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Die Evangelische Kirche in Fellingshausen in der Gemeinde Biebertal im Landkreis Giessen Hessen ist eine Saalkirche mit Nebenschiff und Flankenturm im Stil des Spathistorismus die im Jahr 1900 nach Planen von Ludwig Hofmann errichtet wurde Die Kirche ist hessisches Kulturdenkmal 1 Kirche von OstenAnsicht von Nordosten Strassenseite Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Gelaut 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm spaten Mittelalter gehorte Fellingshausen zum Kirchspiel Rodheim im Archipresbyterat Wetzlar das dem Archidiakonat St Lubentius Dietkirchen im Bistum Trier zugeordnet war 2 Mit Einfuhrung der Reformation im Jahr 1526 wechselte die Kirchengemeinde zum evangelischen Bekenntnis Im Jahr 1574 wird erstmals eine mittelalterliche Kirche erwahnt die wahrscheinlich im 13 oder 14 Jahrhundert errichtet wurde 3 Das Gotteshaus unterstand dem Patrozinium des hl Georg und wurde 1588 tiefgreifend erneuert und 1748 um ein Drittel vergrossert Die kirchliche Unabhangigkeit von Rodheim war ein langer Weg Im Jahr 1591 wurde den Fellingshausern erlaubt in ihrer Kirche Abendmahl zu feiern ab 1602 wurde dies praktiziert 4 Uber die alte Kapelle heisst es 1742 Sie ist eine uralte Capelle noch aus dem Bapstthum 5 Ab 1819 erhielt die Gemeinde das Bestattungsrecht fur den eigenen Friedhof im Wickengarten 6 In den Jahren 1859 und 1867 bat die Kirchengemeinde Fellingshausen um eine eigenstandige Pfarrei und ihre Unabhangigkeit von Rodheim was nicht genehmigt wurde Nach Errichtung der neuen Kirche im Jahr 1900 wurde der Wunsch nach einer eigenen Hilfspredigerstelle starker die 1951 eingerichtet wurde 1958 wurde die pfarramtliche Verbindung mit Rodheim aufgehoben und die Pfarrvikarstelle von Fellinghausen in eine Pfarrstelle umgewandelt Seitdem ist die Gemeinde mit der Kirchengemeinde Bieber pfarramtlich verbunden 7 Sie gehort zum Dekanat Giessen in der Propstei Oberhessen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und hat etwa 1 180 Mitglieder 8 Ab 1837 wurden grossere Renovierungsarbeiten durchgefuhrt 1839 1840 wurde eine neue Empore samt Orgel eingebaut 1843 der Turm saniert und eine neue Kirchenuhr von Uhrmacher Wagner aus Krofdorf installiert 9 Die Gemeinde liess 1867 den Glockenstuhl erneuern und 1879 die Kirche 1879 instand setzen Das Dach wurde neu eingeschiefert und der Innenraum geweisst 10 1895 beschloss die Kirchengemeinde die zu kleine Kirche durch einen Neubau zu ersetzen nachdem ein Teil des Mauerwerks aus der Nordseite herausgefallen war und der Westgiebel Risse aufwies Wegen Einsturzgefahr durfte das baufallige Gebaude nicht mehr benutzt werden 11 Es wurde im Herbst 1898 abgebrochen Die Kirchengemeinde vergrosserte das Grundstuck durch den Kauf zweier an der Strasse gelegener Hofparzellen 12 Am 25 April 1899 erfolgte die Grundsteinlegung und am 15 Februar 1900 die Einweihung der neuen Kirche Ubergangsweise diente ein Harmonium zur Liedbegleitung da der Bau einer neuen Orgel aus Kostengrunden bis 1902 zuruckgestellt wurde 13 Mit dem Bau eines Pfarrhauses mit Gemeindesaal und Kindergarten wurde am 12 September 1959 begonnen Die Einweihung erfolgte am 22 Januar 1961 Die Kosten betrugen 190 000 DM Der Kindergarten wurde 1974 1975 erweitert und modernisiert sowie im Untergeschoss ein Jugendzentrum gebaut 1987 folgte der Erweiterungsumbau des Gemeindesaals in ein grosseres Gemeindezentrum 14 Bei einer Innenrenovierung im Jahr 1971 wurden die Ausmalung des Innenraums die Friese um die Turen und Fenster sowie die Wandspruche und Inschriften an den Balkenunterzugen der Emporen zerstort und weiss ubermalt 15 Von 2021 bis 2023 fand fur 496 000 eine Sanierung des undichten Kirchendachs statt bei der die Schallarkaden des Glockengeschosses und vom Hausschwamm befallene Balken ersetzt und das Dach neu eingeschiefert wurden 16 Architektur Bearbeiten nbsp Kirche von Sudost nbsp PortalDer geostete Vorgangerbau war um 15 50 Meter lang und 6 70 Meter breit Auf dem Satteldach war ein Dachreiter mit Spitzhelm aufgesetzt Die neue Kirche aus Bruchsteinmauerwerk der Grauwacke 17 ist nach Sudwesten ausgerichtet und steht giebelstandig zur Strasse mit dem Haupteingang im Nordosten Die weiss verputzte Saalkirche mit Satteldach ist ein komplexer Baukorper der Formelemente aus Gotik und Romanik aufgreift 1 Die Eckquaderungen und Gewande bestehen aus rotem Sandstein 1 An der sudostlichen Langseite ist querschiffartig ein Nebenschiff angebaut das im Inneren einer Empore Platz bietet Das Nebenschiff hat an der Sudostseite zwei hohe rundbogige Blendnischen in die oben ein Rundfenster und unten ein Zwillingsfenster eingelassen ist Das Langschiff wird an der Nordwestseite durch entsprechende Fenster belichtet die im unteren Bereich aber als Drillingsfenster gestaltet sind Daneben erhebt sich ein 32 Meter hoher Flankenturm uber rechteckigem Grundriss der als Treppenaufgang dient Das verschieferte Fachwerk Obergeschoss mit rechteckigen Schalllochern dient als Glockenstube 1 Es wird von einem Walmdach mit einem zierlichen spitzen Dachreiter abgeschlossen An der Sudostseite des Turms sind unten drei unterschiedlich hohe schmale Fenster eingelassen im oberen Bereich ein Schlitzfenster Das flachspitzbogige Hauptportal befindet sich unter einem verschieferten Vordach in einem niedrigeren Vorbau dessen Pultdach sich an den Turm anschmiegt Die nordostliche Giebelseite ist als Schauseite gestaltet die durch eine grosse Rundblende mit drei grossen und drei kleinen Rundfenstern beherrscht wird Im unteren Bereich sind drei flachspitzbogige Fenster eingelassen Im Sudwesten ist ein rechteckiger Chorabschluss mit grossem Rundfenster das die Opferung Isaaks zeigt in einer flachspitzbogigen Nische angebaut und in der Sudecke zwischen Nebenschiff und Rechteckchor eine rechteckige Sakristei 18 Ausstattung Bearbeiten nbsp Blick auf das Seitenschiff nbsp AltarraumDas Langschiff wird von einem holzernen Tonnengewolbe das Seitenschiff von einer flachen Balkendecke abgeschlossen 1 Im Nordosten und Sudosten sind holzerne Emporen eingebaut Die nordostliche Empore dient als Aufstellungsort fur die Orgel und ruht auf einem profilierten Holzpfosten mit je vier geschweiften Bugen Die Balkendecke des Seitenschiffs ruht auf einem Unterzug der von einem Pfosten mit vier Bugen gestutzt wird der die Empore einbezieht Der Blockaltar aus rotem Sandstein ist um eine Stufe erhoht Die Kanzelbibel mit eigenhandiger Widmung wurde von Kaiserin Auguste Victoria gestiftet 19 Des Weiteren wurden Altar und Pultbekleidungen zwei Kelche mit Patene und ein Krankenkommunionsbesteck sowie ein Altarkreuz gespendet Die alten Vasa Sacra werden neben dem Altarraum in einer Glasvitrine ausgestellt ebenfalls das alte Kruzifix das auf einer Stufenpyramide steht Die Kreuzesarme tragen am Ende die Namen der vier Evangelisten Das heute verwendete Altarkreuz ist schlicht und ohne Korpus Drei Kreuzesarme enden in einem Dreipass Die polygonale Kanzel im Westen aus rotem Sandstein ruht auf einem breiten Fuss Ihre Kanzelfelder waren einst mit Darstellungen der vier Evangelisten bemalt und sind heute hellblau gefasst Die Profile sind vergoldet Das holzerne Kirchengestuhl in der Breite der beiden Schiffe lasst einen Mittelgang frei Orgel Bearbeiten nbsp Orgelprospekt von 1902Der Vorgangerbau verfugte mindestens ab 1673 uber eine Orgel da fur dieses Jahr eine Jahresbesoldung des Organisten uber zwei Gulden ausgewiesen ist Im Jahr 1800 wurden Zimmerarbeiten an der Orgelbuhne verrichtet 20 Eine neue Orgel von Orgelbauer Leicht aus Giessen wurde 1839 1840 angeschafft und dafur eine Orgelempore errichtet nachdem die Gemeinde langere Zeit ohne Orgel war Orgelbauer Friedrich Weller aus Wetzlar erweiterte das Instrument um ein Pedalregister Ludwig Eichhorn aus Weilmunster reparierte das Instrument 1877 und ersetzt zehn Pfeifen Im Zuge des Kirchenneubaus wurde 1901 eine neue Orgel ausgeschrieben Forster amp Nicolaus Orgelbau erhielt den Zuschlag Die Orgel hinter neugotischem Prospekt wurde am 22 Oktober 1901 genehmigt und am 20 Juni 1902 abgenommen Wahrend der Bauzeit oder spater ist die ursprunglich vorgesehene Disposition verandert und von sieben auf neun Register erweitert worden 21 Statt der Springwindlade erhielt das Instrument eine pneumatische Traktur Die Erbauerfirma setzte die Orgel 1930 instand Willi Peter aus Koln baute 1969 ein neues Werk hinter dem historischen Prospekt Die Orgel verfugt uber sieben Register und eine mechanische Spiel und Registertraktur 22 I Manual C f3Prastant 8 Holzgedackt 8 Prinzipal 4 Nachthorn 4 Oktave 2 Sesquialter III Pedal C f1Subbass 16 Koppeln II I I P II PGelaut BearbeitenDer Dachreiter der alten Kirche beherbergte zwei Glocken Nachdem die grossere Glocke 1835 gesprungen war wurde sie von Andreas Otto aus Giessen umgegossen 1867 schaffte die Gemeinde eine kleine dritte Glocke von Georg Hamm aus Kaiserslautern an 23 Sie fiel 1884 herunter und beschadigte die mittlere Glocke 1885 goss Georg Otto aus beiden beschadigten Glocken eine grossere neue 24 Sie hatte ein Gewicht von 668 Pfund Eine grosse Glocke wurde 1899 vom ortsansassigen Konsumverein fur die neue Kirche gestiftet von der Firma Rincker gegossen und zunachst in einem provisorischen Glockenstuhl aufgehangt Am Silvestertag des Jahres wurde sie eingeweiht als sie im neuen Turm das neue Jahr 1900 einlautete 25 Sie wurde 1917 abgeliefert und fur Rustungszwecke eingeschmolzen ebenso wie die zinnenen Prospektpfeifen der Orgel Als Ersatz wurde 1924 eine neue Rincker Glocke 340 kg angeschafft die zusammen mit der von 1867 im Jahr 1942 ebenfalls eingeschmolzen wurde 26 Rincker goss 1950 ein neues Zweiergelaut fur 6510 DM zuzuglich der Kosten fur die Inschriften 27 Nr Gussjahr Giesser Gussort Durchmesser mm Masse kg Schlagton Inschrift 1 1950 Rincker Sinn 1060 660 fis1 BEHUETE UNS VOR KRIEGES NOT UND LEID DEM FRIEDEN HERR SEI UNSER DIENST GEWEIHTGEGOSSEN IM JAHRE 1950 ZUM 50 JAEHRIGEN JUBILAEUM DER KIRCHE IN FELLINGSHAUSEN 2 1950 Rincker Sinn 890 390 a1 DEN TOTEN ZUM GEDAECHNIS DEN LEBENDEN ZUR MAHNUNGGEGOSSEN IM JAHRE 1950 ZUM 50 JAEHRIGEN JUBILAEUM DER KIRCHE IN FELLINGSHAUSEN Literatur BearbeitenGeorg Dehio Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 Dunsberg Verein Biebertal e V Hrsg Der Dunsberg und das Biebertal 3 Auflage Bruhlsche Universitatsdruckerei Giessen 1989 ISBN 3 9800654 1 3 Gemeinde Biebertal Hrsg Gerhard Augst Bearb 750 Jahre Fellingshausen 1263 2013 Ein Dorf im Wandel der Zeit Gemeinde Biebertal Biebertal 2013 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Karlheinz Lang Bearb Kirchstrasse 6 Ev Kirche In Kulturdenkmaler in Hessen Landkreis Giessen III Die Gemeinden Allendorf Lumda Biebertal Heuchelheim Lollar Staufenberg und Wettenberg Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 2010 ISBN 3 8062 2179 0 S 88 Frank Reif Fellingshausen Das Dorf seine Menschen und ihre Spuren auf dem Gang durch die Zeiten Reif Biebertal 1994 Willy Steinmuller Die Kirchengemeinde Fellingshausen und ihre Kirchen Beer Heuchelheim Kinzenbach 1998 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Evangelische Kirchen in und um Giessen Dekanat Giessen Fellingshausen Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 16 August 2014 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Kulturdenkmaler in Hessen 2010 S 88 Fellingshausen Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 16 August 2014 Steinmuller Die Kirchengemeinde Fellingshausen 1998 S 310 Steinmuller Die Kirchengemeinde Fellingshausen 1998 S 204 Dunsberg Verein Biebertal e V Hrsg Der Dunsberg und das Biebertal 1989 S 294 Reif Fellingshausen 1994 S 161 Steinmuller Die Kirchengemeinde Fellingshausen 1998 S 209 f Webauftritt der Kirchengemeinde auf der Website des Dekanats Giessen abgerufen am 15 September 2021 Reif Fellingshausen 1994 S 153 f Reif Fellingshausen 1994 S 63 Reif Fellingshausen 1994 S 154 Reif Fellingshausen 1994 S 66 Steinmuller Die Kirchengemeinde Fellingshausen 1998 S 320 Steinmuller Die Kirchengemeinde Fellingshausen 1998 S 217 f Steinmuller Die Kirchengemeinde Fellingshausen 1998 S 329 f Giessener Allgemeine Zeitung vom 14 April 2023 Kirchendachsanierung abgeschlossen abgerufen am 17 April 2023 Reif Fellingshausen 1994 S 152 Steinmuller Die Kirchengemeinde Fellingshausen 1998 S 274 Reif Fellingshausen 1994 S 159 Reif Fellingshausen 1994 S 153 Franz Bosken Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Band 7 1 Band 2 Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden Teil 1 A K Schott Mainz 1975 ISBN 3 7957 1307 2 S 184 Orgel in Fellingshausen Hellmut Schliephake Glockenkunde des Kreises Wetzlar In Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft Lahntal e V 12 Jahrbuch 1989 ISSN 0722 1126 S 5 150 hier S 135 Steinmuller Die Kirchengemeinde Fellingshausen 1998 S 240 252 Reif Fellingshausen 1994 S 67 Nach Reif Fellingshausen 1994 S 159 wurden 1917 zwei Glocken eingeschmolzen eine grosse mit 1 09 Meter Durchmesser und 784 kg Gewicht und eine kleine mit 0 72 Meter und 223 kg Steinmuller Die Kirchengemeinde Fellingshausen 1998 S 334 Kirchen in der Gemeinde Biebertal Evangelische Kirche Bieber Evangelische Kirche Fellingshausen Evangelische Kirche Frankenbach Biebertal Evangelische Kirche Konigsberg Biebertal Evangelische Kirche Krumbach Biebertal St Anna Rodheim Bieber Evangelische Kirche Rodheim Bieber Evangelische Kirche Vetzberg 50 641245 8 599323 Koordinaten 50 38 28 5 N 8 35 57 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Fellingshausen amp oldid 232925819