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Das Brookmerland historisch Brokmerland geschrieben ist eine Landschaft und ein historisches Territorium gelegen im Westen Ostfrieslands welches ein Gebiet in und um die heutigen Gemeinden Brookmerland und Sudbrookmerland umfasst Von den historischen Landschaften Ostfrieslaqnds ist es die jungste Das Brookmerland grenzt im Osten an das Harlingerland und im Norden an das Norderland Die friesischen Seelande um das Jahr 1300Das historische Brokmerland wird in den Urkunden meist mit nur einem o geschrieben Vereinzelt findet man auch die Schreibweise Broekmerland mit einem Dehnungs e wahrend die heutigen Gemeinden mit diesem Namen die Schreibweise mit dem Doppel o gewahlt haben Inhaltsverzeichnis 1 Namensherkunft 2 Geschichte 2 1 Hauptlingszeit 3 EinzelnachweiseNamensherkunft BearbeitenBrokmerland bedeutet Bruchmannerland 1 Der Name geht auf das altfriesische beziehungsweise altniederdeutsche Wort brōk zuruck das fur eine moorige Bruchlandschaft steht die fruher kaum besiedelt war 2 Dazu kommt ein zu mer verschliffenes mann mit dem Herkunftsanhagsel er Brookmerland bedeutet also Land der Mannen aus dem Moor 2 Geschichte BearbeitenIm fruhen Mittelalter war das Brookmerland Teil eines riesigen Moor und Sumpfgebiets das sich am Westrand des Ostfriesischen Geestruckens von der Ley Norder Tief uber die Flumm Fehntjer Tief bis nach Westerstede zog und von einer Reihe von flachen Binnenseen vom Grossen Meer bis zum Sandwater durchsetzt war Unterbrochen wurde dieses riesige Sumpfgebiet nur durch das auf einem Geestrucken liegende Aurich Der westliche Teil der vor den Toren Nordens begann und in die Gegend von Aurich reichte war bis zum Beginn des 13 Jahrhunderts weitgehend siedlungsleer Bodenfunde Funde mittelalterlicher Kugeltopfware in Marienhafe sowie Funde aus muschelgrusgemagerter Ware im benachbarten Osteel deuten auf eine sparliche Besiedlung in der Zeit um 800 hin 3 So wurde das schwer passierbare Gebiet zu einer naturlichen Grenzlinie zwischen dem Feder und dem Emsgau auf der einen Seite und den Gauen Emesga Emesganaland im Sudwesten und Asterga im Nordosten Auch kirchenhistorisch spielte diese Grenze eine Rolle indem sie die Trennlinie zwischen dem Bistum Bremen zu dem der nordostliche Teil Ostfrieslands gehorte und dem Bistums Munster dem die sudwestlichen Teile Ostfrieslands zugeordnet waren 4 Adam von Bremen bezeichnete das Gebiet im 11 Jahrhundert als palus Emisgoae 1 Zu einer grosseren Besiedlung kam es im Verlauf des 11 12 Jahrhunderts 5 Zu dieser Zeit war der Deichbau in der Region beendet zum anderen drangte die Julianenflut von 1164 viele Menschen von der Kuste in das Landesinnere Hinzu kam die wachsende Bevolkerungszahl im hohen Mittelalter die in Ostfriesland dazu fuhrte solche siedlungsarmen oder leeren Raume durch Landesausbau die so genannte innere Kolonisation zu erschliessen Das Brookmerland wurde dabei von Siedlern aus der Krummhorner Marsch sowie der Norder und Auricher Geest urbar gemacht Im 11 12 Jahrhundert entstanden hier auf dem Rand und den Auslaufern der Geest neue Siedlungen mit ersten Kirchbauten Das Ergebnis dieses Vorgangs waren die Reihendorfer mit ihren Upstrecken 5 Die grosse Gemeinschaftsleistung der Binnenkolonisation die ohne Forderung und Lenkung durch weltliche oder kirchliche Machte auskam und auf eigenes Risiko geschah fuhrte zu einem grossen Gemeinschaftsgefuhl und Selbstbewusstsein der Bewohner 6 Erstmals werden die Brokmer in der Ostringer Rasteder Chronik von 1148 erwahnt 2 was darauf hindeuten kann dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits eine gewisse Bedeutung hatten 1223 werden die Brokmanni in der von Emos von Wittewierum dem Abt des Klosters Bloemhof verfassten Chronik Chronicon abbatum in Werum genannt und spatestens ab der Mitte des 13 Jahrhunderts treten die Brokmanner als eigenstandige Landesgemeinde In einer Urkunde des Bischofs von Munster vom 16 Februar 1250 werden gens Brocmannorum und die consulatus Brokmannorum genannt also eine Landesgemeinde die unter der Leitung von Consules Redjeven stand 6 In dieser Zeit haben sie mit dem Brokmerbrief eine Art Verfassung fur das Gemeinwesen beschlossen die viele weitere gesetzliche Regelungen enthielt Er gilt als ausfuhrlichste friesische Rechtsquelle Zur Bedeutung des Brokmerbriefs schreiben Wybren Jan Buma und der Rechtshistoriker Wilhelm Ebel Es gibt keine friesische Rechtsquelle die so ausfuhrlich von der Landes und Gerichtsverfassung handelt wie der Brokmerbrief Man sieht formlich wie hier nicht gewachsene langsam gewordene Verhaltnisse eine sozusagen zufallige Aufzeichnung erfahren sondern eine bewusste Rechtsbildung geradezu eine Staatsschopfung am Werke ist Es ist eben ein Kolonialland das hier seine Verfassungsgestalt und die Ordnung seines Rechts und Gerichtswesens erhalt Ein gewisser Rationalismus soweit im 13 Jahrhundert davon die Rede sein kann durchzieht das ganze Gesetzeswerk Dergleichen finden wir im deutschen Mittelalter sonst nur in den Stadtrechten 7 Auch die anderen friesischen Landesgemeinden besassen eine Konsulatsverfassung nach der die Konsuln und Richter jeweils fur ein Jahr vom Volk gewahlt wurden Politische Fuhrung und Gerichtsbarkeit lagen unmittelbar in Handen der Bevolkerung Jahrlich fanden Versammlungen der Vertreter der sieben friesischen Seelande statt Der Upstalsboom ist eine Begegnungsstatte aus dieser Zeit Das Brookmerland verfugte uber eine eigene Gerichtsbarkeit und mit dem Brokmerbrief uber eine eigene Verfassung Dieser berichtet als ausfuhrlichste friesische Rechtsquelle von der Landes und Gerichtsverfassung des Brookmerlandes dessen Recht auf dem Willen des zusammengetretenen Volkes beruhte 5 Zunachst gliederte sich das Brokmerland in drei Mittelbezirke mit jeweils zwei Hauptkirchen Marienhafe und Engerhafe Wiegsboldsbur und Burhafe heute Einzelhofe in der Victorburer Marsch Bedekaspel und Sudwolde Blaukirchen Die Kirchenbezirke gehorten zum Bistum Munster Hauptversammlungsort der Brokmannen war wohl zunachst die Kirche Wiegboldsbur 8 Die Besiedelung musst schnell und mit vielen Menschen gleichzeitig verlaufen sein denn das Brokmerland loste sich wohl schon um die Mitte des 13 Jahrhunderts vom Emsigerland Darauf deutet ein zwischen der terra Brocmanniae und der terra Emesgoniae um das Jahr 1250 geschlossener Vertrag hin in dem der Umgang mit Rechtsstreitigkeiten zwischen Angehorigen der beiden Landesgemeinden geregelt wird 9 Ausserdem trennte Bischof Otto II von Munster das Gebiet vom Dekanat Hinte dem es zuvor unterstand und fasste es zu einem eigenen Dekanat zusammen 6 Zur Absicherung seiner Macht liess der Bischof in Fehnhusen im Kirchspiel Engerhafe eine Burg errichten die spatere Oldeborg welche die Keimzelle des heutigen Ortes bildete nbsp Die Kirche zu Marienhafe wahrend des Abbruchs 1829Im Verlauf des 13 Jahrhunderts erlebte das Brookmerland seine Blutezeit In diese Zeit fallt der Bau der grossen Kirchen von denen die ehemals dreischiffige Kirche Marienhafe die grosste ist Damals war sie die grosste Kirche im nordwestdeutschen Raum und noch 1462 spendete Papst Pius II einen Ablass fur den Besuch der Kirche fur Spenden an Einrichtungsgegenstanden sowie fur Geldspenden zur Erhaltung der Kirche curia beate Marie Das Brokmerland gliederte sich zu dieser Zeit in drei Mittelbezirke mit jeweils zwei Hauptkirchen Marienhafe und Engerhafe Wiegboldsbur und Burhafe heute Einzelhofe in der Victorburer Marsch Bedekaspel und Sudwolde Blaukirchen 5 Ende des 13 Jahrhunderts schloss sich das Auricherland dem Brookmerland an und bildete das vierte Viertel der Landesgemeinde Fortan gliederte sich dieses erweiterte Brookmerland in vier Mittelbezirke mit den Hauptkirchen Marienhafe Engerhafe Victorbur und Aurich als Mittelpunkten 5 Nach dem Ende der Herrschaft der Hauptlingsfamilie tom Brok um 1450 trennte sich das Auricherland wieder vom Brookmerland 5 Hauptlingszeit Bearbeiten nbsp Das Brookmerland im Ostfriesland des 14 JahrhundertsDiese Konsulatsverfassung hatte bis zur Mitte des 14 Jahrhunderts Bestand Danach zerfiel sie und wurde nach und nach abgelost als machtige Familien die Hauptlingswurde ubernahmen Im Brookmerland war dies die Familie Kenesma welche in der zweiten Halfte des 14 Jahrhunderts im Brookmerland die Hauptlingswurde zugesprochen bekam Danach benannte sie sich in tom Brok um und errichtete die Burg Brooke neben der schon bestehenden bischoflichen Burg in Oldeborg 10 Um 1380 errichteten die tom Brok in Aurich eine zweite Burg 11 nbsp Klaus Stortebeker DenkmalDer Hauptort Marienhafe entwickelte sich in dieser Zeit zu einem bedeutenden Handelsplatz Nach schweren Sturmfluten 1374 und 1377 wurde er gar zum Seehafen 12 Damit bestand die Moglichkeit Waren aus dem Brookmerland auf dem Wasserwege ins Munsterland zu transportieren Die Wattflachen Leybucht und Kuipersand vor Marienhafe beziehen ihren Namen von der alten dreischiffigen Marienhafer Grosskirche Deren Dach waren auf der Nordseite mit Kupfer Kuiper friesisch niederlandisch fur Kupfer und auf der Sudseite mit Schiefer Ley altdeutsch fur Schiefer gedeckt Das Bauwerk zeigte Eingeweihten so von See her durch den wechselnden Blick auf die Kupfer und die Schieferseite die bei Niedrigwasser befahrbar bleibenden Priele und sonstigen Wasserflachen Ohne dieses Wissen waren der Ort und sein tideabhangiger Hafen von See her praktisch uneinnehmbar Im ausgehenden 14 Jahrhundert fanden Seerauber um Klaus Stortebeker Unterschlupf in Marienhafe Dafur revanchierte er sich beim Kampf der Hauptlinge des Brookmerlandes um die Vorherrschaft in Ostfriesland Widzel tom Brok hatte den damals noch jungen Hafen den Likedeelern oder Vitalienbrudern unter Klaus Stortebeker geoffnet 12 Diese nutzten den Ort als Schutz zum Stapeln der geraubten Waren und zu deren Absatz Dies wurde schliesslich durch mehrere Strafexpeditionen der Hansestadt Hamburg unterbunden die sich gegen die Seerauber und mit ihnen sympathisierende Hauptlinge richteten Dabei wurde Marienhafe aufgrund seines sicheren Hafens vor der Zerstorung bewahrt Faldern und Larrelt bei Emden sowie andere ostfriesische Bauten wurden dagegen damals geschleift nbsp Ocko tom Brok wird nach der Schlacht auf den Wilden Ackern gefangen vor Focko Ukena gefuhrt Romantisierendes Historiengemalde von Tjarko Meyer Cramer 1803 Die tom Brok hatten zunachst mit Erfolg versucht eine Landesherrschaft uber die Frieslande diesseits und jenseits der Ems auszubilden Ocko II erbte schliesslich derart grosse Herrschaftsgebiete dass er sich Hauptling von Ostfriesland nennen konnte In der Folgezeit kam es jedoch zwischen Focko Ukena und Ocko tom Brok zu Streitigkeiten die in offene Kriegshandlungen ubergingen Nach einem ersten Sieg Ukenas uber Ocko II bei Detern 1426 verband sich Focko mit dem Bischof von Munster und zahlreichen ostfriesischen Hauptlingen gegen den nun auf das Brookmerland beschrankten Ocko und schlug ihn am 28 Oktober auf den Wilden Ackern endgultig 13 Er wurde nach Leer verbracht und blieb vier Jahre lang inhaftiert 1435 verstarb er machtlos als Letzter seines Geschlechts in Norden Die folgende Herrschaft Focko Ukenas im Brookmerland blieb nur ein kurzfristiges Intermezzo Nachdem das Volk gerade der Herrschaft der tom Brok entkommen war fuhlten sich viele von den neuen Machthabern verraten da sie genau wie die tom Brok althergebrachte Rechte der friesischen Freiheit zu ignorieren schienen So entstand um 1430 im Brookmerland ein Aufstand der sich nach einem unglucklichen Angriff Fockos auf das Bremer Stadtland an der Unterweser zu einem allgemeinen ostfriesischen Volksaufstand ausweitete Nach der Eroberung von Oldersum und Aurich schlossen die ostfriesischen Landesverbande und die kleineren Hauptlinge am 14 November 1430 unter Fuhrung des Hauptlings Edzard Cirksena aus Greetsiel den Freiheitsbund der Sieben Ostfrieslande Um 1440 wurden die Cirksena zu Richtern und Vormundern zu Hauptlingen des Brookmerlandes wie des Auricherlandes und hatten dort nach dem Zwischenspiel der Ukena schliesslich die Erbfolge der tom Brok angetreten Sie mussten jedoch Rucksicht auf Gemeindefreiheit und das Landesrecht nehmen Die Landesgemeinden hatten sich neu konstituiert So gab es wieder ein Brookmerland ein Auricherland und im Sudwesten des Auricherlandes ein eigenes Suderland Bangstede Ochtelbur Riepe und Simonswolde 13 Als die Cirksena 1464 in den Reichsgrafenstand erhoben wurden machten sie die von ihren Burgen beherrschten Bereiche zu Amtern das Brookmerland gehorte wie das Auricherland fortan zum Amt Aurich und zerfiel in die Nordbrookmer Vogtei mit Osteel Marienhafe und Siegelsum und die Sudbrookmer Vogtei mit den Kirchspielen Engerhafe Victorbur Wiegboldsbur Bedekaspel und Forlitz Blaukirchen 13 In der Folgezeit teilte das Brookmerland das Schicksal der Grafschaft Einzelnachweise Bearbeiten a b W J filoloog rechtshistoricus Oudfries Oudfries recht Buma Wilhelm Ebel Das Brokmer Recht Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1965 ISBN 3 525 18151 5 S 7 a b c Arend Remmers Von Aaltukerei bis Zwischenmooren die Siedlungsnamen zwischen Dollart und Jade 1 Auflage Schuster Leer 2004 ISBN 3 7963 0359 5 S 42 Harm Bents Peter Seidel Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft Marienhafe Samtgemeinde Brookmerland Landkreis Aurich PDF 944 kB eingesehen am 4 September 2012 W J filoloog rechtshistoricus Oudfries Oudfries recht Buma Wilhelm Ebel Das Brokmer Recht Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1965 ISBN 3 525 18151 5 S 7 a b c d e f Geschichte Gemeinde Sudbrookmerland Abgerufen am 28 Oktober 2020 a b c W J filoloog rechtshistoricus Oudfries Oudfries recht Buma Wilhelm Ebel Das Brokmer Recht Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1965 ISBN 3 525 18151 5 S 8 W J filoloog rechtshistoricus Oudfries Oudfries recht Buma Wilhelm Ebel Das Brokmer Recht Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1965 ISBN 3 525 18151 5 S 13 Kollegium der Ostfriesischen Landschaft Hrsg Res Frisicae Harm Wiemann zum 75 Geburtstag Abhandlungen und Vortrage zur Geschichte Ostfrieslands Band 59 Verlag Ostfriesische Landschaft Aurich 1978 ohne ISBN S 99 W J filoloog rechtshistoricus Oudfries Oudfries recht Buma Wilhelm Ebel Das Brokmer Recht Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1965 ISBN 3 525 18151 5 S 9 Heinz Patze Die Burgen im deutschen Sprachraum Ihre rechts und verfassungsgeschichtliche Bedeutung 2 Teilbde Stuttgart 1976 S 351 Bei Hauptlings in der guten Stube Landkreis Aurich Emder Zeitung Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 2 November 2020 abgerufen am 28 Oktober 2020 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www emderzeitung de a b Harm Bents Peter Seidel Marienhafe Samtgemeinde Brookmerland Landkreis Aurich In Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft Ostfriesische Landschaft abgerufen am 28 Oktober 2020 a b c Geschichte des Sudbrookmerlands Abgerufen am 28 Oktober 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte des Brookmerlandes amp oldid 238956429