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Die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Portugal beschreiben das zwischenstaatliche Verhaltnis zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Portugal Sie unterhalten traditionell enge wenn auch wechselhafte Beziehungen ausgehend von der historisch starken Verwurzelung der romisch katholischen Kirche in Portugal seit der Entstehungsgeschichte des Landes 1 Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Portugal Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Portugal Europa PortugalHeiliger StuhlPortugal Heiliger StuhlPortugal Heiliger StuhlJohannes XXI war vom 15 September 1276 bis zu seinem Tode am 20 Mai 1277 Papst der bisher einzige Portugiese in diesem Amt Stand 2017 Eine Reihe katholischer Theologen Ordensgrunder und Heiliger stammte zudem aus Portugal darunter Antonius von Padua einer der 36 Kirchenlehrer der romisch katholischen Kirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Bis zum 15 Jahrhundert 1 2 Vom 16 Jahrhundert bis zur Mitte der ersten Republik 1919 1 3 Seit dem Estado Novo Regime 1932 1 4 Papstbesuche 2 Diplomatie 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSiehe auch Romisch katholische Kirche in Portugal Bis zum 15 Jahrhundert Bearbeiten Seit dem fruhen 4 Jahrhundert n Chr erfolgte wie im gesamten Romischen Reich auch im heutigen Portugal eine Christianisierung die durch die nachfolgenden germanischen Stamme ab dem fruhen 5 Jahrhundert fortgefuhrt wurde Im Zuge der maurischen Invasion 711 wurde der christliche Glaube eine wesentliche Quelle des Widerstands gegen die neuen moslemischen Landesherren Trotz ausgedehnter Phasen des Austausches und des friedlichen Miteinanders zwischen Arabern einerseits und Mozarabern und Christen andererseits bestimmte uberwiegend die christliche Reconquista die Zeit der maurischen Anwesenheit nbsp Das 1162 von den Templern gegrundete Christuskloster in TomarAuch mit Hilfe christlicher Kreuzritter gelang die zunehmende Zuruckdrangung des arabischen Herrschaftsgebiets Trotz erbitterter Auseinandersetzungen vor allem mit dem christlichen Konigreich Leon bzw dem Konigreich Kastilien heute Spanien gelang D Afonso Henriques 1143 endgultig die Grundung des unabhangigen Konigreichs Portugal Mit der Papstlichen Bulle Manifestis probatum vom 23 Mai 1179 erkannte der Vatikan unter Papst Alexander III die Unabhangigkeit an und sprach die Rechtmassigkeit des portugiesischen Konigstitels aus 1 Konig Alfons III sicherte 1279 mit einem erneuerten Treueschwur dem Heiligen Stuhl die Unterordnung des portugiesischen Konigreiches zu Er legte damit den Machtstreit mit dem Heiligen Stuhl bei die mit der Bulle Inter alia desiderabilia von 1245 und der Exkommunikation von Konig Sancho II einen Hohepunkt erreicht hatte 1 Die papstliche Bulle Ad ea ex quibus legalisierte 1319 die Grundung des Christusordens in Portugal womit bedeutende Teile des seit 1312 aufgelosten wohlhabenden Templerordens eine neue Heimstatt fanden Im Zusammenhang mit der Ausweitung der Portugiesischen Entdeckungsreisen seit Anfang des 15 Jahrhunderts erlaubte 1452 die Papstliche Bulle Dum diversas den Portugiesen die Eroberung nicht christlicher Lander 1455 folgte mit der Bulle Romanus Pontifex das Handels und Missionierungsmonopol Die fortschreitende Ausweitung des portugiesischen Kolonialreichs und der Aufstieg des ebenfalls katholischen Spaniens zur konkurrierenden Weltmacht brachten eine Reihe neue Konfliktfelder mit sich die in weiteren Bullen geklart wurden darunter 1493 Inter caetera die 1494 den Vertrag von Tordesillas und damit die Teilung der Welt in eine portugiesische und eine spanische Interessensphare ermoglichte Vom 16 Jahrhundert bis zur Mitte der ersten Republik 1919 Bearbeiten Nachdem Portugal durch Erbfolge 1580 an Spanien gefallen war erkampfte das Land sich im Restaurationskrieg ab 1640 seine erneute Eigenstandigkeit Mit der Bulle Ex Literis bestatigte Papst Clemens X 1670 die Unabhangigkeit des Konigreichs Portugal Unter Konig Johann V naherte sich Portugal seit dem fruhen 18 Jahrhundert dem Heiligen Stuhl deutlich an geriet dann jedoch in Konflikt mit Rom in Folge seiner absolutistischen Politik und insbesondere seiner wachsenden Einflussnahme auf die Kirche in Portugal 1728 wurden die diplomatischen Beziehungen unterbrochen Am 17 November 1732 nahm erneut ein Nuntius in Lissabon seine Arbeit auf 1738 unterzeichnete Konig Joao V ein Konkordat das die Beziehungen weiter normalisierte 1 nbsp Die erfolgreiche Erhebung vom 5 Oktober 1910 brachte die portugiesische Monarchie zu Fall und ermoglichte die Erste Portugiesische Republik die zunachst stark antiklerikale Zuge trug Nach dem verheerenden Erdbeben von Lissabon 1755 entwickelte sich Portugal unter Konig Joseph dann zunehmend aufgeklart absolutistisch Vor allem der einflussreiche Premierminister Sebastiao Jose de Carvalho e Mello ab 1769 als Marques de Pombal modernisierte das Land im Geiste der Aufklarung Portugal geriet damit erneut in Konflikt mit der Kirche so dass zwischen 1760 und 1770 die diplomatischen Beziehungen ausgesetzt wurden 1 Die Liberale Revolution in Portugal ab 1821 setzte antiklerikale Stromungen im Land endgultig durch So schaffte die erste liberale Verfassung 1821 1824 die Inquisition und eine Vielzahl Sonderrechte in Portugal ab und enteignete kirchliche Orden im Land Der folgende Burgerkrieg sorgte danach fur eine Abmilderung einiger dieser Massnahmen die Position der Kirche blieb dennoch merklich schwacher als vorher Im Verlauf der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts erstarkten dann soziale und republikanische Ideen in Portugal die zunehmend auch antiklerikale Zuge trugen insbesondere unter den uberwiegend anarchosyndikalistisch organisierten Arbeiterschichten aber auch in Teilen burgerlicher Kreise Dies veranlasste Papst Leo XIII mit seiner Enzyklika Pergrata nobis vom 14 September 1886 das Land als treuen katholischen Weggefahrten zu loben und den Schutz der Kirche dort anzumahnen 2 Mit der Ausrufung der Ersten Portugiesischen Republik am 5 Oktober 1910 wurde schliesslich die Trennung zwischen Kirche und Staat in Portugal beschlossen und mit dem Dekret vom 20 April 1911 festgeschrieben Es wurden u a die verbliebenen Jesuitenkloster geschlossen und eine Vielzahl Geistliche inhaftiert In der Folge nahmen die Spannungen zwischen der neuen portugiesischen Regierung und dem Heiligen Stuhl zu Mit der Enzyklika Iamdudum in Lusitania vom 24 Mai 1911 verurteilte Pius X die Trennung von Staat und Kirche als Unterdruckung Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen erfolgte am 1 Juli 1912 Mit der Errichtung der Diktatur unter Sidonio Pais Ende 1917 und der Rucknahme der scharfsten antikirchlichen Massnahmen der Republikaner verbesserten sich die Beziehungen wieder und wurden am 9 Juli 1918 erneut aufgenommen Am 29 Juli 1919 erkannte der Vatikan unter Papst Benedikt XV die Portugiesische Republik offiziell an 1 2 Seit dem Estado Novo Regime 1932 Bearbeiten nbsp Salazar im Konkordatsjahr 1940 Portugals Diktator entstammte der katholischen extremen Rechten nbsp Portugals Prasident Marcelo Rebelo de Sousa bei Papst Franziskus Staatsbesuch 2016Mit dem Aufstieg des katholisch geformten klerikalfaschistischen Okonomen Salazar zum Diktator verbesserte sich die Situation der Kirche in Portugal deutlich wenngleich auch Salazar de facto eine strikte Trennung von Staat und Kirche verfolgte und die Verfassung von 1933 weiterhin Religionsfreiheit garantierte Das Konkordat seines Estado Novo mit dem Heiligen Stuhl von 1940 war dennoch ein Hohepunkt seiner anhaltenden Annaherung an die Katholische Kirche die neben einigen Privilegien u a Religionsunterrichtspflicht aktive Missionierung in den Uberseegebieten Ruckgabe fruherer Konfiszierungen von Kircheneigentum damit vor allem offizielle Wertschatzung und gesellschaftliche Verankerung erhielt und vor liberalen und antiklerikalen Bewegungen geschutzt blieb Im Gegenzug verpflichtete sich der Vatikan u a nur politisch unbedenkliche Bischofe fur Portugal zu benennen die zuvor durch die Salazar Regierung uberpruft wurden 3 4 Am 18 Juli 1950 schlossen das Salazar Regime und der Vatikan eine neue Vereinbarung die de facto die bisherige portugiesische Missionshoheit im Fernen Osten beendete 1 Mit der linksgerichteten Nelkenrevolution 1974 endete das autoritare Regime in Portugal Ein moglicher Ubertritt des Landes zum Ostblock blieb danach aus da nur eine Minderheit in der linken Revolution sowjetkommunistisch orientiert war in der auch linke katholische Krafte wirkten Spatestens nachdem sich 1975 die burgerlichen Krafte in der portugiesischen Revolution durchgesetzt hatten orientierte sich Portugal klar westlich Die Beziehungen zwischen Lissabon und dem Vatikan haben sich seither stetig verbessert 2004 unterzeichneten in Rom Vertreter des Heiligen Stuhls und der Regierung Portugals ein neues Konkordat das den alten Vertrag von 1940 abloste 1 Portugiesische Regierungsoberhaupter besuchen regelmassig den Vatikan zuletzt Prasident Marcelo Rebelo de Sousa der nach seiner am 9 Marz 2016 erfolgten Ernennung bereits am 17 Marz zum Staatsbesuch an den Heiligen Stuhl kam Seit 2018 leitet der portugiesische Kardinal Jose Tolentino Mendonca das Vatikanische Apostolische Archiv und die Vatikanische Apostolische Bibliothek Papstbesuche Bearbeiten nbsp Johannes Paul II in Fatima eine von zahlreichen Papststatuen im LandPapste bereisen haufig Portugal und den Wallfahrtsort Fatima Benedikt XVI besuchte Fatima vom 11 bis zum 14 Mai 2010 anlasslich des zehnten Jahrestages der Seligsprechung der Seherkinder Francisco und Jacinta Marto Zuvor war Johannes Paul II insgesamt vier Mal dort zu Gast gewesen u a 1982 als der Spanier und radikale katholische Traditionalist Juan Maria Fernandez y Krohn ein missglucktes Attentat auf ihn verubte Zum 100 Jahrestag der dortigen Marienerscheinungen besuchte Papst Franziskus Fatima am 12 und 13 Mai 2017 Im August 2023 kam er zum 37 Weltjugendtag nach Portugal 5 Diplomatie BearbeitenEin Apostolischer Nuntius ist in Lissabon ansassig Der aktuelle Nuntius Rino Passigato wurde am 8 November 2008 von Papst Benedikt XVI ernannt Siehe auch Apostolischer Nuntius in Portugal Portugal unterhalt ebenfalls eine eigene Botschaft beim Heiligen Stuhl Botschafter beim Vatikanstaat in Rom ist seit dem 25 November 2017 Antonio Jose Emauz de Almeida Lima Siehe auch Liste der portugiesischen Botschafter beim Heiligen StuhlWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Portugal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Apostolischer Nuntiatur in Portugal bei www catholic hierarchy org englisch Ubersicht uber die diplomatischen Beziehungen Portugals zum Heiligen Stuhl beim diplomatischen Institut im Aussenministerium PortugalsEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Ubersicht uber die diplomatischen Beziehungen zum Heiligen Stuhl beim diplomatischen Institut im portugiesischen Aussenministerium abgerufen am 4 Mai 2019 a b Walther L Bernecker Horst Pietschmann Geschichte Portugals C H Beck Munchen 2001 S 93ff Antonio Henrique de Oliveira Marques Geschichte Portugals und des portugiesischen Weltreichs Kroners Taschenausgabe Band 385 Aus dem Portugiesischen von Michael von Killisch Horn Kroner Stuttgart 2001 ISBN 3 520 38501 5 S 557ff Walther L Bernecker Horst Pietschmann Geschichte Portugals C H Beck Munchen 2001 S 111f Apostolische Reise des Heiligen Vaters nach Portugal aus Anlass des 37 Weltjugendtages 2 6 August 2023 Franziskus Abgerufen am 10 August 2023 Bilaterale Beziehungen Portugals in Europa nbsp PortugalAlbanien Andorra Belarus Belgien Bosnien und Herzegowina Bulgarien Danemark Deutschland Estland Finnland Frankreich Griechenland Heiliger Stuhl Irland Island Italien Kasachstan Kosovo Kroatien Lettland Liechtenstein Litauen Luxemburg Malta Moldau Monaco Montenegro Niederlande Nordmazedonien Norwegen Osterreich Polen Rumanien Russland San Marino Schweden Schweiz Serbien Slowakei Slowenien Spanien Tschechien Turkei Ukraine Ungarn Vereinigtes Konigreich Zypernehemalige Staaten DDR Jugoslawien 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