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Die Bundesstaatlich konstitutionelle Vereinigung war eine Fraktion im konstituierenden Reichstag sowie im ordentlichen Reichstag des Norddeutschen Bundes Sie vereinte achtzehn politisch unterschiedlich orientierte Abgeordnete vor allem aus denjenigen preussischen Provinzen die erst 1866 von Preussen annektiert worden waren Ludwig Windthorst aus dem ehemaligen Konigreich Hannover war einer der bekanntesten Fuhrer der Bundesstaatlich Konstitutionellen und spater der Zentrumspartei Bundesstaatlich nannte die Gruppe sich weil sie einen starken Foderalismus im Sinne starker Einzelstaaten forderte und konstitutionell weil sie sich fur institutionell abgesicherte Verfassungsgrundsatze einsetzte Insgesamt blieb sie klein und wenig bedeutend Inhaltsverzeichnis 1 Wahlen 2 Abgeordnete und Fraktion 3 Fraktion 4 Entwicklung nach 1870 5 Siehe auch 6 Literatur 7 BelegeWahlen BearbeitenBei den Wahlen zum konstituierenden Reichstag im Februar 1867 schnitten die norddeutschen Partikularisten unerwartet schlecht ab 1 In der Wahl zum ersten ordentlichen Reichstag vom August desselben Jahres hatte der Bundesstaatlich konstitutionelle Wahlverein immerhin nur wenige Verluste zu beklagen trotz eines kaum engagierten Wahlkampfes Den Kandidaten stand eine geringe Homogenitat der Fraktion und eine undeutliche Vorstellung von ihren Zielen im Wege 2 Abgeordnete und Fraktion BearbeitenDie Vereinigung wurde von Abgeordneten aus den preussischen Provinzen Hannover und Schleswig Holstein getragen Zwar vereinte sie die Ablehnung der hegemonialen Stellung Preussens Doch war es schwierig eine programmatische Basis jenseits allgemeiner Freiheitsrechte und des Konstitutionalismus zu finden Die Schleswig Holsteinischen Augustenburger waren liberal die Hannoveraner Welfen konservativ eingestellt Letztere wichen von ihrer alten Haltung in der Hannoverschen Verfassungsfrage ab denn fur ihre Kritik gegen Bismarcks Bundesverfassungsentwurf benotigten sie eine liberal konstitutionelle Grundlage Die sachsische Gruppe die auf die Eigenstandigkeit des Konigreichs innerhalb des Bundesstaats pochte schloss sich wegen der gefahrdeten Lage Sachsens nicht der Vereinigung an 3 4 Offiziell verzichtete man auf jeden Protest gegen die preussischen Annexionen Dennoch wies man stets auf die als Unrecht empfundene Einverleibung hin Im gemeinsamen Programm befurwortete man Presse Versammlungs und Vereinsfreiheit sowie eine foderalistische Verfassung einen Bundesgerichtshof und parlamentarische Kontrolle uber das Budget Beim Staatsaufbau forderte man eine grosse Autonomie der Einzelstaaten Fraktion BearbeitenWie auch bei der Freien Vereinigung war die Fraktionsdisziplin schwach die Gruppe hatte sich dagegen entschieden Mehrheitsentscheide fur die Mitglieder bindend zu machen Dementsprechend war die Zahl der Abweichler bei Abstimmungen hoch nur noch von der Freien Vereinigung ubertroffen Ausserdem vertraute die Bundesstaatlich konstitutionelle Vereinigung nicht dem System dass Delegierte einer Fraktion uber Einzelfragen miteinander verhandelten So war sie von den institutionellen Kontakten im konstituierenden Reichstag ausgeschlossen die umso wichtiger waren weil dieses verfassungsvereinbarende Gremium keine Ausschusse kannte Die Vereinigung stellte zwar viele Antrage brauchte aber eine gewisse Anlaufzeit Die Geschaftsordnung des Reichstags war vom Preussischen Abgeordnetenhaus ubernommen und den ehemaligen Nichtpreussen wenig vertraut 5 Die Vereinigung galt ebenso wie die Linke und die Freie Vereinigung als Opposition gegenuber Bismarck Wie die Linke wunschte sie sich eine klar institutionalisierte aber in ihrer Macht begrenzte Zentralgewalt Der unklare Zustand wie ihn Bismarcks ursprunglicher Verfassungsentwurf ohne verantwortlichen Minister bereitet hatte hatte dem Zentralismus alle Tore geoffnet so ihre Befurchtung Ausserdem setzte sich ein Grossteil der Abgeordneten fur die Einfuhrung von Diaten ein und ein Teil fur eine juristische Ministerverantwortlichkeit 6 Bei der Schlussabstimmung uber die norddeutsche Bundesverfassung stimmten die Fuhrer der Bundesstaatlich Konstitutionellen mit Nein 7 Auch wenn Klaus Erich Pollmann den Bundesstaatlich Konstitutionellen zugestand dass sie nach Liberalen und Konservativen zur dritten Kraft mit zunehmendem Gewicht aufstiegen Insgesamt blieb die Gruppe wirkungslos Sie litt an den unterschiedlichen oder auch unklaren Zielen ihrer Mitglieder Ihr Verhaltnis zur Bundesverfassung war belastet Zwar hatte man sie nach der Inkraftsetzung formal anerkannt so war die innere Zustimmung oft nicht gegeben Gerade die liberalen Augustenburger hatten nur dann eine positive Einstellung zur Bundesverfassung einnehmen konnen wenn sie Aussichten auf eine grossdeutsch freiheitliche Weiterentwicklung gesehen hatten 8 Entwicklung nach 1870 BearbeitenDie Katholikenfuhrer im konstituierenden Reichstag hatten fur die Bundesverfassung gestimmt und auch 1870 fur die neue Verfassung ausser Hermann von Mallinckrodt und Ludwig Windthorst Wahrend die Bundesstaatlich Konstitutionelle Vereinigung noch uberkonfessionell ausgerichtet war bildete sich im Dezember 1870 in Preussen und im Reichstag eine neue Fraktion das Zentrum 9 In Zeiten in denen der Katholizismus sich verstarkt dem Protestantismus wie dem Liberalismus gegenubergestellt sah und in denen das katholische Osterreich endgultig aus Deutschland verdrangt wurde bevorzugten sie eine derartige konfessionelle Grundlage Wahrend die schleswig holsteinischen Wahlkreise bald von den ubrigen Parteien vertreten wurden blieben bis 1912 einige protestantische Welfen Gaste bei der Zentrumsfraktion Dann schlossen sie sich der Deutsch Hannoverschen Partei an 10 die schon 1869 gegrundet worden war Siehe auch BearbeitenListe der Abgeordneten des konstituierenden Reichstags des Norddeutschen BundesLiteratur BearbeitenKlaus Erich Pollmann Parlamentarismus im Norddeutschen Bund 1867 1870 Droste Verlag Dusseldorf 1985 Belege Bearbeiten Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band III Bismarck und das Reich 3 Auflage W Kohlhammer Stuttgart u a 1988 S 649 Klaus Erich Pollmann Parlamentarismus im Norddeutschen Bund 1867 1870 Droste Verlag Dusseldorf 1985 S 269 273 Klaus Erich Pollmann Parlamentarismus im Norddeutschen Bund 1867 1870 Droste Verlag Dusseldorf 1985 S 170 Klaus Erich Pollmann Parlamentarismus im Norddeutschen Bund 1867 1870 Droste Verlag Dusseldorf 1985 S 162 Klaus Erich Pollmann Parlamentarismus im Norddeutschen Bund 1867 1870 Droste Verlag Dusseldorf 1985 S 170 172 181 Klaus Erich Pollmann Parlamentarismus im Norddeutschen Bund 1867 1870 Droste Verlag Dusseldorf 1985 S 200 230 233 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band III Bismarck und das Reich 3 Auflage W Kohlhammer Stuttgart u a 1988 S 666 Klaus Erich Pollmann Parlamentarismus im Norddeutschen Bund 1867 1870 Droste Verlag Dusseldorf 1985 S 156 289 516 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band IV Struktur und Krisen des Kaiserreiches Verlag W Kohlhammer Stuttgart u a 1969 S 50 51 654 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band IV Struktur und Krisen des Kaiserreiches Verlag W Kohlhammer Stuttgart u a 1969 S 60 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bundesstaatlich konstitutionelle Vereinigung amp oldid 239343715