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Erwin Hermann Lambert 7 Dezember 1909 in Schildow 15 Oktober 1976 in Stuttgart war ein deutscher Maurermeister und NSDAP Mitglied Er errichtete u a die Gaskammern fur die Totungsanstalten der Aktion T4 sowie in den Vernichtungslagern der Aktion Reinhardt Erwin Lambert Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Ausbildung 2 Bei der Aktion T4 3 Bei der Aktion Reinhardt 4 In Oberitalien 5 Gefangennahme und Verurteilung 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenJugend und Ausbildung BearbeitenErwin Hermann Lambert wurde als Sohn der Eheleute Hermann und Minna Lambert in Schildow Kreis Niederbarnim bei Berlin am 7 Dezember 1909 geboren und hatte noch eine Schwester Sein Vater fiel bereits 1915 im Ersten Weltkrieg seine Mutter heiratete spater einen Bauunternehmer Lambert gehorte der Evangelischen Kirche an und besuchte die Volksschule in Schildow Anschliessend begann er eine Schlosserlehre Nach einem Jahr entschied er sich fur eine Maurerlehre die er nach drei Jahren mit der Gesellenprufung vollendete Nach drei Semestern auf der Baugewerbeschule in Berlin Mitte der Zwanziger Jahre und einer praktischen Tatigkeit bei verschiedenen Baufirmen absolvierte er 1936 37 erfolgreich die Maurermeisterprufung 1939 war er als Maurerpolier bei der Baufirma Vollmann und Schmidt in Berlin beschaftigt Bei der Aktion T4 BearbeitenBereits am 1 Marz 1933 war er der NSDAP beigetreten Mitgliedsnummer 1 491 565 und 1938 und 1939 Blockleiter der Partei in Schildow Zu Beginn des Jahres 1940 wurde er von der Gemeinnutzigen Stiftung fur Anstaltspflege dienstverpflichtet einer von mehreren Tarnorganisationen der Kanzlei des Fuhrers die mit der Durchfuhrung der Aktion T4 also der Totung von Geisteskranken und Behinderten beauftragt war Die Buros dieser Stiftung befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch im Columbushaus am Berliner Potsdamer Platz Vom Leiter dieser Organisation Schneider wurde Lambert uber deren Aufgaben und ihren Status als Geheime Reichssache instruiert Die Verpflichtung zur Geheimhaltung hatte er schriftlich zu bestatigen Lamberts erste Aufgabe war der Umbau der Villa in der Berliner Tiergartenstrasse 4 Hier wurden Buros fur die Tarnorganisationen eingerichtet Nach dieser Adresse wurde die Euthanasie Aktion kunftig mit der Abkurzung T4 bezeichnet Die zentrale Dienststelle in der genannten Villa verfugte den Einsatz Lamberts als Maurermeister fur den Einbau von Gaskammern in den Euthanasie Totungsanstalten Hartheim Sonnenstein Bernburg und Hadamar Die so gewonnenen Erfahrungen pradestinierten Lambert als Spezialisten fur Totungsanlagen wo immer solche gebraucht wurden Im Marz 1940 begann er mit den Umbauarbeiten in Hartheim die etwa vier bis funf Wochen in Anspruch nahmen Seine Tatigkeit schildert er nach Kriegsende wie folgt Bei meinem ersten Einsatz in Hartheim musste in einem Raum ein Durchbruch gebrochen werden Alsdann wurde eine Tur angebracht die fur Luftschutzraume Verwendung fand In diesem Raum war bereits eine normale Tur Diese wurde beseitigt und durch eine weitere Luftschutztur ersetzt Das war der Raum der dann in Hartheim als Vergasungsraum benutzt worden ist Mit dem Krematoriumsbau in Hartheim hatte ich nichts zu tun Das war Sache der Firma Kori aus Berlin An dem Vergasungsraum in Hartheim ist auch ein Guckloch angebracht worden Vom Hof her war eine alte Tur vorhanden Diese wurde nicht beseitigt sondern es wurde nur die innere Turlaibung zugemauert Es blieb allerdings Raum fur ein kleines Guckloch in Kopfhohe Man konnte also die alte Tur vom Hof aus offnen stand dann vor der zugemauerten inneren Turlaibung und konnte durch das Guckfenster in den Vergasungsraum sehen 1 Nach seinem letzten Einsatz in Hadamar und einem Weihnachtsurlaub 1940 wurde er mit dem Umbau eines Gebaudes am Attersee in Osterreich als Erholungsheim fur die T4 Angehorigen beauftragt Bei der Aktion Reinhardt BearbeitenIm Fruhsommer 1942 wurde Lambert als SS Unterscharfuhrer nach Lublin im Generalgouvernement zur Verwendung im Rahmen der Aktion Reinhardt entsandt und dort von SS Hauptsturmfuhrer Richard Thomalla mit der baulichen Verbesserung des Vernichtungslagers Treblinka beauftragt So leitete er die Errichtung von Baracken Zaunen und anderen Lagereinrichtungen durch ukrainische und polnische Handwerker Mit dem Eintreffen des ersten Lagerkommandanten Irmfried Eberl im Juli 1942 und der Liquidierung des Warschauer Ghettos begannen die Vergasungen in Treblinka Hieran war Lambert allerdings nicht beteiligt Seine dortigen Aufgaben werden im Urteil des Landgerichts Dusseldorf vom 3 September 1965 Az 8 I Ks 2 64 wie folgt beschrieben Der Angeklagte Lambert gehorte nicht zur deutschen Stammbesatzung des Vernichtungslagers Treblinka Als fliegender Baumeister der Dienststelle T4 wurde er uberall dort eingesetzt wo im Rahmen der Euthanasie und der Judenvernichtung Bauarbeiten zu verrichten waren worunter insbesondere die Erstellung von Gaskammern fiel In Treblinka hatte der Angeklagte als Bauspezialist eine sehr freie Stellung Er brauchte sich an dem ubrigen Lagerbetrieb insbesondere an der eigentlichen Abfertigung von Transporten nicht zu beteiligen Ein grosser Teil der Lagereinrichtungen wurde unter seiner Leitung nach schon vorliegenden Planen gebaut oder umgebaut Bei seinem ersten Aufenthalt im Lager errichtete er mit Hilfe von Ukrainern judischen Haftlingen aus dem benachbarten Arbeitslager und freien polnischen Handwerkern unter anderem verschiedene Baracken den Lagerzaun und andere Zaune innerhalb des Lagers sowie den Munitionsbunker Bei seinem zweiten Aufenthalt in Treblinka baute er insbesondere die grosse neue Gaskammer auf deren Fundamente allerdings bei seiner Ankunft schon etwa 70 cm hoch gemauert waren Dabei halfen ihm Ukrainer und judische Haftlinge des Vernichtungslagers Bei seinem dritten Aufenthalt in Treblinka nahm er insbesondere Reparatur und Umbauarbeiten an bereits vorhandenen Gebauden vor Diese Feststellungen beruhen auf der Einlassung des Angeklagten und auf den Angaben seiner neun Mitangeklagten Der Verdacht dass Lambert an der baulichen Planung und dem Entwurf der grossen Gaskammer in Treblinka beteiligt gewesen ist hat sich in der Hauptverhandlung nicht bestatigt da es nicht auszuschliessen ist dass die Lubliner Stellen in Verbindung mit der Zentralen Bauleitung der SS in Warschau die Bauplanung fur die drei Vernichtungslager Belzec Treblinka und Sobibor allein ubernommen hatten Ebensowenig haben sich hinreichende Verdachtsmomente dafur ergeben dass Lambert Angehorige des Baukommandos das ihm jeweils wahrend seines dreimaligen Aufenthaltes in Treblinka unterstellt war misshandelt oder getotet hat Der uneidlich vernommene Zeuge Gol hat zwar behauptet dass Lambert mehrere judische Ingenieure darunter den Bauingenieur Lubelczyk getotet habe Dieser Zeuge ist jedoch nicht zuverlassig und glaubwurdig 2 Aufgrund einer Erkrankung im Juli 1942 konnte Lambert mehrere Wochen in seinem Heimatort Schildow verbringen Nach seiner Genesung wurde er mit dem Auftrag nach Hartheim entsandt dort eine Filmkammer einzurichten Anschliessend hatte er das T4 Erholungsheim am Attersee erneut baulich zu uberholen Noch im August 1942 kehrte er nach Treblinka zuruck wo er die Leitung fur den Bau einer bereits begonnen grosseren Gaskammer ubernahm und hier seine Spezialkenntnisse einbrachte Im September oder Oktober 1942 wurde er mit dem gleichen Auftrag in das Vernichtungslager Sobibor befohlen Schliesslich war er noch beim Aufbau der Arbeitslager Dorohucza bei Lublin und Poniatowo bei Opole beteiligt Danach wurde er wieder nach Berlin zuruckbeordert und fur Bauarbeiten in Bernburg eingesetzt Im Fruhjahr 1943 fuhrte er erneut Umbauten und Reparaturen im Vernichtungslager Treblinka am T4 Erholungsheim und in der NS Totungsanstalt Hartheim aus Schliesslich war Lambert noch bei der Verlegung der T4 Dienststelle von Berlin nach Gut Steineck bei Bad Schonfliess im Kreis Konigsberg in der Neumark tatig In Oberitalien BearbeitenNach einem mehrwochigen Weihnachtsurlaub 1943 in seinem Heimatort wurde er Anfang 1944 wie die Mehrzahl des Personals der Aktion Reinhardt nach deren Abschluss nach Triest versetzt um dort als Polizeioberwachtmeister bei der Strassensicherung in der Operationszone Adriatisches Kustenland zwischen Triest und Fiume verwendet zu werden Ausserdem hatte er noch im Fruhjahr 1944 im italienischen Lager San Sabba einen Trockenofen der ehemaligen Reismuhle in ein Krematorium umgebaut der am 4 April 1944 in Betrieb genommen wurde 3 Aus seiner am 3 Juni 1944 geschlossenen Ehe mit einer Pflegerin in Hartheim die er bei einem Bunten Abend im KZ Mauthausen kennengelernt hatte gingen zwei Tochter hervor Gefangennahme und Verurteilung BearbeitenAm 15 Mai 1945 wurde Lambert von den Briten gefangen genommen und an die US Amerikaner ausgeliefert die ihn in ein Lager ins wurttembergische Aalen brachten Nach Waiblingen entlassen zog er zunachst nach Schwaikheim und liess sich dann in Stuttgart nieder Dort machte er sich als Fliesenleger selbstandig Bei der Entnazifizierung in Schwaikheim wurde Lambert als Mitlaufer eingestuft Mit Urteil des Landgerichts Dusseldorf vom 3 September 1965 Az I Ks 2 64 wurde er im sogenannten Treblinka Prozess wegen Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord an mindestens 300 000 Personen zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt Im Sobibor Prozess verurteilte ihn das Landgericht Hagen am 20 Dezember 1966 wegen gemeinschaftlicher Beihilfe zum Mord an mindestens 57 000 Menschen zu drei Jahren Zuchthaus Az 11 Ks 1 64 Literatur BearbeitenErnst Klee Euthanasie im NS Staat Die Vernichtung lebensunwerten Lebens S Fischer Verlag Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 10 039303 1 Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 596 24364 5 Eugen Kogon Hermann Langbein Adalbert Ruckerl Nationalsozialistische Massentotungen durch Giftgas Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 596 24353 X LG Dusseldorf 3 September 1965 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Band XXII bearbeitet von Irene Sagel Grande Adelheid L Ruter Ehlermann H H Fuchs C F Ruter University Press Amsterdam 1981 Nr 596 S 1 238 Verfahrensgegenstand Vergasung von mindestens 700 000 uberwiegend judischer Manner Frauen und Kinder sowie in der Minderzahl auch von Zigeunern Todliche Misshandlung Erschiessung Erschlagung und Erhangung einzelner Haftlinge sowie Zerfleischung durch Barry den Hund des Lagerkommandanten Weblinks BearbeitenBrigitte Kepplinger Die Totungsanstalt Hartheim 1940 1945 PDF Datei 197 kB In antifa info at Abgerufen am 21 Februar 2020 Anmerkungen Bearbeiten Landgericht Dusseldorf Urteil vom 3 September 1965 Az 8 I Ks 2 64 Treblinka Prozess Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Abteilung 63 1a 877 Ks 1 69 Zeugeneinvernahme Erwin Lambert 15 September 1965 zitiert nach Brigitte Kepplinger Die Totungsanstalt Hartheim 1940 1945 Seite 5 siehe Weblink Risiera di San Sabba La Risiera In risierasansabba it Abgerufen am 5 Marz 2020 italienisch Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 21 Februar 2020 PersonendatenNAME Lambert ErwinALTERNATIVNAMEN Lambert Erwin Hermann vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Maurermeister und NSDAP MitgliedGEBURTSDATUM 7 Dezember 1909GEBURTSORT SchildowSTERBEDATUM 15 Oktober 1976STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erwin Lambert amp oldid 227944294