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Erich Diehl 13 Januarjul 25 Januar 1890greg in Dunaburg Daugavpils 2 Juni 1952 in Jena war ein deutschbaltischer Klassischer Philologe Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErich Diehl war der Sohn des Diplom Ingenieurtechnikers Wilhelm Diehl und seiner Frau Clara geb Jensen Sein Vater war bei einem russischen Eisenbahnprojekt beschaftigt weshalb die Familie mehrmals umzog Erich Diehl besuchte ab 1897 die Petri Paul Schule in Moskau und von 1902 bis 1908 das reformierte St Petri Gymnasium in St Petersburg Das Reifezeugnis bestand er als Klassenbester primus omnium mit Auszeichnung Fur seine hervorragenden Leistungen wurde ihm eine Goldmedaille verliehen Von 1908 bis 1913 studierte Diehl Klassische Philologie an der Universitat St Petersburg Von 1912 bis 1915 arbeitete Diehl als Hilfslehrer an den Petersburger Schulen St Petri und Catharinen Seine akademischen Lehrer Michael Rostovtzeff und Tadeusz Stefan Zielinski fuhrten ihn an die Altertumswissenschaft heran und forderten seine Laufbahn 1913 nach dem Staatsexamen und der Diplomprufung erhielt Diehl ein staatliches Stipendium das ihm die Vorbereitung auf eine wissenschaftliche Laufbahn ermoglichte Von 1913 bis 1915 nahm er an mehreren Grabungskampagnen in Olbia am Schwarzen Meer teil wo er den Grundstein fur seine spateren topografischen Forschungen legte Wahrend des Studiums war Diehl ehrenamtlich als Vorstand des studentischen Vereins der Philologen und als Bibliothekar am Seminar fur Klassische Philologie tatig Im April 1916 legte er bei Zielinski das Magisterexamen ab Auf Zielinskis Anregung hin beschaftigte sich Diehl mit den literarischen Papyri In seiner Diplomarbeit 1913 hatte er die Tragodie Eurypylos des Sophokles rekonstruiert In seiner Magisterarbeit 1916 rekonstruierte er die Aitia des Kallimachos dessen Werk fortan einen Forschungsschwerpunkt von Diehl darstellte Nach zwei Probevorlesungen erhielt Diehl die venia legendi im Fach Klassische Philologie Im Sommer 1916 nahm er an einer Expedition nach Turkmenistan teil bei der zahlreiche romische Munzen gefunden wurden Zur Bearbeitung dieses Fundes kam Diehl wegen der Ereignisse der Russischen Revolution nicht mehr Zum 1 Juli 1917 nahm Diehl einen Ruf auf den Lehrstuhl fur Klassische Philologie an der Universitat Tomsk an den ihm die Gelehrtenkommission der provisorischen Regierung angetragen hatte In Tomsk ubernahm Diehl zahlreiche neue Pflichten Er wurde Grundungsmitglied der Gesellschaft fur Geschichte Archaologie und Ethnografie und Prodekan spater Dekan der philosophischen Fakultat Er gehorte auch dem Aufsichtsrat der Universitat und dem Direktorium der Lehrerbildungsanstalt fur neue Sprachen an 1921 heiratete er die Baltendeutsche Mary Waldenburg Neben allen Aufgaben blieb Diehl weiterhin produktiv Er verfasste wissenschaftliche und populare Aufsatze und hielt verschiedene Vortrage in Tomsk Dennoch war er unzufrieden und nahm daher gern das Angebot der Universitat Riga an dorthin umzusiedeln An Ernst Felsberg einen Professor und leitenden Mitarbeiter der Universitat schrieb er in seinem Antwortbrief Erstens wurde ich mit Freuden in meiner Vaterstadt arbeiten um zu ihrem geistigen Emporbluhen beizutragen Zweitens halte ich es fur meine Pflicht der Wissenschaft die hier in Tomsk von Staatswegen unterdruckt wird eine neue Statte zu bereiten Den Dank fur Errettung aus geistiger und korperlicher Zwangsarbeit erstatte ich der Heimat gern und voll mit meiner ganzen Lebensarbeit ab 1 So zog Diehl im Sommer 1922 nach Riga wo er sich und seiner Familie eine neue Existenz aufbaute Seine Tochter wurden 1922 und 1923 seine Sohne 1926 und 1931 geboren Da Diehl anfangs die lettische Sprache nicht beherrschte und seine akademischen Abschlusse aus dem Russischen Kaiserreich in der jungen Republik Lettland nicht anerkannt wurden erhielt er keinen Lehrstuhl an der Universitat Er arbeitete an einer deutschen Schule in Mitau als Franzosisch Latein und Griechischlehrer Die Fakultat der Universitat Riga beantragte am 2 September 1922 eine ausserordentliche Professur fur Diehl die das Erziehungsministerium schliesslich am 28 Juni 1929 bewilligte Um einen ordentlichen Lehrstuhl zu erhalten reichte Diehl 1937 bei der Universitat eine Dissertation uber Kallimachos ein die er am 27 Mai 1938 verteidigte Daraufhin wurde er zum 24 Mai 1939 zum ordentlichen Professor der Klassischen Philologie ernannt Seine wissenschaftliche Arbeit setzte Diehl wahrend dieser Jahre ununterbrochen fort Er blieb auch mit seinen akademischen Lehrern in St Petersburg in Kontakt und nahm uber Rostovtzeff und Zielinski Kontakt mit Forschern in Polen und Deutschland auf Im Auftrag von Wilhelm Kroll verfasste er fast 100 Artikel fur Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE uber die Topografie Ethnografie und Geschichte der Schwarzmeerkuste 2 Gemeinsam mit Samson Eitrem und Adolf Jacoby bearbeitete er den zweiten Band der Papyri Graecae magicae 1931 von Karl Preisendanz Nach dem deutschen Uberfall auf Polen im September 1939 und der anschliessenden deutschen Besetzung Polens siedelte Diehl mit seiner Familie 1939 zunachst ins Wartheland um dem von den Nationalsozialisten annektierten Teil Polens dann nach Posen Dort bemuhte sich Diehl eine gesicherte akademische Position zu erlangen Noch 1940 trat er in die SA sowie in andere NS Organisationen ein Am 13 Marz 1942 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1 April 1943 aufgenommen Mitgliedsnummer 9 550 691 3 Gleichzeitig wurde er im Marz 1942 an der Reichsuniversitat Posen zum ausserordentlichen Professor der Alten Geschichte ernannt Seine Lehre orientierte er am Curriculum der Klassischen Philologie und hielt sie von der nationalsozialistischen Ideologie frei Im Januar 1945 floh Diehl mit seiner Familie vor der anruckenden Roten Armee nach Thuringen und siedelte sich in Greiz an Noch im Februar wurde er zum Volkssturm eingezogen und geriet schliesslich in sowjetische Kriegsgefangenschaft Nach einigen Monaten im Gefangenenlager bei Krasnogorsk wurde er am 13 September 1945 nach Frankfurt Oder entlassen Er kehrte nach Greiz zuruck und arbeitete zunachst als Dolmetscher an der Universitat Jena Er gehorte der Delegation um den Rektor Friedrich Zucker an die bei der russischen Militarkommandantur in Berlin Karlshorst uber die Wiedereroffnung der Universitat Jena verhandelte Als am 1 Dezember 1945 die Universitat den Lehrbetrieb aufnahm wurde Diehl mit der Vertretung des archaologischen Lehrstuhls betraut Doch bereits am 15 Dezember 1945 wurde er wegen seiner Mitgliedschaft in verschiedenen NS Organisationen wieder entlassen Er arbeitete bis 1947 als Dolmetscher ehe er im Dezember 1947 zum Professor der Russischen Sprache berufen wurde 1951 erhielt er eine Professur mit vollem Lehrauftrag fur die Hilfswissenschaften der klassischen Altertumskunde Doch schon am 2 Juni 1952 starb Diehl an den Folgen seiner Uberarbeitung Diehls Lebenswerk eine Quellensammlung zum gesamten Schwarzmeergebiet auf der Grundlage von Latyschews Scythica et Caucasica kam wegen seines fruhen Todes nicht zum Abschluss Seine Vorarbeiten insbesondere das Quellenbuch gelangten zusammen mit seinem Nachlass an das Universitatsarchiv Jena Seit der Wiederentdeckung 2000 4 plant Dirk Moldt eine Edition des biografischen Teils dieses Quellenbuches 5 Schriften Auswahl BearbeitenChrestomathia graeca Riga 1928 Hypomnema De Callimachi librorum fatis capita selecta Riga 1937 Dissertation Der Digressionsstil des Kallimachos Riga 1937 Literatur BearbeitenDirk Moldt Erich Diehl Lebensbild eines deutschen Altphilologen aus dem Osten Europas In Hyperboreus Band 10 2004 S 161 170 Maris Vecvagars Erihs Dils Latvija Mit einem Beitrag von Dirk Moldt Erich Diehl 1890 1952 Lebensbild eines deutschen Altphilologen Riga 2006 mit Bild Dirk Moldt Zwischen Pontus Euxinus und Jena Lebensstationen des Altphilologen Prof Dr Dr Erich Diehl 1890 1952 In Uwe Hossfeld u a Hrsg Hochschule im Sozialismus Studien zur Friedrich Schiller Universitat Jena 1945 1990 Band 2 Koln 2007 S 2050 2070 Weblinks BearbeitenLiteratur von Erich Diehl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Baltische Historische Kommission Hrsg Eintrag zu Diehl Erich In BBLD Baltisches biografisches Lexikon digital Homepage uber Ernst Diehl mit Bild von Maris Vecvagars englisch Einzelnachweise Bearbeiten Zitiert nach Dirk Moldt Erich Diehl Lebensbild eines deutschen Altphilologen aus dem Osten Europas In Hyperboreus Band 10 2004 S 161 170 hier S 162f Vgl Register aller Artikel von Erich Diehl im Digitalisierungsprojekt zu Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft auf Wikisource abgerufen am 29 September 2023 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 6190965 Dazu Dirk Moldt Erich Diehl Lebensbild eines deutschen Altphilologen aus dem Osten Europas In Hyperboreus Band 10 2004 S 161 170 hier S 170 Homepage Dr Dirk Moldt abgerufen am 20 Marz 2013 Normdaten Person GND 136654797 lobid OGND AKS LCCN nr97000293 VIAF 49130103 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Diehl ErichALTERNATIVNAMEN Diehl Erich Wilhelm vollstandiger Name Dil Erih Vilgelm kyrillisch KURZBESCHREIBUNG deutschbaltischer Klassischer PhilologeGEBURTSDATUM 25 Januar 1890GEBURTSORT Dunaburg Daugavpils STERBEDATUM 2 Juni 1952STERBEORT Jena Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erich Diehl amp oldid 237752216