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Dapha Nepali द फ dapha auch dapha bhajan ist ein devotionaler Musikstil der Newar Gemeinschaft im Kathmandutal in Nepal der zur aus dem Hinduismus hervorgegangenen Bhakti Bewegung in Sudasien gehort und mit dem religiosen Gesangsstil kirtan verwandt ist Der wohl im 17 Jahrhundert am Hof der Malla Konige entstandene und spater in die Tradition der Bauern ubergegangene dapha ist der alteste hinduistische devotionale Gesangsstil der Newar Die Lieder in der musikalischen Form eines Ragas werden besonders an jahreszeitlichen religiosen Feiertagen im Wechselgesang von zwei Mannerchoren vorgetragen und von Handzimbeln tah Doppelkonustrommeln lalakhin auch dapha khin und manchmal Naturtrompeten pvanga begleitet Zu diesem Ensemble kam im 18 Jahrhundert das grossere navabaja mit neun verschiedenen Trommeln und mehreren Zimbeln Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Repertoire 3 Sozialorganisation und Auffuhrung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung Bearbeiten nbsp Bhupatindra Malla Konig von Bhaktapur reg 1696 1722 Das Kathmandutal steht mit Indien mindestens seit der Zeitenwende in einer kulturellen Beziehung Seit dem vom 4 Jahrhundert bis zur Mitte des 8 Jahrhunderts uber das Kathmandutal herrschenden Reich von Licchavi ist laut Inschriften die Praxis von Musikdarbietungen an Tempeln bekannt Eine 605 datierte Inschrift aus Lele bei Patan und eine weitere Inschrift von 699 aus Upallokot im Distrikt Gorkha belegen Tempelmusik ohne nahere Angaben Am ausfuhrlichsten zu Musik informiert die in Harigan nordostlich von Kathmandu gefundene Kronungsinschrift des Konigs Amshuvamsa aus dem Jahr 608 1 Aus ihr geht hervor dass zur rituellen oder hofischen Musik Schneckenhorner und mutmasslich Trommeln gehorten 2 Die fur Sudasien typischen hofischen Zeremonialorchester naqqara khana stammen aus der muslimisch persischen Kultur und wurden vermutlich ab Anfang des 14 Jahrhunderts von Nordindien in Nepal eingefuhrt 3 Daneben bewahrte das Kathmandutal ebenso wie Sudindien altere vorislamische musikalische Formen zu denen das aus der altindischen Zeit stammende System der klassischen Ragas und die in den Veden verankerte religiose Ausdrucksform des hymnischen Gesangs kirtan gehoren Dapha ist ein im Freien an Tempeln gepflegter devotionaler Stil und im Unterschied zur muslimischen hofischen Musik in den Palasten mit entsprechenden vorislamischen sudindischen Traditionen verbunden 4 Vermutlich gelangte ein devotionaler Musikstil bereits vorher im 12 oder 13 Jahrhundert ins Kathmandutal zu einer Zeit in der gute Beziehungen zu den Herrschern der Region Mithila bestanden die sich vom mittleren Nordindien bis in die nepalesische Tiefebene Terai erstreckte Hinduistische Inder flohen damals vor den muslimischen Eroberern in den Nepal und ubten einen grossen Einfluss auf die Kultur der Newar aus Hochkastige Inder Brahmanen brachten das indische Kastensystem mit und die zu den niedrigen Kasten gehorenden Musiker ihre Musik Professionelle Musikerkasten etwa die mit der Kesseltrommel damaha auftretenden Damai werden in Nepal zur untersten sozialen Schicht gezahlt 5 Die Newar Kultur erlebte ihre Blutezeit unter der vom 13 bis zum 18 Jahrhundert in den drei Stadten des Kathmandutals Kathmandu Patan und Bhaktapur herrschenden Malla Dynastie deren Herrscher den Gebrauch der nordindischen Sprache Maithili forderten Daneben verwendeten die Newar des Kathmandutals seit dem 16 17 Jahrhundert in der Dichtung ihre eigene tibetobirmanischen Sprache Newari die sie als Nepal bhasa Sprache des Nepal tals bezeichnen 6 Der Gorkha Konig Prithvi Narayan Shah eroberte im Jahr 1768 das Kathmandutal und installierte Kathmandu als seine Hauptstadt Heute machen die Sprecher des Nepali einer indoarischen Sprache ungefahr die Halfte der Bewohner des Tals aus Dennoch blieben die Newar vielen Aspekten ihrer eigenen Kulturtradition treu Dies bezeugen exemplarisch zahlreiche dapha Kompositionen von Malla Konigen die in heutigen Liederbuchern enthalten sind Sie bilden eine Traditionslinie die von den Palasten der Malla Konige am Anfang des 17 Jahrhunderts bis zur heutigen Landbevolkerung fuhrt Die heutigen dapha Lieder die sich bis in diese Zeit zuruckfuhren lassen sind die alteste devotionale Gesangstradition der Newar 7 nbsp Buddhistische Musik gunla bhajan beim Umschreiten des Swayambhunath Stupas im fur die Newar heiligen Monat gunla August um 1955Dapha stellt eine spezifische musikalische Form der Newar dar dagegen ist der ebenfalls im Kathmandutal beliebte devotionale Gesang bhajan in Nordindien und daruber hinaus in Sudasien verbreitet 8 Zu seiner Begleitung gehoren in Nepal ein Harmonium eine Kesseltrommel nagara und eine Handglocke ghanti von Sanskrit ghanta die haufig um weitere Sanger die Handzimbeln schlagen erganzt werden Die Gesangstradition des bhajan ist uberwiegend ein Element der Krishna Verehrung und die krishnaitische Dichtung in Nepal wurde wie dapha von Mithila beeinflusst Im Kathmandutal wird das Genre dhalcha bhajan nur von niedrigen Kasten gesungen und gespielt Das traditionelle hinduistische Genre dapha wird seit den 1920er Jahren vom neuen devotionalen Chorgesang gyanamala bhajan bedrangt werden Gyanamala bhajans werden heute auch entgegen der Tradition von Frauenchoren gesungen 9 Die Begleitinstrumente sind im Wesentlichen Harmonium und tabla die mit diesem Genre erstmals nennenswert in die Musik der Newar gelangten 10 Dhalcha bhajan nimmt seinem Alter nach eine Zwischenstellung ein Anstelle des modernen indischen Kesseltrommelpaars tabla wird die Fasstrommel dhalak verwendet die Talas der Newari und keine indischen schlagt 11 Neben den hinduistischen Musikstilen pflegen die Newar auch Musik fur buddhistische Rituale die wie die religiose Musik insgesamt zu bestimmten jahreszeitlichen Festen speziellen Tempeln oder Platzen und zu gewissen Berufskasten gehort Hierfur werden eine Auswahl an Trommeln und Blasinstrumenten gebraucht etwa das Buffelhorn neku oder ein Ensemble aus Fasstrommeln pancatala und funf paarweise gespielten Langtrompeten paytah fur Prozessionen am Jahresfest Neku Jatra Mataya Zur Begleitung der buddhistischen Rituallieder caca chacha werden nur die Zimbeln tah eingesetzt Das caca Genre entwickelte sich mutmasslich im 14 Jahrhundert aus den tantrisch buddhistischen Ritualgesangen carya die in Nordindien spatestens im 11 Jahrhundert existierten Aus ihnen durfte auch der klassische Gesangsstil dhrupad hervorgegangen sein 12 Alle Newar Gemeinschaften verehren den Gott der Musik und des Tanzes Nasahdyah eine Inkarnation Shivas mit einer dyahlhyagu genannten instrumentalen Anrufung Dapha wird von mannlichen Newar in den drei Stadten des Kathmandutals aufgefuhrt Frauen sind bei den Newar von den meisten traditionellen Musikformen ausgeschlossen 13 mit Ausnahme von Liedern die beim Reispflanzen gesungen werden und von devotionalen buddhistischen Liedern die zum Typus der bhajans gehoren Die traditionellen Musiker und Tanzer der Newar treten nicht professionell auf mit Ausnahme der hinduistischen Schneiderkaste Jugi die als Berufsmusiker Kegeloboen und Trompeten in Tempeln spielen und ihre Dienste anderen Kasten anbieten Ein wesentlicher Teil der Newar Musiktradition wird von der grossen hinduistischen oder buddhistischen Gruppe der Bauern Kasten Jyapu und Maharjan gepflegt die zur sozialen Mittelschicht gehoren Repertoire Bearbeiten nbsp Mahindra Malla Konig von Kathmandu von 1560 bis 1574 Verfasser des altesten uberlieferten dapha GedichtsDie Liedtexte sind in handschriftlichen Liederbuchern dapha saphu enthalten in denen auch der zu verwendende Raga melodische Struktur und der Tala rhythmische Struktur des Stuckes namentlich genannt wird Die meisten Texte werden auf Malla Konige des 16 und 17 Jahrhunderts zuruckgefuhrt Das ubrige Repertoire stammt aus Nordindien Hierzu gehort vor allem das Gitagovinda eine Sammlung von Sanskrit Gedichten uber erotische und mystische Beziehung zwischen Krishna Govinda und seiner Gefahrtin Radha des im 12 Jahrhundert lebenden Dichters Jayadeva Spatestens seit dem 15 Jahrhundert ist das Gitagovinda in Nepal bekannt Weitere nordindische Dichter die im Liederbuch der Newar vorkommen sind Namdev Namadeva Ende 13 Mitte 14 Jahrhundert der aus Bihar stammende Vidyapati um 1352 1448 der auf Sanskriti und Maithili schrieb das er als Literatursprache einfuhrte der Mystiker Kabir 1440 1518 und der Krishna Lyriker Surdas 16 Jahrhundert der auf Braj Bhakha schrieb Der alteste erhaltene dapha Text stammt von Konig Mahindra Malla der 1560 bis 1574 in Kathmandu regierte Sein Gedicht ist Krishna gewidmet und soll nach den Angaben zur Musik im Raga bibhas und im Tala pra vorgetragen werden 14 Richard Widdess 2015 zufolge ist der alteste Newar Dichter von dem Texte in den Liederbuchern von Bhaktapur versammelt sind Konig Jagajjyoti Malla von Bhaktapur reg 1614 1637 der jungste und zugleich der letzte Malla Herrscher von Bhaktapur ist Ranajit Malla reg 1722 1769 Ranajit der Dutzende von Liedern verfasste wurde nach der verlorenen Schlacht um Bhaktapur 1769 von den siegreichen Gorkhas ins Exil nach Indien geschickt Durch sein Schicksal gilt er als der beliebteste Dichter des dapha Genres Die Lieder sind auf Sanskrit Newari und Maithili verfasst manche enthalten Worter aus mehreren Sprachen In Manuskripten aus dem 17 Jahrhundert und spater ist eine Gedichtsammlung von Konig Jagajjyoti mit dem Titel Gitapancasika uberliefert Die auf Newari verfasste Gedichtsammlung Jagajjyotis ist in das Jahr 1628 1550 der historischen indischen Shaka Ara datiert Drei der enthaltenen Lieder gehoren zum heutigen Repertoire Von Jagajjyoti selbst oder von Gelehrten in seiner Umgebung sind daruber hinaus mindestens funf Abhandlungen zur Musik uberliefert Aus dem 17 und 18 Jahrhundert stammende Quellen zeigen dass an den Herrscherhausern der Malla Konige die indische Musiktheorie Sanskrit sangita shastra beachtet wurde Ebenfalls bekannt waren das Natyashastra das um die Zeitenwende entstandene Werk zur altindischen Musiktheorie von dem eines der fruhesten Palmblattmanuskripte in Kathmandu erhalten blieb und die im 13 Jahrhundert verfasste Musiktheorie Sangitaratnakara 15 Sozialorganisation und Auffuhrung Bearbeiten nbsp Surya Binayak sudlich von Bhaktapur ein Ganesha geweihter HindutempelIn Bhaktapur das zur Zeit der Malla Konige das machtigste der drei Reiche im Kathmandutal war fuhlen sich die uberwiegend zu den Newar gehorenden Einwohner in besonderem Mass verpflichtet die Tradition der Malla Konige einschliesslich der dapha Musik zu erhalten Um das Jahr 2000 wurden in Bhaktapur ungefahr 60 dapha Gruppen dapha khalah gezahlt die mit bestimmten Tempeln oder Schreinen und Gottern verbunden sind An manchen Tagen an denen die Manner tagsuber auf den Feldern arbeiten treffen sie sich fruhmorgens oder abends im Hof eines Tempels oder an einem anderen Ort allgemein dabu im Freien Meistens versammeln sich auf einer Strohmatte unter dem Dach eines Pavillons in der Nahe eines Tempels Einige dapha Gruppen kommen nur an Feiertagen an einem einzigen Tag im Jahr oder taglich zusammen Die Mitglieder einer Musikgruppe bilden eine guthi von Sanskrit goshti Versammlung Eine guthi ist ein Netzwerk in welchem uber die Musik hinaus soziale und religiose Belange innerhalb der eng verflochtenen Newar Gesellschaft besprochen und geregelt werden Guthi Organisationen wirken identitatsstiftend sie engagieren sich etwa bei der Durchfuhrung von Hochzeitszeremonien und Totenritualen 16 Die Mitgliedschaft basiert auf der Familienzugehorigkeit Berufskaste oder der Wohnung im Stadtviertel Fur die Aufnahme in eine Musiker guthi ist eine Initiation erforderlich Bei einer dapha guthi werden alle zehn bis zwolf Jahre Jungen angenommen um sie in Gesang und Musik zu unterrichten Der Lehrer tragt den Jungen das Repertoire aus den Liederbuchern vor das sie im ublichen Lernverfahren durch Nachahmen und Wiederholen behalten sollen Die Unterrichtszeit wird mit einer ganztagigen puja an den Musikgott Nasahdyah bei der die Schuler erstmals offentlich auftreten abgeschlossen Am folgenden Tag trifft sich die Gruppe zu einer gemeinsamen Feier am Ganesha Tempel Surya Binayak auf einer Anhohe sudlich von Bhaktapur Ab jetzt durfen die Schuler an den ublichen dapha Auffuhrungen teilnehmen wobei dies nur wenige regelmassig tun 17 nbsp Neujahrsfest Biska Jatra am Nyatapola Tempel in Bhaktapur April 2018An Feiertagen versammelt sich eine dapha Gruppe an einem bestimmten offentlichen Platz oder begibt sich nacheinander zu mehreren Platzen wo sie von einer grosseren Zuhorerschaft umgeben ist Am Neujahrsfest Biska Jatra im Marz 2003 wanderte beispielsweise eine dapha Gruppe in der auch der Musikethnologe Gert Matthias Wegner mitwirkte an einem Tag im Uhrzeigersinn durch Bhaktapur zu 42 Auftrittsorten an Schreinen 18 Der Chorgesang ist antiphon Die Sanger sitzen sich in zwei Gruppen gegenuber die stets abwechselnd und nie gemeinsam singen Diese musikalische Form ist mit dem Wechselgesang prabandha gita verwandt der in mittelalterlichen indischen Handschriften erwahnt wird und demnach in mythischen Urzeiten entstanden sein soll Prabandha Sanskrit Komposition eine Form von gita jeglicher Gesang wird von Matanga beschrieben einem Musikgelehrten der nach unterschiedlichen Ansichten zwischen dem 4 und 9 Jahrhundert lebte 19 In der von Sarngadeva im 13 Jahrhundert verfassten Musiktheorie Sangita Ratnakara wird das Genreprabandha ebenso behandelt und im 17 Jahrhundert von Ahobala in seinem Sangita Parijata weiter differenziert 20 Daraus entstand auch die Form des indischen devotionalen Gesangs padavali kirtan 21 Die Anordnung der Chore stellt eine gewisse Parallele zu den hofischen Tanzdramen dar die im 17 und 18 Jahrhundert bei den Malla aufgefuhrt wurden Nach der Beobachtung eines europaischen Reisenden im 18 Jahrhundert in Bhaktapur 22 gab es bei solchen Schauspielen kaum Dialoge stattdessen sangen zwei Chore abwechselnd oder zusammen samtliche Texte wahrend die Schauspieler in standiger Bewegung die Handlung darstellten Bei Auffuhrungen an einem Flussufer wurde eine Plattform errichtet ansonsten fanden sie ebenerdig auf Strassen Platzen oder im Hof eines Tempels statt und die Zuschauer liessen sich auf Matten am Boden nieder 23 Auf eine Kontinuitat zwischen den Schauspielen der Malla und den heutigen dapha Auffuhrungen verweisen auch die ahnlichen Namen fur die zu verwendenden Ragas und Talas Das Eroffnungslied der Schauspiele wurde nandi gita Anrufung des gluckverheissenden Nandi genannt wie dies auch bei einigen heutigen dapha Gruppen der Fall ist 24 Zu ihrer Begleitung spielen die Sanger die Doppelkonustrommel lalakhin auch dapha khin ahnlich der Doppelkonustrommel pashchima zwei Trompeten pvanga und Handzimbeln kleine Paarbecken tah Die pvanga auch ponga ist lange gerade Naturtrompete aus drei ineinandergesteckten dunnen leicht konischen Kupferrohren ahnlich der karnal Eine typische dapha Gruppe die Richard Widdess 2007 in Bhaktapur horte begleitet sich hauptsachlich auf zwei lalakhin und mehreren Zimbelpaaren Jeder der beiden Chore hat ein aufgeschlagenes Manuskriptbuch vor sich auf dem Boden liegen In der freien Flache zwischen ihnen stellen einige Ollampen den sakralen Charakter des Ortes her und erhellen bei Dunkelheit die Liederbucher Zwischendurch reichen die Musiker und Sanger Wasserpfeifen herum Auf einem Podest hinter den Sangern sind vielleicht funf Buddha Statuen aufgestellt die dann von den Anwesenden verehrt werden Hindus betrachten die Statuen als die funf Pandava Bruder aus dem Epos Mahabharata 25 nbsp Fasstrommel madal bei den Newar magakhin kleiner als die lalakhinIn Bhaktapur wurden zunachst acht der rituell bedeutendsten dapha Gruppen Anfang des 18 Jahrhunderts durch eine Schenkung des Konigs vergrossert und mit neun verschiedenen Trommeln ausgestattet Dazu gehoren neben der lalakhin die zweifellige Zylindertrommel dha die dreifellige aus zwei verbundenen Rohren bestehende pancatala auch kvatah die grosse Rohrentrommel dhimay moo dhime die Doppelkonustrommel pashchima das Kesseltrommelpaar nagara und die kleine Rasseltrommel damaru Dieses auf Newari navabaja Nepali naumati baja neun Musikinstrumente genannte Ritualensemble besteht neben den Trommeln haufig aus verschiedenen Zimbeln tha bhusya und kaynpin Floten Trompeten pvanga karnal und narsinga und Kegeloboen sahanai in Indien shehnai Das navabaja ahnelt dem von den Damai verwendeten Ensemble panche baja funf Musikinstrumente mit der Kesseltrommel damaha Gert Matthias Wegner nahm in Bhaktapur navabaja Ensembles auf bei denen ein Solo Trommler nacheinander in raschem Wechsel und in festgelegter Reihenfolge die neun Trommeln spielt begleitet von mehreren Handzimbeln und Blasinstrumenten 26 Im 17 Jahrhundert gab es offenbar einen dem dapha ahnlichen religiosen Chorgesang an den Herrscherhausern der Malla Eine Miniatur zeigt eine Zeremonie die Konig Pratap Malla reg 1641 1674 im Jahr 1664 am Taleju Tempel in Kathmandu durchfuhrte Der Tempel fur Taleju der Schutzgottin der Malla Konige gehorte zum Palastbereich Unterhalb vom Konig und seinem Hofstaat ist in der Malerei eine auf den Stufen des Tempels sitzende Gesangsgruppe zu sehen Diese besteht aus acht Sangern die halftig in zwei Gruppen aufgeteilt an den Seiten eines Musikers sitzen der eine grosse Doppelkonustrommel lalakhin spielt Alle Sanger schlagen Handzimbeln die sie mit beiden Handen halten Die Nahe zum Konig und ihre langen Gewander lassen die Sanger und Musiker als hofisches Ensemble erscheinen Richard Widdes 2015 halt das Bild fur die fruheste Darstellung einer dapha Gruppe 27 Wahrend die Traditionslinie des dapha selbst erhalten blieb vollzog sich bei den Tragern dieser Tradition ein sozialer Wandel Nach dem Machtubergang an die Gorkhali und der Verlegung der Hauptstadt von Bhaktapur nach Kathmandu zogen zahlreiche Familien der oberen Kasten in das neue Machtzentrum und beendeten damit ihre Beteiligung an den dapha Auffuhrungen und ihre Patronage derselben Lediglich eine dapha Gruppe die ausschliesslich aus Angehorigen der oberen Kasten bestand uberlebte in Bhaktapur bis in die 1980er Jahre Diese Gruppe gehorte zum Taleju Tempel auf dem Palastgelande Die Bauern und niedrigen Berufskasten die durch ihre Tatigkeit als Landarbeiter auf den Feldern der Aristokraten arbeiteten oder als Handwerker und Bedienstete in engem Kontakt zu ihnen standen waren mit der hofischen Kultur relativ vertraut und sahen darin ein Vorbild fur ihre eigene Kultur Da sie aber die hofischen Sprachen Maithili und Sanskrit wenig oder gar nicht verstanden ubernahmen sie die Liedtexte unvollstandig und teilweise fehlerhaft wie Richard Widdess 2015 nachweist So war ein Gedicht aus dem Gitapancasika bei den Malla Konigen zur Verehrung einer namenlosen Gottheit gedacht worunter damals die tantrische Gottin Taleju verstanden wurde die sich die Malla als die machtigste Herrscherin des Himmels vorstellten In heutigen Liederbuchern kommt dieses Gedicht als Preislied auf Ganesha vor und ist ein beliebtes Lied das an Tempeln fur den Gott des Glucks und Wohlstands gesungen wird Die Widmung des Liedes erfuhr durch eine fehlerhafte Lesung somit einen doppelten Bedeutungswandel Statt an die oberste Gottin speziell der Aristokraten ist es nun an einen beliebten mannlichen Volksgott der unteren Schichten gerichtet Bei allen Texten die auch wenn sie sprachlich nicht verstanden werden zum Repertoire gehoren liegt fur die Sanger die eigentliche religiose Bedeutung in der musikalischen Darbietung So wird etwa das auf Sanskrit verfasste Gitagovinda eigens wegen seiner Lange fur die ganze Nacht andauernde Auffuhrungen verwendet 28 Die dapha Auffuhrungen haben einem festgelegten Ablauf Zunachst werden dreimal die Handzimbeln tah geschlagen als Einstieg fur eine langere instrumentale Anrufung dyahlhaygu auf Fasstrommel und Zimbeln 29 Mit der Anrufung an die Gotter deren wohlwollende Unterstutzung erbeten wird beginnt und endet jede Auffuhrung religioser Musik der Newar An den Tempeln und Schreinen soll Musik eine Verbindung zu den Gottern herstellen und die spirituelle Kraft der Orte starken Dies ist auch in besonderer Weise die Aufgabe der Musiker die Prozessionen zu mehreren heiligen Orten in einer Stadt anfuhren die so dem verbindenden Kraftfeld eines Mandalas zugeordnet werden beispielsweise bei der Prozession Neku Jatra Mataya in Patan Das dyahlhaygu entspricht in seiner Funktion der Anrufung purvaranga die stets als Vorspiel einer traditionellen indischen Theaterauffuhrung vorausgeht nbsp Ein Tempel des Musikgottes Nasahdyah in BhaktapurDie Komposition dyahlhaygu beginnt mit der Einfuhrung der rhythmischen Grundstruktur einer zweimaligen Schlagfolge von acht Zahlzeiten die erhalten bleiben wenn nachfolgend weitere rhythmische Elemente eingefuhrt werden Dies sind Strukturen mit jeweils 20 Zahlzeiten die spater auf zwolf Zahlzeiten reduziert werden Die anfangliche Grundstruktur ist im dritten Abschnitt verschwunden der mit vier Zahlzeiten auskommt Den abschliessenden Abschnitt bildet ein Rhythmus mit zehn Zahlzeiten Klanglich bietet die Komposition einen Ubergang von einer geordneten Struktur der ersten beiden Abschnitte hin zu einem chaotisch erscheinenden Schlussteil Gert Matthias Wegner 2012 interpretiert die beiden gegensatzlichen Teile als das Wesen des Gottes der Musik des Tanzes und des Schauspiels Nasahdyah der mit dieser Komposition angerufen werden soll Nasahdyah steht fur das schopferische Element und zugleich fur das Zerstorerische Dieser negative Aspekt des Musikgottes ist auch eine eigenstandige Gottheit namens Haimadyah die in Bhaktapur an Schreinen verehrt wird die sich in unmittelbarer Nahe zu den Schreinen Nasahdyahs befinden Den negativen Gegenspieler zu Nasahdyah der fur musikalische Fehler verantwortlich ist gibt es nur in Bhaktapur Die Verehrung von Nasahdyah konzentriert sich auf ein Loch in der Wand der ihm gewidmeten Schreine durch das fur die Glaubigen die gottliche Energie heraustritt Der Kult des Musikgottes nasah puja ist sehr alt und hat moglicherweise einen vorhinduistischen Ursprung Zu jedem Musikgenre der Newar gehort eine eigene Form der Anrufung dyahlhaygu mit eigenen Strukturen 30 Das instrumentale Vorspiel erlaubt verspateten Sangern zwischen den bereits Anwesenden Platz zu nehmen und sich einzustimmen Die Lieder werden aus den Handschriften rezitiert Da darin nur die Namen der zugehorenden Ragas und Talas vermerkt sind mussen die mundlich uberlieferten Melodien und Rhythmen aus dem Gedachtnis reproduziert werden 31 Die gesamte Auffuhrung ist ein streng festgelegtes Ritual wie auch jedes Lied ein einzelnes Ritual mit festen Strukturen darstellt Ein Lied beginnt mit einer nicht metrischen ohne Text und ohne instrumentale Begleitung vorgetragenen Melodie analog zum alap einer klassischen Raga Komposition die von einem oder zwei Sangern vorgetragen wird Das erste Lied ist dem Lobpreis Shivas gewidmet Wahrend des letzten Liedes fuhren die Teilnehmer ein Huldigungsritual arati durch bei dem sie einen mehrarmigen Kandelaber anzunden und verehren worauf eine weitere instrumentale Anrufung mit den Zimbeln tah folgt Insgesamt sollte eine ungerade Zahl von Liedern mindestens drei gesungen werden Die Auswahl der in den Liedern gepriesenen Gotter richtet sich nach den Praferenzen der Gruppe nach den Erfordernissen der Jahreszeit und nach den Wochentagen Jeder Wochentag tragt den Namen einer Gottheit und ist dieser zugeordnet nbsp Konkurrenz fur die traditionelle religiose Musik Der moderne devotionale Gesang gyanamala bhajan wird hier von einem Keyboard anstelle des indischen Harmoniums tabla und tanpura begleitet Ein Lied besteht aus mehreren Strophen von denen jeweils die erste Zeile als Refrain dhuva nach den ubrigen Zeilen wiederholt wird Auch jede Strophe wird mehrmals in einem langsamen oder schnellen Tempo wiederholt wobei sich die beiden Chore nach einer festgelegten Folge abwechseln Die haufigen Wiederholungen einzelner Zeilen deren Inhalte im Verlauf der Zeit so stark in den Hintergrund getreten sind dass Sanger und Zuhorer die Bedeutung der Texte praktisch nicht mehr verstehen sind eine Entwicklung die Parallelen zu manchen Formen des kirtan in Nordindien aufweist und in die Richtung des marai kirtan von Bengalen fuhrt Bei diesem wird auf eine emotional mitreissende Art lediglich mit dem Mantra Hari bol der Name des Gottes Vishnu ausgerufen Den zeitlichen Verlauf gibt der lalakhin Spieler vor indem der die Abschnitte und Tempiwechsel mit einer improvisierten rhythmischen Formel markiert An dynamischen Stellen wird er von den pvanga Blasern flankiert 32 Mit der Zunahme von Tempo und Lautstarke steigt die Intensitat und die emotionale Verbundenheit mit dem Ritual Die Steigerung der musikalischen Intensitat gleicht der Ausgestaltung einer Komposition im klassischen indischen Musikstil khyal 33 Als 1951 der staatliche Rundfunk eingefuhrt wurde 34 begann sich die Musikkultur landesweit zu verandern Unter anderem verbreitete sich im gesamten Land eine neue Art von auf Nepali gesungenen Volksliedern lok git die auf uberlieferten Melodien basieren wahrend die traditionelle Musik der Newar im Rundfunk uberhaupt nicht zu horen war Einige dapha Lieder und im dapha verwendete Ragas gingen in die neueren bhajan Genres uber 35 Seit den 1990er Jahren senden eine Reihe von privaten Rundfunkstationen Programme mit neuen Trends einer jungen traditionellen Musik Der lokale Fernsehsender Nepalmandal TV bemuht sich um die altere Musiktradition So organisierte der Sender 2017 eine sechsmonatige Musikreihe bei der jede Woche mehrere dapha Gruppen in Patan spielten und live ubertragen wurden Uber 150 dapha Gruppen waren beteiligt 36 Navabaja Trommler treten nur noch sehr selten auf Das einzige heute noch bei Jungen beliebte weil angesehene Genre der Prozessionsmusik ist das dhimay baja 37 Literatur BearbeitenSubhash Ram Prajapati Traditional Folk Fusion and conFusion Music and Change in the Newar Communities of Nepal Dissertation University of Washington 2018 Richard Widdess Text Orality and Performance in Newar Devotional Music In Francesca Orsini Katherine Butler Schofield Hrsg Tellings and Texts Literature and Performance in North India Open Book Publishers 2015 S 231 245 Richard Widdess Dapha sacred singing in a South Asian city Music performance and meaning in Bhaktapur Nepal Ashgate 2013 Routledge London New York 2016 ISBN 9781409466017Weblinks BearbeitenRichard Widdess Pulling chariots singing songs Musical structure performance and cultural meaning in a dapha song from Nepal Cultural Musicology Dapha Bhajan Youtube Video ein Jahresfest mit Prozessionen in Bhaktapur Minute 2 00 4 20 dapha Gruppe Einzelnachweise Bearbeiten Diwakar Acharya Anuparama s Dvaipayanastotra Inscription from the Early 6th Century Text translation and comment In Journal of Indological Studies Nr 19 2007 S 29 52 hier S 31 Carol Tingey Music for the Royal Dasai In European Bulletin of Himalayan Research Nr 12 13 1997 S 81 120 S 104 Carol Tingey 1997 S 103f Ingemar Grandin Raga Basanta and the Spring Songs of the Kathmandu Valley A Musical Great Tradition Among Himalayan Farmers In European Bulletin of Himalayan Research Nr 12 13 1997 S 57 80 hier S 75f Carol Tingey Nepal Kingdom of II Indo Nepalese Music In Grove Music Online 2001 Siegfried Lienhard Jagatprakasamallas Muladevasasidevavyakhyananaṭaka Das alteste bekannte vollstandig uberlieferte Newari Drama Textausgabe Ubersetzung und Erlauterungen Alt und Neu Indische Studien hrsggb vom Seminar fur Kultur und Geschichte Indiens an der Univ Hamburg 36 by Horst Brinkhaus Buchbesprechung In Indo Iranian Journal Band 33 Nr 1 Januar 1990 S 72 82 Gert Matthias Wegner Nepal Kingdom of I Music in the Kathmandu Valley In Grove Music Online 2001 Ingemar Grandin Understanding change in the Newar music culture the bhajan revisited Symposium on Music and Ritual in the Himalayas Department of Religious studies Yale November 2010 S 1 11 hier S 2 Dharmakirti Gyanamala Bhajan Lalitapatanasa janma joomha Youtube Video Subhash Ram Prajapati 2018 S 31 45 Gert Matthias Wegner Nepal Kingdom of 2 Newar music ii Castes genres and instruments In Grove Music Online 2001 Richard Widdess Carya and Caca Change and Continuity in Newar Buddhist Ritual Song In Asian Music Band 35 Nr 2 Fruhjahr Sommer 2004 S 7 41 hier S 7 12 14 Vgl Riju Tuladhar Building social capital through music participation A case of a female dapha bhajan ensemble University of the Arts Helsinki 2018 Bigyesh Nepal Ragas of the Kathmandu Valley The Change in Meaning and Purpose In Nepal Journal of Multidisciplinary Research Band 2 Nr 3 2019 S 25 32 hier S 27 Richard Widdess 2015 S 234 Vgl Prabina Manandhar The Manandhars of Kathmandu A Study on Continuity and Change in Marriage Practices Masterarbeit Tribhuvan University Kirtipur 2008 S 36 39 Richard Widdess 2015 S 242f Richard Widdess Time Space and Music in the Kathmandu Valley In IAS Newsletter Nr 32 November 2003 S 24 Lewis Rowell The Songs of Medieval India The Prabandhas as Described in Mataṅga s Bṛhaddesi In Music Theory Spectrum Band 9 Fruhjahr 1987 S 136 172 hier S 139 P P Jakhalekar A Critical Study of the Sangitaparijata of Ahobala Dissertation Savitribai Phule Pune University 1982 S 365 373 chapter 6 Tama Debnath Rabindra Bharali Padavali Kirtan of Bengal In Sangeet Galaxy Band 7 Nr 1 Januar 2018 S 5 10 hier S 6 Des Kapuzinerpriesters Cassien der in den 1740er Jahren auf seinem Weg nach Tibet durch Nepal kam Carol C Davis Theatre of Nepal and the People Who Make It Cambridge University Press Cambridge 2019 S 14 Richard Widdess 2015 S 236 Richard Widdess 2015 S 232f Masterdrummers of Nepal Present Auspicious Drumming Traditions of Bhaktapur CD produziert von Gert Matthias Wegner Little Star Records Patan Nepal 2001 Richard Widdess 2015 S 236f Richard Widdess 2015 S 237 240 Newari Music Mwe Dyahlhaygu 1952 Youtube Video Eine Fasstrommel daphakhim sonst lalakhin genannt ein Zimbelpaar tah ein Zimbelpaar jhyali und zum Abschluss zwei Naturtrompeten paytah Die abgebildeten Querfloten bamsuri spielen in dieser 1952 im Museum von Kathmandu gemachten Aufnahme nicht mit Gert Matthias Wegner Invocations of Nasahdyah In Bernhard Kolver Hrsg Aspects of Nepalese Traditions Proceedings of a seminar held under the auspices of Tribhuvan University Research Division and the German Research Council March 1990 Franz Steiner Stuttgart 1992 S 125 134 hier S 125 128 Gert Matthias Wegner Die Telefonnummer des Musikgottes In Archiv fur Musikwissenschaft 69 Jahrgang Heft 2 2012 S 177 184 hier S 178 180 Dapha Bhajan with Ponga Youtube Video dapha Gruppe mit zwei Trompeten pvanga oder ponga Richard Widdess 2015 S 241f Gert Matthias Wegner Nepal I Music in the Kathmandu Valley 4 Popular music In Grove Music Online 2001 Ingemar Grandin Understanding change in the Newar music culture the bhajan revisited Symposium on Music and Ritual in the Himalayas Department 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