einem an der Franzosischen Strasse gelegenen Bankgebaude 29 ehemalige Angehorige der Volksmarinedivision 24 Am 1 April 1919 wurde die Brigade dem Garde Kavallerie Schutzen Korps unterstellt und im Juni als Reichswehr Brigade 15 in die Vorlaufige Reichswehr eingegliedert Reinhard nunmehr zum Infanteriefuhrer 15 avanciert machte sich in den folgenden Monaten durch wiederholte antirepublikanische Wortmeldungen und Umtriebe jedoch so unmoglich dass Noske der ihn gemeinsam mit Ebert lange stutzte 25 im Dezember 1919 nicht mehr umhinkam ihn zu entlassen Im Oktober 1919 hatte Philipp Scheidemann in einer weithin als Sensation gewerteten Rede in Kassel das weitere Festhalten an Reinhard als unertraglich bezeichnet war dafur von Ebert und Noske aber noch streng zurechtgewiesen worden 26 Eine Auffangorganisation fur die nicht in die Reichswehr ubernommenen ehemaligen Angehorigen des Regiments Reinhard aus der Provinz Brandenburg war der 1920 gegrundete Sportverein Deutscher Verein fur Leibesubungen Olympia 27 Er war um 1925 der starkste konspirativ tatige rechtsradikale Wehrverband im Raum Berlin Im Mai 1926 wurde er zusammen mit dem Wikingbund verboten Viele seiner Mitglieder darunter Hans Eberhard Maikowski und vermutlich auch Horst Wessel 28 gingen daraufhin zur SA Weblinks BearbeitenRekrutierungsplakat fur die Brigade Reinhard 1919 Einzelnachweise Bearbeiten Siehe Forschungsanstalt fur Kriegs und Heeresgeschichte Hrsg Die Wirren in der Reichshauptstadt und im nordlichen Deutschland 1918 1920 Berlin 1940 S 49 Siehe Reinhard Wilhelm 1918 19 Die Wehen der Republik Berlin 1933 S 68 Siehe Kessel Hans von Handgranaten und rote Fahnen Ein Tatsachenbericht aus dem Kampf gegen das rote Berlin 1918 1920 Berlin 1933 S 204ff Siehe auch Bieber Hans Joachim Burgertum in der Revolution Burgerrate und Burgerstreiks in Deutschland 1918 1920 Hamburg 1992 S 197f Schulze Hagen Freikorps und Republik 1918 1920 Boppard am Rhein 1969 S 72 Siehe Engel Gerhard Holtz Barbel Huch Gaby Materna Ingo Hrsg Gross Berliner Arbeiter und Soldatenrate in der Revolution 1918 19 Dokumente der Vollversammlungen und des Vollzugsrates Vom 1 Reichsratekongress bis zum Generalstreikbeschluss am 3 Marz 1919 Berlin 1997 S 340 Siehe Autorenkollektiv Geschichte der revolutionaren Berliner Arbeiterbewegung Von den Anfangen bis zur Gegenwart Berlin 1987 Band 2 1917 bis 1945 S 60 und Drabkin Jakov S Die Novemberrevolution 1918 in Deutschland Berlin 1968 S 480 Siehe Wirren in der Reichshauptstadt S 194 Wette Wolfram Gustav Noske Eine politische Biographie Dusseldorf 1987 S 291 Siehe Gietinger Klaus Der Konterrevolutionar Waldemar Pabst eine deutsche Karriere Hamburg 2008 S 101 Grzesinski Albert hrsgg von Eberhard Kolb Im Kampf um die deutsche Republik Erinnerungen eines Sozialdemokraten Munchen 2001 S 102 Siehe Drabkin Novemberrevolution S 410 Siehe Dreetz Dieter Gessner Klaus Sperling Heinz Bewaffnete Kampfe in Deutschland 1918 1923 Berlin 1988 S 52 Siehe Gietinger Konterrevolutionar S 110 Im Zuge der Niederschlagung des Januaraufstands liess Noske auch die Republikanische Soldatenwehr deren Abteilungen sich mit wenigen Ausnahmen ebenfalls fur neutral erklart hatten grossenteils entwaffnen Siehe Engel Holtz Huch Materna Gross Berliner Arbeiter und Soldatenrate S 262f und Drabkin Novemberrevolution S 509 Siehe Wirren in der Reichshauptstadt S 55 Wette Noske S 390 Siehe Susanne Miller Die Burde der Macht Die deutsche Sozialdemokratie 1918 1920 Bonn 1978 S 234 und Wette Noske S 327 Siehe Wirren in der Reichshauptstadt S 60 Siehe Dreetz Gessner Sperling Bewaffnete Kampfe S 56 Siehe Drabkin Jakov S Die Entstehung der Weimarer Republik Berlin 1983 S 153 und Wirren in der Reichshauptstadt S 83 Siehe Drabkin Entstehung S 167 Kessler Harry Graf hrsgg von Wolfgang Pfeiffer Belli Tagebucher 1918 1937 Frankfurt am Main Leipzig 1996 S 162 Siehe Dreetz Gessner Sperling Bewaffnete Kampfe S 72 und Gietinger Konterrevolutionar S 149f Siehe Wette Noske S 585 ff Siehe Miller Burde S 364 Siehe Sauer Bernhard Schwarze Reichswehr und Fememorde Eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik Berlin 2004 S 50 Siehe Siemens Daniel Horst Wessel Tod und Verklarung eines Nationalsozialisten Munchen 2009 S 55 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Freiwilligen Regiment Reinhard amp oldid 213084193