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Das Bremer Stadttheater von 1792 auch Comodienhaus spater altes Schauspielhaus genannt war das erste eigens zum Zweck der Auffuhrung von Schauspielen errichtete dauerhafte Theater in Bremen Es hatte von 1792 bis 1843 Bestand 1822 Am Wall links das Comodienhaus im Hintergrund der Ostertorzwinger Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Bau 3 Betrieb 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenAls Hansestadt verfugte Bremen nicht uber ein furstlich gefordertes Hoftheater wie Residenzstadte sondern war bis ins 18 Jahrhundert auf Gastspiele von reisenden Theatertruppen angewiesen wie denen von Karl Josephi Karl Friedrich Abt und Gustav Friedrich Grossmann Hinzu kam dass die calvinistisch gepragte Obrigkeit der Stadt der Schauspielkunst lange Zeit mit Misstrauen begegnete und insbesondere von Seiten der Geistlichkeit in Gestalt des Venerandum Ministerium des obersten Gremiums der reformierten Kirche in Bremen vehement dagegen gestritten wurde Schauspieltruppen eine Auftrittserlaubnis in der Stadt zu erteilen um die Bevolkerung so vor deren schadlichen Einfluss zu schutzen 1 Nachdem durch privat organisierte Liebhabertheaterauffuhrungen wie denen der Studenten des Athenaeums oder denen von Adolph Freiherr Knigge Ende des 18 Jahrhunderts das Interesse an einem dauerhaften Theaterbetrieb in der Stadt geweckt war beantragte Schauspieltruppenleiter Grossmann 1788 eine Konzession zur Einrichtung eines Theaters fur seine Schauspieltruppe Der Senat wies dies erste Gesuch Grossmanns sowie eine zweite Anfrage im Jahre 1789 zunachst ab bevor er mit Unterstutzung des Theaterliebhabers und spateren Theaterdirektors Daniel Schutte die dritte Anfrage einer eingehenden Prufung unterzog und eigens ein Gutachten eine Relation durch vier Senatoren unter Leitung von Christian Abraham Heineken anfertigen liess in dem der moralische Schaden und Nutzen eines solchen Unternehmens erortert wurde Am 1 August 1792 wurde das Gesuch schliesslich positiv beschieden Grossmann eine Konzession fur funf Jahre erteilt und der Bau eines Theatergebaudes genehmigt Bau Bearbeiten nbsp Die Wallanlagen mit dem Theater in einer Zeichnung von Johann Heinrich MenkenDas Theater wurde in nur sieben Wochen unter der Leitung von Carl Ludwig Murtfeldt auf der Junkernbastion Am Wall nahe dem Ostertor errichtet Das in Holzfachwerk errichtete und abschliessend verputzte Gebaude von recht schlichter ausserer Gestalt hatte eine Grosse von nur 16 32 Metern zuzuglich eines Garderobenanbaus von etwa 4 6 Metern an der Ruckseite Ein Walmdach schloss den Bau ab Durch zwei Logen Range bot es jedoch zirka 1500 Personen Platz wobei die einfachen Platze des Parketts nur uber Banke ohne Ruckenlehnen verfugten Der Bau kostet 6 600 Reichstaler der grosste Teil dieser Summe wurde Grossmann als zinsloses Darlehen von Bremer Theaterfreunden zur Verfugung gestellt Ein Teil des Inventars und des Fundus wurden vom ehemaligen Liebhabertheater Knigges ubernommen In den folgenden Jahren erhielt der Bau einen Portikus einen Vorbau mit Saulenreihe Im Inneren wurden vergoldete Leuchter angebracht und 16 Busten beruhmter Dichter aufgestellt darunter Seneca und Voltaire sowie Schiller Goethe Lessing Herder und Wieland Betrieb Bearbeiten nbsp Theaterzettel zur Auffuhrung des Stucks Burgergluck anlasslich der Einweihung des Theaters 1792Zur Eroffnung des Theaters am 16 Oktober 1792 wurde nach einem kurzen Vorspiel mit Choren unter dem Titel Das Fest des Apollo das Stuck Burgergluck von Joseph Marius von Babo aufgefuhrt In der ersten Spielzeit Grossmanns gab es bis Ende Dezember insgesamt 55 Vorstellungen Neben einigen Klassikern von Shakespeare sowie einzelnen Werken von Schiller Goethe und Lessing wurden vor allem Stucke von Iffland von Kotzebue und Schroder aufgefuhrt Opern machten zirka ein Drittel aller Auffuhrungen aus am haufigsten wurden hier Werke von Paisiello Mozart und Ditters von Dittersdorf dargeboten Die Auffuhrungen fanden stets unter der Woche statt Beginn war 17 00 Uhr Die Eintrittspreise waren in vier Kategorien gestaffelt und betrugen 12 18 36 beziehungsweise 48 Grote Die Auffuhrungen erfreuten sich grosser Beliebtheit allein bei der letzten Vorstellung der ersten Spielzeit sollen uber 200 Besucher auf der Buhne gestanden haben weil das Theater vollkommen ausverkauft war 2 Dennoch war das Unternehmen bestandig vom Ruin bedroht so verzogerte sich die Abreise von Grossmanns Truppe im Dezember durch ausstehende Forderungen seiner Glaubiger Eine Ursache hierfur war dass es nun zwar eine feste Buhne jedoch noch kein festes Ensemble gab Grossmanns Truppe spielte nur in den Wintermonaten Oktober bis Dezember oder Januar in Bremen den Rest des Jahres traten sie an verschiedenen anderen Orten Deutschlands auf so dass viel Zeit und Geld mit Reisen verloren gingen Nach dem Tode Grossmanns ubernahm Daniel Schutte im Jahr 1797 das Theater und fuhrte es mit wechselnden Schauspielertruppen weiter Zwischenzeitlich verpachtete er es woraus jedoch finanzielle Verluste resultierten Ab 1810 leitete er das Haus wieder selbst Neben Schauspielen und Opern veranstaltete er jetzt auch Konzerte Wahrend der Besetzung Bremens durch napoleonische Truppen zwischen 1811 und 1814 wurde das Theater vorubergehend zum Departmentstheater der Region Bouches du Weser der Spielplan anderte sich dadurch jedoch kaum abgesehen von einigen Gastspielen franzosischer Schauspieler und der Auffuhrung einiger Opern von Nicolas Dalayrac Im Theater spielte man nunmehr allerdings auch an Wochenenden eine Neuerung die nach 1814 beibehalten wurde Ab 1824 nannte man das Schauspielhaus Stadttheater Mehrfach wurde in der Folgezeit vergeblich versucht den Senat zur Forderung des Theaterbetriebs zu bewegen Unterstutzung erhielt das Haus schliesslich von dem 1826 durch Senator Georg Heinrich Olbers gegrundeten Theaterverein der u a eine Theater und Musikbibliothek einrichten liess 1829 verkaufte Schutte den Bau an Schauspieldirektor C F Gutschow genannt Bethmann der dieses wiederum weiter verpachtete Bethmann liess einen seitlichen Anbau errichten und Ofen im Parterre installieren Um die Wirtschaftlichkeit des Theaterbetriebes in Bremen zu verbessern wurde 1835 ein Theater Aktienverein spater in Theater Neubauverein umbenannt gegrundet er hatte 153 Mitglieder darunter Senatoren und namhafte Kaufleute Ziel des Vereins war es das bisherige Theater durch einen grosseren Neubau mit stehendem Ensemble zu ersetzen Das neue Stadttheater sollte daruber hinaus wieder zu einem wahrhaften Musentempel 3 werden denn seit Ende der Grossmannschen Spielzeiten waren zunehmend Lustspiele und Singspiele aufgefuhrt worden deren Qualitat von den Theaterliebhabern der Stadt kritisiert wurde 1841 begann der Bau des zweiten Bremer Stadttheaters auf der Bischofsnadel Bastion unweit des alten Schauspielhauses Dieses war ein Jahr zuvor vom Verein fur 1500 Reichstaler aufgekauft worden damit es dem neuen Stadttheater keine Konkurrenz mache Zur Fertigstellung des neuen Hauses im Jahr 1843 wurde der alte Bau nach 50 Jahren Bestand geschlossen und abgerissen Wenige Jahre spater 1850 wurde an dieser Stelle das noch heute im Park der Wallanlagen erhaltene Olbers Denkmal errichtet Siehe auch BearbeitenDas zweite Bremer Stadttheater 1843 das sich von 1843 bis 1944 auf der Bischofsnadel Bastion befand Theater am GoetheplatzLiteratur BearbeitenBehncken Johann Heinrich Geschichte des Bremischen Theaters Bremen 1865 Digitalisat Wiltrud Ulrike Drechsel Heide Gerstenberger Christian Marzahn Schone Kunste und ihr Publikum im 18 und 19 Jahrhundert Universitat Bremen Edition Temmen Bremen 1997 ISBN 3 88722 149 4 Beitrage zur Sozialgeschichte Bremens Heft 10 Frank Schumann Bremer Theater 1913 2007 Carl Ed Schunemann Verlag Bremen 2007 ISBN 978 3 7961 1903 3 Andreas Schulz Vormundschaft und Protektion Eliten und Burger in Bremen 1750 1880 R Oldenbourg Verlag Munchen 2002 ISBN 3 486 56582 6 Rudolf Stein Klassizismus und Romantik in der Baukunst Bremens Hauschild Verlag Bremen 1964 Hermann Tradel Zur Bremischen Theatergeschichte Fortsetzung 1792 1796 In Historische Gesellschaft Bremen Hrsg Bremisches Jahrbuch Band 42 Bremen 1947 S 152 202 Einzelnachweise Bearbeiten Siehe Uber die wirklichen Ubel in den Schauspielen in der Denkschrift des Venerandum Ministerium von 1765 in Wiltrud Ulrike Drechsel Heide Gerstenberger Christian Marzahn Beitrage zur Sozialgeschichte Bremens Heft 10 Schone Kunste und ihr Publikum im 18 und 19 Jahrhundert Universitat Bremen S 26 31 Wiltrud Ulrike Drechsel Heide Gerstenberger Christian Marzahn Beitrage zur Sozialgeschichte Bremens Heft 10 Schone Kunste und ihr Publikum im 18 und 19 Jahrhundert Universitat Bremen S 51 Andreas Schulz Vormundschaft und Protektion Eliten und Burger in Bremen 1750 1880 R Oldenbourg Verlag Munchen 2002 S 403Theater in Bremen Bremer shakespeare company FRITZ Theater Musical Theater Bremen Packhaustheater Bremen Teatro Magico Theater am Goetheplatz Theater Bremen Theater der Versammlung Theater Interaktiwo Schnurschuh Theater Waldau TheaterEhemalige Theater in BremenAstoria Bremer Stadttheater 1792 Bremer Stadttheater 1843 Concordia Theater Bremen Junges Theater Bremen Kammerspiele Bremen Thalia Theater Theater Madame Lothar 53 074166666667 8 8133333333333 Koordinaten 53 4 27 N 8 48 48 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bremer Stadttheater 1792 amp oldid 213995252