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Der Birkenporling Fomitopsis betulina 1 2 bis 2015 Piptoporus betulinus ist ein Pilz aus der Familie der Baumschwammverwandten Er befallt Birken und lebt in ihnen parasitar BirkenporlingEin Birkenporling am Stamm einer BirkeSystematikKlasse AgaricomycetesUnterklasse unsichere Stellung incertae sedis Ordnung Stielporlingsartige Polyporales Familie Baumschwammverwandte Fomitopsidaceae Gattung Baumschwamme Fomitopsis Art BirkenporlingWissenschaftlicher NameFomitopsis betulina Bull B K Cui M L Han amp Y C Dai 2016 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Fruchtkorper 1 2 Mikroskopische Eigenschaften 1 3 Schadbild 2 Okologie und Verbreitung 3 Systematik 4 Bedeutung 5 Verweise 5 1 Literatur 5 2 Weblinks 5 3 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenFruchtkorper Bearbeiten Der Birkenporling bildet einjahrige Fruchtkorper die sich von Juli bis November ausbilden Zumeist treten die Fruchtkorper einzeln an Stammpartien auf seltener auch dachziegelartig oder in Abstanden zu vielen ubereinander Die befallenen Partien zeigen ausserlich in der Regel keine weiteren Schaden 3 Der Hut des Birkenporlings ist zunachst knollenartig geformt und wachst sich mit der Zeit zu einer unterseits flachen oberseits kissen oder nierenformigen Gestalt aus Er erreicht eine Breite von bis zu 30 cm und ragt etwa 5 20 cm aus der Borke heraus Die Dicke des Hutes betragt dabei ca 2 7 cm Die Ansatzstelle am Stamm ist stielartig verschmalert und weist nicht selten einen Buckel nach oben auf Wahrend die Huthaut zunachst glatt und weisslich cremefarben ist wandelt sich ihr Farbton mit fortschreitendem Alter ins Ockerbraune bisweilen erhalt sie durch den Bewuchs mit Algen eine grunliche Farbung Sie lasst sich abziehen und wird mit der Zeit feldrig rissig Der Hutrand ist fur gewohnlich regelmassig nach unten gewolbt in manchen Fallen auch wellig Die Poren auf der Unterseite des Hutes sind jung weiss mit zunehmendem Alter nehmen sie einen graulichen Farbton an Auf einen Millimeter kommen etwa zwei bis vier Poren Die Rohren des Birkenporlings haben eine Lange von 1 8 mm Das Pilzfleisch ist anfangs weiss saftig und weich spater wird es fester und trockener mit einer Konsistenz die an Kork erinnert Der Geruch ist unbedeutend Im Geschmack sind Birkenporlinge jedoch mit fortschreitendem Alter zunehmend bitter Die Pilzsporen bilden ein weisses Pulver 4 5 3 6 Die Moglichkeit der Verwechslung besteht nur bei jungen Pilzen mit dem Zunderschwamm Letzterer hat jedoch ein hellbraunes Pilzfleisch und verursacht eine Weissfaule siehe Abschnitt Schadbild 3 nbsp Ein junger Fruchtkorper mit charakteristischer Knollenform und weisser glatter Huthaut nbsp Birkenporling auf einer gefallenen Birke deutlich sichtbar der Buckel am Hutansatz nbsp Porenoberflache eines alten Fruchtkorpers nbsp Birkenporling mit gewelltem Rand nbsp Drei Birkenporlinge auf einem Birkenstamm Mikroskopische Eigenschaften Bearbeiten Die Sporen des Birkenporlings zeigen unter dem Mikroskop ihre wurstartige Form Sie haben eine Grosse von 5 7 1 5 2 µm besitzen eine glatte Oberflache und sind durchscheinend Sie sind nicht amyloid jedoch allantoid wurstchenformig sie sitzen je zu zweien oder zu vieren auf den Basidien Die Trama ist dimitisch das heisst sie besteht aus Skelett und generativen Hyphen Der Birkenporling hat keine Zystiden 5 7 Schadbild Bearbeiten Der Birkenporling verursacht in der Birke eine starke Braunfaule Das Holz des befallenen Baums wird bruchig und verfarbt sich dunkelbraun Wurfelbruch Zwischen den Bruchlinien des Holzes findet sich das Mycel des Pilzes Die Folge ist meist Windbruch auf Hohe des Befalls 8 Okologie und Verbreitung BearbeitenDer Birkenporling befallt ausschliesslich Birken Fur gewohnlich dringt der Pilz uber Abbruchstellen von Zweigen wo das Xylem freigelegt wurde in alte absterbende Baume ein Dabei baut er die Zellulose des Baumes ab was an der Holzsubstanz zu massiven Verlusten fuhrt Innerhalb von drei Monaten kann der Baum in den befallenen Bereichen so 50 70 seiner Masse verlieren Dies ist schwerwiegend da Birken nur etwa 20 Masseanteil an Lignin enthalten Da es sich bei diesen Zahlen jedoch um Labormessungen handelt kann nicht ohne Weiteres auf die freie Natur geschlossen werden So wurden in Birkenwaldern auch Exemplare gefunden die das Holz gefallener Baume auch nach funf Jahren noch befielen die Zersetzung des Holzes lief dementsprechend weit langsamer ab 9 Birkenporlinge sind mesophil d h sie bevorzugen eine Temperatur von 25 C Ab einer Temperatur von 30 C stockt ihr Wachstum das Temperaturminimum fur den Wuchs liegt bei etwa 7 9 C Dem entspricht folglich auch die Verbreitung des Pilzes er findet sich uberall in Nordamerika und Eurasien wo wahrend der Ausbildung seines Fruchtkorpers diese Temperaturen herrschen und ein Bestand an Birken existiert Gleichzeitig ist der Birkenporling auch auf den Verbleib der Rinde am Holz angewiesen da sie den Feuchtigkeitsgehalt des Holzes auch langfristig stabil halt wobei der Pilz zwischen 35 und 100 Feuchtigkeitsgehalt benotigt Zudem enthalt sie fur den Pilz notwendige Inhaltsstoffe wie Tannine 9 Der Birkenporling wird oft von mycetophagen Schadlingen befallen wobei es sich in der Regel um Insekten und Milben handelt Dabei wird der Fruchtkorper in den ersten sechs Monaten besonders von Tetratoma fungorum befallen abgestorbene Pilze werden vorwiegend von Cis bilamellatus zersetzt bei beiden Arten handelt es sich um Kafer die sich in erster Linie von Pilzen ernahren 10 Wahrend letzterer seinen kompletten Lebenszyklus im Fruchtkorper verbringt verpuppt sich T fungorum im morschen Holz oder im nahen Erdreich bevor die Imagines den Pilz befallen 11 Alte Fruchtkorper werden oft vom Birkenporling Kissenpustelpilz besiedelt 12 Systematik BearbeitenFur den Birkenporling werden keine Unterarten oder Varietaten anerkannt 13 Bedeutung BearbeitenDer Birkenporling ist jung essbar jedoch aufgrund seiner Bitterkeit ungeniessbar 5 In der Baumpflege ist der Birkenporling ein Indikator fur den Verlust der Gesundheit eines Baumes Da er die Bruchsicherheit erheblich reduziert mussen befallene Baume in der Regel gefallt werden 3 Bedeutung hatte der Pilz in fruherer Zeit vor allem als Arzneimittel Der in dunne Streifen geschnittene Fruchtkorper wurde als Bandage zur Wundheilung verwendet unter anderem wegen seiner entzundungshemmenden Inhaltsstoffe In Skandinavien wurde sein Fruchtfleisch als Scheide fur Messer verwendet um sie vor Rost zu schutzen 14 Otzi eine etwa 5300 Jahre alte Gletschermumie aus der ausgehenden Jungsteinzeit Neolithikum oder der Kupferzeit Chalkolithikum die beim 3208 m hohen Tisenjoch in den Otztaler Alpen oberhalb des Niederjochferner gefunden wurde fuhrte zwei Birkenporlinge mit sich Wahrend zunachst vermutet wurde die Pilze hatten moglicherweise Halluzinogene enthalten stellte sich dies bald als falsch heraus ebenso wie die Verwendung als Zunder Wahrscheinlich trug der Mann die Pilze wegen ihrer antibiotischen Wirkung mit sich 15 In jungerer Zeit gewinnt der Birkenporling wieder an Interesse da man in Studien die hohe antioxidative Wirkung bestatigen konnte daher eventuell auch die fruhere Verwendung als Messerscheide sowie antibakterielle und antivirale Wirkung insbesondere bei Grippestammen Auch wurden antitumorale Eigenschaften festgestellt die zur Zeit weiter untersucht werden 16 Verweise BearbeitenLiteratur Bearbeiten Harry J Hudson Fungal Biology Cambridge University Press Cambridge u a 1992 ISBN 0 521 42773 8 S 100 William C Roody Mushrooms of West Virginia and the Central Appalachians University Press of Kentucky Lexington KY 2003 ISBN 0 8131 9039 8 S 381 Antje Wohlers Thomas Kowol Dirk Dujesiefken Pilze bei der Baumkontrolle Erkennen wichtiger Arten an Strassen und Parkbaumen Thalacker Medien Braunschweig 2001 ISBN 3 87815 167 5 S 14 15 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Birkenporling Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Birkenporling Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Michael Kuo Piptoporus betulinus www mushroomexpert comEinzelnachweise Bearbeiten Fomitopsis betulina www mycobank org abgerufen am 20 Juli 2017 Mei Ling Han Yuan Yuan Chen Lu Lu Shen Jie Song Josef Vlasak Taxonomy and phylogeny of the brown rot fungi Fomitopsis and its related genera In Fungal Diversity Band 80 Nr 1 September 2016 ISSN 1560 2745 S 343 373 doi 10 1007 s13225 016 0364 y springer com abgerufen am 5 Januar 2022 a b c d Antje Wohlers Thomas Kowol Dirk Dujesiefken Pilze bei der Baumkontrolle Erkennen wichtiger Arten an Strassen und Parkbaumen Thalacker Medien Braunschweig 2001 ISBN 3 87815 167 5 S 14 15 Michael Kuo Piptoporus betulinus www mushroomexpert com Januar 2004 Abgerufen am 4 Oktober 2009 a b c William C Roody Mushrooms of West Virginia and the Central Appalachians University Press of Kentucky 2003 ISBN 0813190398 S 381 Donald M Huffmann Mushrooms and other fungi of the midcontinental United States University of Iowa Press 2008 ISBN 1587296276 S 207 Michael Jordan The encyclopedia of fungi of Britain 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2001 ISBN 0226258238 S 116 Malgorzata Pleszczynska Adrian Wiater Marek Siwulski Marta K Lemieszek Justyna Kunaszewska Cultivation and utility of Piptoporus betulinus fruiting bodies as a source of anticancer agents In World Journal of Microbiology and Biotechnology Band 32 Nr 9 27 Juli 2016 ISSN 1573 0972 S 151 doi 10 1007 s11274 016 2114 4 PMID 27465851 PMC 4963449 freier Volltext Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Birkenporling amp oldid 233329573