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Ein Beiwagen in der Schweiz Anhange r wagen oder Anhanger genannt ist ein antriebsloser Wagen einer Strassenbahn oder einer Eisenbahn Er wird von einem Triebwagen oder seltener einer Lokomotive gezogen bzw geschoben und dient der Beforderung von Fahrgasten Bei der Eisenbahn spricht man allerdings meist von einem Eisenbahnwagen beziehungsweise Personenwagen Ausnahmen sind unten angefuhrt Verkehrt ein Beiwagen zwischen zwei Triebwagen so handelt es sich um einen Mittelbeiwagen Ein Strassenbahnzug aus Triebwagen rechts und Beiwagen links Beiwagen bei der Strassenbahn BearbeitenWahrend bei den in den 1830er Jahren eingefuhrten Pferdestrassenbahnen grundsatzlich nur ein Wagen von einem oder mehreren Pferden gezogen wurde ermoglichten die ab den 1870er Jahren betriebenen Dampfstrassenbahnen erstmals auch im Strassenbahnbereich die Bildung von Zugen Da die bei letzteren eingesetzten Strassenbahnlokomotiven aber ohnehin keine Fahrgaste beforderten gab es auch noch keine Unterteilung in Trieb und Beiwagen nbsp FOTG Beiwagen von 1884 nbsp Bei der Kabelstrassenbahn in Melbourne zogen ab 1885 sogenannte dummies die mit dem Zugseil verbunden waren gewohnliche Beiwagen hinter sich herDies anderte sich erst in den 1880er Jahren durch die Einfuhrung der elektrischen Traktion Nachdem 1881 mit der Elektrischen Strassenbahn Lichterfelde Kadettenanstalt die erste Elektrische uberhaupt in Betrieb ging waren die elektrischen Triebwagen schon bald so leistungsfahig dass sie auch Anhanger befordern konnten So fuhrte die Frankfurt Offenbacher Trambahn Gesellschaft FOTG bereits bei ihrer Eroffnung im Jahr 1884 Beiwagen mit Haufig wurden die ersten Beiwagen aus altbrauchbaren Pferdebahnwagen umgebaut die typischerweise recht leicht waren Dank immer starker motorisierter Triebwagen konnten aber bald auch neue schwerere Beiwagen gebaut werden die geraumiger als die alten Pferdebahnwagen waren Meist verwendeten die Hersteller fur Trieb und Beiwagen die gleichen Wagenkasten Weil letztere aber nicht das Gewicht der elektrischen Ausrustung und den Stromabnehmer tragen mussten hatten zweiachsige Beiwagen haufig ein einfacheres Laufwerk ohne besonderes Laufgestell und einen leichteren Rahmen Zogen die Triebwagen anfangs in der Regel nur einen Beiwagen hinter sich her tauchten in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts auch Dreiwagenzuge auf Selten waren hingegen Verbande mit drei oder mehr Beiwagen so fuhren beispielsweise bei der strassenbahnahnlichen Lokalbahn Innsbruck Hall in Tirol grosse Vierachser mit vier zweiachsigen Anhangern Mit dem Einsatz moderner Gelenkwagen ab den 1950er Jahren die etwa einem alteren Triebwagen mit Beiwagen entsprachen wurde der Bedarf an Beiwagen geringer Teilweise wurden keine neuen Beiwagen beschafft stattdessen wurden die Gelenktriebwagen immer langer Gelenkbeiwagen sind selten Beispiele dafur sind die Vierachser in Bremen Hansa Waggon bzw Wegmann GB4 und Munchen Rathgeber Baureihe p die Beiwagen 1053 1058 der RHB und die Bauart c6 aus Wien auch wenn diese im Regelbetrieb nur auf der Wiener U Bahn Linie U6 eingesetzt wurden Vereinzelt verbanden manche Betriebe ausserdem alte zweiachsige Anhanger nachtraglich miteinander diese Bauart konnte sich jedoch nicht durchsetzen Es gab aber auch Beiwagen die motorisiert waren aber ansonsten keine elektrischen Einrichtungen wie Stromabnehmer oder Fuhrerstand hatten so in Hannover die DUEWAG Breitraumwagen 1401 ff In diesem Fall spricht man jedoch meist von gefuhrten Triebwagen Die Einsatzgeschichte der Beiwagen unterschied sich gerade in der Zeit bis zur deutschen Wiedervereinigung stark voneinander in der Bundesrepublik und vielen westeuropaischen Landern reduzierte sich durch den wachsenden Anteil an Gelenkzugen die Zahl der Beiwagen nur in Ausnahmefallen wurden auch in den 1980er Jahren neue Beiwagen in Dienst gestellt so beispielsweise in Braunschweig in den meisten osteuropaischen Landern dominierten einzeln oder in Mehrfachtraktion verkehrende Grossraum Triebwagen und Gelenkwagen seit Ende der 1960er Jahre wurden neue Beiwagen im Wesentlichen nur nach Jugoslawien Tatra B4YU Rumanien Timiș 2 und in die DDR Tatra B3D B4D B6A2D geliefert in der DDR wurden bis Ende der 1960er Jahre bei Berucksichtigung der Rekowagen als Quasi Neubauten sogar bis 1975 klassische Triebwagen Beiwagen Zuge hergestellt Zuge aus zweiachsigen LOWA bzw Gothawagen wurden in den 1950er und 1960er Jahren auch nach Polen und in die Sowjetunion exportiert nach der politischen Wende gelangten auch gebrauchte Strassenbahnzuge mit Beiwagen aus Deutschland zu solchen osteuropaischen Betrieben die bislang keine Beiwagen mehr einsetzten mit dem Aufkommen der Niederflurtechnik wurden vereinzelt neue niederflurige Beiwagen als Erganzung fur vorhandene hochflurige Triebwagen gebaut so zum Beispiel die Typen SB9 der Strassenbahn Darmstadt und NB4 bzw 4NBWE der Strassenbahnen in Leipzig und Rostock Mit ihnen wurde auch im Zusammenspiel mit alteren aber noch nicht abgeschriebenen Hochflur Triebwagen ein barrierefreier Einstieg gewahrleistet Mit Verjungung des jeweiligen Wagenparks werden diese Niederflur Beiwagen aber zunehmend auch hinter Niederflur Triebwagen eingesetzt Im Gegenzug setzen die Strassenbahn Braunschweig und die Strassenbahn Magdeburg in den Hauptverkehrszeiten Hochflur Beiwagen hinter Niederflur Triebwagen ein Dadurch wird einerseits ganztagig ein barrierefreier Zugang gewahrleistet andererseits steht auch in den Spitzenzeiten genug Kapazitat zur Verfugung ein Sonderfall sind die hochflurigen Mittelbeiwagen vom Typ MB4 der Stadtbahn Bielefeld sie laufen wegen des in Bielefeld ublichen Zweirichtungsverkehrs grundsatzlich nur zwischen zwei Triebwagen Ahnlich in Basel dort verkehren auf der Linie 3 Beiwagen zwischen zwei Triebwagen Bei der 1908 gegrundeten strassenbahnahnlichen Strassenbahn Abbazia im damaligen Osterreichischen Kustenland zogen fruher Posttriebwagen regulare Beiwagen 1 Hier bestand die besondere Situation dass die Fahrgastbeforderung nur im Beiwagen nicht aber im Triebwagen moglich war Bei der Strassenbahn Wien wurden zwischen 1955 und 1973 altere zweiachsige Triebwagen der Baureihen H2 K L1 M M1 P P2 P3 vierachsigen c2 oder c3 Grossraumbeiwagen vorgespannt Weil bei diesen Gespannen das Zugfahrzeug deutlich kleiner war als der Anhanger erhielten sie den Spitznamen Halbstarke Kombinationen aus zweiachsigen Triebwagen und vierachsigen Beiwagen verkehrten daruber hinaus auch bei der Strassenbahn Berlin Die meisten Einrichtungs Beiwagen verfugen uber einen Hilfsfahrschalter fur Rangierzwecke am hinteren Wagenende was sie technisch zu Steuerwagen macht Neben einfachen Fahraufgaben meist mit nur zwei Fahr und einer Bremsstufe liessen sich meist Blinker und Turfreigaben vom Beiwagen aus bedienen In einigen Stadten wurde damit in entlegeneren Streckenbereichen sogar planmassige Heck voraus Fahrten bis zur nachsten Wendeschleife oder dem nachsten Gleisdreieck durchgefuhrt Strassenbahn Beiwagen verfugen typischerweise uber eine vom Triebwagen gesteuerte Solenoidbremse nbsp Offener Sommerbeiwagen der Stuttgarter Strassenbahnen ursprunglich ein Pferdebahnwagen nbsp Zweiachsiger Beiwagen der Strassenbahn Strasbourg noch mit offenen Plattformen nbsp Vierachsiger Beiwagen der ehemaligen Compagnie genevoise des tramways electriques ebenfalls noch mit offenen Plattformen nbsp Strassenbahn Innsbruck Beiwagen mit geschlossenen Buhnen nbsp Vierachsiger Niederflurbeiwagen der Frankfurter Lokalbahn gebaut 1923 von der Waggonfabrik Uerdingen nbsp Typischer Dreiwagenzug aus Zweiachsern hier 1989 bei der Strassenbahn Zwickau nbsp Innsbrucker Museumsgarnitur mit vier Beiwagen nbsp Basel mittig laufender Beiwagen auf der Linie 3 nbsp Gelenkbeiwagen und Gelenktriebwagen der Rhein Haardtbahn GmbH nbsp Moderner Niederflur Beiwagen in Rostock nbsp Magdeburg Hochflur Beiwagen hinter Niederflur Triebwagen nbsp Halbstarker Zug M c3 in Wien 1969 Beiwagen bei der Eisenbahn Bearbeiten nbsp Die Beiwagen der Bauart VB 142 links wurden fur die Uerdinger Schienenbusse VT 95 rechts gebaut nbsp Beiwagen eines Dieseltriebwagens der FEVE von Ferrostaal 2 in Inca Mallorca 1990Bei Eisenbahnen erfolgt die Unterscheidung zwischen Beiwagen und gewohnlichen Eisenbahnwagen zumeist aus logistischen Grunden da der Einsatz von Triebfahrzeugen und Wagen gewohnlich von verschiedenen Dienststellen beispielsweise Bahnbetriebswerke und Betriebswagenwerke koordiniert wird Durch die Bezeichnung Beiwagen Zuordnung zum Triebfahrzeugpark wird deutlich dass ein antriebsloses Fahrzeug gewohnlich in speziellen Triebwagenzugen zum Einsatz kommt und daher gemeinsam disponiert werden muss Meist sind Beiwagen speziell fur den Einsatz mit einer speziellen Elektrotriebwagen oder Dieseltriebwagen Baureihe beschafft worden so dass sie technisch und gestalterisch dieser angepasst sind Beispiel VB 142 und VT 95 Teilweise hat man aber auch zeitweilig oder dauerhaft gewohnliche Reisezugwagen in Triebwagenzugen verwendet die dann meist auch technisch entsprechend verandert Steuerleitungen und als Beiwagen bezeichnet wurden Umgekehrt konnte es auch vorkommen dass man Beiwagen noch in lokomotivbespannten Zugen verwendete obwohl die Triebwagen schon nicht mehr im Einsatz waren Eine Zuordnung zum allgemeinen Wagenpark erfolgte aber nicht mehr wenn sie nicht freizugig einsetzbar waren Die Deutsche Reichsbahn hatte zunachst fur Triebwagen und Beiwagen bestimmte Nummerngruppen innerhalb der Reisezugwagennummern reserviert Mit der Einfuhrung eines Bezeichnungssystems fur elektrische Triebwagen 1940 und Verbrennungstriebwagen 1948 in Westdeutschland erhielten die Beiwagen entsprechende Kennbuchstaben EB bezeichnete Beiwagen zu elektrischen Triebwagen EBA Beiwagen zu Akkumulatortriebwagen und VB Beiwagen zu Triebwagen mit Verbrennungsmotor einschliesslich Schienenbussen Die Baureihenbezeichnungen waren immer von der Bezeichnung des Triebwagens abgeleitet Bei der Deutschen Reichsbahn wurden die Kennbuchstaben ebenfalls eingefuhrt Jedoch erhielten nur Neubauten eine neue Baureihenbezeichnung Auch nach Einfuhrung der EDV Nummern blieb die Zuordnung zu den Triebfahrzeugen erhalten weshalb sie in Deutschland erst 1968 bzw 1970 erfolgte Heute tragen antriebslose Fahrzeuge Bei Mittel und Steuerwagen in Elektrotriebzugen 800er Nummern in Dieselzugen 900er Nummern Auch bei vielen Sekundar und Lokalbahnen bzw Kleinbahnen wurde die Bezeichnung Beiwagen verwendet Einzelnachweise Bearbeiten Die Strassenbahn Opatija im Stadtverkehrslexikon Jugoslawien Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Cronicas de la via estrecha XIX Los MAN eternamente FEVE 2301 2373 y FGC 3001 3011 abgerufen am 24 Mai 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Beiwagen Bahn amp oldid 220337133