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Die folgende Zeitleiste stellt einen Uberblick uber die chronologische Entwicklung des humanitaren Volkerrechts dar Enthalten sind mit Stand vom November 2015 Daten zu wichtigen Abkommen und anderen Dokumenten des humanitaren Volkerrechts sowie zu deren Inkrafttreten und zur Zahl der Vertragsstaaten ebenso wie Angaben zur Grundung von Organisationen und Institutionen die bei der Entstehung und Durchsetzung des humanitaren Volkerrechts von Bedeutung sind oder waren Inhaltsverzeichnis 1 Definition und Einteilung 2 Historischer Uberblick 3 Zeitleiste 4 Literatur 5 WeblinksDefinition und Einteilung BearbeitenDas humanitare Volkerrecht umfasst alle Bestimmungen des Volkerrechts deren Ziel der Schutz von Menschen baulichen Einrichtungen sowie der naturlichen Umwelt vor den Auswirkungen der Kampfhandlungen wahrend eines Krieges oder eines bewaffneten Konflikts ist Es ist ein Teil des Kriegsvolkerrechts und vor allem durch zwischenstaatliche Abkommen festgelegt Daruber hinaus zahlen zum humanitaren Volkerrecht aber auch gewohnheitsrechtliche Prinzipien die durch langjahrigen Gebrauch oder als etablierte Normen eines ehrenhaften soldatischen Verhaltens allgemeine Gultigkeit und Akzeptanz erlangt haben Das humanitare Volkerrecht kann aufgrund seiner historischen inhaltlichen und institutionellen Entwicklung in vier grundlegende Rechtsbereiche eingeteilt werden die in der Zeitleiste bei den jeweiligen Abkommen durch verschiedene Symbole gekennzeichnet sind nbsp Festlegungen zur Behandlung von Nichtkombattanten verwundete Soldaten Kriegsgefangene Zivilisten nbsp Festlegungen zu zulassigen Mitteln und Methoden der Kriegfuhrung nbsp Festlegungen zum Schutz von Kulturgut und anderen Einrichtungen nbsp Festlegungen zur strafrechtlichen Verfolgung von KriegsverbrechenHistorischer Uberblick BearbeitenDie vier genannten Bereiche lassen sich unterschiedlichen historischen Ereignissen und Epochen zuordnen So steht die Festlegung von Grundsatzen zur Behandlung von Nichtkombattanten am Anfang der Entstehung des humanitaren Volkerrechts und geht zuruck auf die Grundung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz IKRK im Jahr 1863 sowie den Abschluss der ersten Genfer Konvention ein Jahr spater Die Festlegungen zu zulassigen Mitteln und Methoden der Kriegsfuhrung haben ihren Ausgangspunkt in der Petersburger Erklarung von 1868 sowie in wesentlich grosserem Umfang in den Haager Friedenskonferenzen von 1899 und 1907 Diese beiden Bereiche des humanitaren Volkerrechts werden aus historischer Sicht den Orten der Vertragsunterzeichnung entsprechend zum Teil als Genfer Recht beziehungsweise Haager Recht bezeichnet Nach dem Zweiten Weltkrieg und unter Federfuhrung der 1945 gegrundeten Vereinten Nationen UN entwickelte sich dann der Bereich des Kulturgutschutzes bei bewaffneten Konflikten zu einem eigenstandigen Aspekt des humanitaren Volkerrechts Daruber hinaus ubernahm die UN auch in den bereits bestehenden Bereichen eine zunehmend starkere Rolle bei der Weiterentwicklung Den jungsten Bereich stellt die strafrechtliche Verfolgung von Kriegsverbrechen dar Auch wenn die ersten Abkommen in diesem Bereich ebenfalls bereits nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschlossen wurden begann ein wirkungsvoller Ausbau in Form von eigenstandigen volkerrechtlichen Organen erst nach 1990 und damit dem Ende des Kalten Krieges Zeitleiste Bearbeiten nbsp Das Emblem des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz9 Februar 1863 Genf Grundung des Internationalen Komitees der Hilfsgesellschaften fur die Verwundetenpflegeseit 1876 Internationales Komitee vom Roten Kreuz IKRK 22 August 1864 Genf Diplomatische Konferenz vom 8 August bis 22 August 1864 Abschluss der ersten Genfer Konvention 10 Artikel betreffend die Linderung des Loses der im Felddienst verwundeten Militarpersonen In Kraft vom 22 Juni 1865 bis 1966 57 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp 20 Oktober 1868 Genf Diplomatische Konferenz vom 20 Oktober 1868 Annahme der Zusatzartikel zur ersten Genfer Konvention 15 Artikel betreffend die Linderung des Loses der Verwundeten im Kriege Mangels Ratifizierung nie in Kraft getreten eine Vertragspartei USA 1882 Von weiteren Staaten teilweise auf freiwilliger Basis respektiertRechtsbereiche nbsp 11 Dezember 1868 Sankt Petersburg Internationale Militarkommission Verabschiedung der Petersburger Erklarung uber Verbot von Sprenggranaten mit einem Gewicht von unter 400 Gramm In Kraft seit dem 11 Dezember 1868 20 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp 27 August 1874 Brussel Konferenz vom 27 Juli bis zum 27 August 1874 Annahme der Brusseler Deklaration 56 Artikel uber die Gesetze und Gebrauche des Krieges Mangels Ratifizierung nie in Kraft getretenRechtsbereiche nbsp nbsp 9 September 1880 Oxford Sechste Sitzung des Institut de Droit international Annahme des Manuel des lois de la guerre sur terre Die Regeln des Landkrieges 86 Artikel Vorgesehen als Vorlage fur nationale GesetzeRechtsbereiche nbsp nbsp nbsp Der Friedenspalast in Den Haag29 Juli 1899 Den Haag Erste Internationale Friedenskonferenz vom 18 Mai bis 29 Juli 1899 Abschluss der Haager Konvention II 5 Artikel betreffend die Gesetze und Gebrauche des Landkriegs mit Haager Landkriegsordnung 60 Artikel als AnlageIn Kraft seit dem 4 September 1900 51 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp nbsp nbsp Abschluss der Haager Konvention III 14 Artikel betreffend die Anwendung der Grundsatze der Genfer Konvention vom 22 August 1864 auf den Seekrieg In Kraft vom 4 September 1900 bis 1910 49 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp 6 Juli 1906 Genf Konferenz zur Revision der Genfer Konvention von 1864 vom 11 Juni bis 6 Juli 1906 Uberarbeitung der ersten Genfer Konvention 33 Artikel zur Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken der bewaffneten Krafte im Felde In Kraft vom 9 August 1907 bis 1970 52 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp 18 Oktober 1907 Den Haag Zweite Internationale Friedenskonferenz vom 15 Juni bis 18 Oktober 1907 Abschluss der Haager Konvention IV 9 Artikel betreffend die Gesetze und Gebrauche des Landkriegs mit Haager Landkriegsordnung 56 Artikel als AnlageIn Kraft seit dem 26 Januar 1910 38 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp nbsp nbsp Abschluss der Haager Konvention X 28 Artikel betreffend die Anwendung der Grundsatze des Genfer Abkommens auf den Seekrieg In Kraft vom 26 Januar 1910 bis 1949 33 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp 9 August 1913 Oxford 27 Sitzung des Institut de Droit international Annahme des Manuel des lois de la guerre maritime Die Regeln des Seekrieges 116 Artikel und ein Zusatzartikel Vorgesehen als Vorlage fur nationale GesetzeRechtsbereiche nbsp nbsp 17 Juni 1925 Genf Konferenz zur Uberwachung des Internationalen Waffenhandels vom 4 Mai bis 17 Juni 1925 Annahme des Genfer Protokolls uber das Verbot der Verwendung von erstickenden giftigen oder ahnlichen Gasen sowie von bakteriologischen Mitteln im Kriege In Kraft seit dem 8 Februar 1928 137 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp 27 Juli 1929 Genf Diplomatische Konferenz vom 1 Juli bis 27 Juli 1929 Erneute Uberarbeitung der ersten Genfer Konvention 39 Artikel zur Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken der bewaffneten Krafte im Felde In Kraft vom 19 Juni 1931 bis 1950 60 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp Abschluss der zweiten Genfer Konvention 97 Artikel uber die Behandlung von Kriegsgefangenen In Kraft vom 19 Juni 1931 bis 1950 53 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp 15 April 1935 Washington Unterzeichnung des Roerich Pakts acht Artikel und ein Anhang uber den Schutz kunstlerischer und wissenschaftlicher Einrichtungen und geschichtlicher Denkmaler In Kraft seit dem 26 August 1935 zehn VertragsparteienRechtsbereiche nbsp nbsp Die Flagge der Vereinten Nationen26 Juni 1945 San Francisco Unterzeichnung der Charta der Vereinten Nationen UN und damit Grundung der UNIn Kraft seit dem 24 Oktober 1945 193 Mitgliedslander8 August 1945 London Londoner Konferenz vom 26 Juni bis zum 8 August 1945 Annahme des Statuts des Internationalen Militargerichtshofs als Bestandteil des Londoner Viermachte Abkommens uber die Verfolgung und Bestrafung der Hauptkriegsverbrecher der Europaischen Achse Rechtsbereiche nbsp 9 Dezember 1948 New York Vollversammlung der Vereinten Nationen Abschluss der Volkermord Konvention 19 Artikel uber die Verhutung und Bestrafung des Volkermordes In Kraft seit dem 12 Januar 1951 146 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp 12 August 1949 Genf Diplomatische Konferenz vom 21 April bis 12 August 1949 Neufassung der ersten Genfer Konvention als Genfer Abkommen I 64 Artikel und 13 Zusatzartikel zur Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken der bewaffneten Krafte im Felde In Kraft seit dem 21 Oktober 1950 196 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp Abschluss des Genfer Abkommens II 63 Artikel zur Verbesserung des Loses der Verwundeten Kranken und Schiffbruchigen der bewaffneten Krafte zur See In Kraft seit dem 21 Oktober 1950 196 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp Neufassung der zweiten Genfer Konvention als Genfer Abkommen III 143 Artikel und 23 Zusatzartikel uber die Behandlung der Kriegsgefangenen In Kraft seit dem 21 Oktober 1950 196 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp Abschluss des Genfer Abkommens IV 159 Artikel und 21 Zusatzartikel uber den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten In Kraft seit dem 21 Oktober 1950 196 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp nbsp Das Schutzzeichen der Haager Konvention von 1954 fur Kulturgut unter Sonderschutz14 Mai 1954 Den Haag Haager Konferenz vom 21 April bis 14 Mai 1954 Abschluss der Haager Konvention 40 Artikel und 21 Zusatzartikel zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten In Kraft seit dem 7 August 1956 126 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp Annahme des ersten Protokolls zur Haager Konvention vom 14 Mai 1954 15 Artikel zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten In Kraft seit dem 7 August 1956 103 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp 26 November 1968 New York Vollversammlung der Vereinten Nationen Abschluss der Konvention 11 Artikel uber die Nichtanwendbarkeit der Verjahrungsfrist auf Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit In Kraft seit dem 11 November 1970 55 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp 16 Dezember 1971 New York Vollversammlung der Vereinten Nationen Abschluss der Biowaffenkonvention 15 Artikel uber das Verbot der Entwicklung Herstellung und Lagerung bakteriologischer biologischer Waffen und Toxinwaffen sowie uber die Vernichtung solcher Waffen In Kraft seit dem 26 Marz 1975 173 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp 10 Dezember 1976 New York Vollversammlung der Vereinten Nationen Abschluss der ENMOD Konvention 10 Artikel uber das Verbot der militarischen oder einer sonstigen feindseligen Nutzung umweltverandernder Techniken In Kraft seit dem 5 Oktober 1978 77 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp 8 Juni 1977 Genf Diplomatische Konferenz vom 20 Februar 1974 bis 10 Juni 1977 Annahme des Zusatzprotokolls I zu den Genfer Abkommen vom 12 August 1949 102 Artikel und 17 Zusatzartikel uber den Schutz der Opfer internationaler bewaffneter Konflikte In Kraft seit dem 7 Dezember 1978 174 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp nbsp Annahme des Zusatzprotokolls II zu den Genfer Abkommen vom 12 August 1949 28 Artikel uber den Schutz der Opfer nicht internationaler bewaffneter Konflikte In Kraft seit dem 7 Dezember 1978 168 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp nbsp 10 Oktober 1980 Genf Konferenz der Vereinten Nationen 1979 1980 Abschluss der Konvention 11 Artikel uber das Verbot oder die Beschrankung des Einsatzes bestimmter konventioneller Waffen die ubermassige Leiden verursachen oder unterschiedslos wirken konnen In Kraft seit dem 2 Dezember 1983 121 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp 8 Juli 1992 Sitzung der Internationalen humanitaren Ermittlungskommission Annahme von Regeln zur Arbeit der Kommission und damit Etablierung der Internationalen humanitaren Ermittlungskommission als standiges Organ entsprechend Artikel 90 des Zusatzprotokolls I zu den Genfer Abkommen vom 12 August 1949Bisher Anerkennung der Kommission durch 76 Staaten13 Januar 1993 Paris Abrustungskonferenz und Vollversammlung der Vereinten Nationen Abschluss der Chemiewaffenkonvention 24 Artikel uber das Verbot der Entwicklung Herstellung Lagerung und des Einsatzes chemischer Waffen und uber die Vernichtung solcher Waffen In Kraft seit dem 29 April 1997 192 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp 18 September 1997 Oslo Diplomatische Konferenz vom 1 bis 18 September 1997 Abschluss der Ottawa Konvention 22 Artikel uber das Verbot des Einsatzes der Lagerung der Herstellung und der Weitergabe von Antipersonenminen und uber deren Vernichtung In Kraft seit dem 1 Marz 1999 162 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp nbsp Das Emblem des Internationalen Strafgerichtshofes17 Juli 1998 Rom Diplomatische Konferenz vom 15 Juli bis 17 Juli 1998 Annahme des Rom Statutes 128 Artikel fur den Internationalen Strafgerichtshof In Kraft seit dem 1 Juli 2002 123 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp 26 Marz 1999 Den Haag Diplomatische Konferenz vom 15 Marz bis 26 Marz 1999 Annahme des zweiten Protokolls zur Haager Konvention vom 14 Mai 1954 47 Artikel zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten In Kraft seit dem 9 Marz 2004 68 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp 11 Marz 2003 Den Haag Vereidigung der ersten 18 Richter des Internationalen Strafgerichtshofs8 Dezember 2005 Genf Diplomatische Konferenz vom 5 bis 7 Dezember 2005 Annahme des Zusatzprotokolls III zu den Genfer Abkommen vom 12 August 1949 17 Artikel und 2 Zusatzartikel uber die Annahme eines zusatzlichen Schutzzeichens In Kraft seit dem 14 Januar 2007 72 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp 30 Mai 2008 Dublin Diplomatische Konferenz vom 18 bis 30 Mai 2008 Annahme des Ubereinkommens uber Streumunition 23 Artikel In Kraft seit dem 1 August 2010 98 VertragsparteienRechtsbereiche nbsp Literatur BearbeitenDietrich Schindler Jiri Toman Eds The Laws of Armed Conflicts A Collection of Conventions Resolutions and Other Documents Dritte revidierte Ausgabe Sijthoff amp Noordhoff International Publishers Alphen aan den Rijn 1988 ISBN 9 02 473306 5Weblinks BearbeitenInternational Humanitarian Law Treaties amp Documents Datenbank des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz engl Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chronologische Entwicklung des humanitaren Volkerrechts amp oldid 217661832