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Die Berger Kirche ist neben der Heilandskirche eine von zwei evangelischen Kirchen des Stuttgarter Stadtteils Berg und Mittelpunkt der Evangelischen Kirchengemeinde Berg innerhalb des Kirchenkreises Stuttgart Sie ist der neugotische Nachfolgebau einer mittelalterlichen Pfarr und Wallfahrtskirche oberhalb des Neckars am Schnittpunkt von Klotz und Ottostrasse in der Nahe vom Schwanenplatz Sie ist am Ende des 13 Jahrhunderts an der Stelle der Burg Berg erbaut und im 15 Jahrhundert durch einen Chor erganzt worden Berger Kirche von Sudosten Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Baugeschichte 3 Baubeschreibung 3 1 Das Aussere 3 2 Das Innere 3 3 Die Ausstattung 4 Bedeutung 5 Modell 6 Literatur 7 Weblinks 8 NachweiseLage Bearbeiten nbsp Stuttgart Berg Lageplan der Berger KircheDie Berger Kirche liegt in dem Stuttgarter Stadtteil Berg in beherrschender Lage auf einem Bergsporn im Westen des Neckartals Das Gelande der Kirche erstreckt sich nordlich der Klotzstrasse in einer Hohe von 235 Metern und fallt nach Norden und Osten bis auf 220 Meter zum Neckartal ab Fruher floss im Osten der 1929 trockengelegte Muhlkanal vorbei ein Seitenarm des Neckars seit 1937 erinnert die Strasse Am Muhlkanal an den ehemals hier fliessenden Kanal Unter der Kirche wurde 1942 ein Luftschutzstollen mit einem Eingang am Fuss der Kirche beim Wera Haus in der Nisslestrasse 22 angelegt Baugeschichte BearbeitenBedingt durch die fruh einsetzende und durch das wurttembergische Konigshaus stark geforderte Industrialisierung in Berg siedelten sich hier Betriebe an deren Arbeitskraftebedarf das Bevolkerungswachstum beschleunigte Bald wurde die alte Kirche zu klein und ein Neubau erschien notwendig Im Jahr 1851 richtete der Pfarrgemeinderat der Berger Gemeinde die Bitte an das konigliche Finanzministerium die Kirche erweitern zu durfen Aufgrund der Nahe zu Schloss Rosenstein und zur Villa Berg der Residenz des Kronprinzenpaars wurde ein Architektenwettbewerb durchgefuhrt Sieger war Oberbaurat Ludwig Friedrich Gaab der einen Neubau im mittelalterlichen Stil mit Beibehaltung des architektonisch wertvollen alten Chores nach Form und Raumlichkeit der Kirche vorsah Nach einigen Plananderungen wurde die neue Kirche zwischen 1853 und 1855 errichtet Im Gegensatz zu den ursprunglichen Planen wurde hierfur die gesamte Kirche einschliesslich des als wertvoll erachteten Chores abgebrochen Der wurttembergische Konig steuerte dem Bau aus seinem Privatvermogen einen grossen Teil der Baukosten bei wodurch das aufwendige Dekor der Kirche ermoglicht wurde Bei der ersten Renovierung der Kirche im Jahre 1893 wurden unter anderem funf neue Glasfenster im Chor eingesetzt eine Heizung und eine fur damalige Verhaltnisse moderne Gasbeleuchtung installiert Erneuerungen am Aussenbau wurden 1912 beschlossen da aufgrund von zunehmender Verwitterung die Gefahr von Steinschlag wuchs Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche durch zwei Brandbomben getroffen und brannte aus Ein Abbruch des Gebaudes wurde zunachst erwogen da die Aussenmauern jedoch gut erhalten waren beschloss man 1954 die Wiederherstellung in vereinfachter Form Baubeschreibung BearbeitenEs handelt sich bei der Berger Kirche um den ersten neugotischen Kirchenbau in Wurttemberg Ihr Stil folgt der Tradition der fruhen Neugotik der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts Diesen pragten vor allem die romantische Rezeption des Mittelalters im Allgemeinen und klassizistische Architekturideale im Speziellen Man beschrankte sich bei den Bauten dieser Zeit meist auf Dekorationselemente wie Spitzbogenfenster Fialen Masswerkbrustungen und durchbrochene Turmhelme die man teils malerisch teils beliebig den Fassaden und Bauteilen der ansonsten eher modern das heisst klassizistisch entwickelten Gebaude vorblendete beziehungsweise aufsetzte Das Aussere Bearbeiten nbsp Portal an der SudseiteDiesem Gestaltungsprinzip folgt also auch die Berger Kirche Ihr Ausseres zeigt eine vollkommen symmetrische Anlage von drei aneinandergereihten unterschiedlich hohen Baukorpern aus Sandsteinquadern Dem 33 4 Meter hohen Turm im Westen folgt ein funfjochiges und ursprunglich dreischiffiges Langhaus welches im Osten durch einen kurzen durch funf Seiten des Achtecks gebildeten und niedrigeren Chor abgeschlossen wird Der Bau erhalt eine regelmassige vertikale Gliederung durch Strebepfeiler schlanke Fensteroffnungen und Portale an den Seiten des Langhauses und den Wanden der Chorapsis Bedingt durch die Stellung vor der Westfassade des Langhauses und seine im Verhaltnis zur Gesamtlange der Anlage relativ grosse Hohe wird der Turm zum beherrschenden Bauteil der Kirche Sein Aufbau gliedert sich in vier Geschosse und einen Turmhelm Das unterste uber quadratischem Grundriss errichtete Geschoss wird an drei Seiten durch offene Portale durchbrochen und bildet somit eine Vorhalle fur das Hauptportal an der Westseite des Langhauses Daruber erhebt sich ein langes dreibahniges Masswerkfenster und an den seitlichen Turmflanken je eine Fensterrose Uber diesem ebenso viereckigen zweiten Geschoss folgt im dritten und vierten Geschoss der Rucksprung zum Turmoktogon mit Uhrenboden und Glockenstube Diese offnet sich zu allen Seiten hin mit zweibahnigen Masswerkfenstern die mit Wimpergen uberfangen sind Den oberen Abschluss des Turms bildet ein mit Masswerk und Krabben reich verzierter durchbrochener Masswerkhelm der in einer grossen Kreuzblume endet Die Nord und Sudfassade des Langhauses ist symmetrisch aufgebaut Im mittleren der funf durch Strebepfeiler voneinander getrennten Joche befindet sich je ein reich mit Blendmasswerk in Tympanon und Wimperg geschmucktes Portal und daruber ein Rundfenster Die ubrigen Joche zieren zweibahnige Masswerkfenster mit Couronnements aus je zwei Drei und einem Vierpass Die gleichen Fenster zierten ursprunglich auch den polygonalen Chor Dieser wird im Norden und Suden jeweils durch kleine rechteckige Anbauten mit Pultdachern begleitet Diese beinhalten die Sakristei und einen Treppenzugang zum Keller der Kirche Vor dem Krieg schmuckte das Langhaus und den Chor eine umlaufende Masswerkbalustrade sowie Fialenbekronungen uber den Strebepfeilern Beim Wiederaufbau der Kirche in den 1950er Jahren wurden diese Schmuckformen jedoch entfernt und damit eine Vereinfachung der ausseren Erscheinung der Kirche bewirkt Auch der Chor wurde durch einen Teilabbruch im Wiederaufbau verandert wodurch er heute kleinere und schlichtere Fenster hat als vor dem Krieg Das Innere Bearbeiten Die ursprungliche Dreischiffigkeit der Kirche wurde nach dem Krieg beim Wiederaufbau der Kirche zugunsten eines schlichten Kirchensaales aufgegeben Die verlorenen acht Sandsteinpfeiler trugen ursprunglich ein stuckiertes Kreuzrippengewolbe nach hochgotischen Vorbildern Die Pfeiler und Gewolberippen waren sandsteinfarben belassen die Gewolbekappen gelb und die Seitenwande des Langhauses in einem Blauton gefasst Heute schliesst eine flache Holzbalkendecke den Raum nach oben hin ab Eine L formig an der West und Nordseitenwand angeordnete Empore verandert zusatzlich den ursprunglich langsgerichteten Charakter des Kircheninneren Der Triumphbogen zwischen Chor und Langhaus wurde vereinfacht aus der alten Raumgestaltung ubernommen Er leitet uber in den drei Stufen hoher liegenden Chor Hier lag vor dem Krieg der Zugang zur Loge des Kronprinzenpaares Die Ausstattung Bearbeiten Von der Ausstattung des Vorkriegsbaus haben sich nur wenige Stucke erhalten Dazu gehort als wertvollster Einrichtungsgegenstand das spatgotische Taufbecken der mittelalterlichen Vorgangerkirche von 1470 Bedingt durch die Kriegszerstorung verlor es seinen neugotischen Fuss und wurde im Jahre 2004 in aufwendiger Renovierung wieder fur Taufen nutzbar gemacht Die heutige Innenausstattung besteht im Wesentlichen aus einer mit Reliefs von Ulrich Henn geschmuckten Kanzel von 1955 einer Orgel mit 23 Registern der Firma Walcker amp Cie Ludwigsburg von 1964 1 und Glasfenstern im Chor von Gudrun Musse Florin von 1991 Im Turm hangt ein dreistimmiges Glockengelaut bestehend aus einer Leihglocke aus Oberschlesien und zwei 1952 53 neu gegossenen Bronzeglocken nbsp Ansicht von Norden 1862 nbsp Ansicht von Suden Entwurfszeichnung von Ludwig Friedrich Gaab 1862 nbsp Ansicht von Westen Entwurfszeichnung von Ludwig Friedrich Gaab 1862 Bedeutung BearbeitenDie Berger Kirche ist der erste neugotische Kirchenbau in Stuttgart und Wurttemberg Ihr kommt daher eine besondere Stellung als Architekturdenkmal fur die Stadt und die Region zu Mit ihr wurde ein Prototyp fur spater folgende Kirchenbauten der Evangelischen Kirche in Wurttemberg des 19 Jahrhunderts entwickelt der in seiner Form Einfluss hatte auf das Eisenacher Regulativ von 1861 das Regeln und Richtlinien fur den protestantischen Kirchenbau festlegte Eine der zentralen Forderungen war dass man sich bei zukunftigen Bauten vornehmlich an einem der christlich entwickelten Baustile und dabei insbesondere des zu dieser Zeit als germanisch angesehenen gotischen Stils orientieren sollte Man kann davon ausgehen dass dieses Programm massgeblich unter wurttembergischem Einfluss stand Hierfur gibt der Bau der Berger Kirche in Stuttgart ein wichtiges Zeugnis ab Gleichzeitig stellt die Kirche in ihrer exponierten Lage am ostlichen Zugang vom Neckartal zur Stuttgarter Innenstadt noch heute einen wichtigen stadtebaulichen Blickpunkt als Landmarke dar der die im 19 Jahrhundert fur die Erweiterung der Residenzstadt konzipierten romantisch gepragten Sichtachsen und Landschaftsbezuge nachvollziehen lasst Im Zweiten Weltkrieg boten die Bergstollen direkt unter der Kirche den meisten Bergern sicheren Schutz bei den vielen Luftangriffen auf die Stadt Modell BearbeitenDie Kirche diente als Vorbild fur ein Modell im Massstab 1 87 H0 welche auf vielen Modelleisenbahnanlagen zu finden ist Produziert wird das Modell vom Modellbahnzubehorhersteller Viessmann Modelltechnik aus dem hessischen Hatzfeld welcher das Modell unter der Marke Vollmer vertreibt Vom selben Unternehmen gibt es auch das Modell im Massstab 1 160 Spur N Ausserdem diente die Kirche als Vorlage fur ein Modell aus Klemmbausteinen des Modelldesigner Tobias Holtke der unter dem Kunstlernamen Brickcity Steinbrueck auf Instagram Bilder dazu veroffentlicht Literatur BearbeitenElmar Blessing Elisabeth Frister Bettina Sernatinger Berger Kirche Architektur Geschichte Kunst Stuttgart Evangelische Kirchgemeinde Berg 2005 E Brosamlen Das schone Stuttgart Berg Ein Heimatbuch Stuttgart 1939 Seite 15 20 Ludwig Friedrich Gaab Die Neue Kirche in Berg bei Stuttgart Nach den Original Zeichnungen Stuttgart Jager 1862 Heinrich Hartmann Die Einweihung der Kirche in Berg 30 September 1853 In Evangelisches Kirchen und Schulblatt zunachst fur Wurttemberg Band 17 1856 Seite 99 102 119 125 Eva Maria Seng Der Evangelische Kirchenbau im 19 Jahrhundert Die Eisenacher Bewegung und der Architekt Christian Friedrich von Leins Tubingen 1995 Seite 430 436 207 209 Martin Worner Gilbert Lupfer Ute Schulz Architekturfuhrer Stuttgart Berlin 2006 Seite 96 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Berger Kirche Stuttgart Berg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webseite der Evang Heilandskirchengemeinde Stuttgart BergNachweise Bearbeiten Stuttgart Evangelische Heilandskirche Berg auf orgbase nl48 796666666667 9 2105555555556 Koordinaten 48 47 48 N 9 12 38 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berger Kirche Stuttgart amp oldid 239337910