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Unter Biopatenten versteht man Patente auf Erfindungen aus dem ausserst vielschichtigen Bereich der Biotechnologie Das DPMA charakterisiert diese Erfindungen als den Einsatz und die Nutzung biologischen Materials wie Enzyme oder Zellen fur technische Zwecke etwa zur Herstellung von Arzneimitteln 1 In Deutschland und den anderen europaischen Staaten steht damit der Begriff des biologischen Materials im Zentrum dieser Patente Er wurde in der sogenannten Biotechnologierichtlinie 2 naher definiert In der Praxis erweist sich seine patentrechtliche Beurteilung als ausserst diffizil da er immer wieder neue Fragen im Hinblick auf zentrale Patentvoraussetzungen aufwirft Einerseits ist die Abgrenzung der auf diesem Material beruhenden Erfindungen von den nicht patentierbaren Entdeckungen schwierig Zudem bereitet die Beurteilung der fur eine Patentierung stets erforderlichen Technizitat zahlreiche Probleme Ferner konnen von der Patentierung solchen Materials weitreichende und damit nur schwer uberschaubare gesellschaftliche Folgen ausgehen z B fur die konventionelle Landwirtschaft Auf einen Entschliessungsantrag der Fraktionen von CDU CSU FDP SPD und BUNDNIS 90 DIE GRUNEN hat der Deutsche Bundestag daher bereits am 9 Februar 2012 den Beschluss Keine Patentierung von konventionell gezuchteten landwirtschaftlichen Nutztieren und Nutzpflanzen gefasst 3 Darin fordert er die Bundesregierung u a dazu auf ein staatliches Biopatent Monitoring aufzubauen um Entwicklungen fruhzeitig erkennen zu konnen und in diesem Zusammenhang alle zwei Jahre einen Bericht uber die Auswirkungen des Patentrechts im Bereich der Biotechnologie unter anderem hinsichtlich ausreichender Technizitat sowie Auswirkungen im Bereich der Pflanzen und Tierzuchtung vorzulegen 4 Die Realisierung dieses Biopatent Monitorings obliegt dem BMEL in Kooperation mit der BLE und dem BSA 5 Die Erstellung und Veroffentlichung dieser Berichte in Form einer Unterrichtung durch die Bundesregierung erfolgt unter Federfuhrung des fur das Patentrecht zustandigen BMJ Fur die verschiedenen Berichtszeitraume wurden folgende Berichte vorgelegt 6 7 8 9 10 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Internationale Zahlen und Trends 3 Okonomik 4 Staatliche und uberstaatliche Regelungen 4 1 Europaische Union 4 2 Vereinigte Staaten 4 3 Japan 4 4 China 4 5 Indien 5 Auswirkungen 6 Bioethik 6 1 Relaxin 6 2 Krebsmaus 6 3 Myriad 6 4 John Moore 7 Offentliche Meinung 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Louis Pasteurs Patent von 1873 in dem zum ersten Mal ein formaler Patentanspruch auf Reinzuchthefe als Industrieprodukt erhoben wurde Siehe auch Geschichte des Patentrechts Haufig ist zu lesen eines der im Jahr 1873 Louis Pasteur erteilten Patente in dem zum ersten Mal ein formaler Patentanspruch auf Reinzuchthefe als Industrieprodukt erhoben wurde 11 stelle das erste Biopatent der Geschichte und zugleich das erste auf einen lebenden Organismus erteilte Patent dar 12 13 14 Eine detaillierte Analyse der historischen Zusammenhange zeichnet indes ein anderes Bild 15 Die in den 1960er und 1970er Jahren aufkommende moderne Molekularbiologie ermoglichte ganzlich neue Medikamente Impfstoffe Diagnostika und Pflanzenzuchtungsmethoden beginnend auf der Ebene einzelner Gene Die Grundsatzentscheidung des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten im Fall Diamond v Chakrabarty 1980 stellt einen Wendepunkt in der Geschichte des Geistigen Eigentumsrechts im biotechnologischen Bereich dar Seitdem konnten bestimmte nicht naturlich vorkommende Organismen patentrechtlich geschutzt werden was einen stimulierenden Effekt auf die biotechnologische Industrie hatte 16 Internationale Zahlen und Trends BearbeitenIn den 1990er Jahren wuchs die Zahl der internationalen Biopatentantrage unter dem Vertrag uber die Internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Patentwesens PCT kontinuierlich an was teilweise auf das Humangenomprojekt zuruckzufuhren ist Danach sank die Zahl um durchschnittlich 3 6 pro Jahr von 11 800 2000 auf 9 481 2006 Wahrenddessen stieg die Zahl der Patentantrage insgesamt um durchschnittlich 6 5 pro Jahr Wahrend Mitte der 1990er Jahre die Biotechnologie noch einen durchschnittlichen Anteil von 10 6 an der Gesamtzahl der Patentantrage eines Landes hatte waren es 2004 2006 noch 6 7 17 43 5 der PCT Biopatentantrage kamen 2006 aus den Vereinigten Staaten gefolgt von Deutschland 11 6 und Japan 6 7 Knapp 4 kamen aus den BRICS Staaten in erster Linie die Volksrepublik China 1 9 Indien 0 9 und Russland 0 8 17 In Danemark war der Anteil von Biopatenten und Gesamtpatenten im Zeitraum 2004 2006 mit 15 8 mehr als doppelt so hoch wie in der Summe der anderen Lander Belgien Singapur und Kanada weisen mit einem Anteil von mehr als 10 ebenfalls einen relativen Vorteil bei Biopatenten auf 17 Okonomik Bearbeiten Hauptartikel Okonomik von Patenten Nach einer der verschiedenen Patenttheorien besteht das grundsatzliche Problem das der Patentschutz losen solle in Marktversagen Dieses ergebe sich aus der positiven Externalitat von Forschung da der soziale Nutzen einer Erfindung in der Regel deutlich uber dem privaten Nutzen liege Der Staat konne dieses Marktversagen bekampfen indem er Forschung durch Steuergelder subventioniert oder indem er geistige Eigentumsrechte definiert und schutzt Staatliche und uberstaatliche Regelungen BearbeitenUnterschiedliche Patentbehorden haben bezuglich Biopatenten haufig voneinander abweichende Regelungen und Interpretationen Das Ubereinkommen uber handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums zielt darauf diese Regelungen starker zu harmonisieren Viele Entwicklungslander verfugen noch nicht uber entsprechende Regelungen 13 Europaische Union Bearbeiten Das Europaische Patentamt EPA vergibt seit 1989 Patente auf Pflanzen allerdings nicht auf Pflanzensorten und Tierrassen und im Wesentlichen biologische Verfahren zur Zuchtung von Pflanzen oder Tieren 13 Zwischen 1992 und 2002 wurden mehr als 300 Patentantrage auf Tiere beim EPA eingereicht jedoch wurden nur wenige Patente erteilt 13 Die Grundlage fur die Vergabe von Biopatenten in der EU ist das jeweilige nationale Patentrecht der Mitgliedstaaten das die Vorgaben der Richtlinie 98 44 EG aus dem Jahr 1998 18 umsetzen muss Die Voraussetzungen fur ein Patent im biotechnologischen Bereich unterscheiden sich nicht von denen in anderen Bereichen Die Erfindung muss 19 20 neu sein gewerblich anwendbar sein und einen erfinderischen Schritt beinhalten Biologisches Material welches mit Hilfe eines technischen Verfahrens aus seiner naturlichen Umgebung isoliert oder hergestellt wird ist darin eingeschlossen Von der Patentierbarkeit ausgeschlossen sind 19 20 Pflanzensorten und Tierrassen im Wesentlichen biologische Verfahren zur Produktion von Pflanzen oder Tieren beispielsweise Kreuzung und Selektion Diese Nichtpatentierbarkeit bezieht sich jedoch nicht auf Erfindungen die ein mikrobiologisches Verfahren zum Gegenstand haben Erfindungen die in die Keimbahn des Menschen eingreifen oder das Klonen von menschlichen Lebewesen sowie die Verwendung von menschlichen Embryonen zu industriellen oder kommerziellen Zwecken einschliessen der menschliche Korper und die Entdeckung einzelner Bestandteile z B Gene Hingegen kann ein isolierter Bestandteil des menschlichen Korpers oder ein auf andere Weise durch ein technisches Verfahren gewonnener Bestandteil einschliesslich der Sequenz oder Teilsequenz eines Gens eine patentierbare Erfindung darstellen Behandlungsmethoden im Bereich Operation und Therapie und diagnostische Methoden die am menschlichen oder tierischen Korper durchgefuhrt werden Verfahren zur Veranderung der genetischen Identitat von Tieren die geeignet sind Leiden dieser Tiere ohne wesentlichen medizinischen Nutzen zu verursachen sowie die mit Hilfe solcher Verfahren erzeugte Tiere Nicht eindeutig beantwortet sind unter anderem folgende Fragen 19 Was genau sind im Wesentlichen biologische Verfahren Was sind die Kriterien zur Patentierung menschlicher Gensequenzen In einer Grundsatzentscheidung bestatigte das EPA im Dezember 2010 die Nichtpatentierbarkeit von im Wesentlichen biologischen Verfahren 21 Anlass hatten Beschwerden von Syngenta 2003 und Unilever 2004 bezuglich bereits erteilter Patentrechte im Bereich der Pflanzenzuchtung zur Erhohung potenziell antikarzinogener Stoffe im Brokkoli und der Senkung des Wassergehalts von Tomaten gegeben 22 Die Grosse Beschwerdekammer des EPA entschied am 25 Marz 2015 dass gezuchtete Pflanzen patentiert werden konnen auch wenn dies fur ihre Zuchtungsmethode nicht moglich ist Die erteilten Patente bleiben damit bestehen 23 Vereinigte Staaten Bearbeiten Der 1930 erlassene Plant Patent Act PPA erlaubte die Patentierung von asexuell vermehrten Pflanzen und mehr als 6500 derartiger Patente wurden seither erteilt zumeist auf Zierpflanzen 13 1985 erlaubte das Board of Patent Appeals auch Patente auf Pflanzen die sexuell oder in vitro vermehrt wurden Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten bestatigte dies 2001 in einem Fall indem es um eine Mais Hybridsorte ging 13 Gemass US Literatur konnen Gen Patente in drei Kategorien einteilen werden 24 Diagnostik Testmethoden wie Hybridisierung Southern Blot Polymerase Kettenreaktion PCR und Ahnliches konnen zum Nachweis von genetischen Merkmalen patentiert werden Typischerweise wird dies zur Diagnose oder Beurteilung der genetischen Anfalligkeit auf Krankheiten herangezogen wie z B im Fall von Myriad 25 Stoffe Patentierbar sind Chemikalien und Material wie beispielsweise rekombinante Proteine Vektoren oder Zelllinien in welchen das entsprechende Gen durch Transfektion eingefugt oder durch Gen Knockout entfernt wurde Funktion Methoden und Stoffe welche die Regulation eines Gens beeinflussen konnen patentiert werden Typischerweise bezieht sich dies auf niedermolekulare Verbindungen welche als Medikamente einen Einfluss auf die Genfunktion haben Die ersten Patentantrage auf Tiere erschienen in den 1980er Jahren 1987 lehnte das USPTO einen Antrag auf Austern mit einem zusatzlichen Chromosomensatz aus Grunden der Offensichtlichkeit ab 1988 wurde das erste Patent auf eine transgene Maus zwei Forschern der Harvard University erteilt 13 Japan Bearbeiten In Japan sind Patente auf Pflanzen erlaubt 13 Von 1988 bis 1998 wurden 19 Patente auf Tiere erteilt die meisten von ihnen auf transgene Tiere 13 China Bearbeiten Ein Patentsystem wurde in China 1978 eingefuhrt und seine Patentgesetzgebung trat 1985 in Kraft 1980 schloss sich China der WIPO an Seitdem wurde das chinesische Patentrecht dreimal 1992 1998 2008 aktualisiert 26 Ahnlich wie in der EU konnen Operations Therapie und Diagnosemethoden an menschlichen oder tierischen Korpern in China nicht patentiert werden Auch sind Pflanzensorten und Tierrassen von der Patentierbarkeit ausgeschlossen Zuchtungsmethoden und die resultierenden Organismen sind ebenfalls nur dann patentierbar wenn die Methoden nicht im Wesentlichen biologisch sind Gene DNA RNA und Chromosomen sind patentierbar wie andere chemische Substanzen 27 Indien Bearbeiten In Indien sind Patente auf Pflanzen nicht erlaubt 13 Auswirkungen Bearbeiten Hauptartikel Okonomische Wirkungen von Patenten Eine internationale Analyse von 177 patentrelevanten Politikmassnahmen in 60 Landern uber 150 Jahre kam zu dem Ergebnis dass eine Ausweitung des Patentschutzes Innovation gemessen in gewahrten Patenten pro Einwohner fordert wenn der Patentschutz anfangs schwach war sie dagegen behindert wenn der Patentschutz anfangs stark war Da ein Patent die Verwendung der Erfindung durch Dritte einschrankt steigt mit dem Patentschutz die Wahrscheinlichkeit dass Erfindungen bekanntgegeben werden Empirische Studien zeigen dass die Starke des Patentschutzes einen grossen positiven Einfluss auf die Lizenzierung ausubt Andererseits kann ein starkeres Patentrecht auch wettbewerbsschadliche Prozesse fordern Bioethik BearbeitenVerschiedene bioethische Fragen tauchen in Verbindung mit Biopatenten auf z B Ist es ethisch vertretbar exklusive Eigentumsrechte uber DNA Sequenzen zu erteilen Welche Zustimmungen sollten von wem erhoben werden bevor genetische Ressourcen genutzt werden um eine patentgeschutzte Erfindung zu schaffen Welche ethischen Bedenken ergeben sich bezuglich der Handhabung von exklusiven Nutzungsrechten etwa auf Diagnostika Folgende Biopatente haben zu signifikanten bioethischen und juristischen Kontroversen gefuhrt Relaxin Bearbeiten Relaxin ein Hormon das den Uterus wahrend der Geburt entspannt und deren Einsatz die Notwendigkeit eines Kaiserschnitts in schwierigen Schwangerschaften reduzieren konnte wurde erstmals 1926 bei Schweinen beschrieben 1976 wurde Relaxin am Howard Florey Institute in Australien isoliert und in seiner chemischen Struktur charakterisiert Dabei wurde entdeckt dass nur menschliches Relaxin sich fur medizinische Zwecke am Menschen eignet Um zur Erforschung ausreichende Mengen des Hormons zu erhalten musste es synthetisiert werden Daher wurde die codierende Nukleotidsequenz mithilfe Rekombinanter DNA Techniken kloniert woraufhin Relaxin synthetisch hergestellt werden konnte Das Howard Florey Institute argumentierte seine Erfindung sei die Gensequenz die fur die unerwartete zweite Form von Relaxin codierte sowie deren synthetische Form produziert mithilfe der Gentechnologie 1991 erhielt das Institut ein Patent vom Europaischen Patentamt 1992 wurde dieses Patent von den Europaischen Grunen mit folgenden Argumenten kritisiert die Antwort des Patentamts jeweils darunter 14 Die angebliche Erfindung sei nicht neu da das Hormon immer im weiblichen menschlichen Korper vorhanden war Die Gensequenz selbst sei neu da die DNA in dieser Form nicht in der Natur existiert habe Die spezifisch menschliche Form des Relaxin sei zudem bis zu ihrer Entdeckung unbekannt gewesen Es habe kein erfinderischer Schritt stattgefunden da konventionelle Methoden benutzt worden seien um die DNA zu isolieren Da der Erfinder der Offentlichkeit erstmals ein Produkt prasentiert habe dessen Existenz vorher unbekannt war sei die Methode immateriell gewesen Relaxin sei eine Entdeckung gewesen und damit ebenso wenig patentierbar wie der Mond oder eine neu entdeckte Tierart Die Substanz sei neu isoliert und charakterisiert worden und damit keine Entdeckung gewesen Das Patent sei unvereinbar mit dem ordre public Das Patent sei vereinbar mit dem ordre public Die Isolation eines Gens aus dem Gewebe einer schwangeren Frau sei eine Verletzung der Menschenwurde da sie die Schwangerschaft zu einem technischen profitorientiertem Zweck nutze Das Gewebe sei im Rahmen gynakologischer Operationen freiwillig gespendet worden Viele lebensrettende Substanzen seien auf diesem Weg isoliert patentiert und offentlich begrusst worden Die Patentierung von Genen sei eine moderne Form der Sklaverei da Teile von Frauen zerstuckelt an kommerzielle Unternehmen verkauft wurden Genpatente implizieren keinerlei Eigentumsrechte auf einzelne Menschen Es handele sich nicht um Zerstuckelung sondern es gehe um die Synthetisierung des Hormons Patente auf menschliche Gene seien gleichwertig mit Patenten auf menschliches Leben und seien daher intrinsisch unmoralisch Die Patentierung einzelner menschlicher Gene habe nichts mit der Patentierung menschlichen Lebens zu tun Selbst wenn jedes Gen des menschlichen Genoms geklont wurde sei es unmoglich daraus einen Mensch zu formen Es gebe keinen Unterschied zwischen der Patentierung einzelner Gene und der Patentierung anderer wichtiger menschlicher Substanzen wie Adrenalin Krebsmaus Bearbeiten Die Krebsmaus war eines der ersten transgenen Tiere An der Harvard Medical School wurde Anfang der 1980er Jahre eine gentechnisch veranderte Maus hergestellt die besonders anfallig fur Krebs war nachdem ein Onkogen in ihr Erbgut eingeschleust wurde Die beteiligten Wissenschaftler erhofften sich neue medizinische Erkenntnisse von der Krebsmaus und stellten in mehreren Landern Patentantrage Dies warf zwei Fragen fur das Patentsystem auf 28 Sollten Patente fur alle Tierrassen oder Pflanzensorten erteilt werden konnen insbesondere hohere Saugetiere auch wenn sie nicht die Patentierbarkeits Kriterien erfullen Wie sollte mit moralischen Fragen bezuglich eines Leidens transgener Tiere umgegangen werden Das amerikanische Patentamt gewahrte den Patentschutz im Jahr 1988 mit explizitem Verweis dass es sich um ein nicht menschliches Tier handele Das Europaische Patentamt beschaftigte sich ausfuhrlich mit dem Fall der erst 2004 gelost wurde Das EPO beschloss dass es sich bei der Krebsmaus nicht um eine Tierrasse handele In Bezug auf public ordre verwandte das EPO ein hedonistisches Kalkul das die positiven Folgen einer Patentierung gegen die negativen Folgen abwagen sollte Nach diesem Kalkul sei der Nutzen fur den Menschen durch die medizinische Forschung mit der Krebsmaus grosser als die moralischen Bedenken bezuglich des Tierleids Daher wurde dem Patentantrag schliesslich auch in der EU stattgegeben 28 Dasselbe Nutzenkalkul des EPO fuhrte 1992 zu einer Zuruckweisung eines Patentantrags der Firma Upjohn bei dem es um eine transgene Maus ging die Haare verliert damit so Mittel gegen Haarausfall erprobt werden konnten 28 Die Krebsmaus wurde in Kanada nicht patentiert Der Oberste Gerichtshof von Kanada entschied 2002 dass hohere Lebensformen nicht patentierbar seien da sie keine Anfertigung oder Zusammensetzung im Sinne einer Erfindung seien Eine Anfertigung bezoge sich auf nichtlebende Produkte oder Tiere Eine Zusammensetzung sei eine Vermischung von Substanzen oder Zutaten Mikroorganismen oder eine mit einem Onkogen injizierte Eizelle seien hingegen patentierbar Andere Richter hingegen argumentierten dass die in der Natur nicht vorkommende Veranderung des genetischen Materials aus dem ein Tier zusammengesetzt ist eine Zusammensetzung im Sinne einer Erfindung darstelle 28 Myriad Bearbeiten BRCA1 und BRCA2 sind zwei Gene die in Verbindung mit Brust und Eierstockkrebs stehen Wenn diese Gene Mutationen aufweisen steigt die Wahrscheinlichkeit an diesen Krebsarten zu erkranken Zur Diagnose und zum Monitoring ist es daher wichtig diese Mutationen identifizieren zu konnen Die Firma Myriad Genetics Inc sequenzierte BRCA1 erstmals in Kooperation mit der University of Utah und beide stellten 1994 einen Antrag auf Patentschutz Sie erhielten Patentschutz fur isolierte DNA die fur ein BRCA1 Polypeptid codiert und auf eine Screeningmethode Zusammen mit kanadischen und japanischen Forschungszentren erhielten sie in mehreren Landern mehrere Patente auf Mutationen der Gene 29 Diese Patente wurden von vielen Seiten kritisiert Unter anderem richtete sich die Sozialdemokratische Partei der Schweiz Greenpeace Deutschland die franzosischen Institut Curie und Assistance publique Hopitaux de Paris die belgische Society of Human Genetics und die niederlandische und die osterreichische Regierung dagegen Argumentiert wurde in erster Linie dass die angeblichen Erfindungen nicht die Kriterien zur Patentierbarkeit erfullten 29 Auf einer tieferen Ebene ging es jedoch um ethische und politische Bedenken Zusatzlich zu den bereits bekannten Einwanden gegen die Patentierbarkeit von Erfindungen die aus dem menschlichen Genom abgeleitet sind wurde befurchtet dass ein Patentschutz die Weiterentwicklung von und den Zugang zu Diagnosemethoden erschweren wurde 2004 wurden diagnostische Methoden in Bezug auf BRCA1 von der Patentierung ausgeschlossen 29 Ein grosser Teil der Debatte wurde jedoch nicht um die Patente an sich gefuhrt sondern um die hohen Preise die Myriad fur die Durchfuhrung diagnostischer Tests verlangte So kam die Frage auf ob die Behorden in die Lizenzierungspraxis der Patenteigner eingreifen sollten In Frankreich wurde das Patentrecht in der Folge geandert Die OECD entwickelte in der Folge Richtlinien fur relativ offene Lizenzierungspraktiken 29 Am 13 Juni 2013 verbot der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten in einer Grundsatzentscheidung Patente auf menschliches Erbgut Als Produkt der Natur konne es nicht patentiert werden Kunstlich nachgeahmtes Erbgut sogenannte cDNA sei von dem Verbot aber nicht betroffen da es nicht von der Natur hergestellt wird Vorausgegangen war dem Urteil eine Klage von Krebspatienten Medizinern und Genforschern unter dem Dach der Burgerrechtsgruppe American Civil Liberties Union 30 John Moore Bearbeiten 1976 empfahl der Arzt David Golde von der UCLA dem an Haarzellleukamie erkrankten John Moore die Entfernung der Milz um ein Voranschreiten der Krankheit zu behindern Moore stimmte dem zu Golde sah in dem entfernten Milzgewebe einen Wert fur die biomedizinische Forschung und legte in den folgenden drei Jahren eine Zellkultur von T Lymphozyten aus der Milz an Moore wurde daruber nicht informiert Golde erhielt 1984 ein Patent auf die Zellkultur was ihm erheblich Einnahmen uber zwei kommerzielle Vertrage mit Biotechnologiefirmen einbrachte Moore verklagte Golde mit den Begrundungen das Patent sei sein Eigentum und Golde habe gegen seine Berufspflicht verstossen Der Oberste Gerichtshof von Kalifornien stellte in einer Grundsatzentscheidung 1990 fest dass Moore keine Anspruche habe da er nicht zu den Erfindern gehore Auch konne ein Patient nicht uber Korperteile verfugen die ihm entfernt wurden Der Arzt hatte jedoch die Pflicht den Patienten uber ein mogliches wirtschaftliches oder personliches Interesse an einer Behandlung aufzuklaren 31 Offentliche Meinung Bearbeiten nbsp Umfragen in Kanada und den USA zeigen dass die Offentlichkeit in beiden Landern in der Biopatentierung einen Beitrag zu Innovation sieht wenngleich die Patentierung 50 der Kanadier und 45 der US Amerikaner Unbehagen bereitet Haufig wird die Patentierung von Genen mit der Patentierung von Leben gleichgesetzt Eine zusatzliche Sorge ist dass der Nutzen aus den geschutzten Erfindungen nicht fur jeden erschwinglich sei Einer 2002 durchgefuhrten Umfrage zufolge glauben 46 der Kanadier dass die Biopatentierung wahrscheinlich mehr Risiko als Nutzen birgt 32 Eine Analyse von Beitragen in Printmedien zu Myriad aus Australien Kanada dem Vereinigten Konigreich und den USA untersuchte den moglichen Einfluss der Mediendarstellung auf die offentliche Meinung Lediglich 55 9 von 143 Artikeln enthielten eine neutrale Darstellung verschiedener Ansichten 77 6 der Artikel hatten einen negativen Tenor 6 29 einen positiven und 16 einen neutralen Die kanadische Berichterstattung war signifikant negativer als die der anderen Lander 33 Weblinks BearbeitenBMELV Informationsportal zu Biopatenten Biotechnology in European patents threat or promise Europaisches Patentamt 12 Juli 2010 Informationsportal der Weltorganisation fur geistiges Eigentum zu Patenten im Bereich Biotechnologie Memento vom 19 November 2007 im Internet Archive Forschungsprojekt Das Patentwesen als Medium der Ethisierung und Politisierung der Stammzellforschung und die Konsequenzen seiner Funktionserweiterung fur die LebenswissenschaftenEinzelnachweise Bearbeiten DPMA Biotechnologie und Patente 2023 dpma de Richtlinie 98 44 EG des Europaischen Parlaments und des Rates vom 6 Juli 1998 uber den rechtlichen Schutz biotechnologischer Erfindungen Plenarprotokoll 17 158 S 18979 Bundestagsdrucksache 17 8344 BSA Biopatent Monitoring bundessortenamt de Bericht der Bundesregierung uber die Auswirkungen des Patentrechts im Bereich der Biotechnologie unter anderem hinsichtlich ausreichender Technizitat sowie Auswirkungen im Bereich der Pflanzen und Tierzuchtung Bundestags Drucksache 18 2119 2014 Zweiter Bericht Bundestags Drucksache 18 9462 2016 Dritter Bericht Bundestags Drucksache 19 3900 2018 Vierter Bericht Bundestags Drucksache 19 22255 2020 Funfter Bericht Bundestags Drucksache 20 3845 2022 Er erhielt ein franzosisches Patent Nr 98476 erteilt am 9 Marz 1873 in Paris ferner ein US amerikanisches Patent Nr 141072 erteilt am 22 Juli 1873 F K Beier R S Crespi J Straus Biotechnology and patent protection an international review OECD 1985 S 26 a b c d e f g h i j H S Chawla Patenting of Biological Material and Biotechnology In Journal of Intellectual Property Rights Band 10 2005 S 44 51 nopr niscair res in PDF a b WIPO Magazin Bioethics and Patent Law The Relaxin Case wipo int 2006 M Cassier Louis Pasteur s Patents Agri Food Biotechnologies Industry and Public Good In J P Gaudilliere D J Kevles H J Rheinberger eds Living properties making knowledge and controlling ownership in the history of biology preprint 382 Berlin Max Planck Institut fur Wissenschaftsgeschichte 39 ff Prabuddha Ganguli Ben Prickril Rita Khanna Defining the Future Emerging Issues in Biotechnology Intellectual Property Rights and Technology Transfer In Prabuddha Ganguli Ben Prickril Rita Khanna Hrsg Technology Transfer in Biotechnology A Global Perspective Wiley 2009 ISBN 978 3 527 31645 8 media wiley com PDF a b c OECD 2009 OECD Science Technology and Industry Scoreboard 2009 OECD Publishing S 66 67 doi 10 1787 20725345 Richtlinie 98 44 EG des Europaischen Parlaments und des Rates vom 6 Juli 1998 uber den rechtlichen Schutz biotechnologischer Erfindungen a b c Europaisches Patentamt Biotechnology in European patents threat or promise Memento vom 26 Dezember 2010 im Internet Archive englisch a b Biotechnologische Erfindungen rechtlicher Schutz Zusammenfassung der Gesetzgebung In EUR Lex Amt fur Veroffentlichungen der Europaischen Union abgerufen am 12 November 2021 Keine europaischen Patente auf im Wesentlichen biologische Zuchtungsverfahren Memento vom 26 Dezember 2010 imInternet Archive EPA 9 Dezember 2010 Im wesentlichen biologische Verfahren auf dem Prufstand Memento vom 17 Juli 2010 imInternet Archive EPA 16 Juli 2010 Plants may be patentable in Europe even if the methods by which they are produced are not FB Rice 7 April 2015 Jon F Merz Mildred K Cho What Are Gene Patents and Why Are People Worried about Them In Community Genetics Band 8 S Karger AG 2005 S 203 208 doi 10 1159 000087956 englisch Patent US5837492A Chromosome 13 linked breast cancer susceptibility gene Angemeldet am 29 April 1996 veroffentlicht am 17 November 1998 Anmelder Myriad Genetics Inc et al Erfinder Sean V Tavtigian Alexander Kamb Jacques Simard Fergus Couch Johanna M Rommens Barbara L Weber Kenneth G Huang China s Innovation Landscape In Science Band 329 Nr 5992 6 August 2010 S 632 633 doi 10 1126 science 1190212 englisch Jacqueline Lui Patenting biotechnology inventions in China In Nat Biotech Band 19 Nr 1 2001 S 83 84 doi 10 1038 83589 englisch a b c d Bioethics and Patent Law The Case of the Oncomouse In WIPO Magazine Juni 2006 a b c d Bioethics and Patent Law The Case of Myriad In WIPO Magazine August 2006 Making the Case Against Gene Patents Perspectives on Science Juni 30 2014 Keine Patente auf menschliche Gene in Amerika faz net 13 Juni 2013 Bioethics and Patent Law The Cases of Moore and the Hagahai People In WIPO Magazine September 2006 Timothy Caulfield Edna Einsiedel Jon F Merz Dianne Nicol Trust patents and public perceptions the governance of controversial biotechnology research In Nat Biotech Band 24 Nr 11 Oktober 2006 S 1352 1354 doi 10 1038 nbt1106 1352 englisch Timothy Caulfield Tania Bubela C J Murdoch Myriad and the mass media the covering of a gene patent controversy In Genetics in Medicine Band 9 Nr 12 Dezember 2007 S 850 855 doi 10 1097 GIM 0b013e31815bf965 englisch Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Biopatent amp oldid 234635108