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Trummerscheiben englisch debris disk sind Staubscheiben um altere Sterne Aufnahme der Trummerscheibe um Fomalhaut durch das Hubble WeltraumteleskopSie wurden zuerst mit Hilfe des Infrared Astronomical Satellite entdeckt aufgrund eines starken Infrarotexzesses Wegen der Staubscheibe emittieren die Sterne namlich mehr Strahlung im mittleren und fernen Infrarot als ein Schwarzer Korper vergleichbarer Temperatur Die zusatzliche Strahlung ist das Ergebnis von thermischer Strahlung aufgrund mikrometergrosser Staubteilchen welche von der elektromagnetischen Strahlung des Zentralsterns erwarmt werden Trummerscheiben werden auch als Staubscheiben der zweiten Generation bezeichnet weil sich ihr Staub wahrscheinlich durch Kollisionen zwischen Planetesimalen oder durch die Auflosung von Kometen Millionen Jahre nach Abschluss der Sternentstehung gebildet hat Sie sind also im Unterschied zu protoplanetaren Scheiben Staubscheiben der ersten Generation keine Relikte aus der Zeit der Sternentstehung da Strahlungsdruck und Sternwind den ursprunglichen Staub in der Zwischenzeit aus dem Sternsystem entfernt haben Der Asteroidengurtel und der Kuipergurtel des Sonnensystems konnen als Trummerscheiben angesehen werden 1 Inhaltsverzeichnis 1 Klassische Trummerscheiben 2 Dynamik 2 1 Staubquellen 2 2 Zerstorung bzw Entfernung von Staub 2 3 Wechselwirkungen 3 Trummerscheiben um Weisse Zwerge 4 Sterne mit intensiv untersuchten Trummerscheiben 5 EinzelnachweiseKlassische Trummerscheiben BearbeitenDer Durchmesser der Trummerscheiben liegt zwischen einigen Zehntel und bis zu Tausend Astronomischen Einheiten AE wobei die meisten Werte im Bereich von 30 bis 120 AE liegen Die Scheiben sind sehr dunn meist unter 0 1 AE Die Masse des Staubs in einer Trummerscheibe erreicht einige Hundertstel bis einige Hundert Erdmassen und nimmt mit dem Alter der Sterne ab 2 s auch unten Zerstorung bzw Entfernung von Staub nbsp Aufnahme der Trummerscheibe um AU Microscopii durch das Hubble WeltraumteleskopTrummerscheiben sind um Hauptreihensterne mit den Spektralklassen A bis M gefunden worden wobei Trummerscheiben um fruhe Sterne mit einer hoheren Wahrscheinlichkeit nachgewiesen werden konnen Mit der jetzigen Nachweistechnik konnen um circa 20 Prozent der sonnenahnlichen Sterne kalte Staubscheiben nachgewiesen werden Es besteht kein Zusammenhang zwischen der Metallizitat des Sterns und der Nachweiswahrscheinlichkeit fur eine Trummerscheibe 3 Das Alter der Sterne betragt einige Millionen bis zu mehreren Milliarden Jahren Das hochste bekannte Alter hat die Trummerscheibe um den Roten Zwerg GJ 581 dessen Alter auf zwei bis acht Milliarden Jahre geschatzt wird Bei alteren Roten Zwergen reicht die Strahlung bzw der Sternwind nicht aus um die Staubscheiben aufzulosen 4 Mit Hilfe der Infrarotspektroskopie konnte die chemische Zusammensetzung der Trummerscheibe analysiert werden die Staubteilchen enthalten kristallisierte Mineralien aus Forsterit Enstatit der Pyroxengruppe sowie der Olivingruppe Sie entsprechen damit in ihrer Zusammensetzung grob den nicht differenzierten Kometen des ausseren Sonnensystems 5 Trummerscheiben werden unterteilt in warme und kalte Scheiben bei warmen Scheiben liegt die mittlere Temperatur des Staubs bei Werten von 100 bis ungefahr 150 Kelvin Diese Temperatur erreicht der Staub bei einem Abstand von einigen Astronomischen Einheiten vom Stern Die kalten Trummerscheiben haben eine mittlere Temperatur von teilweise nur 20 Kelvin Dies entspricht der Temperatur von Staub im Kuipergurtel des Sonnensystems und einem Abstand von ungefahr 30 bis einigen Hundert AE 6 Einige extrem kalte Scheiben mit einem Infrarotexzess bei 160 mm wird als die Emission von sehr grossen Staubteilchen interpretiert Diese Staubteilchen sollten aber durch Kollisionen innerhalb kurzester Zeit in kleinere Teile zerfallen Eventuell handelt es sich bei diesen Quellen um nicht aufgeloste Hintergrundgalaxien 7 Trummerscheiben in Doppelsternsystemen scheinen ebenso haufig vorzukommen wie bei Einzelsternen Dabei liegt die Bahnebene der Scheibe meistens in der Bahnebene des Doppelsternsystems Aus dynamischen Grunden leert sich der innere Teil der Scheibe bei Doppelsternsystemen recht schnell so dass diese Trummerscheiben keine Infrarotstrahlung von warmem Staub emittieren 8 Dynamik Bearbeiten nbsp Submillimeter Aufnahme der Trummerscheibe um Epsilon Eridani Die Intensitat korrespondiert mit der Dichte des Staubs in der Scheibe Staubquellen Bearbeiten Die primare Quelle des Staubs in Trummerscheiben sind Planetesimale die miteinander kollidieren und dabei Staub freisetzen Um hohe Kollisionsraten und Relativgeschwindigkeiten zu erreichen muss es einen oder mehrere Storkorper in Form von Protoplaneten oder Planeten geben die die Bahnen der Planetesimale beeinflussen Daneben konnen unter dem gravitativen Einfluss von Planeten oder durch nahe Begegnungen mit anderen Sternen in Sternassoziationen auch Kometen in das Innere des Sternsystems wandern Durch die Strahlung des Sterns werden sie aufgeheizt und verdampfen Dabei wird der in dem Kometen gebundene Staub freigesetzt Zerstorung bzw Entfernung von Staub Bearbeiten Der Staub der den grossten Teil der nachgewiesenen Infrarotstrahlung emittiert wird sowohl durch den Sternwind als auch den Strahlungsdruck aus dem Sternsystem herausbeschleunigt Intensive Rontgen und Ultraviolettstrahlung wie sie in der Korona von magnetisch aktiven Sternen entsteht kann ebenfalls die Lebensdauer des Staubes in den Trummerscheiben verringern Daneben kann der Poynting Robertson Effekt auch dazu fuhren dass aus den inneren Bahnen der Staub auf den Stern sturzt und chemisch mit schweren Elementen anreichert Eine weitere Moglichkeit ist dass der Staub durch Planeten aufgesammelt wird 9 Die Prozesse der Zerstorung bzw der Entfernung von Staub aus einer Trummerscheibe sind auch gultig fur Protoplanetare Scheiben die Vorlaufer der Trummerscheiben Die Lebensdauer von Protoplanetaren Scheiben wird auf bis zu zehn Millionen Jahre geschatzt ihr Ubergang von der protoplanetarischen Scheibe uber eine Ubergangsscheibe engl transitional disk zur Trummerscheibe ist fliessend Das genaue Alter ab dem der Staub uberwiegend aus Kollisionen hervorgegangen sein durfte ist unter anderem vom Sterntyp abhangig die Strahlung fruher Sterne ist energiereicher und sie sind leuchtkraftiger weshalb diese schneller den ursprunglichen Staub aus ihrer Umgebung entfernen konnen 10 Wechselwirkungen Bearbeiten nbsp Aufnahme des Hubble Weltraumteleskops von der primaren und der sekundaren Trummerscheibe um Beta PictorisPlaneten fuhren durch ihre Gravitationskrafte zu Strukturen in Form von leeren Ringen und eventuell Speichen in den Trummerscheiben Diese Strukturen sind in ihren Eigenschaften ahnlich den Ringen des Saturn wo durch Schafermonde Lucken in den Ringen erzeugt werden Allerdings kann auch ein hoher Gasgehalt in den Trummerscheiben zu den beobachteten leeren Ringen fuhren Demnach kann die Wechselwirkung zwischen Gas und Staub in den Scheiben zu einer Verklumpung fuhren die den Staub in engen exzentrischen Bahnen bundelt und zur Bildung von Planeten fuhrt aber nicht von Planeten verursacht wird 11 Laufen die Planeten nicht in der Bahnebene der Trummerscheibe dann erzeugen sie einen zweiten geneigten Ring um den Stern wie im Fall von Beta Pictoris 12 Umgekehrt werden auch die Umlaufbahnen der Exoplaneten durch die Trummerscheibe beeinflusst insbesondere wenn sich die Umlaufbahnen der Planeten untereinander in Resonanz befinden werden diese zunachst stabilen Umlaufbahnen innerhalb einiger Hunderttausend oder Millionen Jahren so weit gestort dass die stabilisierende Resonanz nicht mehr vorhanden ist Hierfur reicht eine Masse der Trummerscheibe von ungefahr einem Prozent der Masse des Neptuns aus 13 Trummerscheiben um Weisse Zwerge BearbeitenAuch um viele Weisse Zwerge wird ein Infrarotexzess beobachtet und mit Trummerscheiben in Verbindung gebracht Daneben wird die Anwesenheit von Staub um diese entarteten Sterne auch durch spektroskopische Beobachtungen bestatigt Bei Weissen Zwergen bei denen rein radiativer Energietransport vorliegt sind in ihren Atmospharen schwere Elemente nachgewiesen worden Diese sollten theoretisch jedoch aufgrund der gravitationsbedingten Sedimentation wonach schwere Elemente mit einem kleinen Wirkungsquerschnitt in tiefere Schichten sinken in den Atmospharen der Weissen Zwerge nur mit geringer Haufigkeit oder gar nicht nachzuweisen sein Die Beobachtung schwerer Elemente in den Atmospharen dieser Sterne erfordert daher einen steten Nachschub von Staub aus einer Trummerscheibe 14 Bei Weissen Zwergen mussen nicht Kollisionen zwischen Planetesimalen die Ursache der Staubentstehung sein Moglicherweise werden stattdessen Asteroiden durch Gezeitenkrafte zerstort wenn sie sich dem Weissen Zwerg zu sehr nahern 15 Aus dem Abkuhlungsalter der Weissen Zwerge kann das Alter ihrer Trummerscheiben auf 100 Millionen bis ungefahr eine Milliarde Jahre abgeschatzt werden bei alteren Weissen Zwergen ist die Leuchtkraft eventuell zu gering um die Staubscheibe noch hinreichend zu erwarmen Der Durchmesser dieser Scheiben erreicht einen Wert von ungefahr einem Sonnenradius Da der Rote Riese aus dem sich der Weisse Zwerg entwickelt hat einen erheblich grosseren Durchmesser hatte kann die Trummerscheibe kein Relikt aus der Phase vor der Entstehung des Weissen Zwergs sein Der innere Teil der Scheibe erreicht Temperaturen von bis zu 1500 K und ist damit erheblich warmer als die Trummerscheiben von Hauptreihensternen 16 Eine Staubscheibe um einen Weissen Zwerg die nicht von einer Trummerscheibe zu unterscheiden ist konnte in Doppelsternsystemen entstehen Danach sind die Bestandteile des Doppelsternsystems zwei Weisse Zwerge unterschiedlicher Masse Sinkt der Radius der Bahnachse aufgrund der Abstrahlung von Gravitationsstrahlung unter einen kritischen Wert dann konnten Gezeitenkrafte den massearmeren Weissen Zwerg zerreissen und die Uberreste wurden durch Kondensation eine Staubscheibe um den verbleibenden Weissen Zwerg bilden 17 Diese Hypothese sollte zu einem schnell rotierenden massereichen Weissen Zwerg fuhren der von einer Trummerscheibe umgeben wird Die hohen Rotationsgeschwindigkeiten werden allerdings nicht beobachtet Die Ursache konnte in einer Wechselwirkung des Magnetfelds des Weissen Zwerges mit der ihn umgebenden Staubscheibe liegen Dazu passend verfugen Weisse Zwerge mit einer hoheren Masse eher uber ein starkes Magnetfeld von bis zu 10 Mega Gauss als Weisse Zwerge mit durchschnittlichen Massen 18 Sterne mit intensiv untersuchten Trummerscheiben BearbeitenGamma Doradus Wega Fomalhaut Beta Pictoris AU MicroscopiiEinzelnachweise Bearbeiten Hannah Broekhoven Fiene et al THE DEBRIS DISK AROUND GAMMA DORADUS RESOLVED WITH HERSCHEL In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1212 1450 R Nilsson et al VLT imaging of the beta Pictoris gas disk In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1207 4427 C Eiroa et al DUst Around NEarby Stars The survey observational results In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2013 arxiv 1305 0155v1 J F Lestrade et al A DEBRIS Disk Around The Planet Hosting M star GJ581 Spatially Resolved with Herschel In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1211 4898 B L de Vries et al Comet like mineralogy of olivine crystals in an extrasolar proto Kuiper belt In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1211 2626 Hideaki Fujiwara et al AKARI IRC 18 mm Survey of Warm Debris Disks In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1211 6365 A V Krivov et al Herschel s Cold Debris Disks Background Galaxies or Quiescent Rims of Planetary Systems In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2013 arxiv 1306 2855v1 G M Kennedy et al Coplanar circumbinary debris disks In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1208 1759 Andras Gaspar George H Rieke Zoltan Balog THE COLLISIONAL EVOLUTION OF DEBRIS 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