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Die Kommende Ober Florsheim war die sudlichste Niederlassung der Ballei Hessen des Deutschen Ordens und lag in dem Dorf Ober Florsheim im heutigen Rheinland Pfalz Komtureigebaude von Suden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubestand 3 Galerie 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Schaffnerei von Norden nbsp Die Durchgangsstrasse der Kommende von Suden Rechts das Komturei links das Schaffnereigebaude Zwischen beiden befand sich der dorfseitige Eingang zur Kommende nbsp Mittelalterlicher Torturm sudlicher Ein bzw Ausgang der Kommende 1237 verkaufte das Kloster Hugshofen im Elsass seinen nordwestlich von Worms gelegenen Fernbesitz in dem Ort Ober Florsheim an die Deutschordensballei Hessen zu Marburg Es handelte sich zunachst um einen Pfarrhof mit Kirchsatz und einen Fronhof mit Landereien welche fur 850 Mark Silber den Eigentumer wechselten Im gleichen Jahr erwarb der Orden auch weiteren Besitz und die Vogtei des Ortes vom Grafen Eberhard IV von Eberstein Rasch entstand aus dem Neuerwerb eine durch Tore und Mauern abgegrenzte Kommende des Deutschen Ordens ein Kloster mit Verwaltungssitz und landwirtschaftlichem Gut 1302 hatte man zusatzlich ortliche Liegenschaften der Templer gekauft 1 Von 1280 bis 1506 ubte die Deutschordensgemeinschaft die Herrschaft und die Gerichtsbarkeit uber den ganzen Ort aus Ab 1506 bis zum Ende der Feudalzeit gingen jene Besitzrechte an die Kurpfalz uber die Ordensniederlassung existierte jedoch unabhangig davon weiter In einer Weinanbauregion liegend hatte sie fur den Deutschen Orden in dieser Hinsicht grosse wirtschaftliche Bedeutung An ihrer Spitze stand der Komtur unterstutzt von mehreren Ritter Priester und Laienbrudern Im Dreissigjahrigen Krieg erlitt die Niederlassung mehrfach erheblichen Schaden ebenso im Pfalzischen Erbfolgekrieg 1631 wurde sie von schwedischen Truppen ausgeplundert Mit dem Kirchsatz hatte die Ordensgemeinschaft auch die Aufgabe zur Unterhaltung der nahen Pfarrkirche St Peter und Paul des Pfarrhauses sowie der Besoldung von Pfarrer und Glockner Selbst nach Einfuhrung der Reformation durch die Kurpfalz blieben diese Pflichten beim katholischen Deutschen Orden Ab 1564 war die Pfarrkirche reformiert ab 1698 simultan und in der Pfalzischen Kirchenteilung von 1705 sprach man sie erneut den Reformierten zu Dagegen legte der Deutsche Orden Protest ein und war nach langjahrigem Rechtsstreit erfolgreich In dieser Zeit wurde das Gotteshaus jedoch baufallig Der Orden liess es daher 1776 bis 1783 neu erbauen Es ist die bis heute existierende katholische Pfarrkirche St Peter und Paul die allerdings erst 1930 den jetzigen Glockenturm erhielt Laut Johann Goswin Widder in seiner Beschreibung der Kurpfalz waren in Ober Florsheim drei Deutschordenspriester als Seelsorger tatig In der Zeit als den Katholiken die Nutzung der Pfarrkirche verwehrt war seien die Gottesdienste in der Kommendenkapelle im Erdgeschoss der Schaffnerei abgehalten worden 1700 1701 hatte der spatere Speyerer Furstbischof und Kardinal Damian Hugo Philipp von Schonborn Buchheim kurzzeitig das Komtursamt von Ober Florsheim inne Ende des 18 Jahrhunderts besass die Kommende mit 1482 Morgen Land die Halfte der landwirtschaftlichen Nutzflache in der Ortsgemarkung weitere Besitzungen lagen in der Umgebung Von 1770 bis zur Besetzung der Region durch die franzosischen Revolutionstruppen 1797 wirkte Heinrich Wilhelm Julius Alefeld als letzter Reprasentant des Deutschen Ordens in Ober Florsheim 2 Trotz seines lutherischen Bekenntnisses amtierte er als Verwalter der Kommende und wohnte in dem nunmehr schlossartigen barocken Komtureigebaude Er war der Sohn des aus Grunstadt stammenden Philosophen Johann Ludwig Alefeld und ein Bruder des Mediziners Georg Ludwig Alefeld Bei dem Verwalter lebten u a seine verwitwete Schwiegermutter Amalia Charlotte Philippina von Avemann geb Clotz 1716 1793 und deren ledige blinde Schwester Sophia Christina Marianna Clotz 1718 1789 Beide starben in Ober Florsheim und wurden auf dem dortigen Friedhof bestattet Ihre beschadigten Grabsteine stehen heute restauriert im Aussenbereich der evangelischen Pfarrkirche Ein Sohn des Ober Florsheimer Verwalters und seiner Gattin war der dort geborene spatere General Georg Ludwig Nikolaus Alefeld 1789 1856 1775 1779 bekleidete General Maximilian Wilhelm Siegmund von Stetten die Wurde des hiesigen Komturs 1779 1794 sein Nachfolger Heinrich Moritz von Berlepsch Letzterer war von 1795 bis 1809 der letzte Landkomtur der Deutschordensballei Thuringen und ein Neffe des kursachsischen Premierministers Heinrich Graf von Bruhl 3 Im Ersten Koalitionskrieg gegen Frankreich gehorte Ober Florsheim zum Kampfgebiet Vom 16 Januar bis zum 10 Mai 1794 bewohnte der spatere Feldmarschall und damalige Oberst Gebhard Leberecht von Blucher als Kommandant seiner Roten Husaren das Komtureigebaude woran eine dort angebrachte Tafel erinnert Nachdem die Gebiete des linken Rheinufers ab 1797 dauerhaft an Frankreich gefallen waren beschlagnahmte die neue Regierung den gesamten Besitz der Deutschordenskommende Ober Florsheim und die Liegenschaften wurden 1806 an Privatbesitzer veraussert Durch die hier ansassigen Deutschherren war das Dorf bis ins 19 Jahrhundert unter dem Namen Herren Florsheim bekannt 4 Baubestand Bearbeiten nbsp Plan der Deutschordenskommende Ober Florsheim Markanteste erhaltene Gebaude sind die Komturei 2 die Schaffnerei 3 und der Torturm 9 Das Gelande der ehemaligen Kommende liegt in der Sudostecke der jetzigen Gemeinde Ober Florsheim und grenzt mit der Komturei und der fruheren Schaffnerei an die Hauptstrasse Beide Kirchen des Ortes liegen ebenfalls an der Hauptstrasse westlich davon Die katholische Pfarrkirche wurde von der Kommende betreut und auch in ihrem jetzigen Bestand neu errichtet Das reprasentative schlossartige Komtureigebaude dient heute als Burgerhaus und Heimatmuseum Es wurde in der Mitte des 18 Jahrhunderts als zweistockiger Putzbau mit Mansarddach erbaut und weist Ecklisenen sowie geohrte Tur bzw Fensterrahmen aus Sandstein auf Die gegenuberliegende Schaffnerei ist zwar mehrfach verandert worden stammt im Kern aber aus dem 16 Jahrhundert Das dreistockige schmucklose Haus tragt ein Walmdach In seinem Erdgeschoss zum Komtureigebaude hin dort wo nun eine Garageneinfahrt sitzt war ehedem die Ordenskapelle eingerichtet Zwischen Komturei und Schaffnerei befand sich ein nicht mehr existenter Torbogen als dorfseitiger Nordeingang in den Kommendenbezirk Von dort fuhrte die heutige Strasse Kommenturei in Richtung Suden durch die Ordensniederlassung An ihrem Sudende befand sich zum Ortsausgang hin eine Wehrmauer mit einem markanten mittelalterlichen Torturm Sowohl dieser Turm als auch Teile der Mauer sind erhalten Die Durchfahrt des Turmes ist tonnengewolbt die Tore leicht spitzbogig Die Mauer weist im Ostbereich zugesetzte Schiessscharten auf Die Gebaude der Deutschordenskommende blieben in Ober Florsheim bis heute ortsbildpragend Galerie Bearbeiten nbsp Komtureigebaude von Nord Westen nbsp Katholische Pfarrkirche Ober Florsheim erbaut vom Deutschen Orden nbsp Wehrmauer des Komturbezirkes Sudostecke nbsp Grabstein der Amalia Charlotte Philippina von Avemann evangelische Kirche nbsp Grabstein der Sophia Christina Marianna Clotz evangelische Kirche nbsp Blucher Gedenktafel am KomtureigebaudeLiteratur BearbeitenMarian Tumler Der Deutsche Orden im Werden Wachsen und Wirken bis 1400 mit einem Abriss der Geschichte des Ordens von 1400 bis zur neuesten Zeit 1955 S 143 Ausschnittscan Johann Goswin Widder Versuch einer vollstandigen Geographisch Historischen Beschreibung der Kurfurstlichen Pfalz am Rheine Band 3 1787 S 149 151 Digitalansicht Weblinks BearbeitenWebseite zur Geschichte des Dorfes und der Kommende Ober Florsheim Historische Webseite zur Kommende Oberflorsheim mit Liste der Komture Webseite zu den Grabsteinen der Damen Avemann und Clotz Verwandte des letzten KommendenverwaltersEinzelnachweise Bearbeiten Ober Florsheim im Webportal Regionalgeschichte Alefeld Heinrich Wilhelm Julius Hessische Biografie In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS J G L Anderson Geschichte der Deutschen Ordens Commende Griefstedt Erfurt 1867 Seite 324 Digitalisat Henning Kaufmann Rheinhessische Ortsnamen die Stadte Dorfer Wustungen Gewasser und Berge der ehemaligen Provinz Rheinhessen und die sprachgeschichtliche Deutung ihrer Namen 1976 S 255 Ausschnittscan 49 684722 8 161577 Koordinaten 49 41 5 N 8 9 41 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutschordenskommende Ober Florsheim amp oldid 223194941