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Elvira Vosen genannt Emmy 1 geboren 25 Oktober 1881 in Schalke gestorben 1944 im Ghetto Theresienstadt war eine deutsche Schneiderin und Modistin Sie ist ein Opfer des Holocaust weil sie wegen ihres judischen Glaubens von den Nationalsozialisten verfolgt und in Theresienstadt ermordet wurde Stolperstein vor ihrem Geschaft Kohlmarkt 5Stolperstein vor ihrer Wohnung Am Gaussberg 3 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Leben unter dem Nationalsozialismus 1 2 Letzte Jahre Judenhaus Deportation und Tod 1 3 Letztes Lebenszeichen 2 Literatur 3 Weblinks 4 Einzelnachweise 5 AnmerkungenLeben Bearbeiten nbsp Kohlmarkt 5 Haus im Zentrum Hier hatte Emmy Vosen im Erdgeschoss und in der 1 Etage ihr Damen Konfektionsgeschaft Uber das Leben Emmy Vosens bevor sie nach Braunschweig kam 2 ist fast nichts bekannt Sie soll u a in Buer und Essen gelebt haben wo sie wahrscheinlich eine Ausbildung zur Schneiderin gemacht hatte 3 Mitte 1903 kam sie nach Braunschweig wo sie zunachst als Verkauferin im Putzwarengeschaft Druwe am Kohlmarkt 5 arbeitete 1912 ubernahm die das Geschaft und machte daraus ein Damen Konfektionsgeschaft 4 Im Erdgeschoss war der Verkaufsraum in der 1 Etage die Schneiderei Schnell entwickelte sich das Geschaft zu einer der ersten Adressen der wohlhabenden weiblichen Braunschweiger Kundschaft 1 Leben unter dem Nationalsozialismus Bearbeiten Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 31 Januar 1933 nahmen in Stadt und Land Braunschweig die Repressalien gegenuber politisch Andersdenken und Juden stark zu So kam es in der Stadt am 11 Marz 1933 zum Warenhaussturm eine von hochsten NSDAP Funktionaren unter ihnen SA und SS Mitglied Friedrich Alpers 5 sowie Innenminister Dietrich Klagges 6 organisierte gezielte Gewaltaktion gegen judische Geschafte Vor allem im innerstadtischen Bereich um den Kohlmarkt herum befanden sich mehrere von Juden gefuhrte Geschafte so das grosse Bekleidungsgeschaft Hamburger amp Littauer das direkt neben dem Geschaft von Emmy Vosen lag oder etwa 200 m entfernt das Kaufhaus Adolf Frank das grosste des Landes Braunschweig Die meisten der judischen Geschafte wurden an diesem Tag verwustet nicht aber das von Emmy Vosen 1 Als Reaktion auf diese inszenierte Gewaltaktion des NS Regimes wurde in auslandischen Zeitungen zum Boykott deutscher Waren aufgerufen was wiederum von den Nationalsozialisten als Gegenreaktion den Judenboykott ausloste Am 1 April 1933 sollte nach dem Willen der Nazis judische Geschafte boykottiert werden Diese Aktion wurde aber bereits nach drei Tagen offiziell fur beendet erklart da sie nicht die Unterstutzung bei der Bevolkerung erhielt die die Nationalsozialisten erwartet hatten So kaufte die wohlhabende Kundschaft darunter auch die Ehefrauen hoher SA und SS Funktionare sowie von NSDAP Mitgliedern weiterhin wenn auch heimlich bei Emmy Vosen 7 Die Umgehung des Verbots nicht bei Juden zu kaufen sprach sich jedoch herum sodass der Braunschweiger Leiter der SA Hilfspolizei Otto Gattermann 8 1935 mit Verstarkung das Geschaft sturmte und die Geschaftsbucher beschlagnahmte um an die Kundennamen zu gelangen Diese Kundenliste wurde anschliessend vervielfaltigt und in der ganzen Stadt v a in den Grossbetrieben ausgehangt sodass der Druck auf die dort aufgefuhrten Personen so stark wurde dass sie nicht mehr bei Emmy Vosen kauften um nicht selbst von Repressalien des Regimes getroffen zu werden Einige NSDAP Mitglieder wurden aus der Partei ausgeschlossen weil ihre Ehefrau bei Vosen Kundin waren 9 10 In der Folge dieser Ereignisse und im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin wurde seitens des Regimes beschlossen vor der Weltoffentlichkeit zunachst auf weitere Schikanen gegenuber Juden zu verzichten So konnte Emmy Vosen ihr Geschaft weiter betreiben aber der judische Name Vosen musste verschwinden Sie ubergab deshalb die Leitung an Erich Unger dessen Name Vosen abloste Unger war allerdings ebenfalls Jude aber mit einer Christin verheiratet 7 Emmy Vosen konnte so noch einige Zeit heimlich als Schneiderin weiter arbeiten 11 Am 31 Marz 1937 wurden mehrere Schaufenster judischer Geschafte auf dem Kohlmarkt darunter auch das von Emmy Vosen mit Jude beschmiert Der Tater war das NSDAP Mitglied Josef Zoul Da er aber ohne Parteiauftrag und somit eigenmachtig gehandelt hatte wurde er wegen Sachbeschadigung zu einem Monat Haft verurteilt 12 In der Pogromnacht 9 10 November 1938 wurde auch das Geschaft Kohlmarkt 5 verwustet dabei wurde Erich Unger so schwer verletzt dass er am 12 Dezember an den Folgen starb 11 Emmy Vosen wohnte von 1919 bis 1930 im Haus Am Gaussberg 2 das der bekannten Braunschweiger Industriellen Familie Schmalbach gehorte Eigentumer des grossten deutschen Verpackungsunternehmens Schmalbach Lubeca Dort war sie wegen der Wohnungsnot nach dem Ende des Ersten Weltkrieges von der Wohnbehorde einquartiert worden Sie war unverheiratet und kinderlos Mit der Familie v a mit dem 1919 geborenen Sohn Hans Werner 1998 verband sie ein sehr inniges Verhaltnis das bis zu ihrer Deportation 1943 bestand Hans Werner Rossing Schmalbach war nach dem Zweiten Weltkrieg Gesellschafter des grossten westdeutschen Verpackungskonzerns Schmalbach Lubeca in Braunschweig In seinen 1990 verfassten Erinnerungen bezeichnete er Emmy Vosen als m eine zweite Mutter 13 1930 waren im Nebenhaus Am Gaussberg 3 das der ebenfalls stadtbekannten Familie von Rhamm gehorte zwei Zimmer frei geworden in die Emmy Vosen einzog 14 aber weiter sehr engen Kontakt zur Familie Schmalbach hielt Letzte Jahre Judenhaus Deportation und Tod Bearbeiten nbsp Ferdinandstrasse 9 Ehemaliges Judenhaus in dem Emmy Vosen und andere Juden bis zu ihrer Deportation am 16 Marz 1943 leben mussten Foto von 2012 Die Namensanderungsverordnung zwang ab 17 August 1938 alle judischen Frauen zusatzlich zu ihrem Vornamen den Namen Sara anzunehmen wenn sie nicht bereits einen Vornamen trugen der als typischer judischer Name angesehen wurde Manner wurden gezwungen den Vornamen Israel anzunehmen So musste Emmy Vosen den Namen Sara annehmen 1939 schliesslich verkaufte sie ihr Geschaft an die Witwe des verstorbenen Erich Unger Als Judin war sie gezwungen das Geld auf ein Sperrkonto einzuzahlen auf das sie keinen Zugriff hatte Der Verbleib des Geldes in der Nachkriegszeit ist unbekannt Nach dem Geschaftsverkauf wohnte sie zunachst in unmittelbarer Nahe zum Kohlmarkt in der Schuhstrasse 21 15 Im Jahr darauf war sie als Emmy Sara Vosen in der Rankestrasse 9 16 im Ostlichen Ringgebiet gemeldet 1942 schliesslich war sie wie alle Juden in Braunschweig gezwungen in einem der Judenhauser der Stadt Braunschweig in ihrem Fall in der Ferdinandstrasse 9 17 zu leben Von dort wurde sie zusammen mit samtlichen Hausbewohnern am 16 Marz 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert 7 Letztes Lebenszeichen Bearbeiten Im Sommer 1943 erhielt Familie Schmalbach eine Postkarte Emmy Vosens mit Poststempel 28 Juni 1943 aus Waldmunchen vermutlich aus dem Ghetto Theresienstadt herausgeschmuggelt Meine sehr Lieben heute habe ich Zeit und Gelegenheit Ihnen recht herzliche Grusse zu senden Hoffentlich geht es Ihnen so gut wie mir Mein Aufenthalt ist ahnlich von Natur wie Brenneckenbr Anm 1 Hab eine Reise die mir unvergesslich bleiben wird hinter mir Bin immer noch im Haushalt beschaftigt Zu gern mochte ich eine Nachricht von dort haben aber spater Meine Gedanken sind immer bei Ihnen Was macht Hans Werner herzlich von mir zu grussen Mein Koffer ist abhanden gekommen besitze 1 Hemd 1 Schlupfer 1 Rock 1 Bluse Jeden Sonntag wird gewaschen und frisch angezogen aber es geht und ich werde fertig Frohe Feste und tausend innige Grusse fur Alle stets IhreElvira Hans Werner Rossing Schmalbach Konserviertes Erinnerungen Erlebtes Vergangenes S 186 Das war das letzte Lebenszeichen Der genaue Todeszeitpunkt Emmy Vosens ist unbekannt Nach offizieller Lesart soll sie irgendwann 1944 im Ghetto Theresienstadt an Typhus gestorben sein 18 Ende Dezember 1949 meldete sich Hermann Vosen ein Neffe Emmy Vosens aus Buffalo im US Bundesstaat New York bei der Judischen Gemeinde Braunschweig und bat um Auskunft uber den Verbleib des Vermogens seiner Tante Die Gemeinde teilte ihm mit dass sie ohne Beweise keine Angaben zu Personen und zum Verbleib des Geldes machen mochte 19 Im Gedenken an Emmy Vosen wurde jeweils ein Stolperstein vor ihrer Wohnung Am Gaussberg 3 sowie vor ihrem ehemaligen Geschaft Kohlmarkt 5 verlegt Literatur BearbeitenReinhard Bein Erzahlzeit Berichte und Postkarten aus Stadt und Land Braunschweig 1933 1945 Doring Braunschweig 2002 ISBN 978 3 925268 22 9 S 112 116 Elvira Vosen In Reinhard Bein Lebensgeschichten von Braunschweiger Juden doringDRUCK Braunschweig 2016 ISBN 978 3 925268 54 0 S 254 259 Reinhard Bein Zeitzeugen aus Stein Band 2 Braunschweig und seine Juden Stadtrundgange Braunschweig 1996 ISBN 3 925268 18 9 S 31 35 Hans Werner Rossing Schmalbach Konserviertes Erinnerungen Erlebtes Vergangenes Mecke Duderstadt 1990 2 Stolpersteine ein bescheidenes Denkmal fur Emmy Vosen In Braunschweiger Zeitung 10 November 2022 Hier ist abweichend der 23 Oktober 1881 als Geburtstag angegeben sowie als Vorname Emilie Elvira sei ihr Tarnname gewesen Weblinks Bearbeiten2 Stolpersteine fur Emmy Vosen auf stolpersteine fuer braunschweig deEinzelnachweise Bearbeiten a b c Reinhard Bein Erzahlzeit Berichte und Postkarten aus Stadt und Land Braunschweig 1933 1945 S 112 Elvira Vosen In Reinhard Bein Lebensgeschichten von Braunschweiger Juden S 257 Schreiben von Stefan Goch Institut fur Stadtgeschichte Gelsenkirchen s hier 1 2 Vorlage Toter Link www stolpersteine gelsenkirchen de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Oktober 2022 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Braunschweigisches Adressbuch fur das Jahr 1913 Joh Heinr Meyer Braunschweig 1936 S 451 Dieter Lent Alpers Friedrich In Horst Rudiger Jarck Gunter Scheel Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 19 und 20 Jahrhundert Hahnsche Buchhandlung Hannover 1996 ISBN 3 7752 5838 8 S 24 25 Hans Ulrich Ludewig Klagges Dietrich In Horst Rudiger Jarck Gunter Scheel Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 19 und 20 Jahrhundert Hahnsche Buchhandlung Hannover 1996 ISBN 3 7752 5838 8 S 318 319 a b c Reinhard Bein Zeitzeugen aus Stein Band 2 Braunschweig und seine Juden Stadtrundgange S 35 Markus Bernhardt Gattermann Otto In Horst Rudiger Jarck Gunter Scheel Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 19 und 20 Jahrhundert Hahnsche Buchhandlung Hannover 1996 ISBN 3 7752 5838 8 S 199 Hans Werner Rossing Schmalbach Konserviertes Erinnerungen Erlebtes Vergangenes S 187 Reinhard Bein Erzahlzeit Berichte und Postkarten aus Stadt und Land Braunschweig 1933 1945 S 113 115 a b Reinhard Bein Erzahlzeit Berichte und Postkarten aus Stadt und Land Braunschweig 1933 1945 S 116 Niedersachsisches Landesarchiv Standort Wolfenbuttel Akte 12 Neu 13 16059 laut Schreiben von Frank Ehrhardt Leiter der Gedenkstatte KZ Aussenlager Schillstrasse s hier 1 2 Vorlage Toter Link www stolpersteine gelsenkirchen de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Oktober 2022 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Hans Werner Rossing Schmalbach Konserviertes Erinnerungen Erlebtes Vergangenes S 184 Braunschweigisches Adressbuch fur das Jahr 1936 Joh Heinr Meyer Braunschweig 1936 S 365 Braunschweigisches Adressbuch fur das Jahr 1939 Joh Heinr Meyer Braunschweig 1940 S 394 Braunschweigisches Adressbuch fur das Jahr 1940 Joh Heinr Meyer Braunschweig 1940 S 399 Braunschweigisches Adressbuch fur das Jahr 1942 Joh Heinr Meyer Braunschweig 1942 S 397 letztes wahrend des Krieges erschienene Adressbuch der Stadt Bert Bilzer Richard Moderhack Hrsg BRUNSVICENSIA JUDAICA Gedenkbuch fur die judischen Mitburger der Stadt Braunschweig 1933 1945 In Braunschweiger Werkstucke Band 35 Braunschweig 1966 S 222 leopard tu braunschweig de Elvira Vosen In Reinhard Bein Lebensgeschichten von Braunschweiger Juden S 258 FN 5 Anmerkungen Bearbeiten Gemeint ist wohl Brenneckenbruck ein kleiner Ort wenige Kilometer nordlich von Braunschweig wo die Schmalbachs ein Gut besassen auf dem Emmy Vosen oft zu Besuch war Normdaten Person GND 1173381139 lobid OGND AKS VIAF 9154154501884839210000 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Vosen EmmyALTERNATIVNAMEN Vosen Elvira Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutsche Schneiderin und Modistin judischen Glaubens Opfer des HolocaustGEBURTSDATUM 25 Oktober 1881GEBURTSORT SchalkeSTERBEDATUM 1944STERBEORT Ghetto Theresienstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Emmy Vosen amp oldid 228435571