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Die Geschichte der Juden in Genf reicht mindestens bis ins Mittelalter zuruck Genf ist der einzige Ort in der heutigen Schweiz in dem Juden in einem Ghetto leben mussten um das Jahr 1420 Erst im 19 Jahrhundert wurde den Juden die Niederlassungsfreiheit gewahrt aber gegen Ende des 18 Jahrhunderts konnten zahlreiche Juden in Carouge leben Heute gehort Genf zu den Schweizer Stadten in denen das Judentum am weitesten verbreitet ist neben Basel und Zurich und beherbergt diverse judische Gemeinden und Einrichtungen Inhaltsverzeichnis 1 Mittelalter 2 16 bis 18 Jahrhundert 3 19 und 20 Jahrhundert 4 Weblinks 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseMittelalter BearbeitenEs gibt Hinweise auf eine judische Siedlung in Genf gegen Ende des 12 Jahrhunderts als Juden aus dem oberen Rheintal und Savoyen in Frankreich dorthin einwanderten 1 Gegen 1300 gab es in Genf eine Synagoge ebenso in Lausanne Aus den Quellen ist bekannt dass um 1400 etwa 13 judische Familien in Genf wohnten In den 1420er Jahren wurden die Juden in ein Ghetto verbannt das einzige das in der Schweiz existierte 2 Nach einem Beschluss des Stadtrates von 1490 wurden die Juden gegen Ende des Jahrhunderts vertrieben was das Ende der ersten judischen Gemeinde von Genf bedeutete 3 Ab dem Zeitpunkt sind nur noch wenige Ereignisse dokumentiert die den Aufenthalt von Juden in der Gegend bis zum 19 Jahrhundert belegen 16 bis 18 Jahrhundert BearbeitenDie Juden die uber Genf nach Venedig reisten mussten Transitgebuhren zahlen die so selten verlangt wurden dass sie erst ermittelt werden mussten Die Beweise fur judisches Reisen sind in den Zolldokumenten der damaligen Zeit zu finden 4 Gegen Ende des 18 Jahrhunderts nach ihrer Vertreibung aus Stadten wie Bern Freiburg und Neuenburg liessen sich zahlreiche Juden dauerhaft in Carouge der heutigen politischen Gemeinde von Genf nieder Diese Ansiedlung folgte den Planen der damals dort angesiedelten sardischen Regierung den kleinen Ort mit einigen hundert Einwohnern zur Stadt zu erheben Bereits 1780 nahm Carouge elsassische Juden und einige aus England Deutschland Ungarn und Italien auf Es durften von Juden nur bestimmte Berufe ausgeubt werden Sie mussten ihre Tuchtigkeit und kaufmannische Ehrlichkeit unter Beweis stellen Darunter waren Fabrikanten wie Joseph Abraham aus London der Uhrenglaser herstellte oder Joseph Vigevano aus Livorno ein Produzent von Siegellack 4 Am 27 August 1787 erlaubte Victor Amedee III den Juden das Gewohnheitsrecht und Religionsfreiheit was in der Geschichte Europas eine Seltenheit war Die Freimaurer hatten ihre Loge die Protestanten ihre Kirche und die Juden ihre Synagoge sowie einen konfessionellen Friedhof den judischen Friedhof von Carouge der sich entlang der heutigen Rue des Tireurs de Sable befand Im Jahr 1798 lebten 75 Juden in Carouge In demselben Jahr wurde Genf von Frankreich annektiert Auch fur Juden galten die franzosischen Gesetze von Freiheit Gleichheit und Bruderlichkeit Das anderte sich als die Annexion 1814 endete 19 und 20 Jahrhundert BearbeitenAb Anfang des 19 Jahrhunderts bildeten sich immer mehr judische Gemeinden unter anderem in Avenches La Chaux de Fonds Yverdon Lausanne und Porrentruy 2 nbsp 1860er Kartonscheibe fur Stereoskop mit Fotos der Synagoge in Genf in der Sammlung des Judischen Museums der Schweiz in Basel Im Jahr 1841 wurde den Juden die Niederlassungsfreiheit im Kanton Genf gewahrt 1852 wurde die Communaute Israelite de Geneve CIG gegrundet Ab dem Jahr 1856 waren auch wieder ein judischer Friedhof und eine Synagoge in Genf vorhanden 1910 betrug der Anteil von stadtischen Juden 55 der judischen Bevolkerung der Schweiz und verteilte sich auf Zurich Basel und Genf In den vorherigen Jahrhunderten verfugten die Schweizer Juden von wenigen Ausnahmen in der Romandie abgesehen nur in den Surbtaler Dorfern Endingen und Lengnau uber ein vorubergehendes Aufenthaltsrecht 2 Die Jahre 1920 bis 1930 waren gepragt von einer zunehmenden antisemitischen Stimmung in Genf Dank der Grenznahe war die Stadt wahrend des Krieges bei Schmugglern beliebt und so wurden viele judische Fluchtlinge in die Schweiz gebracht Doch allzu oft wurden diese Fluchtlinge gefunden und zuruckgeschickt was fur sie den sicheren Tod bedeutete 5 Nach der Flucht aus dem nationalsozialistischen Deutschland im Herbst 1933 arbeitete Hannah Arendt fur kurze Zeit beim Volkerbund in Genf Sie half bei der Ausstellung von Einreisevisa fur judische Siedler und verfasste Reden fur die Jewish Agency for Palestine 6 Im Jahr 1936 wurde der Judische Weltkongress in Genf als politische Plattform gegrundet um sich mit den verfolgten Juden in Deutschland zu solidarisieren den Antisemitismus in Europa und die Unterdruckung der Juden in der Sowjetunion zu bekampfen Daruber hinaus forderte er die politische Notwendigkeit einer judischen Sozial und Migrationspolitik Da die Schweiz neutral war fand 1939 in Genf der einundzwanzigste Zionistische Weltkongress statt Der erste Zionistenkongress war 1897 von Theodor Herzl in Basel abgehalten worden Gegen Ende des 19 Jahrhunderts durchlief das Judentum in Genf einen Wandel Zur ersten Generation der elsassischen Juden kamen aschkenasische Juden die damit den prekaren soziookonomischen und politischen Verhaltnissen in Osteuropa und Russland entkamen 1916 wurde die Kernstruktur einer Sefaradi Bruderschaft der Groupe Fraternel Sefaradi gebildet Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen weitere sephardische Juden aus dem Nahen Osten und nach der Dekolonisation aus nordafrikanischen Landern 5 7 Mit der Integration der Gruppierung der sephardischen Juden in die Communaute Israelite de Geneve 1965 waren alle wichtigen religiosen Stromungen in der Gemeinde vereint Derzeit 2023 umfasst die Gemeinde mehr als 1200 Haushalte somit mehr als 3000 Mitglieder Gemeinderabbiner ist seit November 2022 der aus Frankreich stammende Mickael Benadmon mit allerdings sephardischem Background Lediglich die kleine orthodoxe Gemeinde Mahsike Hadass Nachfolgegemeinde der 1918 von ungarischen Juden gegrundeten Gemeinde Agudath Achim besteht weiter unabhangig Seit 1970 ist die Gemeinde zunehmend vielfaltiger geworden Die Liberale Israelitische Gemeinde Genf GIL wurde 1970 ins Leben gerufen und Ende der 1980er Jahre wurde die Lubawitscher Bewegung Beth Chabad gegrundet Diese Pluralitat zeichnet sich heute durch sieben Synagogen und Gebetsraume in Genf aus Die Stadt beherbergt zwei judische Kindergarten zwei judische Schulen Girsa und Chabad und ein judisches Altersheim Les Marroniers 5 Weblinks BearbeitenCommunaute Israelite de Geneve CIG ASSOCIATION PATRIMOINE JUIF GENEVOISSiehe auch BearbeitenJudentum in der Schweiz Judentum in Basel Judentum in Zurich Judentum in BernEinzelnachweise Bearbeiten Matt Wild Zeugnisse judischen Lebens aus den mittelalterlichen Stadten Zurich und Basel In Kunst und Architektur in der Schweiz Synagogen 56 2 2005 S 14 20 a b c Gaby Knoch Mund Robert Uri Kaufmann Ralph Weingarten Jacques Picard Philipp von Cranach Judentum In Historisches Lexikon der Schweiz Gaby Knoch Mund Jacques Picard Antisemitismus In Historisches Lexikon der Schweiz a b Augusta Weldler Steinberg Geschichte der Juden in der Schweiz Band 1 Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund Zurich 1966 a b c Factsheet Genf Abgerufen am 14 Juni 2021 Anne C Heller Hannah Arendt A Life in Dark Times New Harvest Cambridge 2015 S 64 65 Caspar Battegay Naomi Lubrich Judische Schweiz 50 Objekte erzahlen Geschichte Hrsg Judisches Museum der Schweiz Christoph Merian Basel 2018 ISBN 978 3 85616 847 6 S 110 113 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judentum in Genf amp oldid 236605243