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Der Schluckakt ist ein komplexer Vorgang der dazu dient Nahrung und Speichel aus der Mundhohle in den Magen zu befordern ohne dass dabei Atemwege verlegt werden Der Schluckakt wird zunachst willkurlich vorbereitet Durch Reizung des Zungengrunds wird dann der unwillkurliche Schluckreflex ausgelost womit sich die anschliessenden Vorgange der willentlichen Beeinflussung entziehen Beeintrachtigungen des Schluckakts werden als Schluckstorung bezeichnet Mundhohle Rachen und Beginn der Speiserohre source source source source Echtzeit MRT Trinken von AnanassaftInhaltsverzeichnis 1 Anatomie und Physiologie 1 1 Anatomische Strukturen 1 2 Schluckreflex 1 3 Schluckgrosse und Schluckdauer 2 Einzelne Phasen 2 1 Orale Vorbereitungsphase 2 2 Orale Transportphase 2 3 Pharyngeale Transportphase 2 4 Osophageale Transportphase 3 Schluckakt und Lebensalter 4 Diagnostik 5 Nicht Saugetiere 6 Siehe auch 7 EinzelnachweiseAnatomie und Physiologie BearbeitenDurchschnittlich kommt es beim Menschen taglich zu 1000 bis 3000 Schluckvorgangen 1 in der Schlafphase wesentlich seltener als in der Wachphase Die Funktion des Schluckvorgangs besteht nicht nur im Transport des Nahrungsbolus in den Magen sondern dient auch der Reinigung der Speiserohre insbesondere der Beseitigung der in die Speiserohre gelangten Magensaure Die vermehrten nachtlichen Beschwerden bei einer Refluxkrankheit konnen somit zum Teil auch auf die verringerte Frequenz der Schlucktatigkeit in der Nacht zuruckgefuhrt werden Anatomische Strukturen Bearbeiten Am Schluckvorgang sind die anatomischen Strukturen der Mundhohle bzw ihrer Begrenzungen des Rachens und Kehlkopfs der Speiserohre und des Magens beteiligt Koordiniert wird das Zusammenwirken der beteiligten 26 Muskelpaare durch das Schluckzentrum im Hirnstamm und hohere suprabulbare und kortikale Zentren Die funf beteiligten Hirnnervenpaare sind Nervus trigeminus Nervus facialis Nervus glossopharyngeus Nervus vagus Nervus hypoglossusDie beteiligten drei Zervikalnerven stammen aus den Segmenten C1 bis C3 Schluckreflex Bearbeiten Der Schluckreflex ist ein schon vorgeburtlich ausgebildeter Fremdreflex der die Nahrungs und Flussigkeitsaufnahme ermoglicht ohne dabei die Atemwege zu gefahrden Er bestimmt den Ablauf des Schluckaktes beim Gesunden auf mehreren Ebenen Der entsprechende Reiz zum Auslosen des Reflexes stellt die Beruhrung der Schleimhaut im Bereich des Zungengrundes der Schlundenge Gaumenbogen bzw der Rachenhinterwand dar Uber die dort vorhandenen Mechanorezeptoren und afferente zufuhrende i S v zum Hirn hinfuhrende Fasern des Plexus pharyngeus Nervus glossopharyngeus und des Nervus vagus wird die Information in der Medulla oblongata dem sogenannten verlangerten Mark des Hirnstamms verarbeitet Schluckgrosse und Schluckdauer Bearbeiten Die Schluckgrosse variiert stark und ist von der Art der Nahrung abhangig Pro Schluck konnen etwa 20 g wassriger Nahrungsbrei oder maximal 40 ml Flussigkeit hastiges Trinken aufgenommen werden Um einen Bezugsrahmen zu schaffen Ein Suppenloffel enthalt 10 ml Beim Essen ist die Schluckdauer davon abhangig wie gut der Bissen gekaut und mit Speichel vermischt wurde Die Passagezeit durch die Speiserohre betragt etwa 8 20 Sekunden Einzelne Phasen BearbeitenDer Schluckakt im engeren Sinn besteht aus drei Transportphasen Ebenso wichtig ist jedoch was zuvor geschieht besonders bei der Aufnahme fester Nahrung Somit wird folgende Einteilung getroffen Einer Vorbereitungsphase schliessen sich Mund die Rachen und schliesslich die Speiserohrenphase an Orale Vorbereitungsphase Bearbeiten Mit der oralen Vorbereitungsphase werden jene Vorgange zusammengefasst die dem eigentlichen Schluckvorgang vorangehen und diesen erst ermoglichen Ein Nahrungsbissen muss zunachst ausreichend klein sein um ihn damit erst ausreichend kauen zu konnen Dabei wird die zerkleinerte Nahrung mit Speichel durchmischt und gleitfahig gemacht Vorbedingung sind somit die ungestorte Funktion unter anderem von Lippen Zahnen und Zahnhalteapparat Kiefergelenk und Kaumuskulatur sowie der Zunge und der Mundspeicheldrusen Letztlich entsteht ein 5 20 ml grosser Speisebolus Orale Transportphase Bearbeiten Diese Phase unterliegt nur noch zum Teil der willkurlichen Kontrolle Wahrend mit offenem Mund gekaut werden kann werden jetzt die Lippen geschlossen um einen Speichelverlust und das Schlucken von Luft eine Aerophagie zu vermeiden der Wangenmuskel wird angespannt Die Zunge wird zum Start des Schluckvorgangs gegen den harten Gaumen gedruckt dieser dient somit als Widerlager und der Bolus mit einer nach hinten gerichteten wellenformigen Bewegung unterstutzt von Musculus styloglossus und Musculus hyoglossus die die Zunge wie einen Stempel nach hinten ziehen uber die Rachenenge in den Rachen geschoben Der Schluckreflex wird erst ausgelost wenn Zungengrund oder Rachenhinterwand vom Speisebolus beruhrt werden Ab diesem Zeitpunkt kann der weitere Vorgang nur mehr teilweise bzw nach einem entsprechenden Schlucktraining beeinflusst werden Pharyngeale Transportphase Bearbeiten In dieser Phase werden sowohl die oberen als auch die unteren Luftwege abgedichtet um einen Ubertritt des Nahrungsbreis in die Nase bzw ein Verschlucken zu verhindern Das Gaumensegel wird angespannt und angehoben um einen Ubertritt des Nahrungsbreis in die oberen Luftwege zu verhindern Das wird durch die Spanner und Heber des Gaumensegels Musculus tensor veli palatini und Musculus levator veli palatini gewahrleistet Beide Muskeln weiten auch die Ohrtrompete Tuba auditiva was erklart weshalb es beim Schlucken zu einem Druckausgleich zwischen Mittelohr und einem abweichenden ausseren Druck kommt Dies kann gezielt bei raschen Anderungen des Umgebungsdrucks Flugzeugstart Landung ausgenutzt werden Der obere Schlundschnurer Musculus constrictor pharyngis superior genauer dessen Pars pterygopharyngea kontrahiert sich und bildet den sog Passavant Ringwulst an den sich das Gaumensegel anlegt sodass der Verschluss der oberen Luftwege nun komplett ist und keine Nahrung mehr in die Nase gelangen kann Klinischer Bezug Bei einer Gaumensegellahmung zum Beispiel nach einer Diphtherie ist dieser Verschlussmechanismus insuffizient und es tritt Nahrung oder Flussigkeit in die Nase ein es kommt zum Schliessen der Stimmlippen der Kehldeckel Epiglottis wird durch den Zungengrund unter Mithilfe des Musculus aryepiglotticus abgesenkt die Muskulatur des Mundbodens zieht sich zusammen Kehlkopf und Zungenbein heben sich um circa 2 cm was gut getastet und zumindest beim Mann auch gut gesehen werden kann Diese sog Larynxelevation wird durch die Musculi mylohyoideus digastricus und stylohyoideus diese heben das Zungenbein sowie den Musculus thyrohyoideus dieser den Larynx unterstutzt Mit dem Hohertreten des Kehlkopfs geschehen zwei Dinge gleichzeitig Kehldeckel und Kehlkopfeingang nahern sich und damit sind die unteren Luftwege jetzt 3 fach geschutzt der obere Schliessmuskel der Speiserohre der obere Osophagussphinkter oder Osophagusmund offnet sich Damit steht dem Nahrungsbolus der Weg fur den weiteren Transport frei Durch Kontraktion der mittleren und unteren Schlundschnurer Musculi constrictores pharyngis medius et inferior oberhalb des Bissens wird dieser Richtung Speiserohre befordert und in diese eingespritzt Osophageale Transportphase Bearbeiten Nach Eintritt des Speisebolus in die Speiserohre schliesst sich der Sphinkter wieder Damit ist ein weiterer Verschluss der Atemwege nicht mehr sinnvoll und diese werden wieder geoffnet Bei aufrechter Haltung rutscht der Bolus durch Speiserohre zum Magen die Peristaltik der Speiserohre kann den Bolus aber auch entgegen der Schwerkraft im Kopfstand oder im Liegen weiterbefordern Die Cardia offnet sich nach Eintritt des Bolus in den Magen schliesst sich diese wieder und der Schluckakt ist beendet Schluckakt und Lebensalter BearbeitenWahrend der Schwangerschaft wird die Fruchtwassermenge in einem grossen Ausmass durch den Fetus selbst reguliert Ab der 15 Schwangerschaftswoche kann er Fruchtwasser trinken am Ende der Schwangerschaft circa 400 ml taglich Somit ist die Menge des vorhandenen Fruchtwassers neben einer ungestorten Miktion Urinausscheidung besonders von einem ungestorten Schluckakt abhangig Klinischer Bezug So kommt es bei Fehlbildungen im Zentralen Nervensystem wie zum Beispiel einer Anenzephalie oder des Verdauungstrakts wie einer Osophagusatresie meist zur Ausbildung eines Polyhydramnions nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Ein Beleg fur Der Saugling kann also gleichzeitig atmen und trinken fehlt Bei Neugeborenen steht der Kehlkopf wesentlich hoher im Rachen als spater sodass der Saugling noch gleichzeitig atmen und trinken kann ohne sich zu verschlucken Der Kehldeckel steht hoher als der Zungengrund und die Nahrung gelangt so uber den Recessus piriformis beidseits des Kehlkopfs direkt in die Speiserohre Der Saugling kann also gleichzeitig durch die Nase atmen und durch den Mund trinken Dies verkleinert jedoch den Rachenraum und verhindert so die Bildung von komplexen Lauten wie Vokalen die fur das Erlernen einer Sprache unerlasslich sind Erst wenn sich der Kehlkopf nach ca drei Monaten absenkt wird der Rachen grosser Danach kann der Saugling nicht nur komplexe Laute bilden sondern theoretisch auch schnarchen Diagnostik BearbeitenDie Diagnostik von Schluckstorungen ist mit der Videokinematographie des Schluckaktes 2 deutlich erweitert worden Bei einem Verdacht auf Vorliegen einer Dysphagie soll eine umfassende klinische Schluckuntersuchung durch Sprachtherapeuten Logopaden erfolgen Anamnese Untersuchung der am Schlucken beteiligten Strukturen einschliesslich Hirnnervenstatus Schluckversuche Die wichtigsten apparativen Methoden zur Erfassung von Ursache Art und Schweregrad einer Dysphagie sind die Videofluroskopie Videofluoroscopic Swallowing Study VFSS und die Videoendoskopie des Schluckens Flexible Endoscopic Evaluation of Swallowing FEES 3 Nicht Saugetiere Bearbeiten nbsp Pelikan der einen Fisch verschlucktBei vielen Vogeln rutscht die Speise ausschliesslich mit Hilfe der Schwerkraft durch die Speiserohre Wenn eine Mowe einen Fisch oder ein Storch einen Frosch verschluckt heben sie in erster Linie den Kopf so dass der Schnabel nach oben zeigt und die Beute nach unten gleiten kann Ihre Zunge und Backen nehmen sie dabei zur Hilfe um die Nahrung in die richtige Richtung zu lenken Bei Fischen ist die Zunge weitgehend knochern und viel weniger beweglich Die Nahrung wird mit Wasser in den Rachen gespult das aus den Kiemen wieder austritt Schlangen bewegen zunachst ihren Unterkiefer um die Nahrung in ihren Korper zu befordern Sobald die Beute tief genug in ihnen steckt wird sie durch peristaltische Bewegungen ihrer Korpermuskulatur weiterbefordert Siehe auch BearbeitenLogopadie SchluckstorungEinzelnachweise Bearbeiten Benninghoff Drenckhahn Anatomie Makroskopische Anatomie Histologie Embryologie Zellbiologie Bd 1 16 Auflage Urban und Fischer ISBN 3 437 42340 1 Videokinematographie des Schluckaktes Standardindikationen Leitlinien fur Diagnostik und Therapie in der Neurologie neurogene Dysphagien 2008 Normdaten Sachbegriff GND 4125108 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schluckakt amp oldid 239148073