www.wikidata.de-de.nina.az
Ernst Christian August Freiherr von Gersdorff 23 November 1781 in Herrnhut Sachsen 19 Oktober 1852 in Weimar war von 1819 bis 1848 Staatsminister Sachsen Weimar Eisenachs Diplomat und Teilnehmer des Wiener Kongresses Ernst Christian August von Gersdorff Portrat von 1829Gedenktafel am Haus Wielandstrasse 2 in Weimar Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Jugend und beruflicher Aufstieg 3 Teilnahme am Wiener Kongress 4 Verfassung und Staatsreform 5 Familiares 6 Schriften 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenErnst Christian August Freiherr von Gersdorff wurde in der frommen und streng protestantischen Gemeinde Herrnhut bei Zittau in Sachsen geboren Die dort angesiedelten Familien lebten nach ihrem Verstandnis des Evangeliums und legten sich freiwillig strenge Regeln im Bezug auf gottesfurchtiges Verhalten auf etwa durch tagliche Bibellesungen Alle Einwohner trugen die gleiche schlichte Tracht Seine Eltern waren Ernst Sigismund von Gersdorff 1737 97 und dessen Ehefrau Beata Christiane Charlotte geb von Schweinitz 1738 1785 eine Tochter des Hans Christian von Schweinitz Sein Vater war Herr auf Ober und Niederaltseidenberg sowie Neuklix in der Oberlausitz ferner Senior civis der Herrnhuter Bruder Unitat Der Jurist und Homoopath Heinrich August von Gersdorff war sein Stiefbruder und der zweiten Ehe seines Vaters mit der Grafin Charlotte geb von Pfeil Jugend und beruflicher Aufstieg BearbeitenSchon mit vier Jahren verlor von Gersdorff die Mutter und besuchte ab 1788 das Padagogium in Niesky Dort lernte er Latein und Altgriechisch was sich auf seinem weiteren Lebensweg als nutzlich erweisen sollte Ab 1801 studierte er an der Universitat in Leipzig spater in Wittenberg Jura und klassische Philologie Nach drei Jahren musste er jedoch die Universitat wegen eines Duells verlassen und wurde Leutnant des Dresdener Corps der Sachsischen Garde obwohl ihn dies nicht sonderlich begeisterte 1807 wurde von Gersdorff durch Herrnhuter Beziehungen Assessor kurze Zeit spater sogar Regierungsrat im Zivildienst des Herzogtums Sachsen Weimar Eisenach Schon 1810 wurde er durch Dekret des Herzogs Karl August aufgrund seiner Gelehrsamkeit und Geschaftstuchtigkeit als Geheimer Assistenzrat in das Geheime Consilium das Beratungsorgan des Herzogs nach Weimar berufen Mit der Position des Vizeprasidenten des Landschaftskollegiums wurde ihm 1812 ein wichtiges finanzielles Amt anvertraut Kaum 30 Jahre alt folgte dann das Amt als Prasident des Kammerkollegiums In wenigen Jahren konnte sich von Gersdorff in den verschiedenen Zweigen der praktischen Staatsverwaltung bewahren ehe er ein vollig neues Feld das der europaischen Diplomatie betrat Statt Johann Wolfgang von Goethe der aufgrund seines hohen Alters nicht am Wiener Kongress teilnehmen wollte vertraute der Herzog dem 32 jahrigen Gersdorff die Fuhrung der Sachsen Weimar Eisenacher Delegation an In Anerkennung seiner Verdienste wurde ihm am 30 Januar 1816 das Grosskreuz des Hausordens vom Weissen Falken des Grossherzogtums Sachsen Weimar Eisenach verliehen 1 Teilnahme am Wiener Kongress BearbeitenNach acht Tagen Reise traf die Abordnung am 15 September 1814 in Wien ein wo sie uber ein Jahr bleiben sollten Fur von Gersdorff sollte es die Zeit werden in der er mit den bekanntesten Staatsmannern seiner Zeit zusammentraf und die sein politisches Denken pragte Trotz seines schweren Standes als Vertreter eines kleinen Staates erhielt er durch sein weltmannisches Auftreten viel Aufmerksamkeit fur die Interessen seines Landes Es gelang ihm bei den preussischen Gesandten Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein Karl August von Hardenberg und Wilhelm von Humboldt eine Vertretung der kleinen Fursten durchzusetzen Sein Wirken in Wien war trotz seiner geringen Machtmittel so erfolgreich dass das Herzogtum Sachsen Weimar Eisenach als Folge der Wiener Vereinbarungen einen erheblichen Gebietszuwachs verzeichnen konnte auch wenn der Staat einige bisherige Territorien verlor und nachfolgend zum Grossherzogtum erhoben wurde Als Zeichen der Anerkennung erfolgte fur von Gersdorff die Ernennung zum Geheimen Rathe Ein Rittergut als Ehrengeschenk lehnte er jedoch bescheiden ab erbat stattdessen ein lebensgrosses Bild seines Fursten Verfassung und Staatsreform BearbeitenIm April 1816 beteiligte sich von Gersdorff als Vertreter der Regierung an den Beratungen uber eine Landesverfassung fur den Weimarer Staat Dieses neue Grundgesetz wurde noch im Mai desselben Jahres publiziert Allerdings hatte die Verfassung die u a auch Bestimmungen zur Pressefreiheit vorsah nicht lange Bestand Auf Druck Preussens und Osterreichs die in ihr einen Verstoss gegenuber den Karlsbader Beschlussen sahen musste sie zuruckgenommen werden Nachdem der Grossherzog von Gersdorff auch zum Leiter des landschaftlichen Finanzhaushaltes gemacht hatte widmete er sich in den folgenden Jahren der Finanzreform des Weimarer Staates Dabei wurden nicht nur verschiedene Verwaltungsmangel abgestellt sondern auch die Verwaltung und Bestimmung des furstlichen Kammervermogens an gesetzliche Normen gebunden Ein Ergebnis einer Reform der Steuerverwaltung war 1822 die Einfuhrung einer Einkommensteuer Nach dem Tod des Grossherzogs behielt sein Sohn und Nachfolger Carl Friedrich die Ratgeber des Vaters bei Von Gersdorff gehorte somit auch der neuen Regierung als Minister und Chef des Finanz Departements an Am 26 Marz 1832 fuhrte er als Staatsminister den Trauerzug fur Johann Wolfgang von Goethe in Vertretung des abwesenden Grossherzogs durch die Strassen Weimars an Gegen den Widerstand verschiedener Kreise sprach sich von Gersdorff fur einen Anschluss an das preussische Zollsystem aus Sein Eintreten fur die Annaherung an Preussen wurde mit der Verleihung des Grosskreuzes des preussischen Roten Adlerordens gewurdigt 2 Den Beitritt zum Zollverein vollzog das Grossherzogtum daher im Jahr 1833 Die Absicht die grundherrlichen Gerechtsame des Grossherzogs abzulosen konnte von Gersdorff nicht mehr umsetzen Auch in Weimar wurde die alte Regierung im Fruhjahr 1848 durch eine Marzregierung abgelost Von Gersdorff zog sich daraufhin von allen Staatsgeschaften zuruck verfasste aber noch in den 1850er Jahren einige Denkschriften Familiares Bearbeiten nbsp Jenny von Pappenheim Tochter Jerome BonapartesGersdorffs erste Frau Amalie von Damnitz Tochter des Kanzlers Johann Christian von Damnitz 1747 1818 in Eisenach starb nach nur vier Jahren Ehe nach der Geburt ihres zweiten Kindes im Jahre 1811 Am 20 Januar 1816 ging Ernst von Gersdorff eine zweite Ehe ein Er verheiratete sich mit der Grafin Diana Rabe von Pappenheim einer jungen Witwe die mit ihrer dreijahrigen Tochter Jenny seit einem Jahr bei ihrer alteren Schwester Isabelle der Frau des Generals August Karl von und zu Egloffstein in Weimar lebte Diana stammte aus der Familie Waldner von Freundstein einem alten deutsch elsassischen Adelsgeschlecht dessen Grundbesitz und Einkunfte infolge der Franzosischen Revolution stark vermindert worden waren Im jugendlichen Alter wurde sie 1804 Hofdame der Grossfurstin Maria Pawlowna die kurz zuvor den Erbherzog Carl Friedrich geheiratet hatte Diana heiratete den 20 Jahre alteren Kammerherrn Wilhelm Maximilian Rabe von Pappenheim mit dem sie zwei Sohne hatte Ihr Ehemann wurde vom Konig von Westphalen Jerome Bonaparte zum Oberzeremonienmeister ernannt und in den Grafenstand erhoben allerdings erst nachdem seine schone Frau dem westphalischen Konig eine Tochter geboren hatte Eine weitere Tochter der beiden wurde 1813 geboren Nach dem Tode Wilhelm Rabe von Pappenheims im Januar 1815 zog Diana zuruck nach Weimar und heiratete Gersdorff nach dessen Ruckkehr aus Wien Die Ehe wahrte 28 Jahre und basierte auf gegenseitiger Achtung Zuneigung und Vertrauen An einem stetig zunehmenden Gallenleiden erkrankt nahm Diana von Gersdorff seit 1830 an den Brunnenkuren von Karlsbad oder Bad Kissingen teil lehnte jedoch eine Operation ab da sie eine solche fur zu gefahrlich hielt Sie starb am 18 Dezember 1844 an ihrer Krankheit Rund acht Jahre spater starb Ernst Christian August Freiherr von Gersdorff am 19 Oktober 1852 an Gelbsucht Die Tochter Cecile 1821 heiratete den Grafen Friedrich von Beust 1813 1889 dieser war sachsen weimarischer Wirklicher Geheimerrat Oberhofmarschall sowie Generalleutnant und General Adjutant Beide hatten auch einen Sohn der Karl August von Gersdorff hiess Er heiratete seine Cousine Augusta Theodora Waldner von Freundstein Tochter des Grafen Theodor Waldner von Freundstein 1786 1864 3 4 Dieser war der Bruder von Diana von Gersdorff Schriften BearbeitenPhiloctetes Tragodie des Sophocles Ubers Ernst Christian August von Gersdorff Weimar 1827 Preussens erbliche Pairschaft hervorgerufen durch die Konigliche Botschaft vom 7 Januar 1850 Weimar 1850 Stammtafeln des Grossherzoglichen Hauses Sachsen Weimar Eisenach Weimar 1842 Ansicht des Verhaltnisses der Erklarung Sr Majestat des Konigs von Hannover Ernst August I an das Staats Grundgesetz vom 26 September 1833 weder in formeller noch materieller Hinsicht gebunden zu seyn zu dem offentlichen Rechte des deutschen Bundes und der Bundesstaaten Weimar 1837 Literatur BearbeitenUlrich Hess Gersdorff Ernst Christian August Freiherr von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 320 f Digitalisat Gerhard Muller Ernst Christian August von Gersdorff und die Entstehung des Grundgesetzes einer landstandischen Verfassung fur das Grossherzogtum Sachsen Weimar Eisenach In 175 Jahre Parlamentarismus in Thuringen 1817 1992 1992 S 42 f Gottfried Theodor Stichling Ernst Christian August Freiherr von Gersdorff Weimarischer Staatsminister nach seinem Leben und Wirken Weimar 1853 Hans Tummler Ernst August von Gersdorff Weimars Reformminister der Goethe Zeit ein Schuler des Freiherrn vom Stein Grote Koln 1980 ISBN 3 7745 6449 3 Hugo Schramm Macdonald Gersdorff Ernst Freiherr von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 9 Duncker amp Humblot Leipzig 1879 S 52 f Jennifer Buttner Isabel Heide Alexander Pappe Franziska Schedewie Alexander Spirawski Oskar Kilian Wasielewski Hrsg Der Bericht Ernst August von Gersdorffs an Herzogin Louise uber den Wiener Kongress 1814 15 Zeitschrift fur Thuringische Geschichte Beiheft 46 Leipziger Universitatsverlag Leipzig 2023 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ernst Christian August von Gersdorff Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten http zs thulb uni jena de rsc viewer jportal derivate 00226358 Weimarisches Wochenblatt 1816 0045 tif Hubert Erzmann Rainer Wagner Herausgeber Weimar von unten betrachtet Bruchstucke einer Chronik von 1806 bis 1835 aufgezeichnet von Franz David Gesky Glaux Verlag Jena 1997 S 199 ISBN 3 931743 15 2 Genealogische Webseite zu dem Paar Zum Besitztum des Paares in SchlesienNormdaten Person GND 116591455 lobid OGND AKS LCCN n85159954 VIAF 13062460 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gersdorff Ernst Christian August vonALTERNATIVNAMEN Gersdorff Ernst Christian August Freiherr von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Diplomat und Teilnehmer des Wiener KongressesGEBURTSDATUM 23 November 1781GEBURTSORT HerrnhutSTERBEDATUM 19 Oktober 1852STERBEORT Weimar Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Christian August von Gersdorff amp oldid 236833413