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Franz Hillinger 30 Marz 1895 in Nagyvarad Konigreich Ungarn 18 August 1973 in New York war ein Architekt des Neuen Bauens in Berlin und in der Turkei Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werkauswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 Einzelnachweise und AnmerkungenLeben BearbeitenHillinger wurde als Sohn judischer Eltern im damaligen Konigreich Ungarn Teil der Doppelmonarchie Osterreich Ungarn geboren Nach seiner Dienstzeit als Soldat im Ersten Weltkrieg wollte er zunachst an der Universitat Budapest ein Studium der Architektur aufnehmen Gerade zu dieser Zeit kam es dort jedoch zu Unruhen 1 die auch Juden angelastet wurden worauf umgehend allen Juden der Universitatsbesuch verboten wurde Deshalb ging Hillinger nach Deutschland und studierte von 1919 bis 1922 Architektur an der Technischen Hochschule Berlin In Berlin lernte er auch seine evangelische Ehefrau kennen die Tochter seiner Vermieter Bis 1924 entwarf er hauptsachlich Einzelhauser fur private Bauherrn Sein erster Auftrag war der Entwurf des Hauses seiner Schwiegereltern auf einem landlichen Anwesen am Stadtrand von Berlin 2 nbsp Wohnstadt Carl Legien nbsp Wohnstadt Carl LegienAb 1924 war Hillinger fast zehn Jahre Leiter des Entwurfsburos der Gemeinnutzigen Heimstatten Spar und Bau Aktiengesellschaft GEHAG und arbeitete dabei in einigen Projekten mit Bruno Taut und Martin Wagner zusammen die als freie Architekten Bauten fur die GEHAG entwarfen Hillingers heute bekannteste und bedeutendste Leistung aus dieser Zeit stellt die zwischen 1928 und 1930 fur die Bauherrin GEHAG entstandene Wohnstadt Carl Legien im Stadtteil Prenzlauer Berg dar 1925 sah er fur diese ebenfalls in Zusammenarbeit mit Bruno Taut entwickelte Mustersiedlung des Neuen Bauens 1 145 Eineinhalb bis Dreieinhalb Zimmer Wohnungen vor alle mit Zentralheizung und grosszugigem Balkon oder Loggia Mehrere Laden eine Gemeinschaftswascherei mit Kinderbetreuung die Wohnungsverwaltung sowie grosse Freiflachen und begrunte Innenhofe waren integraler Bestandteil des Konzeptes dieser Grosssiedlung Hillinger orientierte sich dabei stark am Vorbild der 1920 1921 in Rotterdam entstandenen Siedlung Tusschendijken von Jacobus Johannes Pieter Oud 3 weshalb die Wohnstadt Carl Legien manchmal auch als Flamensiedlung bezeichnet wird Aufgrund der Weltwirtschaftskrise und der Machtergreifung der Nationalsozialisten die den Stil des Neuen Bauens ablehnten wurden nur die ersten beiden Bauabschnitte wie geplant realisiert der dritte erst Ende der 1930er Jahre in konventioneller Mietskasernen Bauweise Von 1931 bis 1932 war Hillinger ausserdem an der Technischen Hochschule Berlin als Assistent von Bruno Taut Dozent fur Architektur Mit Beginn der Zeit des Nationalsozialismus wurde Hillinger gezwungen 1933 die Anstellung bei der GEHAG aufzugeben Anschliessend war er als Architekt nur noch im Untergrund tatig entwarf Hauser fur private Bauherren in Berlin 1937 wurde Hillinger aufgrund seiner judischen Abstammung und seiner Mitgliedschaft in der SPD aus der Reichskammer der Bildenden Kunste ausgeschlossen und erhielt damit Berufsverbot Daraufhin emigrierte er noch 1937 zunachst ohne seine Familie in die Turkei und schloss sich der dortigen deutschen Exilantengemeinde an Auch sein Mentor Bruno Taut hielt sich seit 1936 dort auf 4 Drei Monate spater holte er seine Frau und Kinder nach Sein Bruder kam jedoch im KZ Auschwitz um Hillinger arbeitete in der Turkei als Entwurfsarchitekt fur die Bauabteilung des Kultusministeriums und begann Vorlesungen an der Akademie der schonen Kunste heute Mimar Sinan Universitat in Istanbul zu halten Von 1940 bis 1943 war er Leiter der Schule fur Architektur in Ankara Nach dem Tod von Bruno Taut 1938 vollendete er Tauts begonnene Projekte zusammen mit dessen Mitarbeitern 5 1951 reiste er nach Kanada und versuchte erstmals von dort in die USA zu gelangen Von 1953 bis 1956 hielt er sich wieder in Ankara auf zwecks Uberwachung des Baues des neuen Parlamentsgebaudes das seit 1939 nach dem Entwurf des Osterreichers Clemens Holzmeister entstand 1956 6 nach anderen Angaben bereits 1948 7 wanderte Hillinger mit seiner Familie endgultig in die USA aus Er arbeitete dort mit verschiedenen Unternehmen zusammen 1971 starb er in New York Seine Tochter Edith Hillinger geboren Anfang Mitte der 1930er Jahre in Berlin lebt heute als bildende Kunstlerin in Kalifornien Sein 1930 ebenfalls in Berlin geborener Sohn Claude Hillinger ein heute emeritierter Okonomie Professor lebt seit 1972 in Deutschland Munchen Werkauswahl Bearbeiten1928 1930 Wohnstadt Carl Legien Berlin Bauleitung durch Franz Hillinger nach Entwurf von Hillinger und Bruno Taut seit Juli 2008 Teil des UNESCO Weltkulturerbes Siedlungen der Berliner Moderne 1937 Hohere Knabenschule mit Internat in Trabzon Trabzon Erkek Lisesi Bauleitung durch Franz Hillinger nach Entwurf von Bruno Taut 1937 38 Ataturk Lyzeum Ankara Ankara Ataturk Lisesi Bauleitung durch Franz Hillinger nach Entwurf von Bruno Taut und Asim Komurcuoglu 1938 Pavillon des Kultusministeriums fur die Internationale Messe Izmir Izmir Enternasyonal Fuari Entwurf von Bruno Taut in Zusammenarbeit mit Hans Grimm und Franz Hillinger 1938 Mittelschule im Stadtteil Cebeci von Ankara Kurtulus Ilk Ogretim Okulu auch Cebeci Ortaokulu Bauleitung durch Franz Hillinger nach Entwurf von Bruno Taut 1940 Gebaude der literaturwissenschaftlichen Fakultat der Universitat Ankara Ende 1936 von Bruno Taut entworfen und begonnen nachdem Taut 1938 verstorben war vollendete Hillinger den Bau zusammen mit Hans Grimm 1953 1956 Bauleitung beim Neubau des Parlamentsgebaudes in Ankara 1939 bis 1961 nach Planen von Clemens Holzmeister errichtet ab 1949 in Betrieb Literatur BearbeitenFranz Hillinger oder was noch immer fortschrittlich ist In Der Architekt H 1 Forum Verlag Stuttgart 1977 Die aus rassischen und politischen Grunden von der Technischen Hochschule Berlin vertriebenen Wissenschaftler In TU Berlin Hrsg 1799 1999 Von der Bauakademie zur Technischen Universitat Berlin Geschichte und Zukunft Eine Ausstellung zum Anlass des 200 Grundungstages der Bauakademie und des Jubilaums 100 Jahre Promotionsrecht an Technischen Hochschulen Berlin 1999 Franz Hillinger Das wachsende Haus In Bauen Siedeln Wohnen Jg 12 1932 H 15 S 211 214 Bernd Nicolai Moderne und Exil Deutschsprachige Architekten in der Turkei 1925 1955 Berlin Verlag fur Bauwesen 1998 ISBN 3 345 00642 1 zugleich Habilitationsschrift an der TU Berlin 1996 Weblinks BearbeitenBilder des Ataturk Lyzeums in Ankara 3 Uni Karlsruhe Memento vom 28 Juni 2007 im Internet Archive Zeichnung der Hoheren Knabenschule mit Internat in Trabzon Memento vom 28 Juni 2007 im Internet Archive Franz Hillinger Archiv im Archiv der Akademie der Kunste BerlinEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Im Zuge von Kampfen die nach der sogenannten Asternrevolution zwischen der kommunistischen Rateregierung unter Bela Kun und der konservativ reaktionaren Gegenregierung von Mihaly Karolyi ausbrachen Das Grundstuck erwarb er von einem Grossgrundbesitzer statt es jedoch mit Geld zu bezahlen fertigte er einen Entwasserungsplan fur dessen Land an Der niederlandische Architekt J J P Oud stand mit Bruno Taut in personlichem Kontakt Die Emigration Hillingers aus Deutschland in die Turkei gelang erst nach mehreren Versuchen in andere Lander auszureisen Bruno Taut konnte ihm dann eine fur eine Ausreise erforderliche offizielle Einladung aus dem Ausland samt Arbeitsangebot der turkischen Regierung vermitteln Ataturk hatte nach seiner Grundung der Turkischen Republik 1923 gezielt auslandische Wissenschaftler erfahrene Architekten Stadtplaner Kunst und Kulturschaffende in das Land geworben die beim Aufbau eines modernen laizistischen Staates der Reform der Universitaten und dem Bau der neuen Hauptstadt Ankara helfen sollten Auf diesen Ruf hin waren bis 1945 rund 800 Deutschsprachige darunter viele im Dritten Reich Verfolgte in die Turkei gekommen Zusammen mit Hillinger kam 1937 Hans Grimm seit 1914 Mitarbeiter von Bruno Taut und Franz Hoffmann in deren Buro in Berlin in Istanbul an Weitere Mitarbeiter von Taut die ihm in die Turkei folgten waren Martin Wagner Margarete Schutte Lihotzky und Wilhelm Schutte Bedeutende damals in der Turkei aktive Planer waren daneben Martin Elsaesser Robert Vorhoelzer Hans Poelzig Ernst Egli Clemens Holzmeister Fritz Reichl Paul Bonatz Ernst Reuter Gustav Oelsner und Hermann Jansen Ihre Planungen pragten das Erscheinungsbild der turkischen Stadte wesentlich Bruno Taut vererbte Hillinger einen Teil seiner Sammlung japanischer Gegenstande Mit Tauts Biograf Kurt Junghanns fuhrte Hillinger eine mehrere Jahrzehnte dauernde Korrespondenz die somit eine wesentliche Grundlage dieser Biografie darstellt Angabe im biografischen Text uber Franz Hillinger zur Ausstellung an der TU Berlin 1999 siehe Literaturangaben und in einem Kurzportrat auf www archmuseum org das als Quelle seine Tochter Edith Hillinger angibt Archivlink Memento vom 30 Oktober 2013 im Internet Archive Nach Angabe seines Sohnes Claude Hillinger in seiner Kurzbiografie 1 ausserdem von Edith Hillinger in Kay Flavell Enchanted Gardens Edith Hillinger and the Magic of the Real Botanical Meditations 2005 Archivlink Memento vom 17 Dezember 2008 im Internet Archive sowie in Richard Whittaker Interview Edith Hillinger San Francisco 24 Juni 2006 2 Normdaten Person GND 1044029706 lobid OGND AKS VIAF 305345576 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hillinger FranzALTERNATIVNAMEN Hilinger FranzKURZBESCHREIBUNG Architekt des Neuen BauensGEBURTSDATUM 30 Marz 1895GEBURTSORT Nagyvarad Konigreich UngarnSTERBEDATUM 18 August 1973STERBEORT New York USA Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Hillinger Architekt amp oldid 217989977