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Cadmus et Hermione ist die erste von Jean Baptiste Lully komponierte und auf einem Livret von Philippe Quinault basierende Tragedie lyrique Sie wurde am 27 April 1673 im Theater in der Rue de Vaugirard in Paris zum ersten Mal in Anwesenheit Ludwigs XIV aufgefuhrt WerkdatenTitel Cadmus et HermioneOriginalsprache FranzosischMusik Jean Baptiste LullyLibretto Ph QuinaultUrauffuhrung 27 April 1673Ort der Urauffuhrung ParisPersonenPales Sopran Melisse Alt Hirtengott Pan Bass Arkas Alt L Envie Alt Die Sonne Sopran Cadmus Bariton 2 Prinzen Tenore Arbas Bass Hermione Mezzosopran Venus Charite Grace Sopran Mezzosopran Aglante La Nourrice Alt Draco Bass Jupiter Bass Junon Sopran Pallas Mezzosopran L Amour Mezzosopran Mars Bass L Hymen Le Grand Sacrificateur Bass Da Lully mit dieser Auffuhrung den Geschmack des Konigs getroffen hatte wurde ihm der Palais Royal zur Verfugung gestellt und Molieres Truppe umgesiedelt 1 Die Textvorlage fur Cadmus et Hermione stammte von Philippe Quinault der Ludwig XIV verschiedene Stoffe vorlegte aus denen dieser die Geschichte der nachsten Tragedie lyrique auswahlte Lully verfasste insgesamt 13 Tragedies lyriques wovon zehn auf Geschichten der griechischen und romischen Mythologie basierten und drei die letzten drei auf den Sagen franzosischer Helden Die Sagen und Legenden der Helden vergangener Tage waren dem Publikum wohlbekannt Quinault schreckte auch nicht davor zuruck sich von anderen Werken inspirieren zu lassen Beispielsweise lieh er sich fur den 2 Akt von Cadmus et Hermione die steinernen Statuen von Abbe Buti aus Im Gegensatz zu Italien spielten die Livrets in Frankreich eine beachtenswerte Rolle und wurden nicht selten mit Anmerkungen uber das Privatleben der Darsteller versehen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aufbau 3 Mythos vs Dramaturgie 4 Motiv der Liebe und Ehre 5 Strukturanalyse 6 Literatur 6 1 Musikalien 6 2 Schrifttum 6 3 Weblinks 7 Quellen und AnmerkungenGeschichte BearbeitenHermione im griechischen Original Harmonia Gottin der Eintracht Cadmus im griechischen Original Kadmos Konig von Theben Bootien Aufbau BearbeitenDie grundlegende Figurenkonstellation fur Quinaults Livret bildeten meist ein Liebespaar Cadmus und Hermione ein machtiger Rivale Arbas und Gotter Jupiter Pallas die in das Geschehen eingriffen 2 Hinzu kamen Maschinen des Italieners Carlo Vigarani die spektakulare Szenen insbesondere der Gotter ermoglichten Neben Vigaranis Maschinen zeigten der bedachte Gebrauch des Chores die Einbindung von Divertissements der Einsatz von Rondeau Airs und die Dominanz der Rezitative wie sehr Lully um einen eigenen nationalen Stil bemuht war 3 Mythos vs Dramaturgie Bearbeiten nbsp Philippe Quinault der Verfasser des LivretDer antike Mythos der dem Werk Cadmus et Hermione zu Grunde liegt ist im dritten Buch von Ovids Metamorphosen zu finden Um den ursprunglichen Mythos der Dramaturgie anzupassen nahm Quinault einige Veranderungen vor In der ursprunglichen Geschichte zieht Kadmos los um seine Schwester Europa zu befreien die von dem als Stier auftretenden Zeus gefangen genommen worden war In der Tragedie lyrique uberlasst Quinault Europa ihrem Schicksal und lasst Cadmus mehr durch seine schonen Augen kampfen als fur seine Schwester Europa und die Entwicklung der Zivilisation was durch dessen liebliche Sprache die mehr die eines Charmeurs ist als die eines antiken Helden zum Ausdruck kommt In Quinaults Livret wurde Hermione von Draco einem Drachen gefangen genommen der sie nun gegen ihren Willen ehelichen mochte Cadmus ist dazu bestimmt Hermione zu befreien als diese versucht ihn davon zu uberzeugen dass es besser sei sie zu vergessen wird er seiner Ritterrolle vollkommen gerecht Doch bevor die Liebenden vereint werden was durch Cadmus Heldenhaftigkeit gerechtfertigt wird ist Cadmus am Boden zerstort und glaubt seine von Hera auf einen Regenbogen entfuhrte Geliebte fur immer verloren zu haben Durch Pallas wird ihm mitgeteilt dass Jupiter auf seiner Seite stehe womit der Deus ex Machina das Denouement heraufbeschwort Cadmus Ehrenhaftigkeit steht im gesamten Stuck dem kontrastierenden Charakter seines Dieners Arbas entgegen der eine der aus dem Comedie ballet ubernommenen komischen Figuren verkorpert Als Cadmus gegen den Drachen kampft flieht Arbas voller Angst behauptet im Nachhinein aber den Drachen getotet zu haben Philippe Quinault hat dem Mythos um Cadmus und Hermione somit nicht nur die perfekte Form eines aristotelischen funfaktigen Dramas verliehen sondern seine Figuren und das Handlungsschema den motivisch thematischen Bedurfnissen einer Tragodie angepasst Motiv der Liebe und Ehre BearbeitenDie thematische Grundlage der meisten Tragedies lyriques eingeschlossen Cadmus et Hermione bilden die Liebe und die Ehre Der Held in diesem Falle Cadmus muss ehrenhaft und grosszugig sein und sich daruber hinaus fur Schwachere einsetzen 4 In der Abschiedsszene zwischen Cadmus und Hermione demonstriert Cadmus wahre Heldenhaftigkeit und zeigt dabei die wichtigsten Regeln dieses Motives auf Der Held muss seine eigenen Fahigkeiten in Frage stellen und glauben seine Liebe fur immer verloren zu haben Falls der Held seine Liebe nicht erobern kann gebietet es ihm die Ehre seine Gefuhle zu beherrschen und seine Leidenschaft in den Dienst wehrloser hilfsbedurftiger Personen zu stellen Wird dieses Ideal erfullt so wird der Protagonist aus seiner Traurigkeit erlost indem er mit der Frau seines Begehrens vereint wird Sollte der Protagonist jedoch unehrenhaft handeln sich also von Eifersucht und Rachsucht dominieren lassen wird er mit Elend oder Tod bestraft 5 Cadmus und Hermione werden somit am Ende des Werkes nicht fur das belohnt was sie getan haben sondern fur das was sie verkorpern Strukturanalyse Bearbeiten nbsp Jean Baptiste LullyLullys Tragedies lyriques waren vollig musikalisierte Tragodien und so verwundert es nicht dass Cadmus et Hermione die Struktur einer nahezu perfekten Tragodie aufweist Das Werk beginnt mit einem Prolog und ist in funf Akte gegliedert Die von Aristoteles geforderte Einheit von Ort Zeit und Handlung findet generell nur sehr selten und dann auch nur teilweise Beachtung Einzig und allein die Einheit der Handlung bleibt in Cadmus et Hermione gewahrt Spektakulare Szenenwechsel die aus dem Maschinentheater und dem Ballet de cour bekannt waren erfreuten sich auch hier grosser Beliebtheit Die franzosische Ouverture besteht wie ublich aus zwei Teilen die in komplementaren Stiltypen gehalten sind Typischerweise endet der erste Teil der Ouverture T 1 12 auf der Dominante der Ausgangstonart G Dur und wirkt durch die Kombination von langsamem Tempo mit punktierten Noten auch Saccade genannt majestatischer als der schnellere im fugalen Stil gehaltene zweite Teil T 13 57 Kennzeichnend im zweiten Teil ist daruber hinaus die Imitation verschiedener Motive Lullys Harmonien erscheinen oft einfach erzielen aber zum Beispiel durch verminderte Dominant und Nonakkorde interessante Effekte 6 Nur vier Prologe der von Lully verfassten Tragedies lyriques stehen mit dem bevorstehenden Stuck in direktem Zusammenhang alle ubrigen stellen allegorische Lobeshymnen auf Ludwig XIV dar 4 Somit bildet der Prolog in Cadmus et Hermione keine Ausnahme wenn er auf allegorische Art und Weise und in Anlehnung an das 8 Buch von Ovids Metamorphosen auf die erfolgreiche Beendigung der Niederlandischen Kriege verweist 7 Ausserdem konnte man den Prolog auf Grund seiner Unterteilung in funf Szenen und seines Umfangs unter rein formalen Aspekten als einen selbststandigen Akt bezeichnen Bei der Gestaltung der einzelnen Akte fallt auf dass die dialogischen Szenen in regelmassigen Abstanden von Rondeaus Prolog 3 Ritournellen I 3 oder anderen Zwischenspielen abgelost werden Daruber hinaus hatten Lully und Quinault schon im Vorfeld vereinbart dass die Handlung innerhalb eines jeden Aktes Anlass fur ein Divertissement oder eine Fete geben solle 8 Dieser Vorsatz wird beispielsweise durch die Chaconne in I 4 oder den Tanz der steinernen Statuen in II 6 eingehalten Ein weiteres Charakteristikum das aus dem Comedie Ballet ubernommen wurde bildet die Verknupfung zweier aufeinanderfolgender Szenen durch die stetige Prasenz einer oder mehrerer Personen 9 Diese Rolle ubernimmt zum Beispiel Cadmus im 4 Akt Durch seine ununterbrochene Anwesenheit in allen Szenen markiert er die einzelnen Szenen als Teile einer Einheit Literatur BearbeitenMusikalien Bearbeiten Henry Prunieres Hrsg Jean Baptiste Lully Oeuvres Completes de J B Lully Editions de la Revue Musicale Paris 1930 32 Jean Baptiste Lully Cadmus et Hermione tragedie lyrique en cinq actes et un prologue Michaelis Paris s n Schrifttum Bearbeiten James R Anthony French Baroque Music from Beaujoyeulx to Rameau B T Batsford London 1973 ISBN 0 7134 0755 7 Philippe Beaussant Lully ou Le musicien du Soleil Gallimard Theatre des Champs Elysees Paris 1992 ISBN 2 07 072478 6 Rebecca Harris Warrick The phrase structures of Lully s dance music In John Hajdu Heyer Hrsg Lully Studies Cambridge University Press Cambridge 2000 ISBN 0 521 62183 6 Theodore De Lajarte Introduction In Cadmus et Hermione tragedie lyrique en cinq actes et un prologue Michaelis Paris s n OCLC 729405953 S 1 6 Joyce Newman Jean Baptiste de Lully and his Tragedies Lyriques Rochester University Press Rochester 1979 ISBN 0 8357 1002 5 Henry Prunieres Preface In Oeuvres Completes de J B Lully Editions de la Revue Musicale Paris 1930 32 S 1 6 Graham Sadler Caroline Wood French Baroque Opera a reader Ashgate Hants 2000 ISBN 1 84014 241 3 Weblinks Bearbeiten Libretto in franzosischer Sprache abgerufen am 6 Dezember 2014 Cadmus et Hermione Noten und Audiodateien im International Music Score Library ProjectQuellen und Anmerkungen Bearbeiten Henry Prunieres Preface In Oeuvres Completes de J B Lully Editions de la Revue Musicale Paris 1930 32 S 1 James R Anthony French Baroque Music from Beaujoyeulx to Rameau B T Batsford London 1973 S 71 James R Anthony French Baroque Music from Beaujoyeulx to Rameau B T Batsford London 1973 S 68 a b Joyce Newman Jean Baptiste de Lully and his Tragedies Lyriques Rochester University Press Rochester 1979 S 66 Joyce Newman Jean Baptiste de Lully and his Tragedies Lyriques Rochester University Press Rochester 1979 S 68 Henry Prunieres Preface In Œuvres Completes de J B Lully Editions de la Revue Musicale Paris 1930 32 S 5 James R Anthony French Baroque Music from Beaujoyeulx to Rameau London B T Batsford 1973 S 67 Graham Sadler Tragedie en musique 3 Dramatic and musical characteristics 1673 1773 Grove Music online Joyce Newman Jean Baptiste de Lully and his Tragedies Lyriques Rochester University Press Rochester 1979 S 117 Tragedies lyriques von Jean Baptiste Lully Cadmus et Hermione 1673 Alceste ou Le triomphe d Alcide 1674 Thesee 1675 Atys 1676 Isis 1677 Psyche 1678 Bellerophon 1679 Proserpine 1680 Persee 1682 Phaeton 1683 Amadis 1684 Roland 1685 Armide 1686 Achille et Polixene 1687 fertiggestellt von Pascal Collasse Normdaten Werk GND 7624729 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cadmus et Hermione amp oldid 196903071