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Der Carnot Kreisprozess oder Zyklus ist ein Gedankenexperiment das zur Realisierung einer reversiblen Warme Kraft Maschine zur Umwandlung von Warme in Arbeit dient Der Carnot Prozess wurde 1824 von Nicolas Leonard Sadi Carnot 1 entworfen und er legte auch gleichzeitig den Grundstein fur die Thermodynamik Er umfasst einen uber einen Kolben verstellbaren Hubraum der Warme und Kaltereservoirs ausgesetzt und ansonsten thermisch isoliert ist Carnot intendierte diesen rein theoretischen Zyklus nicht nur als Beschreibung maschineller Prozesse sondern ubertrug mit ihm das Prinzip der Kausalitat auf Phanomene die mit Warme im Zusammenhang stehen Da der Kreisprozess umkehrbar ist lasst sich jedes Stadium als alleiniger Effekt der anderen darstellen Carnot Maschine als Zeitdiagramm mit Temperatur rot heiss und blau kalt Damit bot der Carnot Zyklus eine wichtige Neuerung in einer Zeit in der die Umwandlung von Warme und mechanischer Arbeit in einander wie sie in den aufkommenden Dampfmaschinen stattfand weder gemessen noch theoretisch dargestellt werden konnte Mit seiner Hilfe konnten erstmals Phanomene die mit Warme in Verbindung standen in die etablierte Theoriesprache der Mechanik ubersetzt werden Im Laufe des 19 Jahrhunderts wurde der Carnot Zyklus zu einem Dreh und Angelpunkt der akademischen Auseinandersetzung um Warme Mit seiner Reformulierung durch William Thomson und Rudolf Clausius bildete er die Grundlagen fur das Verstandnis der Energieerhaltung und der Entropie Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Thermodynamik 2 1 Isotherme Kompression 2 2 Isentrope Kompression 2 3 Isotherme Expansion 2 4 Isentrope Expansion 3 Wirkungsgrad 4 Perpetuum mobile der zweiten Art 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Der Carnot Prozess als Warmekraftmaschine oder Warmepumpe Der Drehrichtungspfeil gibt den zeitlichen Ablauf der einzelnen im T S Diagramm Temperatur Entropie Diagramm dargestellten Zustandsanderungen anDen Ablauf des Carnot Prozesses kann man sich so vorstellen dass ein Gas wechselweise mit einem Warmereservoir von konstant hoher Temperatur zur Aufnahme von Warme und einem Kaltereservoir mit konstant niedrigerer Temperatur zur Abgabe von Warme in Kontakt steht wobei es wechselweise durch Aufbringen von Arbeit verdichtet wird und unter Abgabe von mechanischer Arbeit wieder expandiert Die Differenz zwischen aufgenommener und abgegebener Warme entspricht im reversiblen Fall der vom Kreisprozess im T S Diagramm Temperatur Entropie Diagramm eingeschlossenen Flache Sie ist genau gleich der insgesamt gewonnenen Arbeit Das Gas erreicht nach vollstandigem Durchlauf des Prozesses wieder den Ausgangszustand d h alle Zustandsgrossen wie Temperatur T Druck p Volumen V Innere Energie U und Entropie S sind damit wieder so gross wie zu Beginn des Prozesses Der Prozess ist als ideale Warmekraftmaschine rechtsdrehend im T S Diagramm oder als ideale Warmepumpe bzw Kaltemaschine linksdrehend denkbar 2 Die im Warmekraft Prozess gewonnene Arbeit kann im Warmepumpen Prozess verlustfrei eingesetzt werden um die beim Warmekraft Prozess an das kalte Warmereservoir Umgebung abgegebene Warme zusammen mit der in Warme umgewandelten Antriebsarbeit der Warmepumpe Rechteckflache in das heisse Warmereservoir wieder hochzupumpen Aufgrund dieser Umkehrbarkeit wird der Prozess als reversibel bezeichnet 2 3 Der Prozess ware mit einer periodisch arbeitenden Maschinenanlage nur unter besonders hohem Aufwand und auch nur angenahert realisierbar Bezuglich eines Prozesses mit Gasen Es gibt keine Verdichter und keine Expansionsmaschinen die in einem Arbeitsgang auch die Warmeubertragung ermoglichen sodass die Temperatur dabei konstant bleibt Bezuglich des Prozesses mit Nassdampf Es gibt zwar Nassdampfturbinen aber keine Verdichter die Nassdampf zu Flussigkeit komprimieren 4 Ausserdem treten in allen Maschinen und bei allen Stromungsvorgangen Reibungsverluste auf Thermodynamik BearbeitenAnmerkung Die Darstellung des Carnot Prozesses im p V Diagramm erfolgte erstmals durch Emile Clapeyron Der Begriff der Entropie wurde nach Carnot durch Clausius eingefuhrt nbsp p V Diagramm und Arbeit fur rechtslaufenden Carnot Prozess nbsp T S Diagramm und Warmemenge fur rechtslaufenden Carnot Prozess source source source source source source source source source source source source source source Animation von T S Diagramm und p V Diagramm fur den rechtslaufenden Carnot ProzessDen Carnot Kreisprozess bilden vier Zustandsanderungen die im nebenstehenden T S und p V Diagramm dargestellt sind Eine rot eingefarbte Linie entspricht einem heissen Volumen und eine blaue einem kalten Volumen Betrachtet sei hier der rechtslaufende Kreisprozess fur eine Warmekraftmaschine Durch Umkehr der Prozessschritte folgt analog der linkslaufende Kreisprozess fur eine Warmepumpe Die von der theoretischen Carnot Maschine verrichtete Arbeit DW entspricht im p V Diagramm der von den Linien 1234 umschlossenen Flache Gleichzeitig entspricht die von den Linien 1234 umschlossene Flache im T S Diagramm der in Arbeit umgewandelte Warmemenge DQ Zur besseren Vorstellung sei als Carnot Maschine ein Zylinder mit Kolben und idealem Gas als Arbeitsmedium gedacht Im Weiteren sind die einzelnen Prozessschritte I bis IV erlautert Isotherme Kompression Bearbeiten Prozessschritt I Linie 1 2 Die isotherme Kompression von Volumen V1 auf V2 erfolgt mit konstanter Temperatur TK wobei die Warme Q12 abgegeben und die Arbeit W12 zugefuhrt wird Das Gasvolumen wird kleiner der Druck p steigt aber die Temperatur wird durch die Kuhlung mit dem kalten Reservoir konstant gehalten Das Verschieben des Kolbens erfordert Arbeit Da bei konstanter Temperatur fur ein ideales Gas die Anderung der inneren Energie dU 0 gilt folgt aus dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik dass die gesamte Kompressionsarbeit als Warme abgefuhrt wird In den Diagrammen zeigt sich das Integral fur die Warmemenge Q12 als Flache unter der Linie 1 2 im T S Diagramm und die Arbeit W12 als Flache unter der Linie 1 2 im p V Diagramm Q 12 S 1 S 2 T K d S T K S 2 S 1 lt 0 displaystyle Q 12 int S 1 S 2 T text K mathrm d S T text K left S 2 S 1 right lt 0 nbsp Q 12 W 12 V 1 V 2 n R T K 1 V d V n R T K ln V 2 V 1 gt 0 displaystyle Q 12 W 12 int V 1 V 2 n R T text K frac 1 V mathrm d V n R T text K ln frac V 2 V 1 gt 0 nbsp n Stoffmenge R Universelle GaskonstanteIsentrope Kompression Bearbeiten Prozessschritt II Linie 2 3 Die isentrope Kompression auch adiabatisch reversible Kompression genannt von V2 auf V3 erfolgt ohne Warmeaustausch mit der Umgebung wobei sich die Temperatur des Arbeitsmediums von TK auf TH andert Das Gasvolumen wird kleiner Druck und Temperatur steigen dagegen Das Verschieben des Kolbens erfordert die Arbeit W23 und wird im Arbeitsgas als innere Energie DU23 gespeichert Da kein Warmeaustausch mit der Umgebung stattfindet dQ23 0 folgt aus dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik dass die gesamte Kompressionsarbeit in innere Energie ubergeht D U 23 W 23 V 2 V 3 p d V gt 0 T K T H n C V mol d T n C V mol T H T K displaystyle begin aligned Delta U 23 amp W 23 int V 2 V 3 p mathrm d V gt 0 amp int T text K T text H n C text V mol mathrm d T n C text V mol left T text H T text K right end aligned nbsp T H T K V 2 V 3 k 1 displaystyle frac T text H T text K left frac V 2 V 3 right kappa 1 nbsp k Isentropenexponent des idealen Gases CV mol molare Warmekapazitat des idealen Gases Isotherme Expansion BearbeitenProzessschritt III Linie 3 4 Die isotherme Expansion von Volumen V3 auf V4 erfolgt mit konstanter Temperatur TH wobei die Warme Q34 aufgenommen und die Arbeit W34 abgefuhrt wird Das Gasvolumen wird grosser der Druck sinkt aber die Temperatur wird durch die Heizung mit dem warmen Reservoir konstant gehalten Q 34 S 2 S 1 T H d S T H S 1 S 2 gt 0 displaystyle Q 34 int S 2 S 1 T text H mathrm d S T text H left S 1 S 2 right gt 0 nbsp Q 34 W 34 V 3 V 4 n R T H 1 V d V n R T H ln V 4 V 3 lt 0 displaystyle Q 34 W 34 int V 3 V 4 n R T text H frac 1 V mathrm d V n R T text H ln frac V 4 V 3 lt 0 nbsp Isentrope Expansion Bearbeiten Prozessschritt IV Linie 4 1 Die isentrope Expansion von V4 auf V1 erfolgt ohne Warmeaustausch mit der Umgebung wobei sich die Temperatur des Arbeitsmediums von TH auf TK andert Das Gasvolumen wird grosser Druck und Temperatur fallen Das Verschieben des Kolbens erfolgt unter Abgabe der Arbeit W41 wofur dem Arbeitsgas die innere Energie DU41 DU23 entzogen wird Da kein Warmeaustausch mit der Umgebung stattfindet dQ41 0 folgt aus dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik dass die gesamte Expansionsarbeit aus dem Verlust an innerer Energie resultiert D U 41 W 41 V 4 V 1 p d V lt 0 T H T K n C V mol d T n C V mol T K T H D U 23 displaystyle begin aligned Delta U 41 amp W 41 int V 4 V 1 p mathrm d V lt 0 amp int T text H T text K n C text V mol mathrm d T n C text V mol left T text K T text H right Delta U text 23 end aligned nbsp T K T H V 4 V 1 k 1 displaystyle frac T text K T text H left frac V 4 V 1 right kappa 1 nbsp Wirkungsgrad Bearbeiten Hauptartikel Carnot Wirkungsgrad nbsp Carnot Wirkungsgrad fur drei verschiedene untere Prozesstemperaturen Der erste Hauptsatz der Thermodynamik lautet d U d W d Q displaystyle d U delta W delta Q nbsp Nach dem Durchlaufen des Kreisprozesses erreichen alle Zustandsgrossen im System also auch die innere Energie ihren Ausgangswert D U 0 displaystyle Delta U 0 nbsp Die nutzbare Arbeit berechnet sich aus dem Integral entlang des Weges des Kreisprozesses W d W W d Q displaystyle oint W delta W oint W delta Q nbsp bzw W Q displaystyle W Q nbsp Fur den Carnot Prozess erhalt man somit fur alle T H T K displaystyle T text H geq T text K nbsp W W 3 4 W 1 2 Q 3 4 Q 1 2 T H S 1 S 2 T K S 2 S 1 T H S 1 S 2 T K S 1 S 2 T H T K S 1 S 2 0 displaystyle begin matrix W amp amp W 3 4 W 1 2 amp amp Q 3 4 Q 1 2 amp amp amp amp big T text H cdot S 1 S 2 T text K cdot S 2 S 1 big amp amp amp amp big T text H cdot S 1 S 2 T text K cdot S 1 S 2 big amp amp amp amp T text H T text K cdot S 1 S 2 amp leq amp 0 end matrix nbsp Der Carnot Wirkungsgrad gibt das Verhaltnis von abgegebener Arbeit zur zugefuhrten Warme an Um keinen negativen Wirkungsgrad zu erhalten muss die vom System verrichtete Arbeit als Betrag in die Gleichung einfliessen da W lt 0 displaystyle W lt 0 nbsp und Q 3 4 gt 0 displaystyle Q 3 4 gt 0 nbsp h c W Q 3 4 T H T K T H 1 T K T H 1 displaystyle eta mathrm c frac left W right Q 3 4 frac T text H T text K T text H 1 frac T text K T text H leq 1 nbsp Perpetuum mobile der zweiten Art BearbeitenIn allen vier Phasen des Prozesses werden Warme und mechanische Energie ineinander umgewandelt Die insgesamt gewonnene mechanische Energie nach Durchlaufen des Zyklus ist nur von der zugefuhrten und abgefuhrten Warmemenge abhangig Die gewonnene mechanische Arbeit entspricht der rot hinterlegten Flache im T S Diagramm Da die untere Temperatur nach unten und die obere Temperatur nach oben immer begrenzt ist liegt der Carnot Wirkungsgrad immer unter 1 Da es nach dem dritten Hauptsatz der Thermodynamik nicht moglich ist den absoluten Nullpunkt der Temperatur zu erreichen gibt es keine reale zyklisch arbeitende Maschine die lediglich einem Reservoir Warme entzieht und diese vollstandig in Arbeit umsetzt Eine Maschine die bei vorgegebenen Temperaturen der Warmereservoirs einen Wirkungsgrad grosser dem Carnot Wirkungsgrad hatte nennt man ein Perpetuum mobile zweiter Art Letztendlich konnte mit der gewonnenen Arbeit wieder der Umkehrprozess als Kaltemaschine durchlaufen werden und es konnte dann eine grossere Warmemenge Q 1 r e v displaystyle Q 1 mathrm rev nbsp erzeugt werden als die im Warmekraftmaschinenprozess eingesetzte Vergleich Bild oben Die Exergie ist in der Thermodynamik als der Anteil einer thermischen Energie definiert der als Arbeit genutzt werden kann Dementsprechend kann der Carnot Wirkungsgrad auch ausgedruckt werden durch h c Exergie thermische Energie displaystyle eta mathrm c frac text Exergie text thermische Energie nbsp Der nicht in Arbeit umwandelbare Anteil der thermischen Energie wird als Anergie bezeichnet Siehe auch BearbeitenAbsolute Temperatur Clausius Rankine Kreisprozess Carnot Methode Carnotisierung Zustandsanderung Stirlingmotor Warmepumpe KaltemaschineLiteratur Bearbeiten nbsp Wikisource Reflexions sur la puissance motrice du feu Quellen und Volltexte franzosisch nbsp Wikisource Reflections on the Motive Power of Heat and on Machines Fitted to Develop that Power Quellen und Volltexte englisch Isabelle Stengers Cosmopolitics I The Science Wars the Invention of Mechanics Thermodynamics PostHumanities University of Minnesota Press Minneapolis 2010 ISBN 978 0 8166 5686 8 Weblinks BearbeitenVideo CARNOTscher Kreisprozess Wie viel Warme kann lasst sich in Arbeit umwandeln sic Jakob Gunter Lauth SciFox 2013 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 5446 15659 Einzelnachweise Bearbeiten Carnot Sadi 1824 Reflexions sur la puissance motrice du feu et sur les machines propres a developper cette puissance in French Paris Bachelier a b Technische Thermodynamik Eine Einfuhrung in die Thermo und Gasdynamik Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 322 94776 5 S 67 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Ulrich Hahn Physik fur Ingenieure Walter de Gruyter 2007 ISBN 978 3 486 59490 4 S 250 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Jost Braun Technische Thermodynamik Vorlesungsbegleitendes Lehrbuch BoD Books on Demand 2014 ISBN 978 3 7386 0062 9 S 116 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carnot Prozess amp oldid 237645820