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Die Beweistheorie ist ein Teilgebiet der mathematischen Logik das Beweise als formale mathematische Objekte behandelt was deren Analyse mit mathematischen Techniken ermoglicht Beweise werden ublicherweise als induktiv definierte Datenstrukturen dargestellt wie Listen oder Baume Diese werden gemass den Axiomen und Schlussregeln des betrachteten logischen Systems konstruiert Die Beweistheorie ist von syntaktischer Natur im Gegensatz zur Modelltheorie die von semantischer Natur ist Manchmal wird die Beweistheorie auch als Teil der philosophischen Logik aufgefasst dabei ist vor allem die Idee der beweistheoretischen Semantik von Interesse Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Formale und informale Beweise 3 Arten von Beweiskalkulen 4 Konsistenzbeweise 5 Strukturelle Beweistheorie 6 Weitere 7 Literatur 8 WeblinksGeschichte BearbeitenObwohl die Formalisierung der Logik durch die Werke von Gottlob Frege Giuseppe Peano Bertrand Russell Richard Dedekind und anderen bereits weit entwickelt war wird der Beginn der modernen Beweistheorie David Hilbert zugeschrieben der das so genannte Hilbertprogramm initiierte und in den 1920er Jahren im Zuge des Grundlagenstreits systematisch ausbaute Kurt Godels Arbeiten fuhrten zuerst zu grossen Fortschritten widerlegten aber schliesslich dieses Programm Der Vollstandigkeitssatz verhiess gute Aussichten fur Hilberts Ziel samtliche Mathematik auf ein finitistisches formales System zu reduzieren der Unvollstandigkeitssatz zeigte allerdings spater dass dies unerreichbar ist Diese Resultate wurden in einem Beweiskalkul ausgefuhrt welchen man Hilbert Kalkul nennt Zeitgleich mit den beweistheoretischen Arbeiten von Godel legte Gerhard Gentzen die Grundpfeiler fur das was heute als strukturelle Beweistheorie bekannt ist In wenigen Jahren fuhrte Gentzen die grundlegenden Formalismen des naturlichen Schliessens gleichzeitig mit und unabhangig von Jaskowski und des Sequenzenkalkuls ein und machte wesentliche Fortschritte bei der Formalisierung der intuitionistischen Logik Des Weiteren fuhrte er die wichtige Idee des analytischen Beweises ein und gab den ersten kombinatorischen Beweis der Konsistenz der Peano Arithmetik Formale und informale Beweise BearbeitenDie informalen Beweise die in der Mathematik ublicherweise benutzt werden sind nicht mit den formalen Beweisen der Beweistheorie zu verwechseln Die informalen Beweise gleichen Skizzen aus denen Experten im Prinzip formale Beweise rekonstruieren konnten Das Schreiben von formalen Beweisen wurde allerdings fur Mathematiker dieselben Nachteile wie das Programmieren in Maschinensprache haben Im Bereich des maschinengestutzten Beweisens werden formale Beweise mit Hilfe von Computern erzeugt Solche Beweise konnen auch automatisch mittels Computern uberpruft werden Das Uberprufen von Beweisen ist ublicherweise trivial im Gegensatz zum Finden von Beweisen das typischerweise sehr schwierig ist Informale Beweise in der mathematischen Literatur hingegen werden durch Peer Review uberpruft Dies kann mehrere Wochen dauern und solche Beweise konnen immer noch Fehler enthalten Arten von Beweiskalkulen BearbeitenDie drei bekanntesten Arten von Beweiskalkulen sind der Hilbert Kalkul die Systeme naturlichen Schliessens der SequenzenkalkulJeder dieser Kalkule kann fur eine axiomatische Formalisierung der Aussagenlogik oder Pradikatenlogik der klassischen oder intuitionistischen Art benutzt werden Die meisten Kalkule eignen sich zudem auch fur die meisten Modallogiken und fur viele substrukturelle Logiken wie z B die lineare Logik oder die Relevanzlogik Es ist eher aussergewohnlich Logiken zu finden die sich nicht mit einem dieser Kalkule darstellen lassen Konsistenzbeweise Bearbeiten Hauptartikel Widerspruchsfreiheit Wie bereits fruher erwahnt wurde war das Hilbertprogramm der Ansporn fur die mathematische Untersuchung von Beweisen in formalen Theorien Die zentrale Idee dieses Programms war die Konsistenz der formalen Theorien die von Mathematikern benutzt werden mit einem finitistischen Beweis zu zeigen und so mit einem metamathematischen Argument diese Theorien zu fundieren Genauer ausgedruckt gilt es zu zeigen dass rein universelle Aussagen gemeint sind die beweisbaren P 1 0 displaystyle Pi 1 0 nbsp Satze der Arithmetischen Hierarchie finitistisch wahr sind Das Scheitern des Programms wurde durch Godels Unvollstandigkeitssatz herbeigefuhrt Dieser Satz zeigte dass jede w konsistente Theorie die genugend stark ist um gewisse einfache arithmetische Aussagen auszudrucken ihre eigene Konsistenz nicht beweisen kann Die Aussage dass eine Theorie konsistent ist ist in Godels Formulierung ein P 1 0 displaystyle Pi 1 0 nbsp Satz In diesem Bereich wurde viel Forschung betrieben und unter anderem wurden folgende Resultate gefunden Verfeinerung von Godels Resultat insbesondere konnte John Barkley Rosser zeigen dass statt w Konsistenz die schwachere Voraussetzung Konsistenz genugt um den Unvollstandigkeitssatz zu zeigen Die Axiomatisierung der Kernaussagen von Godels Resultat mit Ausdrucken der Modallogik Beweisbarkeitslogik Transfinite Iterationen von Theorien durch Alan Turing und Solomon Feferman Die Entdeckung von selbstuberprufenden Theorien also von Systemen die stark genug sind um uber sich selber zu sprechen aber zu schwach um das Diagonalisierungsargument durchzufuhren das in Godels Unvollstandigkeitssatz benutzt wirdStrukturelle Beweistheorie BearbeitenStrukturelle Beweistheorie ist ein Teilgebiet der Beweistheorie welches Beweiskalkule studiert in denen der Begriff des analytischen Beweises sinnvoll ist Der Begriff des analytischen Beweises wurde von Gentzen fur den Sequenzenkalkul eingefuhrt In diesem Fall sind analytische Beweise diejenigen Beweise die schnittfrei sind In Systemen naturlichen Schliessens kann man auch eine Interpretation fur den Begriff des analytischen Beweises finden wie von Dag Prawitz gezeigt wurde In diesem Fall ist die Definition aber kompliziert Ungewohnlichere Beweiskalkule wie Jean Yves Girards Beweisnetze ermoglichen auch eine Definition des Begriffs des analytischen Beweises Strukturelle Beweistheorie ist durch den Curry Howard Isomorphismus auch mit der Typentheorie verbunden Der Curry Howard Isomorphismus zeigt eine Analogie zwischen der Normalisierung in Systemen naturlichen Schliessens und der Beta Reduktion im typisierten Lambdakalkul auf Dadurch wird die Grundlage fur die intuitionistische Typentheorie welche von Per Martin Lof entwickelt wurde geschaffen Dieser Zusammenhang kann auch noch auf kartesisch abgeschlossene Kategorien ausgeweitet werden In der Linguistik Typen logischen Grammatik kategorischen Grammatik und der Montague Grammatik werden Formalismen welche aus der strukturellen Beweistheorie stammen benutzt um eine formale Semantik der naturlichen Sprache zu finden Weitere BearbeitenTableau oder Baumkalkule benutzen die zentrale Idee des analytischen Beweises aus der strukturellen Beweistheorie um Entscheidungsverfahren und Semi Entscheidungsverfahren fur viele Logiken zur Verfugung zu stellen Die Ordinalzahlanalyse ist eine machtige Technik um kombinatorische Konsistenzbeweise von Theorien die die Arithmetik oder Analysis formalisieren zu liefern Substrukturelle Logiken verfugen uber weniger strukturelle Regeln Literatur BearbeitenJ Avigad E H Reck Clarifying the nature of the infinite the development of metamathematics and proof theory PDF 318 kB Carnegie Mellon Technical Report CMU PHIL 120 2001 Karel Berka Lothar Kreiser Logik Texte Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modernen Logik 4 Auflage Akademie Berlin 1986 Stephen Cole Kleene Introduction to Metamathematics Amsterdam Groningen 1952 Paul Lorenzen Metamathematik Mannheim 1962 Gerhard Gentzen The Collected Papers of Gerhard Gentzen Hrsg M E Szabo Amsterdam 1969 Wolfram Pohlers Proof theory the first step into impredicativity Springer Berlin Heidelberg 2009 ISBN 978 3 540 69318 5 Kurt Schutte Proof theory Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften in Einzeldarstellungen Band 225 Springer Berlin Heidelberg 1977 ISBN 3 540 07911 4 Gaisi Takeuti Proof theory Studies in logic and the foundations of mathematics Band 81 2 Auflage North Holland Amsterdam 1987 ISBN 0 444 87943 9 A S Troelstra H Schwichtenberg Basic Proof Theory Cambridge Tracts in Theoretical Computer Science Cambridge University Press ISBN 0 521 77911 1Weblinks BearbeitenMichael Rathjen Wilfried Sieg Proof Theory In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Jan von Plato The Development of Proof Theory In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Beweistheorie amp oldid 224266762