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Das Eyalet von arabisch iyala fur Machtausubung Verwaltung osmanisch ايالت war die Grossprovinz des Osmanischen Reiches bis zur Tanzimatzeit Es wurde ab 1867 durch das Vilayet abgelost An der Spitze des Eyalets stand ein zumeist nur kurzzeitig bestellter Gouverneur der in der Fruhzeit Beylerbey spater zumeist vali genannt wurde und der den Rang eines Pascha von zwei Rossschweifen Tugh in der Spatzeit auch oft Wesirsrang drei Rossschweife hatte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Territoriale Typologie der osmanischen Herrschaft im 16 Jahrhundert 2 1 Osmanische Kernprovinzen Eyalet Vilayet 2 2 Osmanische Provinzen Saliyane Eyalet Saliyane Vilayet 2 3 Muslimische Vasallen 2 4 Christliche Vasallen 3 Liste der Eyalet 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenViele Eyalets waren in zwei oder mehr Sandschaks unterteilt wobei der unmittelbar dem Eyalet Gouverneur unterstellte Bezirk als pasa sancagi bezeichnet wurde Im Grunde bestand zwischen den Verwaltungsaufgaben eines Eyalet Gouverneurs und denen eines Sandschak Gouverneurs kein grundlegender Unterschied 1 Die weiteren Sandschaks standen unter der Leitung von Gouverneuren minderen Ranges mit der Bezeichnung sancakbeyi mir liva spater auch mutessarif und dem Titel eines Bey Ursprungliche Hauptaufgabe der sancakbeyis war das Kommando uber die in ihren Bezirken stationierten Angehorigen der sogenannten Lehensreiterei Sipahis Diese die Gouverneure und auch weitere Funktionstrager wurden nicht direkt besoldet sondern nach dem Timarsystem durch Zuweisung der Einkunfte aus einem bestimmten Stuck Land versorgt So wurden in den meisten Sandschaks mehrere hundert bis tausend Einheiten je nach Grosse aufsteigend Timar Zeamet Ziamet oder Hass genannt gebildet Das Eyalet entwickelte sich aus dem Amt des Beylerbey des Oberkommandierenden der Lehensreiterei Als erster wurde von Murad I 1360 1389 der Beylerbey von Rumeli Rumelien fur alle europaischen Besitzungen ernannt Kurz darauf wurde auch ein Beylerbey von Anadolu Anatolien fur die asiatischen Besitzungen ernannt Die Range der Beylerbeys von Rumeli und Anadolu blieben die hochsten der Feudalhierarchie und wurden in der Spatzeit auch als Ehrentitel verliehen Im 15 Jahrhundert trat der Beylerbey von Rum fur Nordostanatolien hinzu Nach der Eroberung des Beyliks Karaman wurde auch dieses Gebiet einem Beylerbey unterstellt ebenso die ab dieser Zeit neu erworbenen Gebiete Ebenso wurde durch Abtrennungen aus dem Gebiet des Beylerbeys von Rumelien neue Beylerbeyliks gebildet Bedingt dadurch dass die Lehensreiterei ihre militarische Bedeutung einbusste trat die Verwaltungsfunktion der Beylerbeys und Sancakbeyis als Provinzgouverneure in den Vordergrund Fur die Amtsbezirke der Beylerbeyis wurde bis zum 17 Jahrhundert dann die Bezeichnung Eyalet gelaufig Auf diesen Bedeutungsverlust der Lehensreiterei wird auch mit zuruckgefuhrt dass die spater ab dem 16 Jahrhundert in den arabischsprachigen Landern eroberten Eyalets Agypten Bagdad Habes al Hasa Yemen und den sogenannten Barbareskenstaaten Algier Tunis und Tripolis kein Timarsystem eingerichtet wurde und dort auch nur ausnahmsweise Sandschaks errichtet wurden Im 19 Jahrhundert wurde das Eyalet als Provinzorganisation durch das Vilayet abgelost Damit war eine Zentralisierung administrative Verdichtung und Modernisierung der Provinzverwaltung verbunden auch wenn oftmals anfanglich damit keine Veranderung des territorialen Zuschnitts verbunden war Territoriale Typologie der osmanischen Herrschaft im 16 Jahrhundert BearbeitenVasallen wurden im Laufe der Jahrhunderte durchaus zu Provinzen und andersherum 2 Osmanische Kernprovinzen Eyalet Vilayet Bearbeiten regiert durch vom Sultan bestimmten Grossgouverneur unterteilt in Sandschaks regiert durch Gouverneure das meiste Land war in Pfrunden Lehen aufgeteilt Timar Beispiele Anatolien Buda Zypern Rumelien etc Sonderstellungen Kleinere Gemeinden und Regionen erhielten spezielle Privilegien und lokale Autonomien Beispiele Kloster von Athos und Sinai einige Inseln und Bergregionen in Griechenland etc Osmanische Provinzen Saliyane Eyalet Saliyane Vilayet Bearbeiten regiert durch vom Sultan bestimmten Grossgouverneur unterteilt in Sandschaks regiert durch Gouverneure Land nur teilweise oder wenig in Pfrunden aufgeteilt Unter Beibehaltung der vorosmanischen soziookonomischen und Verwaltungsstrukturen wird an den osmanischen Fiskus ein jahrlicher Tribut entrichtet Beispiele Agypten Jemen Tunesien Bagdad Basra etc Sonderstellungen Selten auf der Ebene von Eyalets eher auf Sandschak Ebene findet man einige Provinzen regiert von Gouverneuren die ihr Amt vererben durften Beispiele Adana unter den Ramazan Ogullari einige kurdische Sandschaks Widin unter der Mihaloglu Familie etc Muslimische Vasallen Bearbeiten Staaten die die Oberherrschaft der Osmanen akzeptieren aber ihre traditionelle Organisationsstruktur beibehalten durfen Trotzdem behalt sich der Sultan das Recht vor den Machthaber des Vasallengebietes selber zu nominieren Mussen ihre Politik allgemein an der osmanischen Politik ausrichten konnen aber auch eigenverantwortlich agieren sogar lokale kriegerische Handlungen durchfuhren hat im Allgemeinen eine starke politische militarische und oder symbolische Bedeutung fur das Osmanische Reich und erhalt daher verschiedene Formen der finanziellen Unterstutzung Beispiele Khanat der Krimtataren Scherifen von Mekka etc Sonderstellung Iran zahlte zwar zwischen 1590 und 1603 Tribut war aber politisch unabhangig Christliche Vasallen Bearbeiten Staaten die die Oberherrschaft der Osmanen akzeptieren sie bezahlen eine jahrliche Gesamtsumme als Tribut an den Sultan mussen ihre Aussenpolitik an der osmanischen Politik ausrichten behalten dafur aber grosstenteils ihre Autonomie und traditionelle christliche Institutionen kein islamisches oder osmanisches Recht im Gebiet des Vasallen Trotzdem behalt sich der Sultan das Recht vor den Machthaber des Vasallengebietes selber zu nominieren sollte sich die Politik nicht an die Vorgaben halten Beispiele Ragusa Georgien Siebenburgen Moldau Walachei etc Sonderstellungen einige christlichen Reiche zahlten zwar Tribut entweder fur Teile ihres Territoriums z B zahlte Venedig fur Zypern bis zur osmanischen Eroberung zwischen 1517 und 1571 die Habsburger zahlten Tribut fur Nordungarn 1533 1593 oder als Schutzgebuhr um nicht angegriffen zu werden oder durch Beutezuge heimgesucht zu werden z B Polen Litauen an das Khanat der Krim und gelegentlich auch an die Osmanen behielten aber ihre politische Unabhangigkeit Liste der Eyalet BearbeitenAb 1609 bestanden die folgenden Eyalets Name der Hauptstadt in Klammern falls nicht identisch mit dem des Vilayets Name Osmanischer Name und Transliteration Turkisch Gegrundet Gegenwartige Lage AnmerkungenAbessinien Hebese ca 1554 Saudi Arabien Sudan Eritrea Somalia Umfasste beide Kusten des Roten Meeres Wurde auch Mekka und Medina genannt Adana آضنه Azana Adana ca 1608 TurkeiAgaische Inseln Cezayir Mitte 1500 Griechenland Die Statthalterschaft war mit dem Amt des Kapudan Pascha verbunden Agypten مصر Miṣir Misir 1517 Agypten Israel Jordanien Saudi ArabienAleppo حلب Ḥaleb Halep ca 1516 1521 Syrien TurkeiAlgerien جزاير غرب Cezayir i Ġarb Cezayir Garp 1519 AlgerienAnatolien Anadolu ca 1365 TurkeiBagdad بغداد Baġdad Bagdat 1535 IrakBasra بصره Baṣra Basra ca 1552 Irak KuwaitBosnien Bosna ca 1520s Bosnien Herzegowina Kroatien Serbien MontenegroBuda Budin 1541 Ungarn Kroatien SerbienDiyarbekir دياربكر Diyarbekir Diyarbakir 1515 Turkei IrakEger اكر Egir Egri 1596 UngarnErzurum Erzurum ca 1514 1534 Turkeial Hasa Lahsa ca 1579 Saudi ArabienJemen Yemen 1517 18 1539 Jemen Saudi ArabienKefe Kefe ca 1581 Ukraine RusslandKanizsa Kanije 1600 Ungarn KroatienKaraman Karaman ca 1470 TurkeiKars Kars 1579 Turkei Georgien 1604 zusammengefasst mit Samtskhe Dann 1845 an Erzurum angebunden Maras Maras Dulkadir ca 1522 TurkeiMosul Musul ca spates 15 Jh Irakar Raqqa Rakka 1586 1683 Syrien Turkei Irak Auch Urfa genanntRumelien Rumeli ca 1365 Bulgarien Griechenland Mazedonien Albanien Serbien Montenegro TurkeiSamtskhe Cildir ca 1579 Georgien Turkei Auch Meskheti genannt Der Grossteil der Eyalets ging 1829 an Russland verloren Der Rest wurde an Erzurum angegliedert Schahrazor Sehrizor Mitte 1500 Irak Iran Auch Shahrizor Sheherizul oder Kirkuk genannt Wurde 1830 als Sandschak an Mosul angebunden Silistrien Silistre ca 1599 Bulgarien Rumanien Moldawien Ukraine Spater auch Ochakiv Ozi genannt Sivas Sivas Anfang 1500 TurkeiSyrien Sam 1516 17 Syrien Libanon Israel Palastina Jordanien Turkei und Irak Timișoara Timisvar 1552 Rumanien Serbien Ungarn Auch Temesvar genanntTrabzon Trabzon Spate 1500er Turkei GeorgienTripoli Trablus i Sam Trablussam ca 1570er Libanon SyrienTripolitanien Trablus i Garb Trablusgarp 1551 LibyenTunis Tunus 1574 TunesienVan Van 1548 TurkeiZypern قبرص Ḳibriṣ Kibris 1571 Zypern Turkei 1660 1703 und 1784 Teil der Eyalets der agaischen InselnQuellen Colin Imber The Ottoman Empire 1300 1650 The structure of Power Palgrave Macmillan Basingstoke 2002 ISBN 0 333 61387 2 Halil Inalcik The Ottoman Empire The Classical Age 1300 1600 Ubersetzt von Norman Itzkowitz und Colin Imber Weidenfeld amp Nicolson London 1973 ISBN 0 297 99490 5 Donald Edgar Pitcher An Historical Geography of the Ottoman Empire Brill Leiden 1972 OCLC 494766207 Literatur BearbeitenMichael Ursinus Eyalet In Konrad Clewing Holm Sundhaussen Hrsg Lexikon zur Geschichte Sudosteuropas Bohlau Wien u a 2016 ISBN 978 3 205 78667 2 S 317 EYALET In Encyclopaedia of Islam Andreas Birken Die Provinzen des Osmanischen Reiches Tubinger Atlas des Vorderen Orients Reihe B Nr 13 Reichert Wiesbaden 1976 ISBN 3 920153 56 1 Einzelnachweise Bearbeiten I Metin Kunt The Sultan s Servants The Transformation of Ottoman Provincial Government 1550 1650 Columbia Univ Press New York NY 1983 ISBN 0 231 05578 1 S 27 Halil Berktay Bogdan Murgescu Hrsg Workbook I The Ottoman Empire PDF 7 5 MB 2 Auflage Thessaloniki 2009 ISBN 978 960 88963 7 6 S 69 Normdaten Sachbegriff GND 4604109 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eyalet amp oldid 234006803