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Die fruhchristliche oder altchristliche Kunst umfasst den Zeitraum von der Schaffung der ersten bildlichen Zeugnisse der Christen in allen Territorien des Romischen Reiches bis zum Ende der Antike Genau wie die fruhen Christen Teil der antiken romischen Gesellschaft waren ist auch ihre Kunst ein Teil der griechisch romischen und bedient sich deren Bildsprache um speziell christliche Themen darzustellen Fruheste erhaltene Darstellung der Maria mit Kind 2 Jahrhundert Priscilla Katakomben RomDie fruhchristliche Kunst bildet damit wahrend der ersten Jahrhunderte n Chr einen kleinen Teil der kaiserzeitlichen Kunst ist ab dem 4 Jh n Chr nahezu mit der spatantiken Kunst gleichzusetzen und geht etwa ab dem 7 Jh n Chr im Osten in die byzantinische Kunst und im Westen in die Vorromanik uber Vor dem Jahr 313 in dem Kaiser Konstantin das Christentum mit dem Mailander Toleranzedikt zur gleichberechtigten Religion erklarte beschrankt sich die christliche Kunst auf Kleinkunst Reliefs und Wandmalereien wie z B in den romischen Katakomben Nach der konstantinischen Wende gewinnt sie dank kaiserlicher Unterstutzung auch eine monumentale Komponente vor allem durch die nun entstehenden grossen Kirchenbauten wie z B Alt St Peter in Rom Inhaltsverzeichnis 1 Vom Bilderverbot zur ersten kunstlerischen Darstellungen 2 Fruhchristlicher Kirchenbau 3 Kleinkunst 4 Skulpturen 4 1 Freiplastik 4 2 Reliefsarkophage 5 Symbole Bilder und biblische Erzahlungen 5 1 Der Gute Hirte 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseVom Bilderverbot zur ersten kunstlerischen Darstellungen BearbeitenDie fuhrenden Christen der Urkirche bezweifelten bis in das dritte Jahrhundert dass es eine christliche Kunst geben konnte welche im Stande sei dem geistigen Wort der Offenbarung sichtbare Gestalt zu geben So antwortete der Christ Octavius gegen Ende des 2 Jahrhunderts auf den Vorwurf des Fehlens einer christlichen Kunst Welchen Tempel soll ich ihm bauen da diese ganze Welt das Werk seiner Hande ihn nicht zu fassen vermag Mussen wir nicht besser in unserer Seele ihm ein Heiligtum errichten nicht lieber in unserer Brust eine Statte weihen 1 In der christlichen Fruhzeit hat das Erbe des Judentums und die Forderung des ersten Gebotes Du sollst dir kein Ebenbild machen starke Wirkung Obwohl das Judentum religiose Kunst beispielsweise in den vergoldeten Cherube reliefgeschmuckten Turflugeln und verzierten Bronzebecken des salomonischen Tempels kennt ist das plastische Gottesbild und das magische Abbild eines lebenden Wesens verboten Da der gestaltende Mensch nach seinen Vorstellungen arbeitet wurde Gottes Herrlichkeit und Unbegreiflichkeit automatisch verkleinert bzw anthropomorphisiert werden 2 Das Bild konnte zum Idol werden und Macht und Verehrung beanspruchen anstatt nur ein Verweis auf Gott zu sein Seit der Zeit der Makkabaer wurde im Judentum die Ablehnung jeder bildlichen Darstellung immer entschiedener Da die Christen der Urkirche an die baldige Wiederkunft des Herrn teilweise noch zu ihren Lebzeiten glaubten gehorte die Kunst auch nicht zu den wichtigen Dingen Ausserdem bedingte der starke Einfluss des Neuplatonismus eine kunstfeindliche Haltung welche die Ansicht vertrat dass die Seele nur in dem Masse Gott naher kommen konne als sie sich uber das Sinnenfallige erhebe 3 Bis zum 4 Jahrhundert fehlt jede Darstellung Jesu allein oder auch mit charakteristischen Merkmalen Wenn er bildlich dargestellt wird dann nur als allegorisches Sinnbild z B als Guter Hirte oder Philosoph 2 Dennoch setzte sich im Laufe der Zeit langsam die antike Freude am Bild gegen die anfangliche Ablehnung kunstlerischer Darstellung durch Die Initiative ging dabei eher vom Volk als von der kirchlichen Obrigkeit aus Die fruhesten und besten Bilder befanden sich demnach nicht in den Katakomben sondern in den Hausern und Hauskirchen reicher Christen Die schon vorher im nichtchristlichen und paganistischen Umfeld beliebten Tierdarstellungen wurden importiert und auf christliche Symbolik uminterpretiert Die Taube wurde zum Bild der erlosten Seele der Pfau blieb das schon vorchristliche Sinnbild der Unsterblichkeit 4 und der Fisch wurde zur eucharistischen Speise Fruhchristlicher Kirchenbau Bearbeiten Hauptartikel Fruhchristliche BaukunstKleinkunst Bearbeiten nbsp Fragmente von nordafrikanischer Terra Sigillata darunter solche mit christlichen Verzierungen nbsp Boden eines Zwischengoldglases mit Darstellung der Auferweckung des Lazarus Mit dem Erstarken des Christentums in der Spatantike finden sich auch entsprechende Bildinhalte auf Kleindenkmalern Meist handelt es sich um Gebrauchsgegenstande Dazu zahlen Glasgefasse mit Schliff oder Ritzverzierungen sowie Zwischengoldglaser ausserdem nordafrikanische Terra Sigillata Fingerringe usw Seit Konstantin sind auch Munzen mit christlichen Symbolen wie einem Christogramm gepragt worden Skulpturen BearbeitenFreiplastik Bearbeiten Freiplastische Portrats sind sehr selten Dennoch lasst sich eine Fortsetzung der kaiserzeitlichen Tradition feststellen Portratstatuen von Kaisern und verdienten Burgern an offentlichen Platzen aufzustellen Beispielhaft dafur steht der sog Koloss von Barletta Auch im Begrabniskontext mogen weiterhin Portratstatuen oder Busten aufgestellt worden sein Im Vergleich zur fruheren Zeit lasst sich in der Spatantike eine starke Verallgemeinerung der Portratzuge beobachten Dies macht es extrem schwer einzelne Werke bestimmten Personen zuzuweisen Reliefsarkophage Bearbeiten nbsp Sarkophag des romischen Stadtprafekten Junius Bassus 359 n Chr Die fruhchristliche Sarkophagplastik stellt eine der umfangreichsten Gattungen innerhalb der fruhchristlichen Kunst dar Sie steht ganz in der Tradition der kaiserzeitlichen Sarkophage Wahrend es in republikanischer Zeit und der fruhen Kaiserzeit noch ublich gewesen war Verstorbene zu verbrennen kam im fruhen 2 Jh n Chr die Korperbestattung im Romischen Reich in Mode Wohlhabende Familien verwendeten nun Sarkophage die mit Reliefs verziert waren Ab dem 3 Jh n Chr tauchen auf solchen Reliefsarkophagen erstmals auch Szenen aus dem Alten und Neuen Testament auf Der weitaus grosste Teil der fruhchristlichen Sarkophage stammt aus Rom selbst Hier lief die Produktion bis kurz nach 400 n Chr Weit weniger Exemplare sind aus Ravenna bekannt wo vom 5 bis zum 8 Jh produziert wurde Seit der Einweihung Konstantinopels 330 n Chr wurden auch dort Sarkophage hergestellt allerdings ebenfalls nur in geringer Zahl Daneben entstanden auch in einigen Provinzen Sarkophage mit christlichen Themen Vor allem Sudgallien mit Schwerpunkt Arles ist hier zu nennen Wahrend fur die aufwendigeren Sarkophage praktisch immer Marmor verwendet wurde entstanden einfachere Stucke auch aus Kalkstein Sandstein oder vulkanischem Gestein Einzig fur Mitglieder der Kaiserfamilie wurde auch der schwer zu bearbeitende Porphyr genutzt Symbole Bilder und biblische Erzahlungen BearbeitenBei der Darstellung und Schilderung christlicher Symbole Bilder und biblischer Geschichten zeigt die fruhchristliche Kunst eine Vorliebe fur bestimmte Motive und Geschichten Manche Motive sind statistisch haufiger anzutreffen Andere fehlen ganz oder sind eher selten dargestellt als in spateren Epochen Der Gute Hirte Bearbeiten nbsp Darstellung des Schaftragers aus der Priscilla Katakombe in RomDie Gestalt des Guten Hirten bzw des Schaftragers war bei den Christen des 3 Jahrhunderts das beliebteste aller Rettungsbilder Mehr als 300 gemalte oder gemeisselte Hirten sind erhalten geblieben Diese Darstellung ist im Baptisterium von St Peter ebenso anzutreffen wie im Portikus des lateranesischen Taufhauses In San Giovanni in Fonte in Neapel ist sie gleich viermal anzutreffen Das Motiv kann sich auf viele Anregungen des Alten und Neuen Testaments stutzen 5 Ursprunglich stammt es aus der paganen Kunst wo Figuren die junge Opfertiere uber den Schultern tragen bereits seit archaischer Zeit bekannt sind Im 3 Jahrhundert n Chr erfreuten sich Darstellungen des Schaftragers sich wie auch andere Bilder mit Hirtenthematik in der romischen Gesellschaft grosster Beliebtheit und waren ein allgemeines Symbol fur humanitarer Anteilnahme Philanthropie 6 und die Hoffnung auf ein paradiesisches Weiterleben nach dem Tod Fur diesen Zeitraum ist es daher oftmals schwierig bis unmoglich festzustellen ob es sich bei dem Bild eines Schaftragers um ein christliches oder ein paganes Kunstwerk handelt Siehe auch BearbeitenFruhchristliche Baukunst Christliche Kunst Byzantinische Kunst Christliche ArchaologieLiteratur BearbeitenJohannes G Deckers Die fruhchristliche und byzantinische Kunst Munchen 2007 Friedrich Wilhelm Deichmann Einfuhrung in die christliche Archaologie Darmstadt 1983 Andre Grabar Die Kunst des fruhen Christentums Munchen 1967 Wolfgang Kemp Christliche Kunst Ihre Anfange Ihre Strukturen Munchen 1994 Guntram Koch Fruhchristliche Kunst Eine Einfuhrung Kohlhammer 1995 Heinrich Laag Kleines Worterbuch der fruhchristlichen Kunst und Archaologie Reclam Wissen Band 8633 Philipp Reclam jun Stuttgart 1990 ISBN 3 15 008633 7 Arne Effenberger Fruhchristliche Kunst und Kultur Von den Anfangen bis zum 7 Jht Munchen 1986 Wilhelm Neuss Die Kunst der alten Christen Augsburg 1926 David Talbot Rice Beginn und Entwicklung christlicher Kunst Koln 1961 Einzelnachweise Bearbeiten Apologeten Fruhchristliche M Minucius Felix Octavius XXXII bei Universitat Fribourg Departement fur Patristik und Kirchengeschichte a b Horst Robert Balz Gerhard Krause Gerhard Muller Theologische Realenzyklopadie Band 3 De Gruyter 1978 Seite 401 Eduard Syndicius Die Fruhchristliche Kunst Paul Pattloch Verlag Aschaffenburg 1960 Seite 5 ff Johann Peter Balthasar Kreuser J Kreuser Der christliche Kirchenbau seine Geschichte Symbolik Bildnerei nebst Andeutungen fur Neubauten 1861 Seite 295 Eduard Syndicius Die Fruhchristliche Kunst Paul Pattloch Verlag Aschaffenburg 1960 Seite 16 ff Henry Chadwick Die Kirche in der antiken Welt de Gruyter 1972 Seite 325 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fruhchristliche Kunst amp oldid 236765106