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Klassifikation nach ICD 10R13 DysphagieICD 10 online WHO Version 2019 Eine Dysphagie oder Schluckstorung tritt auf wenn eine der am Schluckakt beteiligten Strukturen in ihrer Funktion bzw deren Zusammenwirken beeintrachtigt ist Somit konnen alle Erkrankungen und Leiden im Bereich der Mundhohle und ihrer Begrenzungen des Rachens der Speiserohre und des Mageneingangs daneben vor allem auch neurologische Probleme sowie psychische Storungen eine ursachliche Rolle spielen Die Dysphagie kann mit oder ohne Schmerzen einhergehen Der schmerzhafte Schluckakt wird auch als Odynophagie bezeichnet 1 Da Schluckstorungen erhebliche Beeintrachtigungen des korperlichen psychischen und sozialen Wohlbefindens nach sich ziehen bedurfen sie immer einer Abklarung Inhaltsverzeichnis 1 Symptome 2 Haufigkeit 3 Ursachen 3 1 Korperliche Ursachen 3 1 1 Mundhohle und Rachen 3 1 2 Speiserohre 3 1 3 Schilddruse 3 1 4 Neurologische Erkrankungen 3 2 Psychische Ursachen 4 Diagnostik 5 Komplikationen 6 Therapie 7 Etymologie 8 Literatur 9 EinzelnachweiseSymptome BearbeitenMogliche Symptome einer Schluckstorung sind ein Druck oder Klossgefuhl im Hals Wurgreflex wahrend des Schluckakts ein Hochwurgen von bereits geschluckter Nahrung v a bei Osophagusdivertikeln Ausbuchtungen der Speiserohre Husten wahrend der Mahlzeit als Ausdruck einer Penetration Eindringen von Nahrung bzw Flussigkeiten in die oberen Atemwege vor dem Schlucken oder Aspiration des Ubertritts von Nahrung bzw Flussigkeiten in die unteren Atemwege Hypersalivation im Extremfall eine generelle Unfahigkeit zur Nahrungsaufnahme Als Begleitsymptome konnen eine naselnde Sprache besonders bei der Schlucklahmung sowie Heiserkeit auftreten Folgeerscheinungen konnen akute und wiederkehrende Lungenentzundungen sowie Fieber sein Haufigkeit Bearbeiten45 der uber 75 Jahrigen leiden an Schluckbeschwerden wobei sich neurologische psychiatrische und allgemeine chronische Erkrankungen aufgrund der im Alter oftmals bestehenden Multimorbiditat in der Regel gegenseitig negativ beeinflussen Hervorzuheben ist dass sich nicht alle Patienten mit einer Schluckstorung dieser auch bewusst sind Ursachen BearbeitenEs gibt vielfaltige Grunde fur eine Schluckstorung wobei eine psychische Ursache umso eher angenommen werden kann je junger der Patient ist und je wechselnder die Beschwerden sind Zwar kann schon das Auftreten des Patienten Hinweise auf eine psychische Genese der Probleme geben prinzipiell ist jedoch jede Schluckstorung sorgfaltig abzuklaren Korperliche Ursachen Bearbeiten Verletzungen und Tumoren der Mundhohle des Rachens und der Speiserohre Storungen der motorischen Innervation der am Schluckvorgang beteiligten Muskeln Mundhohle und Rachen Bearbeiten Hyposalivation mit Austrocknung der Mundschleimhaute Entzundungen hervorgerufen durch Infektionen durch Viren Bakterien Pilze Autoimmunprozesse chemisch irritativ durch Strahleneinwirkung durch Hitzeeinwirkung Tonsillitis oder Pharyngitis die auch bei einer Erkaltungskrankheit auftreten sowie andere Infektionen mit den dabei moglichen die Muskeln betreffenden funktionellen Storungen Abszesse wie Retrotonsillarabszess Fehlfunktion der Zungen und Mundbodenmuskulatur Fehlfunktionen bei zahnarztlichen oder kieferorthopadischen Problemen Fehlbiss schlecht sitzende Zahnprothesen Tumoren Fehlbildungen wie LarynxspaltSpeiserohre Bearbeiten Achalasie Divertikel Osophagusdivertikel Osophagitis Osophaguskarzinom Osophagusstenose Schatzki RingeSchilddruse Bearbeiten Thyreoiditis StrumaNeurologische Erkrankungen Bearbeiten Hier spricht man in Fachkreisen Ernahrungsmedizin Rehabilitationsmedizin vom Stufenkonzept der neurogenen oropharyngealen Dysphagie NOD mit Einteilung in vier Schweregrade 2 Die Graduierung steigert sich von NOD Grad 0 keine Dysphagie also Normalkost uber NOD Grad 1 leichte Dysphagie und NOD Grad 2 mittelschwere Dysphagie mit angedickter Flussigkeit und passierter Kost bis NOD Grad 4 massive Dysphagie mit 100 intravenoser Sondenkost Myasthenia gravis Multiple Sklerose Morbus Parkinson Amyotrophe Lateralsklerose Demenz Schlaganfall Schadel Hirn Trauma Chorea major Chorea minor Dystonie CANVAS andere neurodegenerative ErkrankungenPsychische Ursachen Bearbeiten Der ungestorte Schluckvorgang ermoglicht die lebenserhaltende Flussigkeits und Nahrungsaufnahme aber auch das Erleben von Genuss und Wohlbefinden Somit kann eine Storung des Schluckakts unter Umstanden selbst auf Storungen der psychischen Befindlichkeit hinweisen nachdem korperliche Ursachen ausgeschlossen wurden Siehe auch Globussyndrom Diagnostik BearbeitenBeobachtung des Schluckakts Beweglichkeit des Kehlkopfes bzw Adamsapfels Uberprufung des Wurgreflexes der Zungenfunktion und aller anderen am Schluckakt beteiligten Muskeln durch Phoniater Neurologen und oder Logopaden Sprachheilpadagogen Klinische Linguisten Ergotherapeuten Beurteilung des Schweregrades der Schluckstorung mittels klinischem Screening z B Daniels Test Daniels et al 1998 3 Klinische Anzeichen erlauben eine Vorhersage uber den Schweregrad einer Dysphagie sowie das Aspirationsrisiko abnormaler willkurlicher Husten abnormaler Wurgreflex Dysarthrie Dysphonie Husten nach dem Trinken von vorbestimmten Wassermengen Veranderung des Stimmklangs nach einem Wasserschluck Eine klinische Uberprufung der Schluckfunktion enthalt zudem folgende Parameter klinische Anamnese Krankenakte Interview mit Betroffenen und Angehorigen deskriptive Beobachtungen Korperhaltung Mimik Atmung Uberprufung der orofazialen Beweglichkeit und Sensibilitat sowohl aussen wie im Mundraum Mundinspektion Prothesenversorgung Schleimhaute Atrophien Belage etc Uberprufung der Reflexe Palatalreflex Wurgereflex Hustenreflex Schluckreflex FEES fiberendoscopic evaluation of swallowing Uberprufung der Nahrungsaufnahme breiig flussig fest und krumelig mittels einer flexiblen Endoskopie uber die Nase Magenspiegelung Gastroskopie Rontgenuntersuchung Osophagusbreischluck Videokinematographie des Schluckakts zur funktionellen Beurteilung Videofluoroskopie zur funktionellen zeitkritischen Beurteilung unterschiedlicher Konsistenzen breiig flussig fest krumelig noch experimentell Hochgeschwindigkeits MRT 4 Rontgen der Halswirbelsaule Gastroskopie Untersuchung Neurologische Untersuchung Untersuchung der Schilddruse internistische Untersuchung Zahnarztliche oder kieferorthopadische Abklarung phoniatrische Untersuchung HNO arztliche Untersuchung psychosomatische Abklarung sofern keine korperliche Ursache gefunden werden konnte oder diese die Beschwerden nicht zur Ganze erklart Komplikationen BearbeitenJeder Schluckakt birgt dabei die Gefahr sich an Nahrung und Flussigkeit auch am eigenen Speichel zu verschlucken und diese letztlich in tiefere Lungenanteile zu aspirieren Demzufolge kann sich eine Aspirationspneumonie entwickeln die bei Schlaganfallpatienten z B fur 20 der Todesfalle im ersten Erkrankungsjahr verantwortlich ist Da im Alter auch das Geschmacks und Geruchsempfinden beeintrachtigt sind und der Appetit aus meist unbekannten Grunden abhandengekommen ist kann eine auch geringfugige Schluckstorung letztlich zur vollstandigen Nahrungsverweigerung mit allen Folgeproblemen wie Gewichtsabnahme Exsikkose und weiterer Reduktion des Allgemeinzustands fuhren Therapie BearbeitenDie Behandlung richtet sich nach den Ergebnissen der korperlichen oder psychosomatischen Untersuchungen Eine nasogastrale Sonde oder eine PEG Sonde mit perkutaner endoskopischer Gastrostomie kann indiziert sein wenn eine orale Ernahrung nicht moglich ist und der Patient mittels Magensonde ernahrt werden muss Es gibt in jeder Schluckphase praoral oral pharyngeal und osophageal therapeutische Interventionsmoglichkeiten durch die Sprach und Schlucktherapie Ziele sind zunachst die Wiederherstellung der intraoralen Sensibilitat und der Aufbau der Schutzreflexe Wurgreflex Hustenreflex Schluckreflex Das Spektrum reicht von motorischen Ubungen einzelner Muskelpartien Massagen thermischer Stimulation uber Veranderungen der Korperhaltung beim Essen z B durch Anderung der Kopfposition bis zu Veranderungen der Nahrungskonsistenzen z B dem Purieren der Speisen oder Andicken von Flussigkeiten Evidenzbasiert sind die sogenannten Schluckmanover z B Mendelsohn Manover oder Supraglottisches Schlucken die einen verbesserten Schutz der Atemwege beim Schlucken ermoglichen und somit ein Aspirieren von Nahrung verhindern konnen Etymologie BearbeitenDysphagie leitet sich von der altgriechischen Vorsilbe dys die etwas Ungluckliches bzw Widriges bezeichnet entsprechend im Deutschen dem Prafix miss bzw un sowie dem Verb fageῖn phagein essen ab 5 Wortlich bedeutet Dysphagie also eine Storung beim Essen Bei Odynophagie lasst sich der erste Wortbestandteil auf ὀdynh odyne Schmerz zuruckfuhren Literatur BearbeitenS1 Leitlinie Neurogene Dysphagien der Deutschen Gesellschaft fur Neurologie DGN In AWMF online Stand 29 02 2020 G Bartolome H Schroter Morasch Schluckstorungen Diagnostik und Rehabilitation 4 Auflage Urban amp Fischer Munchen 2010 ISBN 978 3 437 47161 2 Nusser Muller Busch Sprache Stimme Gehor 23 1999 Schwerpunkt Dysphagie Thieme Stuttgart M Prosiegel Hrsg u a Praxisleitfaden Dysphagie Diagnostik und Therapie von Schluckstorungen Verlag Hygieneplan 2002 J A Logemann Evaluation and Treatment of Swallowing Disorders Pro ed Verlag 1998 R Nusser Muller Busch Die Therapie des Facio Oralen Traktes F O T T nach K Coombes Springer 2007 2 Aufl W Herbst Neurogene Dysphagien und ihre Therapie bei Patienten mit Trachealkanule Schulz Kirchner Verlag Idstein 2002 C Graz D Woite Die Therapie des fazio oralen Traktes bei neurologischen Patienten Schulz Kirchner Verlag 2000 C M Morales Die orofaziale Regulationstherapie Pflaum Physiotherapie 1998 D Steube M Hermes Neurogene Dysphagie Diagnose Klinisches Management und Nachsorge Wissenschaftlicher Verlagsabteilung ABBOTT GmbH 1999 Friedel Schalch Schluckstorungen und Gesichtslahmungen Therapeutische Hilfen Fischer Stuttgart 1992 ISBN 3 437 46470 1 S Stanschus Hrsg Methoden in der Klinischen Dysphagiologie Schulz Kirchner Verlag 2002 G Kolb Hrsg Dysphagie Kompendium fur Arzte und Sprachtherapeuten in Klinik Rehabilitation und Geriatrie Medizin und Wissen 2000 H Behrbohm O Kasche T Nawka Endoskopische Diagnostik und Therapie in der HNO Gustav Fischer 1997 P A Sullivan A M Guliford Swallowing Intervention in Onkology Singular Publishing Group 1999 J C Arvedson L Brodsky Pediatric Swallowing and Feeding Assessment and Management Singular Verlag Early childhood Intervention Series 2002 Einzelnachweise Bearbeiten Hoffmann La Roche AG Urban amp Schwarzenberg Hrsg Roche Lexikon Medizin 5 Auflage Urban amp Schwarzenberg 2003 Online Ausgabe Stichworter Dysphagie und Odynophygie Guntram W Ickenstein et al Standardisation of diagnostic and therapeutic procedures for neurogenic oropharyngeal dysphagia NOD in Neurol amp Rehabil 2009 15 5 S 290 300 Daniels S K Aspiration in patients with acute stroke In Arch Phys Med Rehabil Nr 79 1 14 19 1998 A Olthoff S Zhang F Frahm Hochgeschwindigkeits Magnetresonanztomographie zur dynamischen Darstellung des normalen Schluckaktes In Aktuelle phoniatrisch padaudiologische Aspekte 2011 19 S 44 47 Wilhelm Gemoll Griechisch Deutsches Schul und Handworterbuch G Freytag Verlag Holder Pichler Tempsky Munchen Wien 1965 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4125110 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dysphagie amp oldid 227335235