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Die Gabe eines Medikamentes zur Hemmung der Blutgerinnung wird als Antikoagulation griechisch ἀnti anti gegen und lateinisch coagulatio Zusammenballung Gerinnung bezeichnet Das eingesetzte Medikament wird Antikoagulans Gerinnungshemmer Antikoagulantium Antithrombotikum Mehrzahl Antikoagulanzien veraltet Antikoagulantien genannt Die Wirkung beruht auf einer Beeinflussung der plasmatischen Gerinnung das heisst der Gerinnungsfaktoren im Plasma Es werden direkte Antikoagulanzien die direkt Gerinnungsfaktoren hemmen von indirekten Antikoagulanzien unterschieden welche entweder einen Kofaktor zur Gerinnungshemmung benotigen oder die Synthese der Gerinnungsfaktoren hemmen Typische Vertreter der direkten Antikoagulanzien sind Hirudin und die auch als direkte orale Antikoagulanzien DOAK synonym neue orale Antikoagulanzien NOAK bezeichneten Wirkstoffe wie Apixaban Dabigatran Edoxaban und Rivaroxaban Klassische Vertreter der indirekten Antikoagulanzien sind die Vitamin K Antagonisten Phenprocoumon Acenocumarol oder Warfarin sowie die Heparine 1 Von den Antikoagulanzien abzugrenzen sind die Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsaure ASS Clopidogrel Prasugrel und Ticagrelor welche uber eine Funktionshemmung der Blutplattchen wirken und damit die Eigenschaft der Blutplattchen verklumpen zu konnen storen Die umgangssprachliche Bezeichnung Blutverdunner ist sowohl fur die Antikoagulanzien als auch fur die Thrombozytenaggregationshemmer irrefuhrend da diese Mittel das Blut nicht dunner im Sinne einer geringeren Viskositat machen sondern dessen Gerinnungsfahigkeit herabsetzen Eine tatsachliche Blutverdunnung stellt die Hamodilution dar ein Verfahren zur gezielten Herabsetzung des Hamatokrits z B durch Infusion von Flussigkeiten Inhaltsverzeichnis 1 Grunde fur eine Antikoagulation 1 1 Vorbeugend prophylaktische Indikation 1 2 Zur Behandlung therapeutische Indikation 2 Gerinnungshemmung und Blutungsrisiko 3 Nutzen Risiko Abwagung 4 Medikamente und wesentliche Eigenschaften 4 1 Indirekte Antikoagulanzien 4 1 1 Cumarine Vitamin K Antagonisten 4 1 2 Heparine 4 2 Direkte orale Antikoagulanzien DOAK oder DOAKs 4 2 1 Faktor Xa Hemmer 4 2 2 Faktor IIa Hemmer 4 3 Weitere Wirkstoffe 5 Im Labor in vitro 6 Blutverdunnung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGrunde fur eine Antikoagulation BearbeitenEine Gerinnungshemmung wird bei Erkrankungen oder Zustanden notig bei denen eine Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln Thromben vorliegt Durch die Gabe von Gerinnungshemmern konnen Thrombosen oder Embolien in den Arterien oder in den Venen vermieden werden Der zweite Grund fur eine Behandlung mit Gerinnungshemmern ist die Behandlung von bereits vorhandenen Thrombosen oder Embolien Vorbeugend prophylaktische Indikation Bearbeiten Vor wahrend und nach Operationen sowie bei Bettlagerigkeit aus anderer Ursache werden haufig Antikoagulanzien zur Vermeidung von Thrombosen und Lungenembolien eingesetzt Auch bei Herzkathetereingriffen und der Blutentnahme zur Stammzellapherese sowie ausserhalb des menschlichen Korpers in Schlauchsystemen Dialyse Herz Lungen Maschine oder Bluttransportrohrchen ist oft eine Hemmung der Blutgerinnung erforderlich Zur Behandlung therapeutische Indikation Bearbeiten Haufigster Grund fur eine therapeutische Antikoagulation ist das nicht valvulare Vorhofflimmern oder flattern Bei dieser Herzrhythmusstorung besteht ein erhohtes Schlaganfall und Embolierisiko das bei vielen Patienten durch die Gerinnungshemmung gesenkt werden kann Zweithaufigster Grund sind Thrombosen meist der Beinvenen Hier soll die Antikoagulation in der Akutphase die weitere Ausdehnung der Thrombose und spater ein Wiederauftreten Rezidiv verhindern Wahrend die Behandlung bei den meisten Patienten nach einer Thrombose nur fur einige Monate erforderlich ist kann in einzelnen Fallen z B bei wiederholten Thrombosen oder angeborenen Storungen der Blutgerinnung wie APC Resistenz eine lebenslange Antikoagulation erforderlich sein Hier konnen Spezialsprechstunden zum Thema Gerinnung an grossen Kliniken und Zentren den Patienten wichtige Empfehlungen geben Patienten nach Herzklappenoperation benotigen immer eine Antikoagulation bei biologischen Klappenprothesen oft nur fur einige Wochen oder Monate bei Kunstklappen aber in der Regel lebenslang Seltenere Grunde fur eine Antikoagulation konnen eine fortgeschrittene Arteriosklerose z B koronare Herzerkrankung periphere arterielle Verschlusskrankheit oder Verengung der Halsschlagader ein Herzwandaneurysma oder eine untypische Hamodynamik z B nach Palliativ OP bei angeborenem Herzfehler sein Gerinnungshemmung und Blutungsrisiko BearbeitenDas wesentliche Risiko einer medikamentosen Gerinnungshemmung ist die Blutungsgefahr Patienten die dauerhaft Gerinnungshemmer einnehmen bluten langer Sie neigen zu Hamatomen und haben ein hoheres Risiko fur Blutungen aus dem Urogenital oder Magen Darm Trakt Besonders gefurchtet ist die Hirnblutung Blutungen unter Antikoagulantien Therapie treten oft nach einem Trauma aber auch spontan auf Je intensiver die Gerinnungshemmung ist hohe Antikoagulantien Dosis oder Kombination mehrerer Gerinnungshemmer desto grosser ist die Gefahr einer Blutung Es gibt zudem patientenseitige Faktoren die das Blutungsrisiko erhohen Nach danischen Registerdaten 2 betragt die Haufigkeit von Blutungen die eine Krankenhausaufnahme erforderlich machen unter einer neu begonnenen antithrombotischen Therapie bei Patienten nach Herzinfarkt insgesamt 4 6 uber 1 3 Jahre Dabei ist das Risiko bei den verschiedenen Antithrombotika bzw deren Kombinationen unterschiedlich gross Blutungen unter Gerinnungshemmern die eine Krankenhausaufnahme erforderlich machen 2 Art der Gerinnungshemmung Blutungswahrscheinlichkeit uber 1 3 Jahre einfache Thrombozytenfunktionshemmung mit ASS 2 6 doppelte Thrombozytenfunktionshemmung ASS Clopidogrel 3 7 orale Antikoagulation mit Vitamin K Antagonist 4 3 Kombination ASS Vitamin K Antagonist 5 1 Dreifach Therapie ASS Clopidogrel Vitamin K Antagonist 12 Rechnet man zu diesen Zahlen noch die Blutungen hinzu die nicht im Krankenhaus behandelt werden mussen dann muss etwa einer von funf Patienten mit oralen Antikoagulantien jedes Jahr mit einer Blutungskomplikation rechnen So wurden in der RE LY Studie 3 in der der Vitamin K Antagonist Warfarin mit zwei verschiedenen Dosen des Thrombininhibitors Dabigatran bei der Indikation Vorhofflimmern verglichen wurde jahrliche Blutungsraten major und minor Blutungen von 13 6 2 110 mg Dabigatran 16 4 2 150 mg Dabigatran und 18 1 Warfarin gefunden Es besteht demnach hinsichtlich der Blutungswahrscheinlichkeit ein klarer Zusammenhang zwischen der verwendeten Dosis und bei den Vitamin K Antagonisten der Gute der INR Einstellung Zur Abschatzung des Blutungsrisikos werden zudem verschiedene Risikoscores verwendet so z B der HAS BLED Score 4 oder der HEMORR2HAGES Score HAS Bled Score ESC guidelines 2010 Ziffer Bedeutung Klinik PunkteH Hypertension Hypertonie RR systolisch uber 160 mmHg 1A Abnormal renal and liver function Schwere Leber Nierenfunktionstorung je 1 Punkt 1 2S Stroke Schlaganfall in der Vorgeschichte 1B Bleeding stattgehabte Blutung oder Blutungsneigung 1L Labile INRs labile Einstellung lt 60 der INR Werte im Zielbereich 1E Elderly Alter uber 65 Jahre 1D Drugs or alcohol Drugs engl Medikamente Drogen wie Nichtsteroidale Antirheumatika oder Alkoholmissbrauch 1 2Ab einem Score von 3 besteht eine erhohte Blutungsgefahr die eine besondere Vorsicht bei der Verordnung von Antikoagulanzien Auswahl der Substanzen ggf Dosisreduktion und deren Uberwachung regelmassige Hausarztkonsultationen und Laborkontrollen erfordert Kritiker weisen darauf hin dass mehr als die Halfte der Komplikationen unter Antikoagulantien Therapie auf Fehler im Medikationsmanagement zuruckfuhrbar sind Die haufigsten Medikationsfehler sind eine Missachtung von Arzneimittelinteraktionen die Behandlung mit einem fur den Patienten ungeeigneten Gerinnungshemmer eine unzuverlassige Medikamenteneinnahme Therapie Adharenz unzureichende Therapieuberwachung fehlerhafte Indikation und Dosierung und Informationsabbruche zwischen den behandelnden Arzten 5 Nutzen Risiko Abwagung BearbeitenWenn man sich zu einer Therapie mit Gerinnungshemmern entscheidet dann muss dem Blutungsrisiko ein angemessener therapeutischer Nutzen gegenuberstehen So fuhrt die orale Antikoagulation bei Patienten mit Vorhofflimmern zu einer Verminderung des Schlaganfallrisikos um mehr als 60 6 Wenn ein Patient ein hohes Schlaganfall Risiko hat z B 6 pro Jahr Abschatzung beispielsweise mittels CHA2DS2 VASc Score dann kann das Risiko unter einer antithrombotischen Therapie eine bedeutsame Blutung zu haben deutlich geringer sein als der resultierende Nutzen Patienten sollten daher den potentiellen Nutzen der Therapie ebenso kennen wie das Risiko Die Behandlungsleitlinien der Europaischen Gesellschaft fur Kardiologie ESC zum Vorhofflimmern empfehlen daher auch alle Aspekte einer Therapie mit Gerinnungshemmern mit den Patienten zu besprechen um dann zu einer partizipativen Entscheidung engl shared decision making und einer informierten Einwilligung engl informed consent zu kommen Medikamente und wesentliche Eigenschaften BearbeitenDie Medikamente lassen sich nach dem Wirkprinzip in direkte und in indirekte Antikoagulanzien einteilen Eine weitere Einteilung kann nach der Applikationsart in oral applizierbare und nicht oral applizierbare Antikoagulanzien erfolgen Indirekte Antikoagulanzien Bearbeiten Indirekte Antikoagulanzien hemmen die plasmatische Gerinnung nicht direkt Cumarine Vitamin K Antagonisten Bearbeiten Die sogenannte orale Antikoagulation mit Cumarinen Wirkstoffe Phenprocoumon Acenocumarol Warfarin wirkt durch eine Verarmung der Vitamin K abhangigen Gerinnungsfaktoren II VII IX und X Eselsbrucke 1972 Diese werden nicht mehr ausreichend gebildet und die Blutungszeit verlangert sich Der Effekt lasst sich anhand der Blutungszeiten messen Heute anhand einer Bestimmung der INR fruher Quickwert Das Ausmass der Gerinnungshemmung hangt nicht nur von der eingenommenen Dosis sondern auch von der Ernahrung und dem Stoffwechsel des Patienten ab Vitamin K reiche Lebensmittel wie z B Grunkohl oder Broccoli 7 konnen zu einer Abschwachung der Cumarin Wirkung fuhren Ausserdem unterliegen Cumarine im Korper einer umfangreichen Verstoffwechselung Sie werden sowohl bei der Aufnahme in als auch bei der Elimination aus dem Korper durch eine Vielzahl von Enzymen verandert Durch eine individuell unterschiedlich starke Aktivitat dieser Enzyme slow fast ultrafast Metabolizer ist der Cumarin Bedarf eines Patienten nicht vorhersehbar Der Therapiebeginn erfolgt daher langsam unter standigen INR Kontrollen Wenn die Ziel INR erreicht ist wird eine Erhaltungsdosis festgelegt die in einem Gerinnungsausweis notiert wird Manche Patienten benotigen nur 2 Tabletten pro Woche andere 8 Eine weitere Storgrosse sind Arzneimittelinteraktionen Viele Komedikamente einschliesslich Phytopharmaka beeinflussen direkt und indirekt die Wirkung von Cumarinen Die wichtigsten Interaktionen sind in den jeweiligen Fachinformationen aufgelistet Die orale Antikoagulation mit Cumarinen erfolgt in Form einer regelmassigen Tabletteneinnahme Die Dosis wird durch die behandelnden Arzte festgelegt Je hoher die INR desto intensiver ist die Antikoagulation Manche Indikationen benotigen eine weniger starke Gerinnungshemmung z B INR 2 3 bei nicht valvularem Vorhofflimmern andere eine wesentlich starkere z B INR 3 5 4 bei bestimmten kunstlichen Herzklappen Je hoher die INR desto hoher das Blutungsrisiko und je schwankender die INR Einstellung desto hoher ist das Komplikationsrisiko der Therapie Thrombosen Embolien und Blutungen Bei zuverlassigen Patienten sollte die INR Uberwachung daher in Form des Gerinnungsselbstmanagements nach einer entsprechenden Schulung auf den Patienten ubertragen werden Die notwendigen Testgerate werden unter bestimmten Voraussetzungen von den Krankenkassen bezahlt Dies erlaubt den Patienten eine eigenverantwortliche Festlegung der richtigen Dosierung Bei etwa einem Drittel der Patienten gibt es jedoch Probleme mit der Cumarinbehandlung Die INR wechselt stark die Einnahme erfolgt unzuverlassig oder die Patienten sturzen haufiger oder haben spontane Hamatome Dies fuhrt oft dazu dass die Therapie aus Sicherheitsgrunden abgebrochen oder erst gar nicht begonnen wird obwohl die Patienten einen grossen Nutzen hatten Ein weiteres Problem ist dass die Wirkung der Cumarine uber mehrere Tage anhalt was bei Blutungen oder Operationen sehr nachteilig sein kann In diesem Fall kann Vitamin K zugefuhrt werden Es kommt dann innerhalb mehrerer Stunden zu einer Normalisierung der Gerinnung Bei der Vitamin K Gabe handelt es sich jedoch nicht im klassischen Sinne um ein Cumarin Antidot Im Notfall konnen zudem die fehlenden Gerinnungsfaktoren z B Prothrombinkomplex infundiert werden Heparine Bearbeiten Bei den ausschliesslich parenteral applizierbaren Heparinen handelt es sich um Glykosaminoglykane deren gerinnungshemmende Wirkung auf eine Aktivitatssteigerung von endogenem Antithrombin zuruckzufuhren ist Antithrombin fuhrt zu Inaktivierung des gerinnungsfordernden Faktors Xa Nach der molaren Masse kann zwischen unfraktioniertem Heparin UFH und niedermolekularem Heparin NMH unterschieden werden Wahrend unfraktioniertes Heparin zusatzlich die Inaktivierung des ebenfalls gerinnungsfordernden Thrombins beschleunigt verlieren niedermolekulare Heparine unter einer Molmasse von 5400 u diese Fahigkeit 8 Die Molmasse beeinflusst die Pharmakokinetik der einzelnen Substanzen Im Allgemeinen gilt dass mit abnehmender Molmasse die Bioverfugbarkeit und die Halbwertszeit zunehmen Zudem unterscheidet sich die laborchemische Uberprufbarkeit der Wirkung aufgrund der genannten Wirkmechanismen Wahrend die Wirkung von unfraktioniertem Heparin durch die Bestimmung der partiellen Thromboplastinzeit getestet werden kann konnen niedermolekulare Heparine nur uber die Anti Faktor Xa Aktivitat uberpruft werden 8 Die Gabe von fraktioniertem Heparin wirkt sich somit nicht auf die INR aus Unfraktioniertes Heparin wird subkutan 2 3 Mal taglich oder dann meist als Dauerinfusion intravenos appliziert Die Halbwertszeit liegt bei 30 bis 60 Minuten Die Wirkung von unfraktioniertem Heparin lasst schnell nach und kann durch Protamin rasch wieder aufgehoben werden Niedermolekulare fraktionierte Heparine werden aus unfraktioniertem Heparin gewonnen Vertreter dieser Gruppe sind Certoparin Dalteparin Enoxaparin Nadroparin Reviparin und Tinzaparin Je nach Indikation und Praparat werden Heparine 1 2 mal taglich subkutan appliziert Die Wirkung kann je nach eingesetztem NMH Praparat kurzfristig durch Protamin zu 50 bis 85 aufgehoben werden 9 Direkte orale Antikoagulanzien DOAK oder DOAKs Bearbeiten Direkte orale Antikoagulanzien DOAK 10 wurden fruher auch als neue orale Antikoagulanzien NOAK bezeichnet Nachdem sie mittlerweile aber routinemassig angewendet werden soll besser der Name Direkte orale Antikoagulanzien verwendet werden da durch diese Nomenklatur auch der von der Gruppe der Cumarine abweichende Wirkmechanismus explizit betont wird Diese Medikamente greifen direkt in die Gerinnungskaskade ein und hemmen auf direktem Weg einzelne Gerinnungsfaktoren Derzeit sind direkte Hemmer des Stuart Prower Faktors Gerinnungsfaktor Xa und des Thrombins Gerinnungsfaktor IIa auf dem Markt Faktor Xa Hemmer Bearbeiten Apixaban Handelsname Eliquis Betrixaban in Europa nicht zur Behandlung zugelassen 11 Edoxaban Handelsname Lixiana Rivaroxaban Handelsname XareltoFaktor IIa Hemmer Bearbeiten Dabigatranetexilat Handelsname Pradaxa Ximelagatran wurde im Februar 2006 wegen Leberschaden weltweit vom Markt genommen DOAK ersetzen zunehmend die Cumarine Sie haben den praktischen Vorteil dass die Gerinnungswerte nicht regelmassig kontrolliert werden mussen Die Patienten nehmen einmal Rivaroxaban Edoxaban oder zweimal taglich Dabigatran Apixaban eine Fixdosis ein Nachteile sind ihr deutlich hoherer Preis ca 15 mal hoher als bei Phenprocoumon 12 und dass durch die nicht erforderlichen INR Kontrollen Informationen uber die Intensitat der antithrombotischen Therapie fehlen die Therapie also gewissermassen blind erfolgt Auch fallen die regelmassigen Hausarztbesuche zur INR Kontrolle weg und damit verbunden die klinischen Kontrollen In den meisten Studien zeigte sich dass durch DOAK Schlaganfalle etwa gleich effektiv reduziert werden konnen wie mit Cumarinen bei insgesamt etwas weniger Blutungskomplikationen insbesondere Hirnblutungen 13 In diesen Studien wurde jedoch ein in Deutschland und Osterreich unubliches Cumarin verwendet Warfarin und die Gute der INR Einstellung war unbefriedigend kaum Selbstmanagement Das konnte das Ergebnis zu Gunsten der DOAK verzerrt haben Aus Sicht der Arzneimittelkommission der Deutschen Arzteschaft AkdA ergibt sich daher fur Patienten mit Vorhofflimmern die mit einem Cumarin gut zu behandeln sind kein Vorteil aus einer Therapie mit einem DOAK DOAK sind demnach eine wertvolle Option bei spezifischen Kontraindikationen gegen Cumarine bei einem erhohten Risiko fur Cumarin spezifische Arzneimittelinteraktionen stark schwankenden INR Werten oder wenn eine regelmassige Kontrolle des INR Wertes aus nachvollziehbaren Grunden schwierig ist 12 Bei der Auswahl des DOAK sollten allein medizinische Aspekte wie Begleiterkrankungen Komedikation potentielle Interaktionen und die Nierenfunktion ausschlaggebend sein Daruber hinaus sind die Detailergebnisse der einzelnen Substanzen in den jeweiligen Zulassungsstudien zu berucksichtigen Auch die Verfugbarkeit eines Antidots sollte bei der Auswahl des Medikamentes berucksichtigt werden Die DOAK durfen also keinesfalls gleich betrachtet werden Es kristallisiert sich zunehmend eine komplizierte Differentialindikation heraus und es sind langst noch nicht alle Fragen beantwortet Ein Problem mit den DOAK ist ein zu sorgloser Umgang mit diesen scheinbar leicht steuerbaren Antikoagulantien So kritisiert Der Arzneimittelbrief einen zunehmend fehlerhaften und zu laxen Umgang mit den DOAK der die geringen klinischen Vorteile gegenuber den Vitamin K Antagonisten aufheben durfte 5 Haufige vermeidbare Fehler welche zu einer schwerwiegenden Nebenwirkung fuhrten seien eine nicht vorhandene Indikation zur Antikoagulation Ubertherapie die Unkenntnis oder Missachtung von Arzneimittelinteraktionen die Behandlung mit einem fur den Patienten ungeeigneten Antikoagulans oder eine falsche Dosis eine unzuverlassige Medikamenten Einnahme und eine unzureichende Therapieuberwachung Weitere haufige Probleme im Zusammenhang mit den DOAK seien Schulungsdefizite bei den Patienten Verunsicherungen durch skandalisierende Medienberichte die Selbstmedikation mit rezeptfreien Praparaten mit Interaktionspotential das verharmlosende Marketing der DOAK Hersteller welches die Vorteile uber und die Risiken untertreibt sowie der Kontaktverlust zwischen Hausarzten und Patienten durch die fehlenden INR Kontrollen Angelehnt an die Empfehlungen der Europaische Heart Rhythm Association EHRA 14 wird zur Verbesserung des Therapiesicherheit mit DOAK eine strukturierte Nachsorge vorgeschlagen Demnach soll auch bei einer Behandlung mit DOAK durch den Erstverordner ein moglichst einheitlicher Gerinnungshemmer Ausweis bzw Notfallpass ausgestellt werden Die Nachsorgeintervalle und inhalte werden wie folgt vorgegeben erste Kontrollvisite ein Monat nach der Erstverordnung Abfrage von thrombotischen embolischen oder Blutungsereignissen von Nebenwirkungen und Einnahmentreue Uberprufung der Komedikation auf Interaktionen Bewertung der Eignung des gewahlten DOAK und der Dosis Festlegung des nachsten Nachsorgetermins und von den erforderlichen Laborkontrollen Schulung der Patienten im Weiteren klinische Kontrollvisiten etwa alle 3 Monate maximal 6 Monate in Abhangigkeit von Patientenfaktoren wie Alter Nierenfunktion und Begleiterkrankungen Inhalte der Visiten wie bei der ersten Kontrolluntersuchung Alle Patienten mit DOAK sollen mindestens einmal jahrlich eine Laborkontrolle erhalten Nierenfunktion Leberfunktion Blutbild Patienten 75 Jahre besonders wenn sie Dabigatran erhalten sowie gebrechliche Patienten haufiger mindestens alle 6 Monate Niereninsuffiziente Patienten mit Kreatinin Clearance 60 ml min sollen x monatlich eine Blutkontrolle erhalten nach der Formel x Kreatinin Clearance 10 d h bei 30 ml min 3 monatlich Zudem werden Laborkontrollen empfohlen bei allen Zustanden die die Nieren oder Leberfunktion beeintrachtigen konnen Routinemassige Bestimmungen von DOAK Serumspiegeln werden nicht empfohlen Anders als bei den Cumarinen gibt es bei den DOAK spezifische Antidots Fur das Dabigatran ist solch ein Antidot seit November 2015 unter dem Namen Idarucizumab Handelsname Praxbind zugelassen Es wirkt nur gegen Dabigatran und hebt bei lebensbedrohlichen Blutungen dessen Wirkung innerhalb weniger Minuten vollig auf Fur die Faktor Xa Antagonisten Rivaroxaban und Apixaban wurde im Mai 2018 in den USA das rekombinante Andexanet alfa Handelsname AndexXa als Antidot zugelassen In Europa wurde es im April 2019 unter der Auflage weiterer klinischer Studien zugelassen 15 Sollte es unter der Therapie mit Dabigatran Apixaban oder Rivaroxaban zu einer intrakraniellen Blutung gekommen sein wurden folgende Massnahmen empfohlen Absetzen bzw Pausieren des DOAK Bei Einnahme von Dabigatran oder Rivaroxaban in den letzten zwei Stunden Gabe von Aktivkohle PPSB in einer Dosierung von 30 U kg Korpergewicht Bei Einnahme von Rivaroxaban kommt auch die Verabreichung von aktiviertem Prothrombin Komplex oder rekombinantem Faktor VIIa in Betracht Den systolischen Blutdruck unter 140 mmHg halten 16 Weitere Wirkstoffe Bearbeiten Fondaparinux Handelsname Arixtra Faktor Xa Hemmer zur subkutanen Anwendung Danaparoid Handelsname Orgaran Hirudin ein Thrombin Hemmstoff wird von Blutegeln benutzt 1884 als erstes gerinnungshemmendes Prinzip 17 entdeckt Lepirudin rekombinantes Hirudin nicht mehr im Handel Bivalirudin aus Blutegeln gewonnenes Hirudin Calcium Komplexbildner zum Beispiel Citrat oder EDTA die durch Bindung des Calciums Chelat Komplex eine Gerinnung des Bluts verhindern Vor allem Citratantikoagulation findet vermehrt Einsatz bei kontinuierlichen Nierenersatzverfahren Der Vorteil ist dass der Patient selber von der Antikoagulation ausgenommen ist eine Gerinnungshemmung findet nur im extrakorporalen Kreislauf statt Somit konnen auch Patienten behandelt werden die kein Heparin vertragen HIT II SHT oder septisch sind Argatroban Handelsname Argatra Faktor IIa Hemmer zur intravenosen Verabreichung Otamixaban Faktor Xa Hemmer zur intravenosen Verabreichung BC 007 Ein synthetisches 15 Nukleotide umfassendes Einzelstrang DNA basiertes ssDNA Aptamer das sich unter den Bezeichnungen Thrombin binding Aptamer TBA ARC183 GS522 und G15D in der Erforschung befindet Im Labor in vitro BearbeitenBei der Untersuchung von Blut wird dieses mit Antikoagulanzien wie EDTA Citrat Ammoniumheparinat Lithiumheparinat oder Acid Citrate Dextrose ACD versetzt um ungeronnenes Blut untersuchen zu konnen Die bei der Blutentnahme eingesetzten Blutrohrchen sind bereits mit einem dieser Antikoagulanzien bestuckt Das in ein solches z B mit Citrat versetztes Rohrchen hinein abgesammelte Blutplasma wird umgangssprachlich haufig als Citratplasma bezeichnet Blutverdunnung BearbeitenDie umgangssprachlich als Blutverdunner bezeichneten Antikoagulanzien sind von tatsachlich blutverdunnenden Wirkstoffen den Plasmaexpander zu unterscheiden da Antikoagulanzien weder die Viskositat des Blutes noch die Konzentration von Blutkorperchen und gesamtem Bluteiweiss nennenswert vermindern Plasmaexpander kann man nicht als Tabletten schlucken sie werden infundiert Plasmaexpander vermindern auch die Gerinnungsfahigkeit des Blutes das ist hier ein oftmals unliebsamer Nebeneffekt Dieser Nebeneffekt ist je nach Stoffklasse unterschiedlich stark abhangig davon ob er allein durch die Konzentrationsminderung von Gerinnungsfaktoren und Blutplattchen zustande kommt Gelatinepraparate oder auch pharmakologisch bedingt ist Starkepraparate Plasmaexpander haben zwei wesentliche Einsatzgebiete Ausgleich des Volumenmangels im Kreislauf bei grossen Blutverlusten Verminderung der Viskositat bei frischen Schlaganfallen Literatur BearbeitenB Potzsch Antikoagulation In Medizinische Klinik Intensivmedizin und Notfallmedizin 108 2013 S 325 336 doi 10 1007 s00063 013 0243 1 P Schweikert Wehner Gerinnungsmanagement Antikoagulantien richtig dosieren Pharmazeutische Zeitung 159 Jahrgang 4 Ausgabe S 22 24 Eschborn 2014 P Schweikert Wehner DOAK Update Interaktionen Pharmazeutische Zeitung 162 Jahrgang 38 Ausgabe S 92 Eschborn 2017 P Schweikert Wehner Orale Antikoagulation bei Niereninsuffizienz herzmedizin 1 Ausgabe S 30 31 Mediengruppe Oberfranken Fachverlag GmbH amp Co KG Kulmbach 2018Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Antikoagulans Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary Blutverdunner Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Antikoagulation Aktuell de Informationsplattform von Prof Dr Jorg Braun zum Thema Antikoagulation Perioperativer Umgang mit Antikoagulanzien und Thrombozytenaggregationshemmer 1 Einzelnachweise Bearbeiten B Potzsch Antikoagulation In Medizinische Klinik Intensivmedizin und Notfallmedizin 108 2013 S 326 doi 10 1007 s00063 013 0243 1 a b Sorensen R et al Risk of bleeding in patients with acute myocardial infarction treated with different combinations of aspirin clopidogrel and vitamin K antagonists in Denmark a retrospective analysis of nationwide registry data In Lancet Band 374 2009 S 1967 1974 doi 10 1016 S0140 6736 09 61751 7 Stuart J Connolly Michael D Ezekowitz Salim Yusuf John Eikelboom Jonas Oldgren Dabigatran versus Warfarin in Patients with Atrial Fibrillation In New England Journal of Medicine Band 361 Nr 12 17 September 2009 ISSN 0028 4793 S 1139 1151 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April 2019 abgerufen am 10 Mai 2019 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot portola gcs web com Manio von Maravic Neurologische Notfalle In Jorg Braun Roland Preuss Hrsg Klinikleitfaden Intensivmedizin 9 Auflage Elsevier Munchen 2016 ISBN 978 3 437 23763 8 S 311 356 hier S 318 Intrakranielle Blutung bei neuen oralen Antikoagulanzien Axel W Bauer Antikoagulantium In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 71 f Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Antikoagulation amp oldid 236685229