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Die Osterreichische Hofkanzlei war seit der fruhen Neuzeit bis 1848 eine Behorde fur die osterreichischen Erblande Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ursprunge 1 2 Trennung von der Reichshofkanzlei 1620 1 3 Abspaltung der Staatskanzlei 1 4 Directorium in publicis et cameralibus 1 5 Vereinigte Hofkanzlei 2 Osterreichische Hofkanzler 3 Rate und Sekretare 4 Gebaude der Hofkanzlei 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUrsprunge Bearbeiten Vorlaufer entstanden als einfache Schreibstube unter Kaiser Maximilian I und wurde spater ausgebaut Als eigenstandige Einrichtung wurde sie um 1526 von Ferdinand I gestarkt aber 1559 mit der Reichshofkanzlei des Heiligen Romischen Reichs vereinigt Seither war diese zunachst auch zustandig fur osterreichische Angelegenheiten Trennung von der Reichshofkanzlei 1620 Bearbeiten Nach der siegreichen Niederschlagung des Bohmischen Standeaufstandes begann Kaiser Ferdinand II mit der Einleitung von Verwaltungsveranderungen um die Einheit der osterreichischen Erblande zu verstarken Im Jahr 1620 wurde die osterreichische Hofkanzlei verselbstandigt So entstand neben der Reichshofkanzlei eine osterreichische Hofkanzlei ausschliesslich fur die Erblander 1 Dafur wurden dem Reichshofrat die Kompetenzen fur die Bearbeitung der osterreichischen Angelegenheiten entzogen Erster Hofkanzler war Johann Baptist Verda von Verdenberg Die Hofkanzlei war zustandig fur Niederosterreich Erzherzogtum Osterreich Innerosterreich Steiermark Karnten Krain und die Lander bis zur Adria und Oberosterreich Sie war als zentrale Verwaltungs und Finanzbehorde zustandig fur die deutschsprachigen Teile der Habsburger Besitzungen Zunachst bloss Kanzleifunktion ausubend wurde die Hofkanzlei bald zu einer zentralen Behorde unter anderem Appellationsgericht 1 Die Hofkanzlei diente damit auch als hoher Gerichtshof Neben der osterreichischen wurden in Wien auch eine ungarische und eine bohmische Hofkanzlei geschaffen Spater kamen Hofkanzleien fur Siebenburgen 2 die osterreichischen Niederlande 3 und den Besitzungen in Italien der fruhere Consejo de Italia hinzu An der Spitze der osterreichischen Hofkanzlei stand der Hofkanzler Dieser war stets Mitglied im Geheimen Rat und hatte zunachst einen starken politischen Einfluss Ihre Aufgaben umfassten Ende des 17 Jahrhunderts Justiz und Verwaltungsangelegenheiten Die Osterreichische Hofkanzlei trat gegenuber der Reichshofkanzlei zusehends in Konkurrenz Der Reichsvizekanzler verlor vermehrt seinen Einfluss in der Geheimen Konferenz seine Beteiligung wurde nur noch an Reichsangelegenheiten betreffenden Sitzungen fur notwendig erachtet 4 Im Jahr 1654 wurde die Hofkanzlei zu einer kollegalistischen Behorde umgestaltet Dabei wurde ihr die Zustandigkeit fur Finanz und Militarfragen genommen Unter Kaiser Joseph I wurde die Hofkanzlei in zwei Abteilungen aufgeteilt Die eine war fur politische die andere fur juristische Fragen zustandig Seit 1705 gab es daher zwei Kanzler 1 Abspaltung der Staatskanzlei Bearbeiten Nachdem sich die aussenpolitische Abteilung das so genannte Haus Hof und Staatsdepartement der Osterreichischen Hofkanzlei zunehmend verselbstandigt hatte zog Maria Theresia daraus die Konsequenz und grundete 1742 die Geheime Haus Hof und Staatskanzlei kurz Staatskanzlei genannt 5 Bedeutende Kompetenzen insbesondere die der Aussenpolitik gingen an die Geheime Haus Hof und Staatskanzlei uber Damit verfugte die Habsburgermonarchie erstmals uber ein eigenes Aussenministerium zu dessen Kompetenzen aber auch Angelegenheiten des Herrscherhauses Haus Habsburg gehorten 5 Fur die diese Kanzlei grundete Maria Theresia 1749 ein eigenes Haus Hof und Staatsarchiv 6 Directorium in publicis et cameralibus Bearbeiten 1749 wurde die osterreichische Hofkanzlei mit der Bohmischen Hofkanzlei zum Directorium in publicis et cameralibus Direktorium fur offentliche und Kameralangelegenheiten vereinigt 7 an dessen Spitze Friedrich Wilhelm von Haugwitz als Prasident stand 8 Die Mitglieder des Directoriums trugen den Titel Geheimer Referendarius und Hofrat 7 Vorbild fur das Directorium war das preussische General Ober Finanz Kriegs und Domainen Direktorium 9 Die Justizangelegenheiten gingen an die Oberste Justizstelle uber 10 Die Amtsraume des Directoriums waren gleich wie die ihres Justiz Pendants in der Wipplingerstrasse 7 im Palais der fruheren bohmischen Hofkanzlei in Wien untergebracht Vereinigte Hofkanzlei Bearbeiten Im Jahr 1761 wurden die Finanzsachen an die Hofkammer ubertragen und das Directorium in k k vereinigte bohmisch osterreichischen Hofkanzlei umbenannt 9 Sie war nun so etwas wie das Innenministerium fur die Bohmischen und Osterreichischen Lander Unter Joseph II ging die Hofkanzlei 1782 in der vereinigten Hofstelle auf 11 Diese Behorde wurde allerdings bereits 1791 wieder aufgelost 12 Ab 1797 waren osterreichische und bohmische Hofkanzlei wieder getrennt Im Jahr 1802 neu geordnet gab es erneut eine Vereinigte Hofkanzlei bis 1848 Ihre Kompetenzen gingen danach auf das k k Innenministerium uber Osterreichische Hofkanzler Bearbeiten1527 1742 bis 1620 der Reichskanzlei unterstellt bis 1742 auch fur die Aussenpolitik zustandig 1527 Leonhard Freiherr von Harrach 1528 1539 Bernhard von Cles Bischof von Trient Kardinal 1539 1544 Georg Gienger von Rotteneck auch Reichsvizekanzler 1544 1558 Jakob von Jonas auch Reichsvizekanzler 1558 1563 Georg Sigmund Seld 1551 1563 auch Reichsvizekanzler 1563 1577 Johann Baptist Weber zugleich Reichsvizekanzler 1577 1587 Siegmund Vieheuser zugleich Reichsvizekanzler 1587 1594 Jacob Kurz von Senftenau zugleich Reichsvizekanzler 1594 1597 Johann Wolf Freymann von Oberhausen zugleich Reichsvizekanzler 1597 1606 Rudolf Coradutz zugleich Reichsvizekanzler 1606 1612 Leopold Freiherr von Stralendorf ab 1607 auch Reichsvizekanzler 1612 1620 Hans Ludwig von Ulm bis 1627 Reichsvizekanzler 1620 Trennung von der Reichskanzlei 1620 1637 Johann Baptist Verda 1623 Freiherr 1630 Graf von Verdenberg 1637 1656 Johann Mathias Prucklmayer ab 1647 Freiherr von Goldegg 1656 1665 Hans Joachim Graf Sinzendorf 1667 1683 Johann Paul Hocher Freiherr von Hohengran 1683 1693 Theodor Althet Freiherr 1685 Graf von Strattmann 1694 1705 Julius Friedrich Graf Bucellini1705 wird ein erster Hofkanzler fur die politica und ein zweiter Hofkanzler fur die juridica eingesetzt 13 Hofkanzler fur die Juridica waren 1705 1715 Philipp Ludwig Graf Sinzendorf 1715 1735 Georg Christoph von Sturkh 1735 1742 Johann Friedrich II von SeilernHofkanzler fur die politica wurde 1705 Johann Friedrich von Seilern der Verfasser der Pragmatischen Sanktion Ihm folgte nach seinem Tod 1715 Philipp Ludwig Graf Sinzendorf Mit seiner Ernennung zum dirigirenden Minister fur die Aussenpolitik beginnt die Liste der Aussenminister der Habsburgermonarchie Quellen 14 15 Rate und Sekretare BearbeitenJakob Spiegel 1522 1526 Gebaude der Hofkanzlei BearbeitenDas Gebaude der Osterreichischen Hofkanzlei am heutigen Ballhausplatz in Wien wurde von 1717 bis 1719 von Johann Lucas von Hildebrandt erbaut Es beherbergt heute das Bundeskanzleramt Literatur BearbeitenGerhard Taddey Osterreichische Hofkanzlei In Ders Lexikon der deutschen Geschichte Personen Ereignisse Institutionen Von der Zeitwende bis zum Ausgang des 2 Weltkrieges 2 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 1983 ISBN 3 520 80002 0 S 562 Michael Gobl und Michael Hochedlinger Die Osterreichische Hofkanzlei In Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie in der Fruhen Neuzeit Band 1 Hof und Dynastie Kaiser und Reich Zentralverwaltungen Kriegswesen und landesfurstliches Finanzwesen Herausgegeben von Michael Hochedlinger Petr Mata Thomas Winkelbauer Wien 2019 ISBN 978 3 205 20823 5 S 445 452 Robert Harlander Gewaltenteilung im Zuge der Reformen Maria Theresias 1740 1780 Dissertation Universitat Graz 2018 Stefan Seitschek Die Osterreichische Hofkanzlei unter Karl VI 1 Marz 2021 Archivale des Monats Marz 2021 Veroffentlichungen des Osterreichischen Staatsarchivs Stefan Seitschek Die Hofkanzleien In 300 Jahre Karl VI 1711 1740 Spuren der Herrschaft des letzten Habsburgers hrsg von der Generaldirektion des Osterreichischen Staatsarchivs Wien 2011 S 104 Thomas Feller Die Hofkanzlei In Die osterreichische Zentralverwaltung Bearbeitet von Friedrich Walter Adolf Holzhausen Wien u a 1907 S 155 189 Gustav Wolf Das Archiv des Ministeriums des Innern In Geschichte der K K Archive in Wien Wien 1871 S 129 178 Geschichte der Staatskanzlei Ministerium des Ausseren In austria forum org Abgerufen am 13 April 2023 Quelle Jahrbuch des k u k auswartigen Dienstes 1911 Weblinks BearbeitenEintrag zu Osterreichische Hofkanzlei im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Hofkanzleiordnung des Erzherzogs Ferdinand I Augsburg 6 Marz 1526 In repertorium at Repertorium digitaler Quellen zur osterreichischen und deutschen Rechtsgeschichte in der Fruhen Neuzeit abgerufen am 13 April 2023 bereitgestellt von Heino Speer Einzelnachweise Bearbeiten a b c Hofkanzlei In Osterreich Lexikon Istvan Fazekas Die Siebenburgische Hofkanzlei In Hochedlinger Mata Winkelbauer Hrsg Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie in der Fruhen Neuzeit S 504 508 Renate Zedinger Die Wiener Behorden fur die Verwaltung der Osterreichischen Niederlande In Hochedlinger Mata Winkelbauer Hrsg Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie in der Fruhen Neuzeit S 535 539 Stefan Seitschek Die Hofkanzleien S 104 a b Verwaltungsgeschichte Staatskanzlei AT OeStA HHStA StK bei Osterreichisches Staatsarchiv Geschichte Haus Hof und Staatsarchiv bei Osterreichisches Staatsarchiv a b Josef Kallbrunner Die Zeit des Directoriums in Publicis et Cameralibus Vorstadien 1743 1749 das Directorium 1749 1760 Aktenstucke 1925 Die osterreichische Zentralverwaltung Robert Harlander S 56 a b Adam Wolf Osterreich unter Maria Theresia C Gerold s Sohn 1855 S 238 239 google at abgerufen am 8 April 2023 Christian Neschwara Die Oberste Justizstelle in Wien 1749 1848 In BRGO 2016 Beitrage zur Rechtsgeschichte Osterreichs S 256 268 Michael Hochedlinger Die Bohmisch Osterreichische Hofkanzlei und die Vereinigten Hofstellen In Hochedlinger Mata Winkelbauer Hrsg Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie in der Fruhen Neuzeit S 565 574 Michael Hochedlinger S 570 Friedrich Walter Die theresianische Staatsreform von 1749 Verlag fur Geschichte und Politik 1958 S 17 google com abgerufen am 13 April 2023 Hofkanzlei im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Thomas Fellner u a Osterreichische Kanzleivorstande Hofkanzler In Die osterreichische Zentralverwaltung Anhang S 281ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Osterreichische Hofkanzlei amp oldid 235344103 Directorium in publicis et cameralibus