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Carl Minster 25 Februar 1873 in Edenkoben 11 September 1942 in Berlin war ein deutsch amerikanischer sozialrevolutionarer Publizist Zeitweise in die Vereinigten Staaten ausgewandert war er nach seiner Ruckkehr nach Deutschland Mitglied der SPD war dann spater unter anderem Mitglied der KPD der USPD und der SAP Er stand nach dem Ersten Weltkrieg auch den separatistischen Kreisen im Rheinland nahe Nach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft wirkte er im Saargebiet gegen den Anschluss an das Reich Vom Volksgerichtshof wurde er schliesslich zum Tode verurteilt Carl Minster um 1916 Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Jahre 2 Innerparteiliche Opposition 3 Emigration in die Niederlande 4 Zeit der Weimarer Republik 5 Emigration und Tod 6 Literatur 7 EinzelnachweiseFruhe Jahre BearbeitenSeine Eltern Georg Minster und den dessen Ehefrau Margarete Sachs fuhrten einen Kramerladen Auch Carl erlernte einen kaufmannischen Beruf Im Jahr 1896 wanderte in die USA aus Dies durfte mit der Verurteilung seines Bruders Gustav wegen Landesverrats in Zusammenhang gestanden haben Zwischen 1901 und 1906 arbeitete er als Redakteur fur die Neuyorker Volkszeitung Nach einigen Angaben war er auch Korrespondent fur eine Reihe von sozialdemokratischen Zeitungen wie dem Vorwarts oder der Wiener Arbeiterzeitung Er hat sich wohl auch in der deutschsprachigen Arbeiterbewegung in den USA engagiert Auch der Socialist Party hat er nahegestanden Seit 1905 war er amerikanischer Staatsburger Er heiratete 1905 in New York Helene Schumann 1884 1936 die aus Altona stammte Er kehrte nach Deutschland zuruck und arbeitete 1913 fur den Remscheider Teil der in Solingen erscheinenden Bergischen Arbeiterstimme Ein Jahr spater wechselte er zur Niederrheinische Arbeiter Zeitung nach Duisburg Innerparteiliche Opposition BearbeitenEr kritisierte die Zustimmung der SPD Reichstagsfraktion zu den Kriegskrediten Seit 1916 beteiligte er sich an von der Spartakusgruppe um Karl Liebknecht herausgegebenen politischen Briefen Weil er die Niederrheinische Arbeiterzeitung in den Dienst der innerparteilichen Opposition gestellt hatte sorgte der Berliner Parteivorstand fur seine Entlassung Der Protest von Duisburger Vertrauensleuten dagegen half nichts An einer Wahlkreiskonferenz die endgultig uber die Entlassung entschied nahmen sogar Friedrich Ebert und Otto Braun teil Stattdessen grundete er 1916 das Mitteilungsblatt des sozialdemokratischen Vereins Duisburg dass kurze Zeit spater unter dem Titel Der Kampf Sozialistisches Propagandaorgan fur Rheinland und Westfalen erschien Statt monatlich erschien das Blatt nun wochentlich Das Verbreitungsgebiet beschrankte sich allerdings insbesondere auf das westliche Ruhrgebiet Die Auflage lag nur bei etwa 1800 Exemplaren Die Zeitung orientierte sich eng an der Haltung von Karl Liebknecht und der Spartakusgruppe Dagegen wandte es sich gegen Georg Ledebour als Organisator der USPD Einige Zeit spater wurde Minster auch Redakteur des Braunschweiger Volksfreund Bald zog er selbst nach Braunschweig und ubte auf die Zeitung Der Kampf nur noch von der Ferne Einfluss aus Beim Streit um den Volksfreund zwischen Anhangern der USPD und der MSPD setzte sich die Mehrheitspartei durch und Minster wurde entlassen Emigration in die Niederlande BearbeitenAls er 1917 zum Militar einberufen werden sollte floh er uber die Grenze in die Niederlande In Amsterdam gab er den Kampf als Wochenblatt heraus Dieses wurde heimlich in Deutschland verbreitet Darin schrieben unter anderem Franz Mehring Eduard Bernstein Willi Munzenberg Klara Zetkin und Karl Radek Das Blatt ist eine wichtige Quelle fur die Vorgeschichte der Grundung der KPD Unterstutzt wurde er von hollandischen Sozialisten Minster spielte bald auch eine wichtige Rolle unter den verschiedenen Gruppierungen deutscher Emigranten und Deserteure in Holland Diese hat er in einer Organisation zusammengeschlossen Die deutsche Abwehr verdachtigte Minster der Zusammenarbeit mit gegnerischen Geheimdiensten Wie Henning Kohler 1972 herausfand wurde Der Kampf tatsachlich vom franzosischen Geheimdienst finanziert 1 Es gelang den Deutschen ihn Ende 1917 uber die Grenze zu entfuhren und gefangen zu nehmen Man warf ihm vor durch Flugblatter zu Streiks aufgerufen zu haben In den Niederlanden erregte sein Fall grosses Aufsehen in der Presse Auch das Parlament befasste sich mit dem Fall Dies verhinderte offenbar die Verurteilung von Minster Sein Blatt konnte bis Ende 1918 in Amsterdam weiter erscheinen Zuletzt war daran Wilhelm Pieck massgeblich beteiligt Zeit der Weimarer Republik BearbeitenIm Zuge der Novemberrevolution kam Minster in Freiheit Nach der Novemberrevolution arbeitete er fur das in Dusseldorf erscheinende kommunistische Blatt Die Freiheit Da er weiterhin von der Polizei beobachtet wurde benutzt Minster eine Reihe von Decknamen Im Jahr 1919 schloss er sich der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands KAP an und baute deren Ortsgruppe in Frankfurt am Main auf Die Gruppe soll 1500 Mitglieder gehabt haben Er verfugte uber franzosische Papiere und wurde als Anhanger separatistischer Bestrebungen angesehen Dies fuhrte 1920 zu einer kurzfristigen Verhaftung Im Jahr 1922 war er Redakteur der USPD Zeitung Freiheit in Berlin Als sich die Partei mit der SPD wiedervereinigte blieb er der Rest USPD zunachst treu In seiner Zeitung Der Weckruf die als Tageszeitung der Partei in Essen erschien warb er fur eine einheitliche Arbeiterbewegung Angeblich war er 1923 Mitarbeiter und im Januar 1924 gar Staatssekretar der separatistischen Regierung der Pfalz Danach hatte er bis 1928 in Zabern gearbeitet Wahrscheinlich ist er um diese Zeit wieder in die SPD eingetreten um sich dort eine Plattform zu schaffen Er wird in Essen gelebt haben wo er uber gute Kontakte verfugte Im Jahr 1931 war er einer der Mitbegrunder der SAP Auf der oberen Ebene der neuen Partei spielte er nur eine Nebenrolle Wichtig war er fur den Aufbau der Organisation im Ruhrgebiet Er grundete die Ortsgruppen in Duisburg und Essen Fur diese war er Redakteur der Rhein Ruhr Fackel in Essen Allerdings wurden nur sporadisch regionale Artikel abgedruckt Die meisten Inhalte wurden aus Berlin ubernommen Wahrend der innerparteilichen Auseinandersetzungen schlugen sich Minster und sein Blatt auf die Seite der Vorstandsmehrheit um Max Seydewitz Emigration und Tod BearbeitenNach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft beschloss der Parteivorstand am 3 Marz 1933 die Auflosung der Partei und empfahl den Mitgliedern sich der SPD anzuschliessen Minster versuchte die Arbeit in der Illegalitat fortzusetzen Weil er besonders intensiv gesucht wurde floh er aber bald ins Saargebiet Er bemuhte sich in der Folge den Anschluss des Saargebiets an das Deutsche Reich zu verhindern Er arbeitete fur das Saarlouiser Journal und den Saarlandischen Generalanzeiger als Redakteur Er wurde Mitglied der Saarlandischen Sozialistischen Partei und der Saarlandischen wirtschaftlichen Vereinigung Fur diese Parteien war er auch als Redner tatig Viele weitere Details der folgenden Zeit wie seine angebliche Zusammenarbeit mit Frankreich sind nur aus den spateren Aussagen gegenuber der NS Justiz uberliefert Nach der Volksabstimmung und dem folgenden Anschluss an das Deutsche Reich ging Minster 1935 nach Frankreich Dort hatte er erneut Kontakt zu separatistischen Kreisen wurde fuhrendes Mitglied und war Redakteur ihrer Zeitung Diese warb in franzosischer Sprache vornehmlich fur Verstandnis fur die Emigranten Im Jahr 1939 wandte er sich von der Gruppe ab Nach der Niederlage Frankreichs 1940 versuchte er beim zustandigen Konsulat in Paris als amerikanischer Staatsburger einen Pass zu erhalten Weil er seit 1912 nicht mehr in den Vereinigten Staaten gewesen war wurde dieser ihm verweigert Polizeiliche Untersuchungen gegen Minster liefen in Deutschland bereits seit 1939 Er wurde am 10 Dezember 1941 in Saarbrucken von der Gestapo verhaftet am 27 Juli 1942 durch den 2 Senat des VGH wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tod verurteilt In der Begrundung hiess es Der Angeklagte ist eine staatsfeindliche Personlichkeit von solchen Graden wie sie selten die Gerichte beschaftigt hat Seine Tatigkeit seit seiner Ruckkehr von Amerika nach Deutschland im Jahre 1912 stelle eine luckenlose Kette von Anschlagen gegen den Bestand und die Sicherheit des Reiches da 2 Literatur BearbeitenKurt Koszyk Das abenteuerliche Leben des sozialrevolutionaren Agitators Carl Minster 1873 1942 In Archiv fur Sozialgeschichte Bd 5 1965 S 193 225 Kurt Koszyk Minster Carl In Neue Deutsche Biographie NDB Band 17 Duncker amp Humblot Berlin 1994 ISBN 3 428 00198 2 S 545 f Digitalisat Martin Schlemmer Los von Berlin Rheinstaatbestrebungen in der preussischen Rheinprovinz nach dem Ersten Weltkrieg Koln u a 2007 S 404f Minster Karl In Hermann Weber Andreas Herbst Deutsche Kommunisten Biographisches Handbuch 1918 bis 1945 2 uberarbeitete und stark erweiterte Auflage Dietz Berlin 2008 ISBN 978 3 320 02130 6 Ottokar Luban Die Agitation fur Frieden und Demokratie durch die im Ersten Weltkrieg nach Holland desertierten Linkssozialisten Carl Minster und Wilhelm Pieck und ihre Zusammenarbeit mit dem franzosischen Geheimdienst In Mitteilungen Forderkreis Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung Nr 57 Marz 2020 ISSN 1869 3709 S 38 40 Minster Carl in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 503Einzelnachweise Bearbeiten Jurgen Reulecke Der Erste Weltkrieg und die Arbeiterbewegung im rheinisch westfalischen Industriegebiet In ders Hrsg Arbeiterbewegung an Rhein und Ruhr Beitrage zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Rheinland Westfalen Hammer Wuppertal 1974 ISBN 3 87294 054 6 S 205 239 hier S 231 u Fn 116 bezugnehmend auf Henning Kohler Beziehungen des franzosischen Geheimdienstes zu deutschen Linksradikalen 1917 18 In Dietrich Kurze Hrsg Aus Theorie und Praxis der Geschichtswissenschaft Festschrift fur Hans Herzfeld zum 80 Geburtstag Veroffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin Band 37 Walter de Gruyter Berlin 1972 ISBN 3 11 003813 7 S 189 208 Kurt Koszyk Das abenteuerliche Leben des sozialrevolutionaren Agitatiors Carl Minster 1873 1942 In Archiv fur Sozialgeschichte Bd 5 1965 S 223Normdaten Person GND 129585297 lobid OGND AKS VIAF 62632297 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Minster CarlALTERNATIVNAMEN Minster KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher sozialistisch kommunistischer PublizistGEBURTSDATUM 25 Februar 1873GEBURTSORT EdenkobenSTERBEDATUM 11 September 1942STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl Minster amp oldid 239552264