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Carl Sonnenschein 15 Juli 1876 in Dusseldorf 20 Februar 1929 in Berlin war ein deutscher katholischer Priester Sozialarbeiter Publizist und Politiker Er war Referent beim christlich sozialen Volksverein fur das katholische Deutschland und engagierte sich insbesondere in der Seelsorge und Sozialarbeit im Arbeiter und Studentenmilieu Carl Sonnenschein in Berlin etwa 1925 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit 1 2 Studium 1 3 Arbeit im Rheinland 1 4 Arbeit in Berlin 2 Zitate 3 Schriften 4 Nach Carl Sonnenschein benannte Auszeichnungen 5 Widmungen 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksLeben BearbeitenKindheit Bearbeiten Carl Sonnenschein wurde als Sohn des Klempners und Installateurs Ernst Sonnenschein 1844 1878 sowie dessen Frau Maria geb Lutgenau 1852 1901 in Dusseldorf geboren Sein Grossvater betreute neben der Klempnerei eine Pilgerherberge im Wallfahrtsort Hardenberg Sonnenscheins Onkel war Priester und hatte ein Krankenhaus in Borbeck gebaut und eine Kinderspeisung eingerichtet Als Carl zwei Jahre alt war starb sein Vater an Krankheitsfolgen aus dem Krieg 1870 71 Die Mutter heiratete 1884 den Klavierstimmer und Musiklehrer Noll der Carl bei seiner Ausbildung nach Kraften unterstutzte 1 Studium Bearbeiten Nach der Reifeprufung am Dusseldorfer Hohenzollern Gymnasium dem heutigen Gorres Gymnasium studierte er in Bonn und am Collegium Germanicum in Rom das von Jesuiten gefuhrt wurde Neben dem Studium erteilte er den armen Kindern der Umgebung Religionsunterricht und wurde bald als Ragazzibandiger bekannt Er fuhrte auch Besucher durch die Katakomben 1897 erwarb er den Doktorgrad der Philosophie und 1900 den Doktorgrad der Theologie Am 28 Oktober 1900 wurde er zum Priester geweiht Pragend fur seine romische Zeit war seine Begegnung mit dem italienischen sozialen politischen Katholizismus Er wurde spater Ehrenmitglied der katholischen Studentenvereine K St V Semnonia Berlin heute in Osnabruck 2 und K St V Askania Burgundia Berlin im KV Arbeit im Rheinland Bearbeiten 1901 kehrte Sonnenschein nach Dusseldorf zuruck 1902 wurde er Kaplan in Aachen 1903 in Koln Nippes wo er sich besonders in der Jugendarbeit engagierte Er grundete eine Berufsberatung und Stellenvermittlung 1904 wurde er nach Elberfeld versetzt Sein Engagement galt hier der Madchenbildung er befurwortete das Frauenstudium und der Seelsorge an den Heimarbeiterinnen Zu seinen Aufgaben gehorte die Betreuung der italienischen Bergarbeiter denen er eine eigene Zeitung Der Italiener in Deutschland grundete Er sorgte auch fur die Anstellung des ersten Vertreters der Italiener bei der Landesregierung Als die deutschen Arbeiter streikten uberzeugte Sonnenschein die Italiener sich nicht als Streikbrecher missbrauchen zu lassen Bald war er beruchtigt fur seine Neigung potentielle Spender zu jeder Tages und Nachtzeit aufzuspuren und fur seine Vergesslichkeit 1906 wurde er wegen seiner unbequemen politischen Tatigkeit beurlaubt Er widmete sich nun der literarischen Arbeit und fand schliesslich eine Anstellung im Volksverein fur das katholische Deutschland in Monchengladbach einer Denkfabrik des sozialen Katholizismus Er unterstutzte die christlichen Gewerkschaften die fur ihn ein Stuck angewandtes Christentum waren Wesentliche Anregungen verdankte er seiner Freundschaft mit Elisabeth Gnauck Kuhne 1908 grundete er das Sekretariat Sozialer Studentenarbeit in Monchengladbach Dessen Zeitschrift waren die Sozialen Studentenblatter In seinem Haus richtete er eine Studentenburse ein und errichtete auch in anderen Stadten sozialstudentische Zentralen die er meist in Gewerkschaftsburos und Gesellenhausern unterbrachte Dabei liess er sich von den englischen Settlements inspirieren Er richtete gemeinsame Fortbildungskurse fur Studenten und andere Bevolkerungsschichten ein die zum Vorlaufer der katholischen Volkshochschulen wurden Wahrend des Ersten Weltkrieges organisierte er Schriften und Briefaktionen und setzte sich fur die flamischen Kriegsgefangenen ein Den Krieg begrusste er als Moglichkeit die Klassengesellschaft zu uberwinden Seine Schriften aus dieser Zeit zeigen ein sonst im katholischen Bereich kaum erreichtes nationalistisches Pathos und lassen jedes Gespur fur die Leiden der Soldaten in einem industriell gefuhrten Krieg vermissen Nach dem Krieg grundete er in Monchengladbach ein Akademisches Arbeitsamt fur Katholiken Arbeit in Berlin Bearbeiten nbsp Carl Sonnenschein um 1928 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid Bei Kriegsende ging Sonnenschein 1918 in den Tagen der Novemberrevolution wahrscheinlich aus Angst vor den anruckenden Belgiern aus Monchengladbach nach Berlin Im Sozialen Archiv des Volksvereins eroffnete er sein Buro mit dem er mehrmals umzog bis er sich schliesslich in der Georgenstrasse 44 niederliess Beruhmt war seine Kartei in der nicht nur die Hilfsbedurftigen sondern auch die potentiellen Helfer grundlichst erfasst wurden ein Zettelkasten der Sozialarbeit Zu diesem Helferkreis gehorte auch die der russischen Sprache machtige Bildhauerin Harriet von Rathlef Keilmann der Jurist Hubertus Prinz zu Lowenstein und die Dichterin Else Lasker Schuler Seine besondere Fursorge galt der Nachkriegsnot des akademischen Proletariats ihn bewegte die Berufsentfremdung und das vergeudete Wissenspotential Auch um die christliche Beisetzung von Selbstmordern kummerte er sich Bis 1925 wurde seine Arbeit vom Volksverein finanziell unterstutzt danach war er auf sich selbst gestellt Vor allem durch Vortrage und Broschuren verdiente er etwas 1924 grundete er ein Kirchenblatt fur Akademiker dazu ubernahm er das bestehende Katholische Kirchenblatt dessen publizistisches Gewicht und Auflage er gewaltig steigern konnte 1923 begann er mit dem Aufbau einer katholischen Volkshochschule 1926 eroffnete er mit Spendengeldern eine katholische Lesehalle die er mit Rezensionsexemplaren fullte Angeregt von seinen Wanderungen rund um Berlin grundete er den Geschichtsverein katholische Mark und gab den Markischen Kalender heraus Durch seine Initiative entstanden die Josephs Siedlung in Tegel und die Siedlung Marienfelde Mariengarten Und wie fruher unterrichtete er italienische Kinder Ausserdem grundete er den Arbeitskreis Katholischer Kunstler Am 15 April 1928 kam der Theologe Johannes Pinsk als sein Nachfolger nach Berlin Der Diozesangeschichtsverein in Berlin geht auf eine gemeinsame Grundung von Carl Sonnenschein dem Historiker Karl Heinrich Schafer und Josef Deitmer im Jahr 1928 zuruck Der Verein hat zum Ziel das Interesse fur die lokale Kirchengeschichte zu wecken und zur wissenschaftlichen Erforschung beizutragen Die letzten zehn Jahre seines Lebens litt er an Herzmuskelschwache Nach seinem Tod wurde er nicht nur von den Katholiken sondern auch von der judischen Gemeinde den Sozialdemokraten und vielen anderen betrauert nbsp Spatexpressionistischer Christus fur das Grab Sonnenscheins von Hans Perathoner 1935 Alter Domfriedhof der St Hedwigsgemeinde Berlin LiesenstrasseSonnenschein wurde auf dem Alten Domfriedhof St Hedwig in Berlin bestattet Fur seine Grabstatte schuf der mit ihm befreundete Bildhauer Hans Perathoner 1935 ein an den Schnitzstil der Spatgotik angelehntes expressionistisches Bronzekruzifix Am 5 Dezember 1984 wurde der Sarg mit dem Leichnam exhumiert weil die Grabstatte der Verbreiterung des Grenzstreifens zu West Berlin weichen musste Der Verstorbene wurde in ein neues Grab unweit der Friedhofskapelle umgebettet 3 Zitate BearbeitenNicht norgeln Nicht abseits stehen Nicht beleidigt sein Zufassen Unser Land aus Wirrnis und Not herausfuhren Die christliche Kultur des Landes schutzen pflanzen entfalten Der Demut solcher Arbeit gehort der Segen Gottes Notizen 29 August 1926 Kommunisten muss man uberflussig machen Maria Grote Dr C Sonnenschein in Berlin Seite 46 Sonnenschein war sowieso fur die ganz Feinen eine etwas suspekte Erscheinung ein Zigeuner der Wohltatigkeit Kurt Tucholsky 4 Schriften BearbeitenNotizen Weltstadtbetrachtungen Berlin 1926 bis 1928 Sonntagsevangelien Erklarungen Berlin 1928 Nach Carl Sonnenschein benannte Auszeichnungen Bearbeiten nbsp Briefmarke 1952 der Serie Helfer der MenschheitDer Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine hat aus Anlass des 100 Geburtstags seines Mitgliedes Carl Sonnenschein 1976 den Carl Sonnenschein Preis gestiftet mit dem in Verfolgung des Verbandsprinzips Wissenschaft jahrlich ausgewahlte wissenschaftliche Leistungen pramiert werden Die Caritas Gemeinschaftsstiftung Osnabruck vergibt seit 2007 jahrlich den nach Carl Sonnenschein benannten Sonnenschein Preis fur karitatives Engagement 5 Widmungen Bearbeiten nbsp Gedenktafel am Haus Georgenstrasse 44 in Berlin MitteNach Carl Sonnenschein wurden benannt 6 Schulen in den Dusseldorfer Stadtteilen Unterbach und Morsenbroich in Monchengladbach Iserlohn Bergheim Schweinfurt Berlin Mariendorf bis 2011 in Gelsenkirchen Schalke sowie bis 2014 in Marl Strassen unter anderem in Forst Hovelhof Dusseldorf Frankfurt Bocholt Neuss Krefeld Grevenbroich Andernach Bergheim Bergisch Gladbach Langenfeld Rheinland Dormagen Leonberg Arnsberg Worms Nettetal Meppen Viersen und Paderborn das Carl Sonnenschein Haus Stephanstrasse 20 52064 Aachen ein von der Caritas gefuhrtes Manner Frauen Wohnheim in Oberhausen eine ebenfalls von der Caritas gefuhrte Einrichtung in Fritzlar mit zahlreichen Hilfsangeboten fur Kinder und Jugendliche namens Haus Carl Sonnenschein ein Jugendwohnheim im Kolner Stadtteil Nippes welches den Namen Carl Sonnenschein Haus tragt eine Siedlung im Frankfurter Stadtteil Sossenheim ein Studentenwohnheim in Tubingen unter der Leitung der KHG Tubingen Else Lasker Schuler schrieb das Gedicht Carl Sonnenschein 7 welches von Sofia Gubaidulina 1994 unter dem Titel Ein Engel 8 fur Alt und Kontrabass vertont wurde Am 3 Juli 2014 wurde an seinem ehemaligen Buro Berlin Mitte Georgenstrasse 44 eine Gedenktafel angebracht Literatur BearbeitenFriedel Doert Carl Sonnenschein Seelsorger theologischer Publizist und sozialpolitischer Aktivist Aschendorff 2012 ISBN 978 3 402 12948 7 Maria Grote Dr C Sonnenschein in Berlin Morus Berlin 1957 Detlef Grothmann Sonnenschein Carl In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 10 Bautz Herzberg 1995 ISBN 3 88309 062 X Sp 793 796 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Werner Krebber Hrsg Den Menschen Recht verschaffen Carl Sonnenschein Person und Werk Mit Nachw von Michael Sievernich SJ Wurzburg 1996 Alfred Kumpf Ein Leben fur die Grossstadt Leipzig 1980 Wolfgang Lohr Carl Sonnenschein 1876 1929 In Jurgen Aretz Rudolf Morsey Anton Rauscher Hrsg Zeitgeschichte in Lebensbildern Aus dem deutschen Katholizismus des 19 und 20 Jahrhunderts Band 4 Matthias Grunewald Verlag Mainz 1980 ISBN 3 7867 0833 9 S 92 102 Nachdruck bei Aschendorff Munster 2022 Digitalisat Wolfgang Lohr Sonnenschein Carl In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 579 f Digitalisat Peter Panter Carl Sonnenschein In Die Weltbuhne 6 Januar 1931 Nr 1 S 17 Rezension von Thrasolts Biographie Dr Carl Sonnenschein Angelika Schutz Sonnenschein Carl Begrunder der sozialstudentischen Arbeit In Hugo Maier Hrsg Who is who der Sozialen Arbeit Lambertus Freiburg im Breisgau 1998 ISBN 3 7841 1036 3 S 557 559 Ernst Thrasolt Dr Carl Sonnenschein Erinnerungen und Geschichtsversuche 1929 Ernst Thrasolt Carl Sonnenschein Der Mensch und sein Werk Verlag J Kosel amp F Pustet Munchen 1930 Einzelnachweise Bearbeiten Ernst Thrasolt Carl Sonnenschein Der Mensch und sein Werk 1930 Seite 16 Wolfgang Lohr Carl Sonnenschein In Siegfried Koss Wolfgang Lohr Hrsg Biographisches Lexikon des KV Teil 6 unter Mitarbeit von Gisela Hutz Revocatio historiae Schriften der Historischen Kommission des Kartellverbandes katholischer deutscher Studentenvereine KV in Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft fur deutsche Studentengeschichte GDS 1 Auflage Band 7 Nr 1 SH Verlag Schernfeld 1991 ISBN 3 923621 55 8 S 99 f St Hedwigs Blatt vom 25 Dezember 1984 Kurt Tucholsky Gesamtausgabe Texte und Briefe Bd 14 1998 Seite 12 Sonnenschein Preis Caritas Gemeinschaftsstiftung Osnabruck abgerufen am 25 Februar 2017 https nominatim openstreetmap org search php q Carl Sonnenschein amp polygon geojson 1 amp viewbox Else Lasker Schuler Die Gedichte In Friedhelm Kemp Hrsg Gesammelte Werke 1 Auflage Band 1 Suhrkamp Frankfurt am Main ISBN 3 518 39290 5 S 438 SMP media GmbH Hamburg amp SMP systems GbR Berlin http www smpmedia net Gubaidulina Sofia EIN ENGEL for alto and double bass on a poem by Else Lasker Schuler Sikorski Music Publishers Abgerufen am 8 Juni 2017 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Carl Sonnenschein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Biografische Seite im Portal Rheinische Geschichte Literatur von und uber Carl Sonnenschein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Carl Sonnenschein Preis Sonnenschein Preis Caritas Gemeinschaftsstiftung OsnabruckNormdaten Person GND 118615629 lobid OGND AKS LCCN n97041400 VIAF 804976 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sonnenschein CarlALTERNATIVNAMEN Zigeuner der WohltatigkeitKURZBESCHREIBUNG deutscher katholischer PriesterGEBURTSDATUM 15 Juli 1876GEBURTSORT DusseldorfSTERBEDATUM 20 Februar 1929STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl Sonnenschein amp oldid 237454463