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Die Evangelische Kirche in Lixfeld einem Ortsteil der Gemeinde Angelburg im Landkreis Marburg Biedenkopf Hessen ist eine denkmalgeschutzte Chorturmkirche Sie wurde in den 1470er Jahren erbaut oder erneuert Beibehalten wurde der wehrhafte Chorturm im Osten dessen Chor aus dem 13 Jahrhundert stammt und der im Kern moglicherweise auf einen Vorgangerbau zuruckgeht Der Turmschaft uber dem alteren Chor und der Helmaufbau wurden 1463 1464 fertiggestellt 1 Charakteristisch sind die vier Wichhauschen am oktogonalen Spitzhelm Eine westliche Verlangerung des Schiffs im Jahr 1977 hat der Kirche ihre heute massgebliche Gestalt verliehen Kirche von Sudwesten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenLixfeld liegt an einem bei der Angelburg abzweigenden Seitenstrang der Marburg Siegener Strasse Brabanter Strasse genannt einer seit dem Fruhmittelalter viel genutzten Fernhandelsstrasse von Leipzig uber Koln nach Antwerpen Ungesichert ist ob auf dem Kirchenhugel im 9 10 Jahrhundert eine Turmburg zu ihrer Sicherung errichtet wurde die man im 13 Jahrhundert in eine Chorturmkirche umgebaute und weihte 2 In den Jahren 1321 1323 folgte vermutlich der Anbau eines kleinen Querschiffes an den Turm das von Norden nach Suden verlief 3 Im Jahr 1334 wird erstmals ein pastor in Lykisuelt namens Wypertus Gysonis und 1358 eine Pfarrkirche erwahnt 4 In spatmittelalterlicher Zeit unterstand Lixfeld dem Sendgericht von Breidenbach in Dekanat Kesterburg Christenberg im Archidiakonat St Stephan innerhalb der Erzdiozese Mainz Uber dem alteren Chor wurde von 1458 bis 1463 oder 1464 der Turmschaft mit dem Turmhelm errichtet Das Kirchenschiff wurde auf den Grundmauern des Vorgangerbaus umgebaut und erhielt 1472 ein neues Dach 1 Diese Baumassnahmen geschahen nachdem Lixfeld 1462 von Hirzenhain getrennt und Oberhorlen zugeschlagen wurde 2 Mit Einfuhrung der Reformation wechselte Lixfeld zum evangelischen Bekenntnis Als erster evangelischer Pfarrer ist um 1550 ein Herr Ebert nachgewiesen 1540 und spater ist Lixfeld mit Oberhorlen pfarramtlich verbunden Zusatzlich wurden 1613 Frechenhausen und Roth eingepfarrt Die Gemeinde fuhrte im Jahr 1606 den reformierten Gottesdienst ein um 1624 wieder zum lutherischen Bekenntnis zuruckzukehren Lixfeld gehorte von 1690 bis 1703 zu Simmersbach und bildete seitdem mit Frechenhausen eine Kirchengemeinde 4 Im Jahr 1835 wurde der Glockenstuhl im ersten Turmgeschoss mit Unterzugen stabilisiert 1 1839 die westliche Giebelwand erneuert 1874 entstehende Neubauplane wurden nicht realisiert Nach einer zehnjahrigen Ausbesserungsphase folgte im Jahr 1884 eine umfassende Renovierung in deren Zuge der steinerne Altar durch einen aus Holz ersetzt wurde Die Apostelbilder und andere biblische Darstellungen an den Emporen wurden beseitigt und der Fussboden der Kirche mit Holzdielen belegt 5 1953 wurden funf der acht Seiten des Helmaufbaus und 1954 das Kirchendach neu eingeschiefert 6 1976 1977 verlangerte die Gemeinde das Schiff in Eigenleistung um sechs Meter da die Kirche mit knapp 200 Sitzplatzen nicht mehr ausreichte Die Kosten fur den Umbau betrugen etwa 500 000 DM 3 Die Einweihung fand am 24 Juli 1977 statt Die Gemeinde gehort zum Dekanat Biedenkopf Gladenbach in der Propstei Nord Nassau in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Architektur Bearbeiten nbsp Wehrturm von SudostenDie geostete Chorturmkirche aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk ist am Nordwestrand des alten Ortskerns in Spornlage inmitten des rechteckigen Friedhofs errichtet 7 Sie besteht aus einem gotischen Chorturm und einem im 17 Jahrhundert angebauten Langsschiff das 1977 in westliche Richtung um 6 50 Meter verlangert wurde wie an der Baunaht erkennbar Der massiv aufgemauerte wehrhafte ungegliederte Chorturm auf quadratischem Grundriss ist an der Westseite beschiefert Die Mauern sind 1 40 1 50 Meter dick Die Turmhalle wird durch zwei Rundbogenfenster belichtet die Erhardt Jakobus Klonk 1977 gestaltete 8 Das Sudfenster stellt das Abendmahl dar das Ostfenster die Auferstehungshoffnung anhand 1 Kor 15 1ff LUT Die Obergeschosse haben schlitzformige Armbrustscharten 9 die typisch fur das 13 und fruhe 14 Jahrhundert sind Unterhalb der Traufe sind kleine rundbogige Offnungen eingelassen Dem oktogonalen Spitzhelm sind an vier Ecken kleine Wichhauschen aufgesetzt Sie haben viereckige Schalllocher und kleine Spitzhelme mit vergoldeten Kugeln Zwischen den Wichhauschen sind an allen Seiten Zifferblatter fur die Turmuhr unter einem Dreiecksgiebel angebracht Der vollstandig verschieferte Turmhelm wird von einem Turmknauf einem verzierten schmiedeeisernen Anzeiger fur die Himmelsrichtungen und einem vergoldeten Wetterhahn bekront Das Holz fur den Dachstuhl des Turmhelms wurde entsprechend einer dendrochronologischen Untersuchung 1460 1461 und 1461 1462 in den heimischen Waldern geschlagen Der Dachstuhl mit der machtigen Firstsaule die vom Glockenstuhl bis in die Turmspitze ragt wurde nach dem Abbund zeitnah im Jahr 1462 aufgeschlagen Die Decke uber der Turmhalle wurde bereits 1458 uber dem wahrscheinlich alteren Chor erstellt Nach dendrochronologischer Untersuchung wurde das Holz fur den Dachstuhl des Schiffes zehn Jahre nach dem Turm in den Wintern 1470 1471 und 1471 1472 gefallt und das Dach 1472 aufgeschlagen Das umgebende Mauerwerk entstand jeweils zeitgleich 1 Die Glockenstube beherbergt ein Vierergelaut mit einer Stahlglocke aus dem Jahr 1920 von Rincker und drei Bronzeglocken aus den Jahren 1956 und 1978 Die grosse Glocke sprang in den Jahren 1708 1826 und 1855 und wurde jeweils umgegossen bis sie 1917 zu Rustungszwecken abgeliefert wurde 10 Im Inneren hat der Chor ein Kreuzgratgewolbe das auf viereckigen Diensten ruht Grate Dienste und die Rahmungen der Laibungen weisen rote Quaderbemalung auf In die Nordwand ist eine spatgotische viereckige Sakramentsnische mit vergitterter Tur und profilierter Rahmung eingelassen uber der ein Wimperg aufgemalt ist Die schlichte viereckige Nische in der Sudwand diente vermutlich als Piscina 3 Ein grosser Spitzbogen mit roter Quaderbemalung offnet den Chor zum Schiff Das Langsschiff wird durch ein hochrechteckiges Westportal unter einem verschieferten Vordach erschlossen Daruber ist ein Rechteckfenster eingelassen Das alte Schiff hat an den Langseiten je ein hochsitzendes Rundbogenfenster Die Laibung des Sudfensters ist mit Ranken bemalt Unter dem Sudfenster ist ein weiteres Rundbogenfenster eingebrochen Der westliche Anbau hat an den Langseiten je ein hohes Rechteckfenster Dem verschieferten Schopfwalmdach sind im Suden und Norden je zwei kleine Dachgauben aufgesetzt Ausstattung Bearbeiten nbsp Kanzel von 1595 nbsp Innenraum Richtung Chorbogen und TurmhalleDie Ausstattungsstucke im Chorraum sind modern und wurden 1977 einheitlich aus heimischem grauem Diabas gestaltet Der Blockaltar im Chor wird von einer uberstehenden Mensaplatte bedeckt auf der ein Kruzifix des 17 Jahrhunderts steht 11 Links davon steht das Taufbecken mit einer Taube und einem Fisch und rechts der Ambo mit dem Zeichen Alpha und Omega An den Wanden der Chorhalle sind sechs Weihekreuze aufgemalt 8 Uber dem Chorbogen ist ein holzernes Kruzifix des Dreinageltypus in einer Rahmung aus Gitterwerk Pilastern und flachgeschnitztem Rankenwerk angebracht 12 Es datiert aus dem zweiten Viertel des 15 Jahrhunderts und war ursprunglich ein Altarretabel 13 Das Langsschiff wird von einer holzernen Spitztonne mit Rechteckbemalung abgeschlossen Im Norden und Westen ist eine barocke Winkelempore eingebaut die auf vier viereckigen Holzpfosten mit Bugen ruht die mit floralen Ornamenten verziert sind Ein Sockel tragt eine Bauinschrift und ist mit der Jahreszahl 1609 bezeichnet 5 Die Westempore ist seit der Erweiterung 1977 tief und gestaffelt An der Sudwand ist ein Bibelvers aus der Zeit um 1700 aus Mt 16 19 LUT gemalt ICH WIL DIR DES HIMMELREICHES SCHLUssEL GEBEN UND WAS DU HIER BINTEN WIRST DAS SOL ACH IM HIMMEL GEBUNDEN SEIN UNT WAS DU AUF ERDEN LOSEN WIRST SOL AUCH IM HIMEL LOS SEIN 12 Der holzerne polygonale Kanzelkorb von 1595 ruht auf einem viereckigen Fuss und wird durch vier Streben gestutzt Das umlaufende Kranzgesims ist profiliert Unter dem Fries ist eine bauzeitliche Inschrift zu lesen ANNO DOMINI 1595 Die kassettierten Kanzelfelder mit vergoldetem Profil haben hochrechteckige Fullungen die mit zartem blassgrunem Rankenwerk bemalt sind In der Mitte ist eine Kokospalme dargestellt und daruber als Inschrift zu lesen VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM Jes 40 8b VUL Dies war der Mottovers von Philipp I der in Hessen die Reformation einfuhrte 8 Ein Schalldeckel ist nicht vorhanden Den Zugang zur Kanzel ermoglicht eine moderne Treppe mit schlichtem Eisengelander Uber der Kanzel steht auf einem flachen Podest eine Madonna mit dem Jesuskind 12 Das holzerne Kirchengestuhl mit geschwungenen Wangen lasst einen Mittelgang frei In der Sudwestecke fuhrt eine Treppe zur Empore Hinter der Orgel befindet sich der Zugang zum Glockenturm 3 Orgel Bearbeiten nbsp Oberlinger Orgel von 1967Bis 1889 leitete der Lehrer als Vorsanger den Gemeindegesang Als er erkrankte schaffte die Gemeinde ein Harmonium an das spater durch ein grosseres Instrument ersetzt wurde Von 1976 bis 1978 begleitete eine elektronische Orgel den Gesang 10 Die heutige Orgel wurde 1967 von den Gebr Oberlinger gebaut Sie war ursprunglich eine Interimsorgel fur die Martinskirche Gladenbach und wurde 1978 nach Lixfeld verkauft und um den Oktavbass 4 erweitert nachdem dort die mehrjahrige Restaurierung abgeschlossen worden war Die Brustungsorgel am Ende der Nordempore hat einen winkelformigen Prospekt nach Suden und Westen mit zwei Harfenfeldern Die Trakturen sind mechanisch ausgefuhrt Die Orgel weist folgende Disposition auf 14 Manual C g3Gedackt 8 Rohrflote 4 Principal 2 Sesquialter I DCymbel II 2 3 Pedal C d1Subbass 16 Oktavbass 4 Koppel I PLiteratur BearbeitenGunter E Th Bezzenberger Sehenswerte Kirchen in den Kirchengebieten Hessen und Nassau und Kurhessen Waldeck einschliesslich der rheinhessischen Kirchenkreise Wetzlar und Braunfels Evangelischer Presseverband Kassel 1987 S 75 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 592 Hans Feldtkeller Bearb Die Bau und Kunstdenkmaler des Landkreises Biedenkopf Eduard Roether Darmstadt 1958 S 29 Frank W Rudolph Evangelische Kirchen im Dekanat Gladenbach Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2010 ISBN 978 3 422 02288 1 S 54 55 Gerhard Seib Wehrhafte Kirchen in Nordhessen Beitrage zur hessischen Geschichte Bd 14 Trautvetter amp Fischer Nachf Marburg an der Lahn 1999 ISBN 3 87822 111 8 Helmut Stager Gemeinde Angelburg und Ortsbeirat Lixfeld 750 Jahre Lixfeld 1238 1988 Ein Dorf an der Grenze Auf den Spuren seiner Vergangenheit 2 Auflage Pulverich Druck Haiger 1988 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kirche Lixfeld Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Kirchengemeinde Lixfeld Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 14 Juni 2017 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Homepage der Kirchengemeinde Wie alt ist unsere Kirche Der Versuch einer Datierung abgerufen am 24 Juni 2017 a b Stager 750 Jahre Lixfeld 1238 1988 1988 S 62 64 a b c d Homepage der Kirchengemeinde Historisches abgerufen am 24 Juni 2017 a b Lixfeld Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 14 Juni 2017 a b Stager 750 Jahre Lixfeld 1238 1988 1988 S 78 Stager 750 Jahre Lixfeld 1238 1988 1988 S 79 Seib Wehrhafte Kirchen in Nordhessen 1999 S 29 a b c Rudolph Evangelische Kirchen im Dekanat Gladenbach 2010 S 54 Seib Wehrhafte Kirchen in Nordhessen 1999 S 120 a b Stager 750 Jahre Lixfeld 1238 1988 1988 S 82 Feldtkeller Die Bau und Kunstdenkmaler des Landkreises Biedenkopf 1958 S 29 a b c Rudolph Evangelische Kirchen im Dekanat Gladenbach 2010 S 55 Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 592 Orgel in Lixfeld abgerufen am 13 Juni 2017 50 806369 8 411097 450 Koordinaten 50 48 22 93 N 8 24 39 95 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Lixfeld amp oldid 229135847