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Eine chemische Reaktion ist exotherm von altgriechisch ἔ3w exo aussen ausserhalb und 8ermos thermos warm heiss wenn sie mehr Energie freisetzt als ihr zunachst als Aktivierungsenergie zugefuhrt wurde Die Produkte einer exothermen Reaktion haben eine geringere Enthalpie H displaystyle H als die Ausgangsstoffe die Reaktionsenthalpie D R H displaystyle Delta mathrm R H einer exothermen Reaktion ist also negativ 1 2 3 Findet die Reaktion bei konstantem Druck statt also unter isobaren Bedingungen ist die Enthalpieabnahme zahlenmassig gleich der abgegebenen Warmemenge Im isobaren Fall sind die exothermen Reaktionen also gerade diejenigen bei denen Warme an die Umgebung abgegeben wird Gelegentlich werden exotherme Reaktionen auch pauschal definiert als Reaktionen die Warme abgeben 4 5 Im isobaren Fall sind beide Definitionen identisch daruber hinaus aber im Allgemeinen nicht Findet die Reaktion beispielsweise bei konstant gehaltenem Volumen statt entspricht die abgegebene Warmemenge der Anderung der inneren Energie 4 des Systems nicht der Anderung der Enthalpie siehe Enthalpie fur eine nahere Erlauterung Dieser Artikel verwendet im Folgenden die eingangs benutzte Definition als Reaktion mit negativer Reaktionsenthalpie Diese Definition hat den Vorteil dass die Enthalpie eine Zustandsgrosse ist die Kenntnis von Anfangs und Endzustand also ausreicht um die Enthalpieanderung zu ermitteln Die abgegebene Warme hingegen ist eine Prozessgrosse und es ist im Allgemeinen notwendig auch Details uber den Prozessverlauf zu wissen um sie berechnen zu konnen Den Gegensatz zur exothermen Reaktion bildet die endotherme Reaktion deren Reaktionsenthalpie positiv ist und die im isobaren Fall die der Enthalpiezunahme zahlenmassig entsprechende Warmemenge aufnimmt Ist eine betrachtete Reaktion exotherm dann ist die Umkehrreaktion endotherm und umgekehrt Falls die Reaktion in einem adiabatischen Behalter stattfindet so dass keine Warme mit der Umgebung ausgetauscht werden kann fuhrt eine exotherme Reaktion zu einer Erhohung der Temperatur und eine endotherme Reaktion zu einer Erniedrigung der Temperatur 6 In der Physik bezeichnet man eine Kernreaktion bei der Energie frei wird als exotherm Eine exotherme Kernfusion ist etwa das Wasserstoffbrennen wie es in der Sonne geschieht Ebenfalls stark exotherm ist die Kernspaltung von beispielsweise Uran Inhaltsverzeichnis 1 Beispiele 2 Exotherme und exergone Reaktionen 3 Ablauf 4 Kernphysik 5 EinzelnachweiseBeispiele BearbeitenTypische exotherme Reaktionen sind Feuer Verbrennung Abbinden Ausharten von Beton Nach kurzzeitigem Erhitzen reagieren Eisen und Schwefel unter Licht und Warmeentwicklung zu EisensulfidExotherm wenn auch in weit geringerem Masse verlauft oft auch das Mischen von Stoffen Mischungswarme oder die Adsorption und Absorption von Stoffen etwa an Aktivkohle oder Zeolithen Exotherme und exergone Reaktionen Bearbeiten nbsp Die Thermitreaktion die Reduktion von Eisen III oxid durch Aluminium ist stark exotherm und lauft sehr heftig ab Es erscheint zunachst naheliegend anzunehmen dass die exothermen Reaktionen gerade diejenigen Reaktionen seien die freiwillig ablaufen und dass sie umso heftiger abliefen je mehr Warme freigesetzt wird In vielen Fallen verhalten sich die chemischen Reaktionen auch tatsachlich so Diese Erfahrung fuhrte in den Anfangsjahren der Thermochemie zur Formulierung des Prinzips von Thomsen und Berthelot Diese empirische aber nicht strikt gultige Regel besagt Werden Reaktanten unter isobaren und isothermen Bedingungen zusammengebracht so dass eine chemische Reaktion ablaufen kann dann ist der resultierende neue Gleichgewichtszustand dadurch gekennzeichnet dass der zu ihm fuhrende Prozess mehr Warme freisetzt als jeder andere mogliche Prozess Mit anderen Worten Von allen moglichen Prozessen wird der am starksten exotherme realisiert Das Prinzip ist auch gleichbedeutend mit der Aussage dass der realisierte Prozess den Enthalpieunterschied H A n f a n g H E n d e displaystyle H mathrm Anfang H mathrm Ende nbsp moglichst gross und damit die resultierende Enthalpie H E n d e displaystyle H mathrm Ende nbsp moglichst klein macht 7 Die Existenz freiwillig ablaufender endothermer Reaktionen beispielsweise einer verdunstenden Flussigkeit zeigt freilich dass dieses Prinzip keine Allgemeingultigkeit beanspruchen kann Das tatsachliche Kriterium ist Es laufen genau jene Reaktionen freiwillig ab die zu einer Zunahme der Gesamtentropie des Systems und seiner Umgebung fuhren Unter isobaren und isothermen Bedingungen ist dieses Kriterium der Gesamtentropie Maximierung gleichbedeutend mit der Minimierung der Gibbs Energie des Systems Eine Reaktion welche die Gibbs Energie des Systems verringert heisst exergone Reaktion Die Unterscheidung zwischen freiwillig und nicht freiwillig ablaufenden Reaktionen ist gleichbedeutend mit der Unterscheidung zwischen exergonen und endergonen Reaktionen Ein Beispiel fur eine zwar endotherme aber trotzdem freiwillig ablaufende chemische Reaktion ist der Zerfall von Distickstofftrioxid in Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid N 2 O 3 N O N O 2 D R H 39 7 k J m o l D R G 1 6 k J m o l displaystyle mathrm N 2 O 3 longrightarrow NO NO 2 quad Delta mathrm R H 39 7 mathrm kJ mol quad Delta mathrm R G 1 6 mathrm kJ mol nbsp 8 Die Reaktionsenthalpie D R H displaystyle Delta mathrm R H nbsp dieses Zerfalls ist positiv die Reaktion also endotherm Die Gibbssche Reaktionsenergie D R G displaystyle Delta mathrm R G nbsp ist jedoch negativ die Reaktion also exergon Die Anderung der Gibbs Energie G H T S displaystyle G H TS nbsp betragt unter isothermen Bedingungen D G D H T D S displaystyle Delta G Delta H T Delta S nbsp Bei kleinen Temperaturen ist D G D H displaystyle Delta G approx Delta H nbsp und die Minimierung der Gibbs Energie G displaystyle G nbsp ist naherungsweise gleichbedeutend mit der Minimierung der Enthalpie H displaystyle H nbsp des Systems In diesem Fall sind die exergonen Reaktionen meist auch exotherme Reaktionen und das Prinzip von Thomsen und Berthelot sagt die Gleichgewichtszustande mittels Betrachtung der Enthalpieanderung naherungsweise korrekt voraus Auch bei hoheren Temperaturen wie etwa Raumtemperatur bleibt das Prinzip naherungsweise korrekt da die Temperaturabhangigkeiten von D G displaystyle Delta G nbsp und D H displaystyle Delta H nbsp bei nicht zu hohen Temperaturen ahnlich sind wie sich unter Berucksichtigung des Dritten Hauptsatzes zeigen lasst 9 und die Ahnlichkeit von D G displaystyle Delta G nbsp und D H displaystyle Delta H nbsp daher bei Temperaturzunahme auch uber einen grosseren Temperaturbereich erhalten bleibt Wenn allerdings eine Reaktion mit einer hinreichend grossen Entropiezunahme D S displaystyle Delta S nbsp einhergeht wie in den genannten Fallen der verdunstenden Flussigkeit oder des Zerfalls von Distickstofftrioxid dann kann es vorkommen dass der Term T D S displaystyle T Delta S nbsp uberwiegt und die Reaktion freiwillig ablauft exergon D G lt 0 displaystyle Delta G lt 0 nbsp obwohl ihre Enthalpie dabei zunimmt endotherm D H gt 0 displaystyle Delta H gt 0 nbsp die Reaktion hinsichtlich der Enthalpie also bergauf lauft Ablauf Bearbeiten Hauptartikel Aktivierungsenergie Auch wenn eine Reaktion exergon ist also aus energetischer Sicht freiwillig ablauft ist damit noch nicht sichergestellt dass sie auch ohne ausseren Anstoss selbststandig abzulaufen beginnt Ein Beispiel dafur ist die Reaktion von Kohlenstoff mit Sauerstoff zu Kohlenstoffdioxid C O 2 C O 2 D R H 393 51 k J m o l D R G 394 36 k J m o l displaystyle mathrm C O 2 longrightarrow CO 2 quad Delta mathrm R H 393 51 mathrm kJ mol quad Delta mathrm R G 394 36 mathrm kJ mol nbsp 10 Diese Verbrennungsreaktion ist exergon D R G lt 0 displaystyle Delta mathrm R G lt 0 nbsp Ein Stuck Kohle gerat jedoch nicht beim blossen Kontakt mit dem Sauerstoff der Luft in Brand es muss erst entzundet werden Anschliessend lauft die Verbrennung selbststandig weiter In solchen Fallen liegen die Reaktanten ursprunglich nicht in einem reaktionsfahigen Zustand vor Oft mussen erst Bindungen aufgebrochen werden bevor sie in neuer Anordnung wieder gebildet werden konnen in diesem Fall die des O 2 displaystyle mathrm O 2 nbsp Molekuls In der Regel geschieht dies bei der Kollision zweier beteiligter Atome oder Molekule Bei der Wechselwirkung wahrend der Kollision werden die ursprunglichen Bindungen zunachst gedehnt wozu Energie aufgewendet werden muss 11 Die kollidierenden Teilchen liegen kurzzeitig als so genannter aktivierter Komplex vor dessen Enthalpieinhalt grosser ist als jener der einzelnen Teilchen zusammengenommen die Enthalpie stammt in der Regel aus der Warmebewegung der Teilchen Verfugt der aktivierte Komplex uber hinreichend viel Enthalpie um die betreffenden Bindungen vollends aufzubrechen die so genannte Aktivierungsenthalpie dann kann die Reaktion ablaufen Andernfalls lauft die Reaktion nicht ab obwohl sie in thermodynamischer Hinsicht moglich ware sie ist kinetisch gehemmt und die Reaktanten verbleiben in ihrem metastabilen Ausgangszustand Die Reaktion kann in diesem Fall nur in Gang gesetzt werden wenn dem System genugend zusatzliche Energie zugefuhrt wird meist in Form von Warmeenergie Im Falle einer exothermen Reaktion kann diese Warmeenergie aus der Reaktion selbst stammen Wenn die Reaktion genugend Enthalpie freisetzt ist sie selbsterhaltend sobald sie einmal in Gang gesetzt wurde nbsp Legende H Enthalpie displaystyle H text Enthalpie nbsp D H Aktivierungsenthalpie displaystyle Delta ddagger H text Aktivierungsenthalpie nbsp D R H Reaktionsenthalpie displaystyle Delta mathrm R H text Reaktionsenthalpie nbsp links Ausgangszustand der Edukte metastabilmittig Ubergangszustand des aktivierten Komplexes instabilrechts Endzustand der Produkte stabilFur die endotherme Umkehrreaktion ist die aufzubringende Aktivierungsenthalpie grosser als fur die Hinreaktion namlich gerade die Summe aus Aktivierungsenthalpie D H displaystyle Delta ddagger H nbsp und Reaktionsenthalpie D R H displaystyle Delta mathrm R H nbsp der Hinreaktion 12 wie auch aus dem Diagramm ersichtlich ist Kernphysik BearbeitenAuch bei Kernreaktionen wird der Begriff exotherm benutzt Er besagt dass bei der Reaktion Energie freigesetzt wird die als kinetische Energie der Reaktionsprodukte auftritt Technisch wichtige exotherme Kernreaktionen sind die neutroneninduzierte Kernspaltung und die Kernfusion von Wasserstoffisotopen Einzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu exothermic reaction In IUPAC Hrsg Compendium of Chemical Terminology The Gold Book doi 10 1351 goldbook E02269 Version 2 3 3 P W Atkins Physikalische Chemie 2 Nachdr d 1 Auflage VCH Weinheim 1990 ISBN 3 527 25913 9 S 85 Reaktionen bei denen DH gt 0 ist heissen endotherm Reaktionen mit DH lt 0 heissen exotherm E Keszei Chemical Thermodynamics Springer Berlin Heidelberg 2012 ISBN 978 3 642 19863 2 S 222 for exothermal reactions for which DrH is negative for endothermic reactions for which DrH is positive a b Eintrag zu Enthalpie In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 11 Juli 2017 P W Atkins J de Paula Physikalische Chemie 5 Auflage Wiley VCH Weinheim 2013 ISBN 978 3 527 33247 2 S 46 Ein Prozess der Energie in Form von Warme freisetzt wird als exotherm bezeichnet Prozesse denen Warmeenergie zugefuhrt werden muss nennt man endotherm P W Atkins Physikalische Chemie 2 Nachdr d 1 Auflage VCH Weinheim 1990 ISBN 3 527 25913 9 S 85 H B Callen Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics 2 Auflage John Wiley amp Sons New York 1985 ISBN 0 471 86256 8 S 277 A F Holleman N Wiberg Anorganische Chemie 103 Auflage 1 Band Grundlagen und Hauptgruppenelemente Walter de Gruyter Berlin Boston 2016 ISBN 978 3 11 049585 0 S 53 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche H B Callen Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics 2 Auflage John Wiley amp Sons New York 1985 ISBN 0 471 86256 8 S 278 P W Atkins Physikalische Chemie 2 Nachdr d 1 Auflage VCH Weinheim 1990 ISBN 3 527 25913 9 S 860 P W Atkins Physikalische Chemie 2 Nachdr d 1 Auflage VCH Weinheim 1990 ISBN 3 527 25913 9 S 764 L Pauling General Chemistry Dover New York 1988 ISBN 0 486 65622 5 S 567 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Exotherme Reaktion amp oldid 238245396