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Chlorkyuygenit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Ca12Al14O32 H2O 4Cl2 Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der Struktur von Chlormayenit 4 ChlorkyuygenitAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 2012 046 1 IMA Symbol Cky 2 Andere Namen Kyuygenit 3 Chemische Formel Ca12Al14O32 H2O 4Cl2 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Oxide und HydroxideSystem Nummer nach Lapis Systematik nach Strunz und Weiss IV A 07 045 5 Ahnliche Minerale Fluormayenit Chlormayenit Fluorkyuygenit 6 Kristallographische DatenKristallsystem kubischKristallklasse Symbol hexakistetraedrisch 4 3mRaumgruppe I4 3d Nr 220 Vorlage Raumgruppe 220 4 Gitterparameter a 12 0285 naturlich A 4 Formeleinheiten Z 2 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte 5 5 5 4 Dichte g cm3 berechnet 2 941 4 Spaltbarkeit Bitte erganzen Farbe farblos selten blass grun oder gelb 4 Strichfarbe weiss 4 Transparenz transparent 4 Glanz Glasglanz 4 Radioaktivitat Magnetismus KristalloptikBrechungsindex n 1 672 4 Doppelbrechung keine isotrop 4 Chlorkyuygenit entwickelt nur sehr kleine farblose Kristalle oder rundliche Kornchen von unter 0 1 mm Grosse Die Kristalle zeigen Flachen des Triakistetraeder 211 4 Gebildet wird Chlorkyuygenit bei niedrigen Druck und hohen Temperaturen bei der Umwandlung von Chlormayenit durch ein wasserreiches Fluid 4 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Bildung und Fundorte 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenSeit Beginn des 20 Jahrhunderts ist ein kubisches Calciumaluminat bekannt fur das damals die Zusammensetzung 5CaO 3Al2O3 angegeben wurde 7 Da Calciumaluminate wichtige Verbindungen von Zementklinkern sind wurden sie seither intensiv untersucht Die Struktur dieser Verbindung wurde 1936 von W Bussem und A Eitel am Kaiser Wilhelm Institut fur Silikatforschung in Berlin Dahlem aufgeklart Im Zuge der Strukturaufklarung korrigierten sie die Zusammensetzung zu 12CaO 7Al2O3 C12A7 in der Zementchemische Notation 8 Die ersten Funde eines naturlichen kubischen Calciumaluminats wurden 1963 von L Heller in einem Sprurritfels im Nalhal Ayalon Aufschluss der Hatrurim Formation in Israel gemacht Es ist ein gangiges Mineral in vielen Aufschlussen der pyrometamorphen Hatrurim Formation 9 Als neues Mineral beschrieben wurde es ein Jahr spater von Gerhard Hentschel zusammen mit Brownmillerit in Kalksteineinschlussen aus Laven des Ettringer Bellerberges mit der Zusammensetzung Ca12Al14O33 Er benannte das neue Mineral nach der nahegelegenen Stadt Mayen Mayenit 10 Das Chloranalog von Mayenit die Verbindung 11CaO 7Al2O3 CaCl2 wurde 2008 von Tomoyuki Iwata und Mitarbeitern vom Nagoya Institute of Technology in Nagoya Japan synthetisiert und die Struktur untersucht 11 Ein hydratisierter Chlormayenit aus dem Ignimbriten der Chengem Caldera in der nordkaukasischen Republik Kabardino Balkarien in Russland wurde 2013 von Evgeni Galuskin und Mitarbeitern beschrieben und mit dem Namen Kyuygenit nach dem Fundort dem Berg Kyuygen Kaya von der CNMNC der IMA als neues Mineral anerkannt 3 Im Zuge der Neudefinition der Mayenit Obergruppe seit 2010 wurden Mayenite verschiedener Fundorte erneut untersucht Alle naturlich vorkommenden Mayenite enthalten Fluor oder Chlor und die von Hentschel angegebene Zusammensetzung konnte in keinem Fall bestatigt werden Mayenit wurde daraufhin als Mineralname verworfen neue Minerale der Mayenitgruppe entdeckt und neue Namen eingefuhrt und darunter auch Chlorkyuygenit fur den Kyuygenit aus der Chengem Caldera 12 Klassifikation BearbeitenIn der aktuellen Klassifikation der International Mineralogical Association IMA gehort Chlorkyuygenit zusammen mit Chlormayenit Fluorkyuygenit und Fluormayenit in der Mayenit Obergruppe zur Mayenitgruppe mit weniger als 4 Cl und 2 Si pro Formeleinheit 12 4 Da der Chlorkyuygenit erst 2012 als eigenstandiges Mineral anerkannt wurde ist er weder in der seit 1977 veralteten 8 Auflage noch von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 13 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik verzeichnet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana fuhrt den Chlorkyuygenit noch nicht auf Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr IV A 07 045 In der Lapis Systematik entspricht dies der Klasse der Oxide und Hydroxide und dort der Abteilung Oxide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall Sauerstoff 1 1 und 2 1 M2O MO wo Chlorkyuygenit zusammen mit Bitikleit Brownmillerit Chlormayenit Dzhuluit Elbrusit Fluorkyuygenit Fluormayenit Shulamitit Srebrodolskit Tululit und Usturit die unbenannte Gruppe IV A 07 bildet 5 Chemismus BearbeitenChlorkyuygenit mit der idealisierten Zusammensetzung X Ca12 T Al3 14O32 W H2O 4Cl2 ist das Chlor Analog von Fluorkyuygenit X Ca12 T Al3 14O32 W H2O 4F2 sowie das H2O Analog von Chlormayenit X Ca12 T Al3 14O32 W 4Cl2 wobei X T und W die Positionen in der Mayenitstruktur sind und Leerstelle fur eine unbesetzte Gitterposition steht 12 4 Die Zusammensetzung aus der Typlokalitat ist X Ca11 979 T Al12 986Fe3 0 823Si0 179Ti0 033 O32 W H2O 3 767Cl2 234 OH 0 296 4 Die Abweichungen von der idealen Zusammensetzung gehen im Wesentlichen auf zwei Mischkristallreihen zuruck Zum einen wird Fe3 auf den T Positionen eingebaut entsprechend der Austauschreaktion T Al3 T Fe3 hypothetisches Fe Analog von Chlorkyuygenit zum anderen fuhrt die Mischkristallbildung mit Wadalit zu geringen Si Gehalten zusammen mit leicht erhohten Gehalten einwertiger Ionen auf der W Position T Al3 W T Si4 W Cl Wadalit Der Einbau von OH Gruppen wie beim Chlormayenit oder Fluorkyuygenit wurde im Chlorkyuygenit aus der Typlokalitat nicht beobachtet Kristallstruktur BearbeitenChlorkyuygenit kristallisiert mit kubischer Symmetrie in der Raumgruppe I4 3d Raumgruppen Nr 220 Vorlage Raumgruppe 220 mit 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle Der naturliche Mischkristall aus der Typlokalitat hat dem Gitterparameter a 12 0285 A 4 Die Struktur ist die von Chlormayenit Aluminium Al3 besetzt die zwei tetraedrisch von 4 Sauerstoffionen umgebenen Z Positionen 4 Sie bilden ein Tetraedergerust das miteinander verbundene Kafige umschliesst Jeder dieser Kafige ist mit zwei Calcium Ca2 Ionen besetzt die von 6 Sauerstoffen unregelmassig umgeben sind 8 In ihrem Zentrum zwischen den Calciumionen enthalten 1 3 der Kafige ein Chlorion Cl die ubrigen 4 W Positionen enthalten H2O 12 4 Bildung und Fundorte BearbeitenChlorkyuygenit bildet sich kontaktmetamorph bei niedrigen Druck und hohen Temperaturen bei der Hydratation von Chlormayenit durch ein wasserreiche Fluid 4 Chlorkyuygenit ist bislang 2023 nur in seiner Typlokalitat dem Skarn Xenolithen No 1 aus den Ignimbriten des Berges Kyuygen Kaya der Chengem Caldera in der nordkaukasischen Republik Kabardino Balkarien in Russland nachgewiesen worden Er findet sich hier als Einschluss in Chegemit Reinhardbraunsit und Srebrodolskit oder als Kruste um Wadalit Weitere Begleitminerale sind Fluorchegemit Kumtyubeit Rondorfit Hydroxylellestadit Lakargiit Perowskit Kerimasit Elbrusit Minerale der Ettringit Gruppe Hydrocalumit Bultfonteinit und Grossular Katoit Mischkristalle 4 Weblinks BearbeitenChlorkyuygenit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 9 Mai 2023 Chlorkyuygenite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 9 Mai 2023 englisch IMA Database of Mineral Properties Chlorkyuygenite In rruff info RRUFF Project abgerufen am 9 Mai 2023 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Chlorkyuygenite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 9 Mai 2023 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 351 kB abgerufen am 9 Mai 2023 a b P A Williams F Hatert Marco Pasero S J Mills IMA Commission on new minerals nomenclature and classification CNMNC Newsletter 15 New minerals and nomenclature modifications approved in 2012 and 2013 In Mineralogical Magazine Band 77 2013 S 1 12 rruff info PDF 126 kB abgerufen am 9 Mai 2023 a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v E V Galuskin I O Galuskina J Kusz F Gfeller Thomas Armbruster R Bailau M Dulski V M Gazeev N N Pertsev A E Zadov P Dzierzanowski Mayenite supergroup part II Chlorkyuygenite from northern Caucasus Kabardino Balkaria Russia a new microporous mayenite supergroup mineral with zeolitic H2O In European Journal of Mineralogie Band 27 2015 S 123 136 doi 10 1127 ejm 2015 0027 2419 rruff info PDF 516 kB abgerufen am 9 Mai 2023 a b Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Evgeny V Galuskin Frank Gfeller Thomas Armbruster Irina O Galuskina Yevgeny Vapnik Mateusz Dulski Mikhail Murashko Piotr Dzierzanowsky Viktor V Sharygin Sergey V Krivovichev Richard Wirth Mayenite supergroup part III Fluormayenite Ca12Al14O32 4F2 and Chlorkyuygenite Ca12Al14O32 H2O 4F2 two new minerals from pyrometamorphic rocks of the Hatrurim Complex South Levant In European Journal of Mineralogie Band 27 2015 S 123 136 researchgate net PDF 689 kB abgerufen am 9 Mai 2023 Ernest Stanley Shepherd G S Rankin The binary systems of alumina with silica lime and magnesia with optical study by Fred Eugene Wright In American Journal of Science Band 28 1909 S 293 333 doi 10 2475 ajs s4 28 166 293 a b W Bussem A Eitel Die Struktur des Pentacalciumtrialuminats In Zeitschrift fur Kristallographie Band 95 1936 S 175 188 rruff info PDF 628 kB abgerufen am 22 Juli 2018 S Gross The mineralogy of the Hatrurim formation Israel In Geological Survey of Israel Bulletin Band 70 1977 S 1 80 rruff info PDF 5 7 MB abgerufen am 9 Mai 2023 Michael Fleischer New Mineral Names In The American Mineralogist Band 50 1965 S 2096 2111 rruff info PDF 1 3 MB abgerufen am 9 Mai 2023 Tomoyuki Iwata Masahide Haniuda Koichiro Fukuda Crystal structure of Ca12Al14O32Cl2 and luminescence properties of Ca12Al14O32Cl2 Eu2 In Journal of Solid State Chemistry Band 181 2008 S 51 55 doi 10 1016 j jssc 2007 11 002 a b c d Evgeny V Galuskin Frank Gfeller Irina O Galuskina Thomas Armbruster Radu Bailau Viktor V Sharygin Mayenite supergroup part I Recommended nomenclature In European Journal of Mineralogie Band 27 2014 S 99 111 rruff info PDF 726 kB abgerufen am 9 Mai 2023 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 9 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 9 Mai 2023 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chlorkyuygenit amp oldid 239001455